Meine Tochter (4) geht seit jetzt einem Jahr zur tänzerischen Früherziehung in eine Ballettschule. Es macht ihr auch großen Spaß da. Die Schule veranstaltet alle zwei jahre ein großes Tanzmärchen bzw. eine Tanzaufführung. Die Vorstellung ist immer abendfüllend mit eigener Geschichte und Choreographie und wird ziemlich professionell aufgezogen. Es sind Tänzer aus allen Altersgruppen und Leistungsstufen dabei. Die Tanzschule mietet eigens für den Abend die Stadthalle an und organisiert Kostüme, Fotografen, Presse, ... eben das volle Programm. Letzten Herbst war die Premiere des aktuellen Tanzmärchens, da waren die Kinder aus der Früherziehung aber noch nicht dabei. Nun wird die Aufführung im März noch mal wiederholt und diesmal wird es auch einen kleinen Part für die Jüngsten geben. Meine Tochter war sofort hellauf begeistert von der Idee, auf einer Bühne zu tanzen und ich möchte sie da ja auch gerne unterstützen, ich verstehe ihre Begeisterung und bin zugegeben auch stolz auf sie. Deshalb war für uns von Anfang an klar, dass sie beim Tanzmärchen mitmacht. Seit November proben sie bereits für den Auftritt.
Aber seither vergeht mir von mal zu mal immer mehr die Lust an dem Spektakel. Angefangen damit, dass ich fast vom Stühlchen gefallen bin, als ich die Karten für meinen Mann und mich und meine Eltern gekauft habe: 26,- EUR / Person!!!! Hinzu kamen noch mal 20,- EUR Leihgebühr für's Kostüm. Dann erfuhr ich, dass die Vorstellung erst abends um 19 Uhr beginnt (die Premiere hatte immerhin um 17 Uhr angefangen) und das mit so kleinen Mäusen, die um diese Uhrzeit normalerweise schon ins Bett gehen! Die Kinder werden hinter der Bühne in einem separaten Raum betreut, es gibt wohl Kuschelecken zum Ausruhen, Spielzeug und auch Essen und Trinken. Die meisten Mütter haben sich als Betreuer angemeldet und bleiben bei ihren Kindern hinter der Bühne. Da es der erste Auftritt ihres Lebens ist, hätte ich mir diesen eigentlich auch gerne "von vorne" angesehen. Doch dann hieß es, dass die Kinder bis zum Schlußapplaus hinter der Bühne bleiben müssen und auch in der Pause nicht zu ihren Eltern dürfen bzw. dass auch die Eltern nicht hinter die Bühne dürfen, das wird strickt getrennt. Der Auftritt meiner Tochter ist aber schon ziemlich am Anfang. Sie muss ca. 30 bis 60 Minuten vor Showbeginn schon da sein und muss dann nach ihrem Auftritt bis zum Schlussapplaus hinten bleiben - das sind mindesten 3 Stunden! Bis abends um 21 Uhr! Ich finde das für so kleine Kinder eigentlich unzumutbar.
Nun hatten wir aber schon zugesagt und auch die Karten schon gekauft. Also schenkte ich meine Karte meiner Schwiegermutter und meldete mich als Betreuungsperson an, damit ich hinter der Bühne bei meiner Tochter bleiben kann. Auf diese Weise bekomme ich natürlich nichts von ihrem Auftritt mit. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, darf mein Mann oder generell alle Zuschauer während der Aufführung aber auch keinerlei Foto- oder Videoaufnahmen machen. Statt dessen wurde zumindest bei der Premiere ein professionelles Videoteam und ein Fotograf engagiert. Die DVD mit den Videoaufnahmen musste man schon im Vorfeld für 30,- EUR pro Stück bestellen, die Fotos konnte man ein paar Wochen nach der Aufführung auswählen und Abzüge für je 10,- EUR pro Bild bestellen. SCHWEINETEUER! Und damit nicht genug: Für die zweite Aufführung jetzt im März sollte auch wieder ein Filmteam beauftragt werden. Diesmal sollte die DVD aber 35,- EUR kosten. Und es müssen mindestens 100 Bestellungen vorliegen, sonst gibt es keinen Film. Da aber viele Teilnehmer schon bei der Premiere im Herbst dabei waren, haben diese verständlicherweise kein Interesse an einer zweiten DVD. Entsprechend mager waren jetzt die Vorbestellungen. Heute habe ich nun erfahren, dass aufgrund der geringen Bestellungen im März kein Video aufgezeichnet wird. Aber selber filmen ist trotzdem verboten.
Ich ärgere mich gerade maßlos. Die ganze Organisation geht vollkommen an den Kleinsten und ihren Eltern vorbei. Ist doch logisch, dass man vom ersten Auftritt seines Kindes gerne ein Andenken und eine Aufnahme haben möchte, oder? Nicht nur dass ich die Kosten total überteuert finde, auch die Uhrzeit ist zumindest für die ganz Kleinen alles andere als angemessen, die ganze Organisation ist eine Zumutung für Kinder und Eltern, ich muss jetzt mit einer übermüdeten und aufgedrehten 4-jährigen und einer Horde anderer Kinder in einem viel zu kleinen Raum 3 Stunden hinter der Bühne ausharren und kann mir den Auftritt meiner Tochter noch nicht mal auf Video ansehen. Wenn mir das vorher bewusst gewesen wäre, hätte ich meine Tochter gar nicht erst für die Aufführung angemeldet. Aber nun will ich sie auch nicht enttäuschen, sie freut sich schließlich schon auf den Auftritt und probt ja auch schon seit Wochen dafür. Aber ärgern tut es mich trotzdem, dass von den werten Veranstaltern offenbar keiner mal an die Jüngsten gedacht hat. Da sind derart professionelle Ansprüche einfach übertrieben und fehl am Platz.
Oder sehe ich das zu eng?