Ich hab es ja immer geahnt, dass wir einmal vor der Entscheidung stehen und bislang immer erfolgreich verdrängt.
Meine Große (8,5) Jahre geht seit mehreren Jahren erfolgreich ins Ballett. Mittlerweile sogar 2-3 mal pro Woche.
Am Samstag hat uns eine ihrer Lehrerinnen nahegelegt uns Gedanken über die Zukunft zu machen. Wenn ich meine Tochter frage, will sie natürlich gerne Tänzerin werden und auf der Bühne stehen .
Ich weiß, wie schwer der Weg ist und wie viele es nicht schaffen, wie zehrend der Sport allein physisch ist und dass sich alles nur noch ums Ballett dreht, Freundschaften darunter leiden, und, und, und...
Ich weiß auch, wie teuer und zeitintensiv die ganze Ausbildung ist- und das allein wäre schon Grund genug, es nicht zu erlauben .
Problem unserer Tochter ist zudem, dass sie zwar sehr intelligent ist, aber durch ihre ADS immer wieder Probleme in ihrer Schullaufbahn bekommen wird und auch dort eben viel länger braucht und mehr Unterstützung benötigt als andere Kinder. Eine einigermaßen gute Schulbindung würde in diesem Fall sicherlich auf der Strecke bleiben.
Und nun die andere Seite:
Ich wollte als Kind sehr gerne ins Ballett- leider durfte ich nicht oder vielmehr hatten meine Eltern nichts dafür übrig und zudem wäre es vermutlich auch zu teuer gekommen. Lange, sehr lange habe ich diesem Wunsch nachgetrauert. Ich habe meinen Eltern auch lange in meinem Innern die Schuld gegeben, dass sie meine Talente nicht unterstützt bzw. meine Probleme und Schwierigkeiten nicht ernst genommen haben oder gemeinsam mit mir nach Hilfe gesucht haben.
Bei meiner Tochter sehe ich durchaus Potential.
Und nun stecke ich in der Klemme. Ich sehe sie derzeit (noch) nicht im Internat (gut, da hat sie auch noch Zeit, bis zur 5. Klasse). Sie ist da nicht so selbständig und durch ihre ADS eben auch sehr chaotisch.
Möglicherweise hat es sich bis dahin vielleicht ja erledigt, und ehrlich gesagt, wäre ich auch nicht böse darum .
Aber um auf den Anfang zurückzukommen:
Die Lehrerin schlägt vor in die Ballettschule des Theaters der nächstgrößeren Stadt zu wechseln.
Problem:
wir müssten mind. 40-60 (im Momente fahren wir 20-30 )Minuten pro Fahrt rechnen. Dreimal pro Woche verschlingt das sehr viel Zeit (Alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln klappt das noch nicht- ist mit vielem Umsteigen usw. verbunden).
Ich habe noch eine kleinere Tochter die jetzt auch meistens mit zum Training muss (einmal geht sie auch selbst hin). Ich kann und will sie nicht noch länger und öfter wie ein drittes Rad mitschleppen. Sie ständig irgendwo unterzubringen ist nicht möglich.
Das ganze kommt ziemlich teuer. Die Preise liegen weit höher als wir jetzt als ABO an der Ballettschule bezahlen.
Zudem sind die Ferienzeiten anders als bei uns. Das wäre aber wohl das kleinste Problem an dem Ganzen.
Ein weiteres Argument ist, dass ich schon jetzt nicht mehr mit meinem Haushalt hinterher komme...und ich dann noch weniger Zeit habe.
Was würdet ihr tun?
Würdet ihr eine fast aussichtlose oder kurzlebige Karriere fördern, bei der von vornerein klar ist, dass sie nicht unbedingt gut für den Körper des Kindes ist, dass sie enorme Risiken birgt, dass alles sich nur noch auf ein Thema fokussiert, und dass das Kind bereits in sehr jungen Jahren sehr, sehr viel arbeiten und viel Freizeit und Freunde entbehren muss?
Und das bei einem Kind, dass für die allgemeinen Dinge des Lebens zu lernen viel zusätzliche Unterstützung braucht, das aber sehr wohl recht begabt und mit Potential ausgestattet ist?
Was mich an der ganzen Sache zudem stört, ist dass der Fokus ja bereits durch die Diagnose der Großen vermehrt auf sie gerichtet ist und sich mit den zeitlichen und finanziellen Investitionen praktisch nur noch auf sie fixiert.
Und ich habe auch noch eine zweite Tochter, auch sie hat ihre Begabungen im musischen Bereich. Sie macht zwar auch sehr gerne und gut Ballett, aber bei ihr ist von vornerein klar, dass sie körperlich kein Potential besitzt. Sie ist aber sehr musikalisch und wird von ihrer Instrumentallehrerin gut gefördert. Gerechterweise müsste ich auch sie darin ebenso gut unterstützen, wie die große Tochter.
Nun ist es leider so, dass uns halt auch finanziell die Grenzen gesetzt sind.