Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • Und in natürlicher Farbe vom Holz. Das sind mir eigentlich die liebsten Möbel. Ivar-Schränke (ohne die Regale) sehen schlicht und schön aus, können ganz nach gusto behandelt werden und sind wahnsinnig wandelbar. Zudem kann eine gewünschte Farbe auch selbst umgesetzt werden: Unsere Küche hat Korpusse von Ikea, die Fronten sind auf Maß zugesägt worden und ich habe sie in petrol gestrichen (passt super zur Arbeitsplatte in Eiche). Also Kinderzimmer in Wunschfarbe sollte eigentlich prblemlos möglich sein. Meine Tochter hat übrigens von Ikea ein schwarzes Bror-Regal. Passte am besten und mit dem ganzen Kram im Zimmer wird es eh von alleine bunt.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • An der Schule meines Sohnes (Klasse 9) wurde ein Debattier-Club sehr beworben.

    Es wurde darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, für seine Position einzutreten und vor Gruppen zu sprechen, etc PP.

    Als mein Sohn und ein paar deiner Freunde Interesse bekundeten, wurde gesagt, der Club sei nur für Mädchen. Sie bräuchten einen geschützten Raum für Diskussionen.


    Ich bin in jeder Hinsicht geschockt!!


    Erstens: man kann den Jungs doch nicht etwas präsentieren und die Wichtigkeit davon betonen, um ihnen dann zu sagen: Ätsch, ist aber nur für Mädchen!

    Zweitens: Wieso wird den Mädchen eingeredet, sie müssen ineiner Diskussion (die ja moderiert und abgeleitet wird!) geschützt werden? Warum macht man Mädchen immer zu Opfern?

    Drittens: was nützt es Mädchen zu lernen, dass sie nun zwar Methoden erlernt haben, vor anderen Mädchen/Frauen zu reden, es aber anscheinend was total Schlimmes ist, genau das selbe auch vor männlichen Gesprächspartnern zu tun?


    Ich finde es wirklich furchtbar. Es passt leider in die Entwicklung, dass zunehmend über- und nicht miteinander gesprochen wird.

  • Oh, Kanin , hast du in deiner Jugend keine Diskussionen in gemischter Runde geführt?


    Anlass für getrennte Gruppen hätte es damals durchaus gegeben. Mal schauen, wie es richtig funktionieren würde, ohne gleich in die entsprechende Rolle gedrängt zu werden. Ich habe auch keine Anzeichen gesehen, dass sich das Verhalten da grundsätzlich geändert hätte.


    Was ich erstaunlich finde bei deiner Ankündigung ist nur, dass bei der Werbung für den Debattierclub nicht erkennbar gesagt wird, dass es ausschließlich für Mädchen ist.

  • Na, wenn ihr jetzt schon zu zweit seid, dann muss ich mal inhaltlich genauer werden.

    Erstens: man kann den Jungs doch nicht etwas präsentieren und die Wichtigkeit davon betonen, um ihnen dann zu sagen: Ätsch, ist aber nur für Mädchen!

    Das stimmt.

    Wobei ich nicht ganz ausschließen würde, dass dein Sohn und seine Freunde möglicherweise auch einfach bei der Ankündigung übersehen haben, dass es nicht für Jungs ist, weil sie das bei dem Thema nicht erwartet haben.


    Zweitens: Wieso wird den Mädchen eingeredet, sie müssen ineiner Diskussion (die ja moderiert und abgeleitet wird!) geschützt werden? Warum macht man Mädchen immer zu Opfern?

    Man macht die Mädchen da nicht zum Opfer, sondern man versucht, ihnen eine Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten zu entwickeln.


    Es dürfte sehr schwierig sein und für eine einzelne Person ohne technische Hilfsmittel auch überhaupt nicht machbar sein, eine Diskussion so zu leiten, dass Jungs und Mädchen darin sicher gleichberechtigt diskutieren können.


    Drittens: was nützt es Mädchen zu lernen, dass sie nun zwar Methoden erlernt haben, vor anderen Mädchen/Frauen zu reden, es aber anscheinend was total Schlimmes ist, genau das selbe auch vor männlichen Gesprächspartnern zu tun?

    Es nützt sehr viel, mal zu erleben, wie es richtig gehen würde, weil man dann auch die Grundlage hat, eine ordentliche Diskussionskultur in gemischten Gruppen einfordern zu können.

  • Es dürfte sehr schwierig sein und für eine einzelne Person ohne technische Hilfsmittel auch überhaupt nicht machbar sein, eine Diskussion so zu leiten, dass Jungs und Mädchen darin sicher gleichberechtigt diskutieren können.

    .

    gerade in einem Debattierclub geht das ausgezeichnet. Es gibt ja ein entsprechendes Regelwerk.

    Wenn die anbietende Lehrkraft nicht dafür geschult wurde, bringt es eh nicht viel, egal ob das eine reine Mädchengruppe ist oder nicht.

  • Mein Sohn war mal sehr entrüstet, weil er keinen Platz in der Robotics-AG bekommen hat (Mädchen werden bevorzugt angenommen). Ich habe ihm versichert, dass er das in seinem Leben noch sehr oft umgekehrt erleben wird, wahrscheinlich ohne es wahrzunehmen.

  • Es gibt ja ein entsprechendes Regelwerk.

    Weiß nicht, wie das Regelwerk von Debattierclubs aussieht, aber sämtliche Probleme wird es nicht lösen können.


    Ich kenne Diskussionen unter zivilisierten Erwachsenen, mit Redeliste und Redezeitbegrenzung - und auch da gibt es noch einen Unterschied in den Möglichkeiten, wie Männer und Frauen normalerweise diskutieren und wahrgenommen werden.

    • Offizieller Beitrag

    Gerade einen Debattierclub, so wie ich sie erlebt habe, faende ich ideal zum Mischen der Geschlechter, eben weil es dort sehr strikte Regeln gibt und da neutrale Beobachter festhalten, bewerten wie argumentiert wird. Vielleicht koennte man da auch mal das Thema Geschlechterwahrnehmung aufgreifen und gemeinsam beobachten.


    Ein geschützer Raum zum Diskutieren nur für Maedchen kann sicherlich auch sinnvoll sein, hat dann aber weniger mit einem Debattierclub im eigentlichen Sinne zu tun.

  • Dass man den Club erst anpreist und dann die Hälfte der Leute ausschließt, finde ich auch nicht gut. Das ist ein echtes Kommunikations-Fail.


    Ansonsten finde ich es schon okay, wenn gezielt auch nach Geschlechtern getrennt ausgebildet oder gefördert wird. Das kann schon hilfreich sein, das weiß man doch aus getrenntgeschlechtlichen Schulen. Debattierclubs werden deutlich häufiger von Männern als von Frauen frequentiert, siehe hier:

    http://deutsche-debattiergesel…rage-2016-Kurzfassung.pdf


    Schön wäre es natürlich, wenn die Jungs parallel dazu in Bereichen gefördert würden, in denen Jungs oft unterrepräsentiert sind, die aber mindestens genauso wichtig sind (z.B. Koch-/Hauswirtschaftskurse oder Tanzunterricht).

  • Gerade einen Debattierclub, so wie ich sie erlebt habe, faende ich ideal zum Mischen der Geschlechter, eben weil es dort sehr strikte Regeln gibt und da neutrale Beobachter festhalten, bewerten wie argumentiert wird. Vielleicht koennte man da auch mal das Thema Geschlechterwahrnehmung aufgreifen und gemeinsam beobachten.


    Ein geschützer Raum zum Diskutieren nur für Maedchen kann sicherlich auch sinnvoll sein, hat dann aber weniger mit einem Debattierclub im eigentlichen Sinne zu tun.

    Das sehe ich absolut genau so.


    Und auch wenn ich absolut der Meinung bin, dass man Privilegien der einen und strukturelle Benachteiligung der anderen auch Jugendlichen nicht verschweige darf, finde ich es fatal Mädchen, von vornherein einzureden, sie bräuchten "vor Jungs geschützte Räume".

    Wir alle brauchen geschützte Räume. Unabhängig vom Geschlecht.

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

    • Offizieller Beitrag

    Kanin mich erinnert das ganze sehr an eine Sportlehrerin, 5.Klasse. Da mussten die Jungs die schweren und grossen Geräte aufräumen und mehr Pushups machen und mehr xyz machen, weil sie Jungs sind. Nur in dem Alter waren die Maedchen allesamt größer. Im Prinzip wirkte es auf mich immer so, als wuerde betont, dass Maedchen ja schwächer waeren und man deswegen von vornherein darauf Rücksicht nehmen muss.


    Ein wenig, wie meine Mutter zu Schulzeiten keine 800m rennen durfte, weil das gefährlich ist und Maedchen daran kaputt gehen.

  • ich finde nach geschlecht getrennte sichere räume gut und wichtig. nicht ausschließlich, aber ergänzend. auch so einen debattierclub für mädchen finde ich grundsätzlich nicht soooo verkehrt, viele SIND in dem alter eben schon so sozialisiert, dass sie sich von alleine die räume nicht nehmen und dann komplett wegbleiben oder sich zurückstellen. das kann man IN der maßnahme, wenn man gut geschult ist und alles gut rüberbringt, gern abfangen, indem man für gleiche redezeiten für alle sorgt etc., nützt aber nur nichts, wenn von 10 TN 2 mädchen sind.


    aber das verfahren in diesem fall geht so tatsächlich gar nicht. diese maßnahme muss genau so eingeführt werden. und, auch wenn ich immer nur härtestens augen rolle, wenn von irgendwo die aufquiekung kommt "aaaber was ist den mit den jungen/männern": in SO einem fall braucht es ein paralleles angebot für die jungen. ohne finde ich es nicht passend.


    zum thema "opfer": ich glaube, das übelste, was man mädchen antun kann, ist, sie in dem glauben großwerden zu lassen, dass strukturelle benachteiligung von mädchen und frauen eine sache der vergangenheit sei. dass sie alles tun/machen/werden könnten, was sie wollen. denn es gibt nach wie vor strukturen, die es frauen nur mit einem vielfachen an energieeinsatz erlauben, in von männern dominierte räume einzudringen (und dann dort zu bestehen). und es gibt das abrutschen in die 50er mit partnerschaft und kindern. dann gibt es das schönreden/die kognitive dissonanz, in der viele frauen und mädchen kontinuierlich leben. wie oft höre ich "wir teilen uns alles 50:50" etc., und das stimmt objektiv nicht.


    klar ist es eine gratwanderung: wenn ich von klein auf immer wieder höre, wie benachteiligt ich bin, dann kann mich das je nach meinem naturell dazu verleiten, komplett zu resignieren, bevor ich auch nur angefangen habe. soweit darf es natürlich nicht kommen.


    lg patrick

  • Ich finde es sehr hilfreich zu wissen, dass viele Verhaltensweisen und auch Gedanken ansozialisiert sind. Dann kann ich mich bewusst dafür entscheiden, das sozialisierte Verhalten aufzubrechen. Also wenn ich weiß, dass es nicht an mir persönlich liegt, dass Männer über meinen Kopf hinweg miteinander reden, dann kann ich mir bewusst und absichtlich Beachtung erkämpfen.


    Ich benutze das im Job ganz oft, dass ich mich entgegen meiner gefühlten Natur verhalte. Ich begebe mich in die Rolle einer Person, die etwas zu sagen hat. Mir würde das sehr viel schwerer fallen, wüsste ich nichts über die strukturelle Benachteiligung von Frauen oder würde diese leugnen.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)