Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • Kapier ich nicht, was so schlimm daran ist dass in Kinderbüchern die Feuerwehrleute meistens Männer sind, ebenso wie, oder vor allem auch, die Bauarbeiter... Erstens ist es eben tatsächlich so,dass mehr Männer diesen Beruf ausüben (was auch irgendwie logisch ist, die Durchschnittsfrau hat weniger Veranlagung für viel Muskelaufbau als der Durchschnittsmann, besonders viel Kraft spielt aber besonders bei letzterem Beruf häufig eine Rolle...
    Und zweitens, eine starke Frau fühlt sich durch soetwas doch nicht zurückgesetzt oder unfair behandelt?? Ich habe als Kind auch solche Kinderbücher angesehen und hab trotzdem immer mit angepackt, konnte trotzdem schon als Kind jedem Mann selbstbewusst verbal Paroli bieten, und fühle mich heute nicht im geringsten in irgendeine Sparte gedrängt, auch nicht beruflich (Berufswunsch Polizei zB)..
    Im Gegenteil finde ich persönlich es unwichtig und ehrlich gesagt etwas albern, sich zum Beispiel darüber aufzuregen wenn irgendwo nur die männliche Anrede genutzt wird.. Wer fühlt sich denn dabei ausgeschlossen?? Es ist doch klar dass es um unseren gängigen Sprachgebrauch geht, und nicht um die Unterdrückung der Frau!
    Ich finde bisweilen in Texten sogar dieses ständige Bäcker/innen, Leser/innen super nervig! Wenn dann sogar noch geschrieben wird: man/frau... #confused ?!? Hä? Das ist doch sinnfrei....
    Also ich cersteh diesen ganzen Hype darum überhaupt nicht...

    Sonnige Grüße,
    Nora mit den drei Mamutzeln: die kleine Butterblume (07/09), das noch kleinere Röschen (06/11) und unser kleines Rotkehlchen (09/14) #sonne

    • Offizieller Beitrag

    Das ist sehr schön für Dich!
    Dennoch darfst Du Dir gerne mal die Mühe machen, ein paar unserer Beispiele aus dem Alltag zu lesen...
    Ich finde es jetzt nicht sooooo unwichtig, wenn ich trotz Studium, Berufserfahrung etc nicht ernst genommen werde, weil ich einen Busen habe - denn eben: sieht man doch schon in allem Bildernbüchern, auf Baustellen gehören Männer...


    Und ich werde auch wenn es Frauen wie Dich nervt, weiterhin von ÄrztInnen und so weiter schreiben - denn im Gegensatz zu Dir bin ich überzeugt, dass es einen Unterschied macht. Sprache und Bilder prägen unser Bewusstsein - und das sage ich auch aus fachlicher Sicht. Wahrnehmung, (Rollen)bilder etc interessiert mich auch da.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Und zweitens, eine starke Frau fühlt sich durch soetwas doch nicht zurückgesetzt oder unfair behandelt??


    In der Tat, manche Frauen fühlen sich nicht unfair behandelt. Dass starke Frauen sich möglicherweise benachteiligt fühlen könnten, ist aber gar nicht der Grund meiner Kritik.


    Mein Problem mit den Kinderbüchern hat eher was damit zu tun, was diese Bücher für manche Kinder bedeuten
    zum Beispiel
    - fehlende Rollenvorbilder für "nichtmännliche" Jungs
    - fehlende Rollenvorbilder für "nichtweibliche" Mädchen
    - Ursprung für Aussagen von Kindern wie "Mädchen sind muskellos" (s.o.)
    - Grundlage dafür, dass Kinder andere Kinder wegen geschlechter-untypischer Vorlieben auslachen


    ...auch bis in ihr Erwachsenenleben hinausstrahlend
    zum Beispiel
    - Grundlage für die Annahme "Sie arbeiten in einem Ingenieurbüro? Sie sind die Sekretärin?" (s.o.)
    - (unbewusste) Grundlage für den Rat von Eltern "werd doch lieber Krankenschwester"


    ...und damit bis in die Gesellschaft hinein
    zum Beispiel
    - Beitrag zur Tatsache, dass die Geschlechterverteilung in den Berufen so ist, wie sie ist (natürlich gibt es da noch viele andere Faktoren...)


    Ich persönlich habe als Kind allerlei Bücher gelesen und geliebt, die ich heute für gendermäßig unmöglich halte (ganz oben auf der schwarzen Liste #freu : "Nesthäkchen" und "Das Fliegende Klassenzimmer", sowie "Emil und die Detektive"), geschadet hat es mir persönlich nicht :D Ich habe schon immer gespielt, was ich wollte, auch die wilden Jungs-Sachen und bin heute eine "freie" und emanzipierte Frau.
    Trotzdem kann ich nicht die Augen davor verschließen, was "sowas" im Ganzen bedeutet, und dass möglicherweise das eine oder andere Mädchen oder der eine odere andere Junge beim Lesen von "Emil und die Detektive" tatsächlich gedacht (oder unbewusst verstärkt) hat, dass es okay und normal für Mädchen ist, daheim in der Küche den Abwasch zu machen, während die Jungs das Abenteuer erleben...
    Und: Ich hätte es trotzdem toll gefunden, mal von einem richtig abenteuerlustigen Mädchen zu lesen. (Außer Pippi, die fand ich doof...)

  • Warum müssen schon Mädchen aus der Zielgruppe 'Bildersachbuch' STARKE FRAUEN sein, die sich vom versammelten Blödsinn der Welt tagtäglich erhobenen Hauptes distanzieren?


    Es freut mich, dass du keine negativen Erfahrungen sammeln musstest, ich sammle und beobachte seit Jahren am laufenden Band, teils mit sehr unmittelbaren Konsequenzen, und das in einem Fachbereich, der nun wirklich herzlich wenig mit Muskelaufbau zu tun hat.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe als Kind auch solche Kinderbücher angesehen und hab trotzdem immer mit angepackt, konnte trotzdem schon als Kind jedem Mann selbstbewusst verbal Paroli bieten, und fühle mich heute nicht im geringsten in irgendeine Sparte gedrängt, auch nicht beruflich (Berufswunsch Polizei zB)..


    Solch ein Argument kann auf einen einzelnen zutreffen. Auf dich z.B. Aber niemals auf eine Gesamtheit. Das ist "Ich wurde als Kind auch geschlagen, trotzdem bin ich ein netter Mensch geworden."


    Ja, individuell schadet so was bei dem richtigen Umfeld nicht. Aber solche ausschließlichen Rollenvorbilder prägen eben doch eine Gesellschaft im Ganzen. Denn viele wachsen eben nicht im richtigen Umfeld auf, sehen solche Sachen nicht im richtigen Kontext. Ein kleines Mädchen ist eben noch keine starke Frau. Und es ist deutlich leichter eine starke Frau zu werden, wenn es dazu gesellschaftliche Vorbilder gibt. Edit: schau dir allein unsere Sprache an. "wie ein Mädchen" ist negativ konnotiert. "wie ein Junge" ist positiv konnotiert.


    Bleibt auch die Frage: bei einer gleichberechtigten Gesellschaft: Wäre die Verteilung der Geschlechter in den Berufen auch so, wie sie ist? Es gibt einiges, das darauf hinweist, dass dem eben nicht so ist.

  • Warum müssen schon Mädchen aus der Zielgruppe 'Bildersachbuch' STARKE FRAUEN sein, die sich vom versammelten Blödsinn der Welt tagtäglich erhobenen Hauptes distanzieren?



    danke. es sollte selbstverständlich sein, dass frauen nicht erst gegen einen widerstand ankämpfen müssen, sich distanzieren müssen, stark sein müssen, um das zu tun, was sie tun wollen. Man sollte nicht knallhart sein müssen, um Ingenieurin werden zu können.

  • bist du tatsächlich bei der polizei tätig, lanutria?
    was machst du beruflich?



    bei der polizei und bei der bundeswehr kenne ich tatsächlich einige frauen, die sich sehr durchbeißen mussten/müssen und immer wieder frauenfeindlichen sprüchen, mobbingaktionen, z.t. sogar übergriffen ausgesetzt sind.


    was sagst du dazu, dass die ingenieurin selbstverständlich für die sekretärin gehalten wird?


    woher kommt sowas?


    gibt es geheime untergrundschulen, in denen diese dinge unterrichtet werden?
    nein. es sind die vielen, scheinbar bedeutungslosen kleinigkeiten, die zu diesem gesamtbild führen.


    und wenn man nicht an den hunderttausend scheinbar lächerlichen stellen ansetzt, sickert immer wieder sand durch und schüttet die fortschritte zu.


    solche aussagen wie "diese probleme sind doch irrelevant" etc. SIND übrigens dieser sand.



    lg patrick

  • Tse, jetzt hab ich auch was erlebt! Ich bekam von einem Mitarbeiter einer Getränkefirme PET-Rohlinge für meine PEKiP-Kurse vorbeigebracht (was ich sehr nett fand!) Die Dinger haben unten eine etwas scharfe Kante.
    Mit Blick auf unser Namensschild an der Tür sagte der gute Mensch dann: "Ach, sie haben ja einen Mann. Der kann das dann ja etwas abschleifen." 8I  
    Ich wies ihn dann freundlich darauf hin, dass ich zwar in der Tat einen Mann habe, diesen aber ganz sicher nicht brauche um Schleifpapier in die Hand zu nehmen und Kunsstoff glatt zu schleifen.
    Immerhin war ihm das dann doch ziemlich peinlich und er druckste rum, dass er es soooo ja auch nicht gemeint hätte (Ja wie denn sonst?)

  • Also, bei so etwas würde ich mir nicht wirklich einen Kopf machen.


    Ich hab ja auch nicht über den bösen Getränkefabrikmitarbeiter geschimpft weil er so ein chauvinistisches Schwein ist ;) Ich nehme sowas eher mit Humor.


    Aber ich finde es schon sehr bezeichnend für unsere Gesellschaft, dass Frauen noch nichteinmal die einfachsten "handwerkichen" Sachen zugetraut werden. Dabei bin ich bei uns diejenige die Laminat verlegt, tapeziert, streicht, Möbel aufbaut, weil mein Mann ersteres nicht besonders gut kann und zu den anderen Dingen keine Lust hat. Dafür kocht er dann, was ich hasse.

    Liebe Grüße, Maude

    Einmal editiert, zuletzt von Maude ()

  • Maude, ich denke, dass ist einfach so sehr in den Köpfen der Leute drin. Nur sehr weniger machen sich wirklich Gedanken, so wie hier.

    Alles auf Anfang! Oder.. wie finde ich den Weg zu mir selbst. #yoga

  • aber, aber, wo Mädchen doch so gerne basteln. #angst


    Du wagst es doch wohl nicht etwas "Handwerk" mit "Basteln" zu vergleichen #finger . Das ist doch was gaaaaanz anderes, ob man einen Hammer oder eine Schere halten kann.


    Mir gefallen übrigens im Moment die Bücher von der "Schattenbande", die obwohl sie in den 1920er Jahren spielen mit 2 weiblichen und 2 männlichen Bandenmitgliedern, unter weiblicher Führung, aufwarten.

  • Ich habe am Samstag in der Bibliothek das hier gefunden:


    Zitat

    Konkurs- und Treuhandwesen 1929, S. 5, 6.


    "Warum wird die Konkursverwaltung nicht Frauen übertragen?"
    Frigga von Kunitz-Neu, Prokuristin der Preuß. Revisions- und Treuhandgesellschaft Berlin-München, München


    "[... (Argumentation gegen "Frauen nehmen den armen Männern die Arbeit weg")] Es wäre auch nicht einmal zutreffend, wenn man die Notlage des gewerbsmäßigen Konkursverwalterstandes allzusehr betonen wollte: ein Konkursverwalter, der tüchtig ist und das Vertrauen der Konkursrichter einerseits und der Geschäftswelt andererseits genießt, wird - ich behaupte das nicht ohne Unterlagen! - immerhin auf das Fünf- bis Zehnfache des Durchschnittseinkommens rechnen können, das ein Rechtsanwalt in einem der kleinen süddeutschen Staaten "genießt".
    […]
    Die Frau folgt nur ihrer innersten Natur, wenn sie sich in dem großen Rahmen kaufmännischer Tätigkeit gerade zu dem Berufe des Konkursverwalters hingezogen fühlt; denn in der übergroßen Zahl der Fälle ist die Konkursverwaltung doch keine erwerbende, spezifisch männliche, sondern eine b e t r e u e n d e, eine typisch w e i b l i c h e Funktion! Und auch heute noch, und in alle Ewigkeit, solange es nämlich eine psychologische Verschiedenheit der Geschlechter geben wird, galt zu tiefst Schillers Verteilung der Rollen, der dem Manne das "Kämpfen und Schaffen, Erlisten, Erraffen" zuweist, dem Weibe aber das "weise Verwalten"! Wenn die Frau sich die erforderlichen Vorkenntnisse verschafft hat - warum sollte sie ihrer Uraufgabe des weisen Waltens nicht auch auf diesem Gebiete genügen können?"


    Für mich ein in vieler Hinsicht bemerkenswerter Text. Zeigt schön, wie man den Genderkacke-Spieß umdrehen kann. Ist immer noch aktuell, da Frauen auch 90 Jahre später in der Insolvenzverwaltung spürbar unterrepräsentiert sind. Und ist von einer Frau, die 1929 schon Prokuristin war. 8o