Gender-Kacke in Schule und Alltag

Zitat von happy spider

Genau das gefällt mir daran. Wenn wir schon den ganzen Ärger haben und irgendwie automatisch mit drinhängen, dann sollen die rechte des Kindes bitte auch bei uns liegen. Wieso hat der Mann automatisch Rechte am Kind, nur weil er einmal Sex hatte? Wenn er Vater sein möchte, mit allem drum und dran, dann soll er sich dafür entscheiden und gründlich die Konsequenzen überdenken. Diese Entscheidung treffen fast alle Frauen, z.B. auch, wenn sie sich für einen Abbruch entscheiden.
edit: Wenn der Vater die Vaterschaft ausdrücklich erklärt, brauchen wir übrigens auch den scheiß nicht, dass frau offenlegen muss, mit wem sie Sex hatte.

ich finde es komisch, die Rechte der Eltern an dieser Stelle zu diskutieren. Höherwertiger ist doch in meinen Augen das Recht des Kindes (!) an seinen beiden (!) Eltern.

Ich muss mal ganz kurz reingrätschen, weil jetzt schon mehrmals kam "man kann ja verhüten":

Abgesehen von Pillenversagern und Kondomunfällen gibt es wahnsinnig viele Frauen, die überhaupt gar keinen Plan von Verhütung haben!

Ich habe mal in einem Mutter- Kind- Heim gearbeitet. Die Frauen dort hatten alle Kinder, man sollte also meinen, dass so eine gewisse Grundkenntnis der weiblichen Anatomie vorhanden ist...

NULL!

Es war mein Steckenpferd, da über Verhütung zu sprechen, weil mir da auch nix peinlich ist und ich das so wichtig find. Und was ich da gehört hab, war so abstrus:

• Quasi der Klassiker: "oh, ich hab jetzt zwei Tage lang die Pille vergessen! Ach egal, dann nehm ich halt heute drei Pillen!"
• "Du, mein Freund kommt heute vorbei, und ich nehm doch keine Pille, kann ich eine von dir haben? Wir haben ja nur heute Sex!"
• "Er zieht ihn rechtzeitig raus, hat er gesagt!"
• Auch ein Klassiker: "Kondome gehen nicht, weil: da spürt er nix, die sind ihm zu klein, das ist zu umständlich usw..."

Ich hab so oft mit erwachsenen Frauen an Gurken geübt, wie man Kondome benutzt... Aber ich mache mir keine Illusionen darüber, dass viele sich nicht trauen würden, das einem Partner gegenüber durchzusetzen.

• Ein Nuvaring? "In die Scheide langen? Iiiih, da kann ich doch nicht reinfassen!"

Am Sichersten war tatsächlich die 3-Monatsspritze, aber wenn man die halt irgendwie von H4 bezahlen muss, wird es auch wieder schwierig.

Es gibt einfach ganz verschiedene Menschen und nicht alle sind so privilegiert wie wir! Das fehlt mir manchmal bei solchen o.g Aussagen! Noch dazu gibt es Lebenswelten, wo (sexuelle) Gewalt vorkommt, ein mieses Selbstwertgefühl durch Sex ausgeglichen wird, viele verschiedene Sexualpartner einen inneren Mangel ausgleichen sollen oder die Suche nach Nähe sein können usw.

Wobei das nicht mal mit grundsätzlicher Intelligenz zu tun hat. Eine Studienkollegin (!) von mir hat genau diese Sätze gebracht, bis wir sie mal ordentlich auf den Pott gesetzt haben. Ich frag mich an der Stelle immer, wie FrauenärztInnen damit umgehen, wenn jemand ein Rezept für die Pille will. Da muss doch auch über die richtige Einnahme aufgeklärt werden, oder?

Zitat von Myrte

• Ein Nuvaring? "In die Scheide langen? Iiiih, da kann ich doch nicht reinfassen!"

Benutzen die dann auch keine Tampons?

Gibt doch solche mit "Abschussrampe"

Zitat von happy spider

ob in D die Eizellspende wohl verboten ist, weil es zu große Fragen danach aufwirft, wer eigentlich eine Mutter ist?

Das ist meines Wissens so, ja. Rechtlich hat in D ja jedes Kind ein Recht darauf zu erfahren, wer seine Eltern sind. Dies wird aber in so einem Fall, womöglich noch mit Leihmutterschaft, ganz schwer, weil Elternschaft dann vielleicht auf 5 Personen verteilt ist: Ein Mann, der das Sperma spendet, eine Frau, die die Eizelle gibt, eine Leihmutter und zwei Menschen egal welchen Geschlechts, die das Kind aufziehen. Wenn das Kind dann irgendwann einmal wissen will "wer sind meine Eltern?" dann ist das nur sehr schwer zu beantworten.
Davon abgesehen stellt die Eizellspende ein nicht unbedeutendes medizinisches Risiko dar - auch für die Spenderin. Wer sich also in einem Nachbarland eine Spenden lässt sollte sich vorher gut informieren und in Betracht ziehen, dass Frauen Eizellen aus wirtschaftlicher Not heraus "spenden" (verkaufen) und an den langfristigen Folgen der nötigen Hormongaben verfrüht sterben. Das ist also ganz und gar kein einfaches Thema.

Zitat von Myrte

Es gibt einfach ganz verschiedene Menschen und nicht alle sind so privilegiert wie wir! Das fehlt mir manchmal bei solchen o.g Aussagen! Noch dazu gibt es Lebenswelten, wo (sexuelle) Gewalt vorkommt, ein mieses Selbstwertgefühl durch Sex ausgeglichen wird, viele verschiedene Sexualpartner einen inneren Mangel ausgleichen sollen oder die Suche nach Nähe sein können usw.

Ja, das erfahre ich auch immer wieder. Aber: Ich finde es voll blöd, um mal zum Strangthema zurückzulenken, dass das immer nur an den Frauen hängen bleibt. Wenn auch Männer sich verantwortlich fühlten und wüssten, wie man Kondome benutzt und welche findet, mit denen man gut klar kommt, dann haben Frauen mit null Ahnung oder großer Hemmung eine höhere Chance, an einen Mann zu geraten, der sich ganz selbstverständlich ein Tütchen überstülpt. Es könnte cool werden, zu wissen, welche Marke bei mir gut sitzt und wie ich das Verhüterli im Eifer des Gefechts an Ort und Stelle bringe, ohne dass die Lust leidet. Aber dafür ist eben immer noch zu oft die Frau allein zuständig. Und das ist, wenn mann Kondome ablehnt und der Lebenswandel (blödes Wort, aber mir fällt kein besseres ein) unstet ist, eben zu oft überfordernd.

Zitat von Qu.

Ein leiblicher Vater darf die Vaterschaft nicht ablehnen, oder?

Er kann das Kind doch zur Adoption frei geben?

Hab grad gegoogelt. Geht nicht.
Der Vater kann das Kind nur zur Adoption frei geben, wenn der/die Partner(in) der Mutter es adoptiert.

Oder die Mutter es auch zur Adoption freigibt. Oder?

genau. entwederbeide oder keiner. bzw... die mutter hat natürlich immer die möglichkeit, es entweder abzutreiben oder dann einfach den vater nicht zu informieren und es auf diese weise dann freizugeben. diese möglichkeit hat kein Vater. ich bin tatsächlich auch kein Fan von diesen REgelungen und dieser Überbewertung der Leiblichkeit. das sollte auch einzeln gehen, finde ich. Oder eben gar nicht.

Zitat von Rattenkind

Eine Studienkollegin (!) von mir hat genau diese Sätze gebracht, bis wir sie mal ordentlich auf den Pott gesetzt haben.

Ich kenne eine Architektin Ü30, die ihrem Freund ersthaft sagte, dass man von einem Mal ja nicht schwanger werden kann

LG,
Anne

Hier im Einkaufscenter wird schon seit längerem geworben für einen "Männerabend" beim Bastelladen, Modellbau.
Ich interessiere mich ja nicht so sehr für Modellbau, aber wenn, dann wäre ich echt enttäuscht. Für Frauen gibt es das nämlich nicht.

oweia...

Aber zumindest hätten solche Leute die Möglichkeit, sich zu informieren. Es gibt in Deutschland echt erschreckend viele funktionale Analphabeten. Und Aufklärung vom Frauenarzt? Haha, dafür haben die doch gar keine Zeit. Theoretisch dürfte man die Pille meiner Meinung nach auch nicht an Raucherinnen rausgeben...

Ich hatte diesen LINK zu einem coolen Buch (gibt es das wirklich?) hier gefunden und meinem Mann gezeigt.
Seine Reaktion war interessant.
Es fand es totale Satire (ist es wohl auch) und die Vorstellung, dass irgend ein Vater solche Art von Problemen haben könnte erschien im offensichtlich absurd.

Ich meinte dann, er solle sich doch mal in die Vorstellung hineinversetzen.
Bedauern Papas es nicht, wenn sie ihr Kind morgens zur KiTa bringen und dann den ganzen Tag nicht sehen? Welcher Vater traut sich zu zugeben, dass er sich zerrissen fühlt ein schlechtes Gewissen hat, weil er vollzeit arbeitet?
Warum ist das wohl so?

Zitat von Schnuck

Welcher Vater traut sich zu zugeben, dass er sich zerrissen fühlt ein schlechtes Gewissen hat, weil er vollzeit arbeitet?

Der an meiner Seite.

Das Buchcover ist super!

Meiner auch.

Zitat von Pamela

Wär aber schön blöd, weil ich als IngenieurIN auf 40h immer noch deutlich weniger verdiene wie er als Meister auf 35h

Woher kommt das?

Ist bei uns ähnlich. Ich als promovierte verdiene mit 40 Stunden ca so viel wie er mit 25 Stunden (mit Ausbildung). Bei uns liegt es an der Branche: Gesundheitsbranche versus IT.