Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • mir scheint, dass das auch heute noch so ist und am liebsten so bleiben soll.

    Es ist nicht meine Zeit, aber zu Alltag in der DDR gibt es Forschung, soviel weiss ich.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ich hatte heute auch ein wundervolles Erlebnis und habe nur noch gestaunt, dass es so etwas noch gibt.


    Heute fand an unserer Grundschule der Aufbau des Zirkuszeltes für ein einwöchiges Zirkusprojekt statt. Irgendwann zwischendurch rief der für den Zeltaufbau verantwortliche Zirkuspädagoge. "Ich brauche drei Mann für die Lichtanlage!"

    Zusammen mit zwei Vätern bin ich zu ihm gegangen. Er dreht sich zu den beiden Vätern um, ignoriert mich komplett und sagt zu den beiden: "Ich erkläre euch das jetzt schon mal, ihr müsst euch gleich noch einen dritten MANN suchen."

    Ich dachte wirklich ich stehe im Spargel.

    Ich habe mich natürlich nicht vertreiben lassen und die Lichtanlage mit angebracht. Trotzdem habe ich mich wirklich geärgert.

    • Offizieller Beitrag

    Ich hatte heute auch ein wundervolles Erlebnis und habe nur noch gestaunt, dass es so etwas noch gibt.


    ... rief der für den Zeltaufbau verantwortliche Zirkuspädagoge. "Ich brauche drei Mann für die Lichtanlage!"

    Zusammen mit zwei Vätern bin ich zu ihm gegangen.

    Und da gibt es immer wieder Leute, die mir erzählen wollen, es sei doch gar nicht schlimm, die männliche Form zu nehmen, weil das schliesse doch Alle mit ein...

    Nein: Mann ist Mann und Leute/Personen wäre neutral... Der hat es immerhin auch so gemeint, wie er es sagte.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Hallo,


    Zitat

    Es ist nicht meine Zeit, aber zu Alltag in der DDR gibt es Forschung, soviel weiss ich.



    Forschungen gibt es zu vielen Themen. Aber das heißt noch lange nicht, daß die Menschen außerhalb dessen auch dafür interessieren oder gar die Ergebnisse in ihr denken einbeziehen.

  • Ich denke nicht, dass die Leute heute besser über den Inhalt des Vertrages informiert sind, den sie eingehen. Ich höre immer wieder mal die Aussagen , dass man das Recht auf Auskunft im Krankenhaus hat, wenn man verheiratet ist oder man Anspruch auf 50 % des Erbes des anderen hat. Und beide stimmt so nicht.

  • ja, natürlich gibt es forschung, ainu.

    aber da du wie ich einblick in die wissenschaft hast, weisst du, wie das so ist mit der vergabe von themen, den forschungsgeldern, der unterstützung ganzer institute, der publikation von ergebnissen etc.


    ich finde auch normale, alltägliche zeitzeugen wichtig (bin ich ja selbst) und m.e. kommen sie bei einigen themen zu kurz. das sehen viele meiner landsleute so.

  • nachtrag: ich habe drei jahre lang an einem institut gearbeitet, das vom bertelsmann-konzern gesponsort wurde. nahezu komplett.


    meine stelle war zu 100% aus dem gütersloher konzern (naja aus deren stiftungsgeldern ;)))) finanziert.


    da kann man sich vorstellen, wie forschungsfragen und -ergebnisse aussehen.

  • Ich finde es gerade total spannend, von Euch zu lesen, wie das in der DDR lief. Tatsächlich wusste man ja in der BRD nicht viel über das Alltagsleben bei Euch.

    Wobei das vielleicht auch einfach der Lauf der Zeit ist? Ich war beim Fall der Mauer noch ein Vorschulkind im Westen (und mega-enttäuscht, dass da nicht mal eine Mauer umgefallen ist. All der Aufruhr und dann haben sie einfach nur die Leute durch Tore gelassen? Ich hatte mir mindestens die Mauern von Jericho vorgestellt. Fragt mich nicht, warum ich ausgerechnet eine Vorstellung von Jericho hatte...).


    Jedenfalls weiß ich auch über den Alltag in den 60ern, 70ern und 80ern in der BRD nicht sooo viel. Klar, ich weiß ein bisschen über das Leben meiner Eltern (die da zum Teil ja auch noch Kinder/Jugendliche waren) oder anderen Verwandten. Aber so allgemein wie gleichberechtigt es an Schulen zuging oder wie üblich oder unüblich es war vor der Hochzeit zusammen zu leben oder wie leicht oder schwierig es war abzutreiben oder auch welche Öffnungszeiten der typische Kindergarten hatte - das könnte ich auf Anhieb nicht sagen, zu lange her, zu weit weg. Ich habe ein bisschen in der Schule gelernt (das war aber relativ ausgewogen weil wir diesen Zeitraum tatsächlich nur unter der Überschrift "das geteilte Deutschland" und dann vor allem mit einem Fokus auf Politik gelernt haben.) Aber das war (wie alle Themen in der Schule) eigentlich nur angerissen und eben wenig zu Alltagsgeschichte.


    Biografische Erzählungen sind doch oft verklärt und immer Einzelfälle und ich finde es schwer daraus Verallgemeinerungen zu ziehen, gerade bei so Fragen wie gleichberechtigt Frauen waren oder nicht. Ich habe z.B. Urgroßmutter, Großmutter und Mutter mit Uniabschluss und trotzdem kann man daraus nicht schließen, dass Frauen generell Zugang zu höherer Bildung hatten.


    Ich glaube allerdings auch, dass sich viele Einstellungen doch gewandelt haben. Ich hatte dieser Tage zufällig ein Buch von 1979 (MArie Luise Fischer, Mädchenwohnheim) in der Hand und ich bin mir dann doch recht sicher, dass einiges davon selbst im allerschlimmsten chicklit nicht mehr stehen würde. Z.B. gräbt der eine Kollege die Hauptperson, eine junge Frau, beständig an und sie gibt ihm einen Korb nahc dem anderen (weil sie nämlich schon einen Verlobten hat) und dann kommt aber ewiger innerer Monolog, dass sie ja verstehen kann, dass ihn das wütend macht wenn sie ihn so zurückweist usw. Dieses Objektdenken habe ich in neueren Büchern so krass tatsächlich schon lang nicht mehr gesehen. Und das war ein Jugendbuch, total heftig, eigentlich.


    Wobei ich mich an dieser Stelle auch über neuere Bücher noch immer ärgern kann. Z.B. habe ich meiner Tochter neulich "Snöfried" vorgelesen und festgestellt, dass außer Köchinnen und Prinzessinnen irgendwie auch keine Frauen vorkommen. Dann haben wir die "HAferhorde" gelesen. Da sind die PRotagonisten zum großen Teil Tiere aber nur wenige sind weiblich: Die Gräfin (zickig) und Amalie, die Katze (auch zickig) sowie drei Hühner (albern). Dann ist da noch die menschliche Besitzerin des Reiterhofs, die eigentlich für eine selbstbestimmte Frauenrolle taugen würde aber sofort vom Dach fällt und sich verletzt. Glücklicherweise taucht dann ein Mann auf, der ihr dann das Dach repariert. Warum ist das eigentlich so schwer?

  • Peppersweet das sehe ich auch so. Wir hatten Verwandte in der DDR, haben sie mehrmals besucht, sind manchmal sogar telefonisch durchgekommen ;) und ich weiß, wie der Alltag dort aussah. Aber halt nur der meiner nicht- privilegierten Verwandtschaft.


    Dennoch weiss ich, dass die Wirklichkeit komplex ist, dass es gute, mittlere und schlechte Seiten gab und ich kann weder die Euphoriker, noch die Lästerer verstehen.


    Mir wäre es lieber, diese Energie in den Jetzt-Zustand zu stecken.

    • Offizieller Beitrag

    In der Bundesrepublik wurde erst 1977 das Gesetz abgeschafft, dass der Ehemann die Berufstätigkeit der Ehefrau erlauben musste. Ich habe das erst erfahren, als ich fast 30 war, und es erschien mir unglaublich.

    Und erst um diese Zeit herum , musste die Frau nicht mehr den Namen des Mannes bei der Heirat annehmen.Es könnte also erst ab da ihr Nachname der Familienname werden.

    in österreich war sowohl ohne erlaubnis des ehemannes arbeiten gehen als auch den eigenen nachnamen behalten erst anfang/mitte der 80er möglich.

    In der Bundesrepublik wurde erst 1977 das Gesetz abgeschafft, dass der Ehemann die Berufstätigkeit der Ehefrau erlauben musste. Ich habe das erst erfahren, als ich fast 30 war, und es erschien mir unglaublich.

    Unglaublich finde ich auch, dass Frauen sich trotz solcher entmündigender Rahmenbedingungen entschieden haben zu heiraten. Welche Vorteile der Ehe konnten denn so erheblich sein, dass massenweise Frauen sowas in Kauf nahmen? Schon auf der Paarebene wäre ich fassungslos, wenn mein Partner mich fragen würde, ob ich so eine Ehe mit ihm eingehen wolle.

    Du durftest unverheiratet mit deinem Partner nicht zusammenleben ( Verkupplungsparagraph)

    Wenn du unverheiratet Kinder bekommen hast , hattest du als Mutter nicht das volle Sorgerecht für deine Kinder.

    Und erst Mitte der 1990 war es möglich , dass der unverheiratet Vater das Sorgerecht für seine Kinder erhalten konnte.

    bis anfang/mitte der 80er hatte die mutter bei unehelichem kind keine erziehungsberechtigung und musste bei allen unterschriften zum jugendamt gehen.


    ebenfalls in diese zeit fällt, dass gewalt und vergewaltigung in der ehe ein strafdelikt wurden.

    die frage ist auch, wie publik forschungsergebnisse gemacht werden.

  • ich kenne ein frau, 37 inzwischen, DDR sozialisiert, Informatikerin...die ist jetzt zuhause bei den kindern, weil sie es eben nicht so wollte, wie damals...

    ich kenne eine Linguistin, 56, die ist im vorstand einer großen Firma, allerdings kinderlos

    ich kenne eine finanzvorständin, eines Versicherers...4 kinder, mann ist Hausmann, auch so um die mindestens 50...


    und ich kenne mich...da haben sich dinge immer wieder mal relativiert, anders geordnet, Prioritäten verschoben...


    Erlebnisse wie die geschichte mit der musikanlage hatte ich auch....ey dann sollen die idioten eben ihr blöde anlage selbst anschließen...weil...ganz ehrlich, in meiner welt, können das Frauen...sogar meine Mama und die ist 78...


    ich hab da grad ein kleines battle mit einem herren aus dem verein meines sohnes, der provoziert gerne mal rum....soll er halt....letztendlich...ich bin an 5 tagen die Woche alleine hier mit kindern, Tieren , haus und allem...und das läuft...also werde ich mich von solchen gewiss nicht provozieren lassen...


    und es wäre mir daran gelegen, dass Frauen, dass auch nicht mehr nötig hätten irgendjemandem etwas zu beweisen...

    ich stimme ja zu, dass man auf sprache achten soll...in allen bereichen übrigens....wenn es jedoch nicht in meiner Natur liegt, mich deswegen zu streiten, dann muss ich das als emanzipierte frau auch nicht tun...und meine töchter müssen das auch nicht...


    1974 war ich bereits 16...und hatte eine mutter die immer berufstätig war...neben dem haushalt, weil mein vater eine faule socke war und sie sich das gefallen ließ...sonst war sie nämlich nicht so

    ihren Arbeitsvertrag hat sie selbst unterschrieben, ihr Chef hätte es auch nicht anders akzeptiert...das gab auch damals schon...


    und dass die jungen Frauen nicht wirklich kämpfen mag daran liegen, dass sie vielleicht auch nicht ganz so wissen wofür...


    lg doris


    edit:ich habe damals 1993 in Österreich geheirate und es war dort einfacher seinen namen zu behalten als hier

    • Offizieller Beitrag

    mir ist vor zwei tage eingefallen, als ich im orf eine sportmoderatorin gesehen habe, dass ich als kind einen bericht über die erste deutsche sportmoderatorin gesehen habe. da wurde berichtet, wie sie teilweise aggressiv und herabwürdigende reaktionen bekam, mit todesdrohungen. es gab dann einen ausschnitt über ihre moderation und ich kann mich noch sehr gut erinner, wie befremdlich es für mich war, eine frau als moderatorin in einer sportsendung zu sehen.


    fürs protokoll: ich habe mir mit drei jahren schon die frage gestellt, wieso mädchen hosen anziehen dürfen und buben aber keine röcke. meine mutter hat zumindest nach aussen hin die feministin gegeben, also ich bin immer schon für geschlechtsspezifische themen sensibilisiert gewesen. und trotzdem war das gewohnte bild ein anderes. für meine kinder ist das bild ein anderes und das sehe ich als fortschritt an. mein kind ist auch verwundert, dass frauenfussball viel unwichtiger als männerfussball ist.


    ich möchte noch einen link dalassen, der mal vor einigen jahren hier im forum geteilt wurde. ein kurzfilm, der die geschlechterrollen umdreht. meiner meinung nach sehr gut gemacht und er hat mir vor augen geführt, wie sehr ich auch in rollenklischees verhaftet bin, welches verhalten ich bei frauen oder bei männern befremdlich finde.


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  • bis anfang/mitte der 80er hatte die mutter bei unehelichem kind keine erziehungsberechtigung und musste bei allen unterschriften zum jugendamt gehen.


    ebenfalls in diese zeit fällt, dass gewalt und vergewaltigung in der ehe ein strafdelikt wurden.

    Es ist sogar noch schlimmer: Vergewaltigung in der Ehe wurde erst 1997 ein Straftatbestand. Wenn du mit ersterem die Amtsvormundschaften für uneheliche Kinder meinst, ich denke, die wurden auch erst Ende der 90er abgeschafft.

    • Offizieller Beitrag

    bis anfang/mitte der 80er hatte die mutter bei unehelichem kind keine erziehungsberechtigung und musste bei allen unterschriften zum jugendamt gehen.


    ebenfalls in diese zeit fällt, dass gewalt und vergewaltigung in der ehe ein strafdelikt wurden.

    Es ist sogar noch schlimmer: Vergewaltigung in der Ehe wurde erst 1997 ein Straftatbestand. Wenn du mit ersterem die Amtsvormundschaften für uneheliche Kinder meinst, ich denke, die wurden auch erst Ende der 90er abgeschafft.

    ich schreibe über österreich. hatte ich vergessen zu erwähnen.

  • bis anfang/mitte der 80er hatte die mutter bei unehelichem kind keine erziehungsberechtigung und musste bei allen unterschriften zum jugendamt gehen.


    ebenfalls in diese zeit fällt, dass gewalt und vergewaltigung in der ehe ein strafdelikt wurden.

    Es ist sogar noch schlimmer: Vergewaltigung in der Ehe wurde erst 1997 ein Straftatbestand. Wenn du mit ersterem die Amtsvormundschaften für uneheliche Kinder meinst, ich denke, die wurden auch erst Ende der 90er abgeschafft.

    Amtsvormundschaften wurden in der BRD 1970 abgeschafft, aber bis Ende der 90er wurde alleine sorgeberechtigten Müttern obligatorisch eine Amtspflegschaft zur Seite gestellt. In der DDR wurden die Amtsvormundschaften bereits 1950 abgeschafft.

  • Hallo,


    Dennoch weiss ich, dass die Wirklichkeit komplex ist, dass es gute, mittlere und schlechte Seiten gab und ich kann weder die Euphoriker, noch die Lästerer verstehen.



    Mir wäre es lieber, diese Energie in den Jetzt-Zustand zu stecken.


    Weißt du, um Euphoriker und Lästerer geht es doch überhaupt nicht., Sondern um Realitäten.


    Einerseits kann ich deinen Gedanken verstehen, andererseits ist er (nicht speziell auf dich bezogen) sehr verletzend., denn er heißt, deine Geschichte, dein Erleben, daß dein Denken und empfinden prägt, interessiert nicht. Es spielt keiner rolle.


    Wenn ich schreibe, daß mich solche Sachen wie Studierendenwerk wundern, interessiert es keinen, warum das so ist. Dann bin ich reaktionär.

    Daß das aber so ist, weiß ich ganz real in Zeit und einer Ecke der Welt gelebt habe, in der es zwar den Studenten und die Studentin gab, aber "die Studenten" selbstverständlich männlich UND weiblich waren und gar keiner auf die Idee gekommen wäre, das könnte anders sein.


    Oder wenn jemand schreibt, daß bestimmte Berufe auch nur Frauenberufe waren.... dann mag das von der Zahl her stimmen, aber dieser Beruf war im Gengensatz zu heute eben nicht das, was man im negativen Sinne unter "Frauenberuf" nennt, sondern ein Beruf, der ein Studium voraussetzte und im Verhältnis zu anderen durchaus Anerkennung bekam und gut bezahlt wurde.


    (Übrigens stieg die Männerrate in meinem Beruf gegen Ende der DDR-Zeit schon mal an an bzw. war in den verwandten Berufen wie Heimerzieher z.B. schon immer verhältnismäßig hoch. Um dann wieder abzufallen, als nach der Wende der Beruf in gesellschaftlicher Anerkennung und Bezahlung weit nach unten sackte...)


    Das sind alles nur einzelne Sachen, ja. Aber sie prägen.

    Und diese Prägung zu ignorieren oder/und negieren kann mMn nicht funktionieren, ohne zu verletzen. Aber es passiert permanent. Und so kommt zum Kampf um Gleichwertigkeit im jetzt usw. auch noch der Kampf um die Anerkennung der eigenen Geschichte sozusagen dazu. Ohne Euphorie und ohne Dauergeläster. Einfach als Realität. Das macht es nicht einfacher.

  • Dazu kommt noch, so verrückt es heute klingen mag, eine nicht unbeträchtliche gesellschaftliche Aufwertung der Frau: Eine Heirat, ein Ehemann, eine Ehe war ja das "Ziel" auf das die Mädchen in Schule und Elternhaus vorbereitet wurden (sicher gab es auch Ausnahmen). Eine Heirat, am besten noch verbunden mit ökonomischer Besserstellung, war sozusagen das gesellschaftliche "Klassenziel". Nicht umsonst gab es den abwertenden Begriff der "alten Jungfer" für unverheiratete Frauen, während unverheiratete Männer auch im fortgeschrittenen Alter positiver besetzt als "Junggesellen" bezeichnet wurden.


    Früher ging die Aufwertung der Frau durch Heirat ja sogar soweit, dass Berufsbezeichnungen des Mannes, waren sie mit Status verbunden, oder akademische Titel sozusagen "mitgeheiratet" wurden. Die Frau des Hausarztes in unserem Dorf wurde Ende der 80er Jahre beim Einkaufen noch mit "Frau Dr. Sch." angesprochen. Analog dazu gab es sicher bis in die 70er Jahre hinein die Anreden "Frau Direktor" für Direktorengattinnen, "Frau Regierungsrat", "Frau Oberpostinspektor" für die Ehefrauen dieser nur exemplarisch genannten Berufsgruppen und weitere erheiratete "Titel". Auf alten Grabsteinen liest man ja manchmal noch Zusätze wie "Privatiersgattin" oder "Oberlokführerswitwe" etc.


    In dem Zusammenhang erinnere ich an einen Auszug von Ute Erhardts "Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin", wo sie auf eine Zahnpastawerbung eingeht, die in meiner Erinnerung bis in die 90er Jahre ausgestrahlt wurde: "Ich als Zahnarztfrau..." alleine die Tatsache, dass sie einen Zahnarzt geheiratet hatte, sollte suggerieren, dass sie die Kompetenz erworben hatte, eine Zahnpasta zu empfehlen.


    Diese Werbung war genau so Genderkacke wie wenn mein Mann (übrigens kein Akademiker) sich ins Fernsehen stellen würde und "als Lehrerinnengatte" Werbung für, keine Ahnung , einen bestimmten Rollerpen machen würde. Nur wäre weder jetzt noch vor 30 Jahren jemand darauf gekommen, einem Mann durch eine Heirat Kompetenzen oder Titel seiner beruflich weiter entwickelten Frau zuzusprechen.

    Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: Die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.
    Dante Alighieri

    Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.

  • bis anfang/mitte der 80er hatte die mutter bei unehelichem kind keine erziehungsberechtigung und musste bei allen unterschriften zum jugendamt gehen.


    ebenfalls in diese zeit fällt, dass gewalt und vergewaltigung in der ehe ein strafdelikt wurden.

    Es ist sogar noch schlimmer: Vergewaltigung in der Ehe wurde erst 1997 ein Straftatbestand. Wenn du mit ersterem die Amtsvormundschaften für uneheliche Kinder meinst, ich denke, die wurden auch erst Ende der 90er abgeschafft.

    Amtsvormundschaften wurden in der BRD 1970 abgeschafft, aber bis Ende der 90er wurde alleine sorgeberechtigten Müttern obligatorisch eine Amtspflegschaft zur Seite gestellt. In der DDR wurden die Amtsvormundschaften bereits 1950 abgeschafft.

    nein, das ist so nicht, meine tochter wurde 1992 unehelich geboren, es gab einen angegebenen vater, und ich hatte keine amtspflegschaft...sie wurde mir zwar angeboten, aber ich konnte diese gut ablehnen, war alles kein Problem


    lg doris