Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • Daß das so war, bezweifelt ja auch keiner. Das war (ist) nun mal real. Nur das was ich schrieb, war genau so real, auch wenn es gerne ignoriert wird.

    Trin da sind wir uns ja einig. Ich finde einfach die Ost-Sicht - wenn ich das mal so nennen darf- (die meiner Meinung nach weniger genderkackig war, egal wie beknackt das System insgesamt war (da könnte man übrigens auch über den Westen Bände füllen, was Demokratieverständnis etc. angeht - aber das ist jetzt echt OT)) in diesem Punkt (MINT-Fächer) so diametral entgegengesetzt, dass eigentlich das schon ausreicht, um jegliches "Männer/Frauen-sind-so-und-so-begabt" auszuhebeln. Und das Problem ist doch genau, dass diese Sicht ignoriert wird oder - im Westen - sofort mit einem "die armen in die Krippe abgeschobenen und indoktrinierten Ostkinder" gekontert wird (Ironie on - während die armen Frauen in so unweiblichen Berufen wie Ingenieurin oder Physikerin ihr trauriges und weiblich unerfülltes Dasein fristen mussten - Ironie off). Ich wollte in meinem letzten Posting nur mal diesen doch ziemlich krassen Gegensatz betonen, wie die Dinge wahrgenommen werden können.


    Zur Klarstellung: ich bin gegen jegliche staatliche Bevormundung, wie jemand zu leben hat (was Kinderbetreuung, Arbeitsteilung in der Beziehung, Homo- oder Heterosexualität oder was auch immer angeht). Aber der Staat hätte dafür zu sorgen, dass für alle Modelle die nötigen Ressourcen und die nötige Infrastruktur zur Verfügung stehen. Ich bin gegen jedes "du mußt" und für jedes "du hast die Möglichkeit".

    Besser eine Hand voll und Ruhe, / als beide Hände voll und Arbeit und Luftgespinst.

    Koh 4,6

    .

    • Offizieller Beitrag

    Als ich gesucht habe, wann in der Schweiz denn offiziell auf "Lernende" umgestellt wurde, fand ich dieses Interview:

    http://bbprojekte.ch/oa/10b02.pdf


    Ich finde, viele Gedanken, zum Begriff, zur Sprache schön formuliert, es "spricht" mich an :)

    Er führt dabei aus, dass es nicht nur um die Gendergerechte Sprache geht, sondern auch das Lernen in den Mittelpunkt stellt. Also nicht das gelehrt zu werden, oder ausgebildet zu werden.

    Ich bin mit dem Begriff auch glücklich. Denn erst mit dem Verschwinden des "Lehrlings" verschwand bei uns auch die "Lehrtochter".

  • Einmal auf den falschen Knopf gedrückt und schon waren die gesammelten Zitate weg.


    Zum Thema Realität der DDR, Trin und andere:


    Viel von der Gleichberechtigung in der Arbeitswelt war Staatsziel der DDR und wurde einfach (unterhalb der allgemeinen Wahrnehmbarkeit) massiv gefördert. Es ist halt irgendwie schon schwierig zu sagen, man will Elemente dieser faktischen Gleichberechtigung wieder haben und gleichzeitig aber die Freiheit behalten. Also der Staat kann nur dann dafür sorgen, dass Männer und Frauen gleich viel verdienen, wenn er A) das Ziel hat und B) die Machtmittel dafür. Und es scheitert in unserem jetztigen System halt nicht nur an A). Man müsste stärker in die individuelle Freiheit der Menschen oder des Kapitals eingreifen, als man das im Rahmen der FDGO tun kann.


    Konkret: Ihr habt sicher auch schon alle mal gelesen, wieso unsere Bundeskanzlerin Physik studiert hat, oder? Sie kam aus christlichem Elternhaus und hätte damit kein Abi machen dürfen, wollte aber unbedingt und hat dann einen Studienwunsch geäußert, für den sie aufgrund ihres Geschlechts fördernswürdig war.


    Und noch eine kleine Nebenbemerkung: Als ich in der Schule war (80er, BRD) wurden Frauen auch überall selbstverständlich "mitgemeint". Diese Umstellung von "Frauen müssen sich mitgemeint fühlen" zu "Frauen werden explizit erwähnt" fand einfach im Osten (und im Westen) ungefähr zeitgleich mit der Wende statt, hatte jetzt aber nicht wirklich was damit zu tun.

  • Hallo,


    So verschieden kann sprachliches Gefühl sein.


    Ich finde es schade, daß bei "Lernende" das (schulische) Lernen so in den Mittelpunkt gerückt wird. Das ist aus meiner Sicht nämlich nur ein kleiner Part des "Schülerlebens".


    In meinem ganz persönlichen Sprachgefühl ist ein "Lernender" jemand, der jetzt gerade am Tisch sitzt und "paukt" und auch derweil nichts anderes tut, während ein "Schüler" natürlich auch lernt, aber auch auch Pause haben kann, mit Freunden herumtoben, Unfug machen, kreativ sein, Fußball spielen. ... Trotzdem ist es ein Schüler dieser schule, denn es ist erst mal nur jemand, der an einer/dieser Schule angemeldet ist, unabhängig von dem, was er dort gerade in dem Moment dort tut.

    Klar kann man argumentieren, daß IMMER "lernen" passiert. Das ist so, das würde ich unterschreiben. Nur nennen wir Kinder auf dem Spielplatz auch nicht "Lernende", obwohl sie das dort genau so sind. Aber in meinem Gefühl formt sich eben nicht dieses Bild von Lernen sondern viel stärker daß eines "brav am Tisch sitzenden und akademisches Wissen in sich reinschaufelnden Kindes". Für mich setzt dieses Wort eben viel stärker die Gewichtung auf einen einzigen Part (Schüler-/Kinder-/...) Leben.


    Mit ist klar, daß sich mein Gefühl dazu mit der Zeit auch ändern wird, und auch wenn mir das vorgehalten wird, nein, ich wedre mich nicht dagegen wehren,würde es hier üblich. Das macht aber eben nicht, daß ich es jetzt mit Jubelschrei begrüßen und uneingeschränkt toll und passend muss. #weissnicht

  • Mir ist der Begriff "Lernende" das erste mal bei Arya aufgefallen. Seither bereichert das meinen Wortschatz :)

    (Wobei hier im Grundschulbereich meist schlicht von "Kindern" die Rede ist, egal, ob sie lernen oder Pause haben :) )

    • Offizieller Beitrag

    Trin: ich glaube, du meinst etwas ganz anderes. Der Begriff "Lernende" hat in erster Linie die Begriffe Lehrling/ Lehrtochter ersetzt. nicht Schüler.

    Und somit kann es gar nicht, bei uns zumindest, mit "am Tisch sitzen und pauken" verwechselt werden, da die Berufslernenden in der Regel nur einen Tag in der Woche zur Schule gehen und ansonsten einen Beruf lernen. Und die toben auch nicht in der Pause herum, oder machen Unfung, zumindest nicht während der Arbeitszeit. ;) Und die Arbeitszeit ist lang.

    Und vom Alter her sind die Teilweise schon älter. In der Klasse meiner Tochter ist ein Mitschüler 34 Jahre alt. Passt da "Lehrling" wirklich noch?

  • Hallo,


    Xenia, das alles musst du mir nicht erklären, wie es war, ich hab da gelebt und zwar etwas länger als nur meine Kinderzeit. ;)

    UND ich habe im Betreuungsbereich gearbeitet (Kindergarten) , steckte also tatsächlich mittendrin in dem Thema, unter anderem auch durch regelmäßige "Politische Weiterbildungen"m, so daß ich wusste, wie "der Plan war". #pfeif

    Zum Gehirn abgeben war man zum Glück nicht verpflichtet, aber trotzdem war es für mich ein Glück, dass irgendwann die Wende kam, auf Dauer wäre es nämlich schwer geworden, Dinge anders zu sehen als vorgegeben und im Beruf zu bleiben...


    Und daß es immer zwei Seiten der Medaille gab, daß da viel gesellschaftlicher Druck war usw, schrieb ich von Anfang an, oder? Ich habe nirgendwo die Frauenpolitik der DDR auch nur ansatzweise verklärt. Und das Problem mit Studienwünschen von Leuten aus dhristlichen Familien kenne ich aus dem Freundeskreis sehr gut, das war aber Geschlechterunabhängig.


    Daß ändert nicht daran, daß in meinem Sprachgefühl Studenten und auch Lehrlinge bzw,. Auszubildende selbstverständlich männlich UND weiblich sind, daß ich fast ausschließlich arbeitende Mütter kannte, daß es ein gut ausgebautes Netz der Kinderbetreuung gab, daß Mädels in den naturwissenschaftlichen Fächern oft besser waren als Jungs, daß keiner auf die Idee gekommen wäre, Mädels könnten kein Mathe - oder Frauen keinen Betrieb leiten usw.

    • Offizieller Beitrag

    Daroan: Lernende ist in meinem Umfeld schon ab Mittelstufe sehr gebräuchlich. In der Oberstufe sowieso. Ich habe aber null negative Assozationen mit dem Begriff, bei mir lernen Kinder auch auf dem Pausenhof eine Menge wichtiger Dinge.

    Am Tisch festgekettete Lernende wären bei mir wohl eher "Paukende" #gruebel


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Trin: ich glaube, du meinst etwas ganz anderes. Der Begriff "Lernende" hat in erster Linie die Begriffe Lehrling/ Lehrtochter ersetzt. nicht Schüler.

    Und somit kann es gar nicht, bei uns zumindest, mit "am Tisch sitzen und pauken" verwechselt werden, da die Berufslernenden in der Regel nur einen Tag in der Woche zur Schule gehen und ansonsten einen Beruf lernen. Und die toben auch nicht in der Pause herum, oder machen Unfung, zumindest nicht während der Arbeitszeit. ;) Und die Arbeitszeit ist lang.

    Und vom Alter her sind die Teilweise schon älter. In der Klasse meiner Tochter ist ein Mitschüler 34 Jahre alt. Passt da "Lehrling" wirklich noch?

    Hm, Talpa schrieb es oben (auch) im Zusammenhang mit "Schüler", zumindest war es so bei mir angekommen. Bzw. hat sie meine Vermutung, daß es (auch) "Schüler" meint, nicht korrigiert.


    Wenn die ehemaligen "Lehrlinge" gemeint waren - was ist an "die Auszubildenden" falsch? OK, die Gewichtung ist stärker auf das "selber lernen und sich selbständig etwas erarbeiten" (aber ist das in der Praxis wirklich so gegeben? ), aber so aus Sicht der gendergerechten Sprache?


    Der Auszubildende, die Auszubildende, die Auszubildenden. Der Lerndende, die Lernende, die Lernenden... Ich versteh es einfach nicht.

  • Oh spannend, "Lernende" hab ich noch nie gehört!


    Hier gibt es "der Azubi" und "die Azubine" <X, da wären die Lernenden ein echter Gewinn!


    Immerhin, statt Schülern setzt sich gerade das SuS durch und "Studierende" gefallen mir auch!

    • Offizieller Beitrag

    Die Auszubildenden werden ausgebildet, passiv - die Lernenden sind aktiv.

    Ist für mich ein Unterschied wie Entbindung und Geburt...

    Aber ich habe - wie oben bereits erwähnt - selbstverständlich bereits beim ersten Mal verstanden, dass Du anderer Meinung bist.


    Auszubildende hört sich auf schweizerdeutsch doof an, Azubi noch mehr - was der Hauptgrund dafür sein dürfte, dass es sich nicht durchgesetzt hat.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Hallo,


    Zitat

    Hier gibt es "der Azubi" und "die Azubine"


    Hm, ich glaube, da würden "die Lerndenden" auch nichts nützen, vermutlich könnte man auch das in der Einzahl verhunepiepeln. Man kann ja problemlos auch jetzt schon "Der Auszubildende und die Auszubildende" sagen.


    Talpa - wie gesagt, ich unterschreibe sofort, daß Menschen (nicht nur Kinder) immer und überall lernen. Trotzdem bezeichnen wir Kinder auf dem Spielplatz, im Wald, in Großvaters Garten, ... nicht als "die Lernenden".

    (Obwohl sie da manchmal vielleicht mehr fürs Leben lernen als in der Schule)

    Ich lerne, wenn ich hier im Forum mitlese sehr viel, trotzdem schreibt keiner "die Lerneden vorm PC" usw. ;)


    Sondern "die Lerndenden" meint normalerweise schon in den meisten Fällen eher die, die in einem aktiv gestalteten, bewussten Lernprozess stehen.


    Wenn unsere Hausmeisterin zu mir käme und mir sagen würde, "Sag den Sus deiner Klasse mal bitte...", würde ich wahrscheinlich tatsächlich erstmal etwas seltsam schauen...


    ich finde auch nichts falsch oder schlecht anz.B. "Studierende", finde es auch nett, wenn der Focus mehr auf die aktive eigene Gestaltung von Lernprozessen liegt (so lange es nicht nur mit Worten passiert) sehe nur den Fortschritt speziell aus Gendersicht halt nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Ja, ich habe verstanden, dass Du den Begriff nicht verwendest/verwenden möchtest - und bleibe weiterhin anderer Meinung.

    Ich verwende Lernende gerne und in Kurzmemos an KollegInnen auch gerne SuS - die kommen damit recht gut zurecht.


    Edit: etwas traurig finde ich ja, dass Spielen auf dem Spielplatz nicht als aktives, selbst gestaltetes Lernen wahrgenommen wird - da habe ich Lernforschung offenbar anders verstanden (aber das hat jetzt wirklich null mit Genderkacke zu tun).


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Hallo,


    Ja, ich habe verstanden, dass Du den Begriff nicht verwendest/verwenden möchtest


    Und wo bitte schrieb ich das?


    Und da ist es mal wieder, das Gefühl, es gibt nur eine Wahrheit, nur eine "richtige" Weise, die Welt zu sehen, nur einen Weg und auch der ist nur richtig, wenn man an einem bestimmten Punkt steht... #hmpf