Ich finde die Unterscheidung in Mann und Frau überhaupt nicht schlimm.
Du schreibst das aus der Position heraus von jemand, der sich da klar positionieren kann, richtig?
Xenia: Es fällt mir gerade schwer, Dich zu verstehen. Vielleicht verstehe ich Dich auch falsch. Ein bisschen komisch finde ich es, dass Du Kindern zugestehst, sich für oder gegen rosa, Glitzer, Fußball und Ballett zu entscheiden und nicht daran gebunden sein sollen, was angeblich ihrem eigenen Geschlecht entspricht. Sich also aufgrund einer Vorliebe, eines Gefühls aus der Geschlechterrolle entfernen dürfen. Aber so fundamentale Sachen wie der Körper, das Gefühl darin, das Gefühl, wenn man sich selbst berührt, sich selbst ansieht, soll dann doch wieder richtig sein so wie vorgegeben. Und wenn es sich für den Menschen falsch anfühlt, dann weil da durch die Gesellschaft etwas falsch vermittelt wird?
Doch, es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen meinen Vorlieben und meinem Körper:
Ich kann beurteilen, ob ich lieber Fußball spiele oder lieber stricke. Ich kann das einfach ausprobieren.
Aber ich kann nicht wissen, wie es sich anfühlt, den Körper eines Mannes zu haben.
Wenn jemand mit großer Überzeugung sagt „ich fühle mich falsch in meinem Körper“, dann geht es dabei nicht so sehr um die körperlichen Empfindungen (weil: kein Vergleich) sondern es geht hauptsächlich um das, was man in der Interaktion mit anderen erlebt.
Es gibt nebenbei auch noch viele andere Menschen, die sich fremd in ihrem Körper fühlen. Für mich ist der Unterschied, dass die Gesellschaft eine andere Verpflichtung gegenüber jemanden hat, der wegen den Geschlechterrollen mit seinem Körper nicht zurecht kommt, als sie es gegenüber jemand hat, der z.B. einfach häßlich ist.
Denn bei dem, der in eine Rolle gedrängt wurde, die nicht mit seinem Körper übereinstimmt, hat die Gesellschaft einen Fehler gemacht und muss zurecht für die Anpassung aufkommen.
Aber es ist immer noch ein Fehler, der da passiert ist. In einer idealen Welt müsste man sich nicht entscheiden.