Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • Ich habe den Originalartikel gelesen,

    Ich habe inzwischen auch noch den Originalartikel gelesen, und kann bei Marienkaefer unterschreiben

    Ich empfehle anstelle des anstrengend-empörten ZEIT-Artikels den Originalartikel, Trash-Zeitung hin oder her

    ich finde trotzdem die Art und Weise, wie hier über eine bestimmte Frau (!) geschrieben wird, unmöglich. Es muss doch machbar sein, eine eigene Position zu einem Thema darzulegen, ohne andere Menschen dabei runterzumachen.

    Ich wäre jetzt mal davon ausgegangen, dass sich Helena Christensen von dem Artikel nicht runtergemacht fühlt. Hast du andere Informationen?

    Sie ist ein Model und lebt davon, dass Leute über sie reden und Fotos von ihr anschauen. Sie macht auf diesen Fotos keinen schlechten oder alten Eindruck.


    ainu , hast du den Original-Artikel gelesen? Ich finde die Besprechung in der Zeit hat nicht viel mit dem Artikel von der Ms. Shulman zu tun, du?

  • Das entspricht nicht meinen Erfahrungen, aber bei deiner Erzählung sollte auch bedacht werden, dass 15 Jährige in der DDR mehrheitlich kurz vor den Eintritt in das Berufsleben standen. So ähnlich wie jetzt der Unterschied zwischen Deutschland und der Schweiz ist, was die durchschnittliche Schuldauer angeht. Selbst sehr gut Schulnoten hießen nicht unbedingt Abitur und Studium als Lebensplan. Dementsprechend weiter sahen sich die Jugendlichen natürlich in ihrer Entwicklung. Hinzu kommt das wesentlich jüngere Alter bei der Familiengründung. Wenn du in deiner Umgebung mit 18/19 jährigen kinderwagendschiebend als Normalbild geprägt bist, gehst du eben nicht davon aus irgendwaaaaaan einmal einen Partner zu suchen. Hinzu kommt, dass Scheidungen natürlich normal und üblich (und auch die Kinder nicht stigmatisierte) waren, aber auf der anderen Seite das Familie und Privatleben einen sehr hohen Stand hatte. Ich bin in einer, wie ich heute finde, äußerst spießigen Umgebung groß geworden. Die Paare fanden sich früh und blieben dann auch zusammen.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • und ja, der mensch wird durch die herrschende wirtschaftpolitische grundordnung beeinflusst, was seine werte betrifft. das ist meine überzeugung.

    Du hattest zuerst Wirtschaftsordnung geschrieben. Ich bleibe dabei, dass der Druck auf Frauen auch in sozialistischen und / oder nicht-kapitalistischen wirtschaftspolitischen Ordnungen immens ist.

    Natürlich will der Kapitalismus verkaufen, aber das müsste er im Grunde gleichermaßen an Frauen und Männer richten, dann wäre der Markt doppelt so groß. Tut er aber nicht, auch wenn es Ansätze dazu gibt, was z. B. rasierten Oberkörper betrifft. Dennoch ist der Druck auf Frauen ungleich höher. Auch in nicht-europäischen Ländern, Bleichcremes werden z. B. auch nicht an Männer verkauft.

    Die Objektifizierung von Frauen zieht sich durch alle wirtschaftspolitischen Ordnungen. Der Sozialismus wird uns nicht befreien.

  • Miamaria, wie kommst du darauf, dass alleinerziehende und ihre Kinder in der DDR nicht stigmatisiert waren?


    Ich stimme zu, dass Lebensplanung natürlich anders aussieht, wenn man heiraten muss, um eine Wohnung zu bekommen oder wenn das durchschnittliche Alter beim ersten Kind bei 18 Jahren liegt. Allerdings war das in der DDR nicht der Fall, es lag in den 80ern bei 24 Jahren https://www.bib.bund.de/DE/Fak…and-West-Ost-ab-1960.html

  • sehe ich weiterhin anders, @happyspider, aber dazu müsste ich weiter ausholen und mindestens bei marx beginnen. das schaffe ich heute nicht.


    ich weiss auch nicht, welches „uns“ du mit befreien meinst. wenn es auf „frauen“ bezogen ist, wäre mir das zu wenig. in meiner utopie sind alle „befreit“. auch tiere zb.

  • in meiner schulklasse waren schon ende der 70er jahre 50 prozent der kinder aus scheidungsfamilien. die waren definitiv nicht stigmatisiert. muss nicht überall so gewesen sein, aber ich sehe einen eklatanten unterschied zum westen deutschlands ende der 70er.


    wie gesagt, ich empfehle sehr den beitrag von anke bei der böll-stiftung.

  • Ok, ich spezifiziere: in meinem Lebensumfeld (und dem meines Partners - er ist mit seinen Geschwistern bei seiner alleinerziehenden Mutter aufgewachsen).


    Das Stadtbild war aber eben schon davon geprägt, dass es sehr viele junge Mütter gab. Das wirkt sich auch auch weiter aus, die Kinder sind schon groß, wenn die Frau noch sehr lange vom Rentenalter entfernt ist.


    Übrigens habe ich mein erstes Kin mit 23 bekommen und stach immer aus Müttergruppen hervor. Das liegt allerdings natürlich auch an meinem Wohnumfeld.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

    Einmal editiert, zuletzt von Miamaria ()

  • oder wenn das durchschnittliche Alter beim ersten Kind bei 18 Jahren liegt. Allerdings war das in der DDR nicht der Fall, es lag in den 80ern bei 24 Jahren

    Na ja, durchschnittlich 18 Jahre bei der Geburt des ersten Kindes würde ja in etwa heissen, dass mind. die Hälfte der Frauen vor dem 18. Geburtstag schwanger waren. Ganz so krass war es ja nun auch nicht. Und es gab natürlich immer auch die anderen wie z.B. meine Mutter, die 27 bei der ersten Geburt war.

  • in meiner schulklasse waren schon ende der 70er jahre 50 prozent der kinder aus scheidungsfamilien. die waren definitiv nicht stigmatisiert. muss nicht überall so gewesen sein, aber ich sehe einen eklatanten unterschied zum westen deutschlands ende der 70er.


    wie gesagt, ich empfehle sehr den beitrag von anke bei der böll-stiftung.

    Wir sprachen über Frauen, in diesem Kontext war mein "wir" natürlich Frauen. MMn war der Kontext bereits definiert.


    Aber ok, ich sehe es ein. Deine Erinnerungen sind richtig, alle anderen haben irgendeinen Bias oder haben in einem Teil der DDR gelebt, der einfach nicht repräsentativ war für Berlin ?.


    Da ich Marx nicht gelesen habe, kannst du dir die Diskussion und die Auseinandersetzung mit meiner Perspektive ja sparen. Praktisch.

  • oder wenn das durchschnittliche Alter beim ersten Kind bei 18 Jahren liegt. Allerdings war das in der DDR nicht der Fall, es lag in den 80ern bei 24 Jahren

    Na ja, durchschnittlich 18 Jahre bei der Geburt des ersten Kindes würde ja in etwa heissen, dass mind. die Hälfte der Frauen vor dem 18. Geburtstag schwanger waren. Ganz so krass war es ja nun auch nicht. Und es gab natürlich immer auch die anderen wie z.B. meine Mutter, die 27 bei der ersten Geburt war.

    24 war das durchschnittliche Alter verheirateter Mütter bei der ersten Geburt, hatte ich ja geschrieben. In der BRD lag es 1-2 Jahre höher. Das ist also keine Erklärung für das von Gaagii beobachtete Phänomen. Es war beileibe nicht so, dass alle mit 18 ihre Kinder bekommen haben und es war auch nicht unüblich, mehrere Beziehungen gehabt zu haben, bevor man sich auf jemanden festgelegt hat. Vor allem, nachdem dann irgendwann die Pille verfügbar war.

  • ach je.

  • Verheirateter Mütter... sehr viele waren aber eben nicht verheiratet. In dem Böll-Bericht steht was von knapp 23 Jahre und damit sind sehr viele sehr jung beim ersten Kind (ob eine Frau 19 oder 21 ist, wird nicht so klar ersichtlich sein im Stadtbild).

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Ich lese gerade noch den Böll-Artikel, möchte aber schon mal etwas daraus zitieren:


    Dennoch liegt rein finanziell immer noch der Fokus der (materiellen) Familienpolitik auf Ehegattensplitting und kostenfreie Ehegattenmitversicherung, für die allein 2010 fast doppelt so viel Steuergeld investiert wurde, wie in die öffentliche Kinderbetreuung floss. Bei einer Ost-West-Betrachtung materieller Familienpolitik fällt auch auf, dass die größte Einzelmaßnahme, nämlich das Ehegattensplitting, zu 90 Prozent an Paare in Westdeutschland fließt. Das entspricht einem Finanzvolumen von 20 Milliarden Euro, das sind mehr als der jährliche Solidarzuschlag für den Aufbau Ost, der nur etwa 14 Milliarden Euro umfasst. Da dies der größte Batzen innerhalb der Familienförderung durch die Bundesregierung ist, stellt sich neben vielen anderen (gleichstellungspolitischen) Argumenten gegen das Ehegattensplitting auch zusätzlich die Frage, ob die dramatische regionale Ungleichverteilung zuungunsten ausgerechnet der Bundesländer, deren Bewohner*innen ohnehin die niedrigsten Einkommenshöhen haben, gesellschaftspolitisch gewünscht sein kann.


    zu 90 % !!! 8o



    Zahlte ein Vater im Osten keinen Kindesunterhalt, so sprang der Staat bis zum 18. Lebensjahr ersatzweise durch Unterhaltsvorauszahlungen ein, ohne Begrenzung der Zahlungsdauer bis zur Volljährigkeit und orientierte sich an dem tatsächlichen Unterhaltstitel. Die Umstellung auf westdeutsches Unterhaltsrecht (Unterhaltsvorauszahlung nur bis zum 12. Lebensjahr und nur maximal für sechs Jahre und nur über den – für die neuen Bundesländer grundsätzlich niedrigeren - Regelsatz, nicht dem tatsächlichen Titel entsprechend) brachte daher für viele ostdeutsche Alleinerziehende eine massive Verschlechterung ihrer materiellen Situation.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Viele Verbesserungen kamen für die Westfrauen auch erst durch die Wiedervereinigung, denn man konnte bestimmtes Recht unmöglich für die Menschen aus dem Osten „zurückdrehen", das wäre ein Skandal erster Güte geworden und es wäre natürlich allen aufgefallen, wie antiquiert das Recht z.T. noch gestrickt war.


    Z.B. die Rechte homosexueller Menschen (in der DDR wurde der Homosexuellenparagraph 1968 gestrichen) oder das Abtreibungsrecht (in der DDR seit 1972 legal ohne Beratungspflicht). Darum wurde dann beim westdeutschen (bzw. dann ja gesamtdeutschen) Recht kleinlaut nachgebessert, wenn auch zum Teil bis heute unbefriedigend.


    "Im Zuge der Wiedervereinigung wurde die Diskussion über den § 218 noch einmal aufgenommen. Eine erste Demonstration gegen die bundesweite Einführung des § 218 fand am 22. April 1990 vor der Volkskammer der DDR statt. Aufgerufen hatten neben dem Unabhängigen Frauenverband (UFV) und dem Demokratischen Frauenverband Deutschlands (DFD) eine Reihe von Personen und gesellschaftlichen Organisationen, Bewegungen und Parteien. Sie setzten sich für die Durchsetzung des in der DDR geltenden Rechts ein. Am 16. Juni 1990 fanden in Berlin und in anderen DDR-Städten weitere Demonstrationen statt. In Bonn demonstrierten am selben Tag etwa 10.000 Menschen für und etwa 3.000 gegen die ersatzlose Streichung des § 218. Es folgten heftige öffentliche Debatten über die künftige Regelung des Schwangerschaftsabbruchs und die entsprechenden Formulierungen im Einigungsvertrag. Am 21. Juni 1990, dem Tag der Verabschiedung des Staatsvertrags, wurden der Volkskammer 17.260 Unterschriften und der CDU-Ministerin Christa Schmidt 26.500 Postkarten gegen die Einführung des § 218 übergeben: „Einen gesamtdeutschen § 218 darf es nicht geben!“ Auf der anderen Seite gab es sowohl aus der katholischen als auch aus der evangelischen Kirche massive Vorstöße zur Aufhebung der in der DDR geltenden gesetzlichen Regelungen. Auch Ärzte schlossen sich an. Ihr Argument war: Mit der (Wieder-)Einführung des § 218 würde der Verantwortungslosigkeit von Frauen im Umgang mit dem Schwangerschaftsabbruch ein Riegel vorgeschoben.

    Pro familia und der DDR-Verband Ehe und Familie haben sich bei ihrer Mitgliederversammlung im Mai 1990 gemeinsam nachdrücklich dagegen ausgesprochen, den für die BRD geltenden § 218 mit der Zwangsberatung im vereinigten Deutschland weitergelten zu lassen. Auch die Frauen der Gewerkschaft ÖTV (jetzt in der Gewerkschaft ver.di aufgegangen) beschlossen bei der ersten gesamtdeutschen Frauenkonferenz 1991 in Saarbrücken, für die Beibehaltung der DDR-Regelung einzutreten. Die Hoffnung, dass die weitergehende Fristenregelung für beide Teile Deutschlands gelten musste und die Zwangsberatung zu streichen sei, wurde nicht erfüllt. Mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990galten für das „neue Deutschland“ schließlich zwei verschiedene Regelungen (wie vorher).

    Es dauerte bis zum 26. Juni 1992, bis der Bundestag eine Neufassung des Schwangeren- und Familienhilfegesetzes verabschiedete, nach der die Fristenregelung mit Beratungspflicht für das gesamte Bundesgebiet gelten sollte. Am 28. Mai 1993 wurde mit Urteil des Bundesverfassungsgerichts – offensichtlich beeinflusst durch eine Stellungnahme des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann – eine Übergangsregelung für das gesamte Bundesgebiet verabschiedet, die ab 16. Juni1993 galt. Darin hieß es: „Das Lebensrecht darf nicht, wenn auch nur für eine begrenzte Zeit, der freien, rechtlich nicht gebundenen Entscheidung eines Dritten, und sei es selbst die Mutter, überantwortet werden.“ Die deutschen Bischöfe plädierten nun für eine Mitwirkung bei der Beratung. Papst Johannes Paul II. bekräftigte in einer Enzyklika, dass Abtreibung ein verabscheuungswürdiges Verbrechen sei."

  • Das liegt u.a. mit daran, dass in Ostdeutschland immer noch sehr viel mehr Kinder unehelich geboren werden, als in Westdeutschland. Aktuelle Zahlen habe ich nicht gefunden, aber hier Zahlen von 2016: https://www.focus.de/familie/e…d-familie_id_1806177.html

    57,8 Prozent in Ostdeutschland, 25,8% in Westdeutschland.

    Ehegattensplitting ist in meinen Augen ein absolut falsches Signal in der Familienpolitik.

  • Das hätte ich so deutlich nicht erwartet bzw. hatte ich mir darüber noch gar keine Gedanken gemacht.


    Noch was zu den Erwartungshaltungen 15 jähriger: die Familienplanung (wann erstes Kind) dürfte im Westen auch stärker je nach sozialem Umfeld variiert haben. Die Unterschiede waren im Osten weniger stark ausgeprägt und vor allem nicht so sehr in unterschiedlichen Räumen segregiert. In der Summe spielt sicher ziemlich viel zusammen.


    Noch ein Zitat aus dem Artikel:


    Auch heute noch leben in den neuen Bundesländern viel mehr Kinder bei Alleinerziehenden. Die Rahmenbedingungen sind dort für sie immer noch einfacher, aber vor allem ist dort ein Kind ohne Trauschein keinerlei soziales Stigma.


    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Na ja, sie muss hier als Negativ-Beispiel einer Frau herhalten, die sich nicht altersgemäß kleidet (was immer das heißen soll). "Madam in a one-horse town" ist jetzt auch kein Kompliment ? Aber mir ist diese Welt eh sehr fremd, vielleicht ist es da normal, so über andere zu sprechen.


    Mich nervt das, die Objektifizierung, die Art, anderen vorschreiben zu wollen, was sie tragen dürfen und was nicht... Insbesondere der Bezug zur Fertilität, den die Autorin hergestellt hat, das hatte ich ja schon geschrieben.