Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • Da fällt mir ein: Meine Haushaltshilfe hat zu DDR-Zeiten Kranführerin gelernt und in diesem Beruf gearbeitet. Leider wurde sie nach der Wende arbeitslos und hatte nie wieder eine Chance, diesen Beruf auszuüben ....

  • Daroan


    natürlich. allerdings hätte ich mir schon ein bisschen mehr anerkennung der realitäten und errungenschaften außerhalb dessen, was man gerade kennt und für den gerechten lauf der geschichte hält, gewünscht.


    das bezieht sich speziell auf den westdeutschen blick auf ostdeutsche selbstverständlichkeiten, ist aber auch ein bisschen global gemeint.


    dann müsste man nicht dauernd das rad neu erfinden.

  • Meine Haushaltshilfe hat zu DDR-Zeiten Kranführerin gelernt und in diesem Beruf gearbeitet. Leider wurde sie nach der Wende arbeitslos und hatte nie wieder eine Chance, diesen Beruf auszuüben ....

    warum nicht? #blink

    Weil es den Beruf "Kranführerin" in der Marktwirtschaft nicht gab/gibt (also rein praktisch), sondern auf dem Bau fast ausschließlich Männer tätig waren (sind). In den 1990er Jahren waren halt ganz viele arbeitslos und man hat nicht als erstes eine kleine Frau als Kranführerin eingestellt ... und wenn man dann einmal länger raus ist ...


    Das ist ein Beispiel, für das, was Du schriebst, dass sich diese Selbstverständlichkeiten, dass z.B. Kranführer ein weiblicher Beruf sein kann, nach der Wende teilweise abgeschafft haben.

    Freda mit dem Jan-Feb-Mär-Trio (01/05 + 02/08 + 03/12) #love


    Ich kaufe und verkaufe im Rabenflohmarkt

    3 Mal editiert, zuletzt von Freda ()

  • nachtrag zum vorletzten beitrag: das ist auch der grund, warum ich den thread hier in teilen irgendwie abstrus finde. hier werden sachen diskutiert, die ich schon in meiner kindheit in den 70ern nicht für möglich gehalten hätte.

    • Offizieller Beitrag

    Natürlich ist es nur ein Teil des Problems, aber eben, für mich ist Sprache - auch beruflich - relativ wichtig und deshalb halt auch im Fokus.

    Andere konzentrieren sich auf andere Teilbereiche.

    Eine Veränderung wird nur passieren, wenn viele Leute sich auf viele Teile konzentrieren, denke ich. Und viel Zeit...


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich stelle mir gerade die Frage, ob diese Errungenschaften der Frauenbewegung sich möglicherweise auch deshalb nicht gehalten haben, weil die sprachliche Entsprechung fehlte...

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • Frau könnte auch einfach Lehrerinnen sagen, Männer sind dann tatsächlich enthalten.

    Das klappt leider genausowenig, wie "Lehrer" für Frauen. Weil das Suffix -in das Geschlecht als weiblich markiert. Wenn ich "Tischchen" sage, ist die große Bankett-Tafel nicht enthalten.

    Außerdem: Wäre es nicht schön, wenn sich niemand "mitgemeint" fühlen müsste?


    Lehrende, Lernende, Studierende, Forschende...



    Krankenschwester und Kindergärtnerin sagt hier kein Mensch mehr.

    Theoretisch stimme ich dir zu. Praktisch nur für manche (nämlich die von dir genannten) Beispiele. Sprachlich gibt es einfach einen Unterschied zwischen dem Suffix -er, das man an den Verbstamm anhängt um die Person zu benennen, die das Verb ausführt (Ein Lehrer lehrt) und dem Suffix -end, das das Partizip bildet, eigentlich ein Adjektiv, das man auch substanitvieren kann. Das ist ein bisschen wie die Verlaufsform im Englischen. Ein Lehrender lehrt gerade im Moment.


    Darum passt diese Form auch nicht wirklich für mich. Und schon gar nicht bei so Sachen wie Anfangender (statt AnfängerIn) und Spielende (statt "Spieler 1 wirft den Ball"), oder Besserwissender.


    Es wäre schon praktisch, ein Wort zu haben, was das für alle könnte. Im Moment geht das noch nicht, deshalb auch:


    Ich kann das Argument verstehen, dass jemand nicht ständig geschlechtlich angesprochen werden möchte - allerdings verstehe ich nicht, warum es dann besser ist, mit dem falschen Geschlecht angesprochen zu werden?

    Genau. Das ist das Dilemma. Ich entscheide mich aktuell dafür, lieber mit großem I mitgenannt und sichtbar zu sein. Aber ich komme im Moment ins Zweifeln, ob das das Ziel der Bemühungen sein kann.

    Freda: es gibt aber eben Experimente und Untersuchungen, dass Kinder dann halt doch eine männliche Person zeichnen, wenn von Arzt, Pilot oder Lehrer gesprochen wird.


    ja, das eigentliche problem ist ja, das hatten wir auch schon mal, dass berufe (und überhaupt alles) im deutschen ein geschlecht haben. da ist mir das englische deutlich sympathischer.

    Faszinierenderweise glauben wohl vor allem wir Deutschsprachigen, dass englische Berufsbezeichnungen kein "Geschlecht" haben: diese Experimente mit Kinderzeichnungen wurden zuerst im englischsprachigen Raum durchgeführt und waren sehr entlarvend.

    Ich ziehe daraus einen anderen Schluss: Nämlich dass die neutrale Form auch nichts nützt, wenn es darum geht, Klischees und Rollenbilder zu umgehen; dass die Rollenbilder weit tiefer verankert sind. Morphologisch ist im Englischen "ballet dancer" genau gleich gebildet wie "fire fighter". Grammatikalisch haben sie kein Geschlecht. Dass die Kinder eine Ballerina und einen Feuerwehrmann zeichnen, liegt nicht an der Morphologie.

    (Dass die deutsche Morphologie die Rollenbilder verstärkt, davon bin ich überzeugt, aber das ist was anderes).

  • In der Lehramstausbildung wird meist Lehrkraft verwendet.


    @ Viva: Aber Genossinnen und Genossen wurden schon explizit angesprochen, wenn ich mich richtig erinnere, oder?


    Bei der Kranführerin fiel mir die Frau aus dem Gundermann-Film ein, die das riesen Montrum im Tagebau mit einer unheimlich stoisch gelassenen Art bedient hat...

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

    • Offizieller Beitrag

    fire fighter". Grammatikalisch haben sie kein Geschlecht.

    Firefighter ist der pc Begriff, davor nannte man das oft auch fireman. (Fireman Sam ist da noch ein Relikt). Auch im englischen wurden viele Bezeichnungen geändert -


    fisherman - fisher, waitress - server, garbage man - trash collector, chairman - chairperson, police man - police officer, stewardess - fight attended, secretary - administrative assistant


    da gibt es bestimmt noch mehr.

  • Ihr seid alle schon viel weiter, aber ich finde es immer total irre, wie unterschiedlich Leute Worte empfinden und wollte deshalb noch kurz was hierzu sagen:


    Ich mag die Bezeichnung sehr gern. Gärtner hegen und pflegen, ziehen groß, begleiten beim wachsen usw. Ich find das klingt liebevoll :)

    Nach Kindern die Kinder sein dürfen. Nach lachen und spielen und glücklicher Zeit. Nach Kindergarten!


    Erzieherin und Erzieher hingegen klingt streng. Nach verboten und strengen Regeln und gehorchen müssen und anpassen und viel Autorität. Nach still und funktionieren und perfekter Vorbereitung zu einstimmigen "Jawohl Frau Lehrerin!"

    Mir geht's nämlich ganz anders.

    Erziehen ist für mich etwas beidseitiges, man kann nämlich keinen Klotz erziehen, sondern nur Personen, Stichwort "Erziehungsfähigkeit". Jedes Kind kann also erzogen werden, kann sich verändern und entwickeln, man gibt keines einfach auf. Und Erziehung passiert immer im Duett zwischen ErzieherIn und Erzogener/Erzogenem, da ist das Kind aktiv und baut an seiner eigenen, sich entwickelnden Persönlichkeit mit.


    Gärtner gucken, was da wächst, rupfen aus und schneiden ab, was nicht passt, ziehen in Form, fassen ein,.. Die Pflanzen werden als Objekte behandelt, die der Gärtner/die Gärnerin nach eigenen Wünschen formt oder eben ausreißt. :wacko:


    So, genug ot. ;)

    Kids don't drive you crazy, you were crazy already. That's why you had them.


    Lieben Gruß vom Rattenkind mit dem Kätzchen (10/2015) und dem Katerchen (09/2018).


    giphy.gif


    In meinem Waldland geht ein Monster um...

    Einmal editiert, zuletzt von Rattenkind ()

  • Die Berufsbezeichnung Kindergärtnerin gibt es seit 1967 nicht mehr, bei uns hat das schon Anfang der 80er Jahre keiner mehr gesagt.

    Und als Betroffene wehre ich mich auch dagegen so genannt zu werden, weil es nicht dem entspricht was ich gelernt habe.

    Für mich ist eine Kindergärtnerin eigentlich auch eher ein neutraler Begriff für jemanden der aktuell im KiGa arbeitet und zwar egal ob Erzieherin oder Kinderpflegerin ( was ich nicht immer unbedingt con allen dortarbeitenden weiss).

    Ich stelle mir gerade die Frage, ob diese Errungenschaften der Frauenbewegung sich möglicherweise auch deshalb nicht gehalten haben, weil die sprachliche Entsprechung fehlte...

    Ich glaube, dass ein ganz entscheidender Unterschied war, dass es in der DDR von oben gewollt war dass Frauen arbeiten, im Westen aber nicht. Dadurch wurden sehr viele Dinge darauf ausgelegt, Frauen im Beruf zu fördern.

  • Lehrende, Lernende, Studierende, Forschende...



    Krankenschwester und Kindergärtnerin sagt hier kein Mensch mehr.

    Ich bin Krankenschwester. Das steht so auf meiner Berufsurkunde aus dem Jahr 2001, und das ist auch die Berufsbezeichnung, mit der ich mich vorstelle. Krankenschwester steht auch auf meinem Dienstplan bei meinem aktuellen Arbeitgeber.


    Ich finde das viel schöner als die neue Berufsbezeichnung "Gesundheits- und Krankenpflegerin". Erstens, weil die neue Bezeichnung verlogen ist. Mit Gesundheitspflege hat mein Berufsalltag und der meiner Kolleginnen nämlich sehr wenig zu tun. Und zweitens, weil ich es schön finde, eine eigene geschlechtsspezifische Bezeichnung zu haben, die nicht von der männlichen Form abgeleitet ist. Pflegerin ist von Pfleger abgeleitet. Krankenschwester empfinde ich als die eigenständigere Bezeichnung.

  • bei mir steht Doktor der Philosophie. Worauf die Dame beim Arbeitsamt mich ungläubig anblickte und fragte, was sie da dann in ihr Formular eintragen solle, ob ich Philosoph (sic) sei. tja. Irgendwie hätte ich Doktorin jetzt besser gefunden #weissnicht

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7