Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • wenn das aber in den ganzen Büchern alles nur Männer in typischen Männerberufen sind, ist das schade.

    genau



    Sonst fand ich, dass die Väter zum Beispiel auch eher weich und um sich die Kinder kümmernd dargestellt werden,

    Da stimme ich dir zu. Die Väter kommen natürlich häufiger und präsenter vor, als in unseren Kinderbüchern. Da bin ich mir sicher. Es sind eher so die feinen Unterschiede im Moment.


    Spannend, dass es dir jetzt auch aufgefallen ist.

    Verlasse die Welt ein bisschen besser, als du sie vorgefunden hast (B.P)

  • Aber auch heute sind Väter im Vergleich noch oft eher viel abwesend und nicht zuständig für die Kinder und ungeduldiger usw. Und da klappt es ja auch, in den Büchern den Idealzustand darzustellen (nämlich dass der Vater sich liebevoll kümmert).

    Warum klappt das nicht bei den Berufen?

    Das ist doch auch Genderkacke...

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • Das ist doch auch Genderkacke...

    unterschreib!


    Kinderbücher prägen die Realität der Kinder. Wenn da Väter sich kümmern, ist das sehr begrüssenswert. Wenn nur Männer in Männerberufen sind ist das Mist! #haare


    Und wenn alles auf den ersten Blick total gleichberechtigt aussieht, aber es im Detail doch nicht ist, ist das leider auch oftmals die Realität, aber doch nicht das, was wir unseren Kindern weitergeben wollen #flop

    Verlasse die Welt ein bisschen besser, als du sie vorgefunden hast (B.P)

  • Julchen86 zweischneidig - die Bücher sollen aber auch die Realität abbilden, damit die Kinder da was rausholen können für sich.

    Ich mag keine Bücher, in denen die Väter übermäßig präsent sind, weil es hier nicht so ist.

    Ich mag keine, in denen übermäßig viele Frauen in untypischen berufen sind, weil das weit von der Realität ist.

    Auf jeden Fall prägt Sprache und die Darstellung in Büchern, also bin ich für vorsichtiges überzeichnen. - sich kümmernde Väter und Frauen, die selbst bohren, Autofahren mit dem Mann auf dem beifahrersitz, die Bürgermeisterin sind, ... Aber nicht komplett an der Realität vorbei.

  • Möwe Ja, das ist auch ein wichtiger Gedanke! Danke! Nein, eine Phantasiewelt soll es auch nicht sein #zwinker


    Genau das macht meine Gedanken von dieser unterschwelligen Genderkacke so schwierig. Ich weiss nicht, ob ich hier so genau erklären kann, was mich stört. Ob das eben "Rollenklischees festigen" oder "Realtität abbilden" ist. #confused

    Verlasse die Welt ein bisschen besser, als du sie vorgefunden hast (B.P)

  • Julchen86 Ja, genau. Und die Realität ist je nach blase ja auch noch unterschiedlich.


    Es gibt ja in der Realität durchaus große Brüder mit kleinen Schwestern, denen sie die Welt erklären. Es gibt blöde Frauen, die den großen weisen Mann brauchen, der sie an die Hand nimmt. Und die Frauen, die beim Anblick von spinnen laut aufkreischen.

    Das darf auch dargestellt werden, finde ich.

    Aber mir ist es auch gefühlt zu oft so in der Darstellung.

    Und in der realität merke ich es einfach auch, dass Männern mehr redezeit zugebilligt wird, ohne als schwätzer zu gelten, dass die Männer mit Bier am Grill stehen und die Frauen zusammen in der Küche den salat machen, dass Frauen automatisch den beifahrersitz wählen, wenn der Mann dabei ist, ... - also möchte ich das bitte auch als “normal“ dargestellt haben, wenn das anders ist. Und nicht nur mit der liebenswerten, schrulligen tante, die sich nicht an die konventionen hält.

  • Möwe JNein, eine Phantasiewelt soll es auch nicht sein #zwinker

    Warum eigentlich nicht?


    Kinderbücher sind doch sonst auch viel ausgedacht - ich habe tolle Kinderbücher zuhause über Erdberinchen Erdbeerfee, Felix Nadelfein, Tatatuk, die kleine Biene Sonnenstrahl, Kasimir ... und Grimms Märchen, wo die Stiefmutter auf heißen Kohlen tanzen muss und sich die Stiefschwestern die Füße verstümmeln.


    Alles Fantasiewelt.


    Überhaupt sind letztlich alle Romane und Kurzgeschichten ausgedacht, das unterscheidet sie doch gerade von Sachbüchern.


    Eines meiner Lieblingsbücher ist "In Otherlands" von Sarah Rees Brennan (ein Fantasy-Roman, leider meines Wissens noch nicht auf Deutsch verfügbar). Da kommen Elfen vor, die eine sexistische matriarchale Gesellschaftsstruktur leben. Großartig und zum Totlachen, und ein schöner Spiegel für Selbstverständlichkeiten unserer Gesellschaft.

  • Susan Sto Helit Mir gehts um die Sachbücher. ich finde, die sollten tatsächlich in einer relativ realen Welt spielen.

    Wobei die Leute in den Büchern ja auch nie streiten, ist ja auch unrealistisch. #zwinker


    Ich fände es schön, wenn wir nicht darüber diskutieren müssten, ob ein Hausmann-Papa mit Mental Load und Care Arbeit und erklärende Mädchen und Jungs mit Bienenangst in unserer Gesellschaft normal sind.

    (Also nicht hier, sondern als Gesellschaft. Wenn das winfach normal wäre)

    Verlasse die Welt ein bisschen besser, als du sie vorgefunden hast (B.P)

    • Offizieller Beitrag

    Aber wenn Sachbücher die Realität abbilden und sich die Kinder davon inspirieren, wie kann sich dann je was ändern? Wenn Kinder hingegen aus Büchern wissen dass Milli Bauarbeiterin ist und Hugo Frisör (und zwar normaler Frisör, nicht Star Frisör), dann hinterfragen sie eher warum die Welt nicht so ist wie im Buch und dann ändert sich vielleicht was.

  • Es gibt sie ja schon, die Feuerwehrfrau und die Bauarbeiterin und die Imkerin usw. - sie müssen nur präsenter werden. Und da sollten Kinderbücher schon auch dazu beitragen,

    • Offizieller Beitrag


    Eines meiner Lieblingsbücher ist "In Otherlands" von Sarah Rees Brennan (ein Fantasy-Roman, leider meines Wissens noch nicht auf Deutsch verfügbar). Da kommen Elfen vor, die eine sexistische matriarchale Gesellschaftsstruktur leben. Großartig und zum Totlachen, und ein schöner Spiegel für Selbstverständlichkeiten unserer Gesellschaft.

    Vielen Dank für den Tipp, ich habe es gerade bestellt.

  • Susan Sto Helit für mich ist es ein unterschied, wie fiktiv die welt im buch ist.

    Feen, orks, einhörner ist komplett Phantasie. Spielen mit Realitäten wie pratchett ist super.

    Die quotenfrau in jeder broschüre, im Idealfall noch als asiatin im Rollstuhl, dann hat man gleich 3 quotenrollen mit einer Person - da fühle ich mich ver***.


    Almarna: Sprache prägt Realität und bildet sie ab. Das ist so eng gekoppelt, dass ich da zu große diskrepanzen nicht sinnvoll finde. Sonst kann die Realität der Sprache oder den Bildern nicht Folgen.

  • Es muss ja auch nicht immer die Mehrheitsgesellschaft abgebildet sein. Es reicht doch dass es eine Bauarbeiterin gibt. Dann darf sie auch in ein Buch.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Ich ändere immer mal wieder um beim lesen. Und die Kinder bekommen das teilweise auch mit und wissen warum ich das mache: weil es in den Fällen nämlich total egal für die Geschichte ist, ob Oma oder Opa den Baumschmuck aus dem Keller geholt haben.


    Und ich mach das nicht um zu überspitzen, sondern weil ich finde, die Bücher sollten mindestens die Lebensrealität meiner Kinder abbilden.

    Und ja: im Vergleich zum Rest der Gesellschaft leben wir hier in einer Blase.

    Sowohl zu Hause als auch im sozialen Umfeld kümmern sich Männer sehr gleichberechtigt um die Kinder, stecken oft beruflich zurück, arbeiten Teilzeit, nehmen viel Elternzeit, und viele Frauen in unserem Umfeld haben den Hauptverdienst, oder mindestens gleichwertig.

    Hier organisieren Väter Kindergeburtstage, kümmern sich liebevoll tröstend um ihre Kinder, es wird sich selbstverständlich abgewechselt mit ins Bett bringen und andauernd sieht man Väter mit Baby im Tragetuch.


    Ich habe den Anspruch, meinen Kindern Bücher vorzulesen die mindestens diese Realität abbilden.

    Und wenn wir ein Lieblingsbuch haben, was ich immer vorlesen soll obwohl ich die Rollenverteilung doof finde, dann reden wir auch immer mal darüber. Oder ich füge einfach Kontext ein. "Conny fährt mit Papa einen Weihnachtsbaum kaufen und Jakob und Mama bleiben zu Hause" und dann erwähne ich vielleicht mal irgendwann, dass Mama ja letztes Jahr den Baum geholt hat und deswegen jetzt dieses Jahr Papa dran ist. Das sage ich auch nicht jedes Mal dazu, aber einmal reicht ja eigentlich damit die Kinder das Buch als "Papa geht DIESES Jahr mit Conni den Baum kaufen" und nicht "Conni geht JEDES JAHR mit PAPA den Baum kaufen" wahrnehmen.

    Lg

    Annanita


    *wartet schon aufs Adventskalenderwichteln* #nägel

  • Die quotenfrau in jeder broschüre, im Idealfall noch als asiatin im Rollstuhl, dann hat man gleich 3 quotenrollen mit einer Person - da fühle ich mich ver***.

    Im englischen Fernsehen gibt es wohl Vorgaben, dass die entsprechenden Ethnien, Behinderungen, was es so gibt, nach ihrer tatsächlichen Prozentzahl in der Bevölkerung im Fernsehen repräsentiert werden müssen (sollen?). Die Folge: Es gibt Nachrichtensprecherinnen mit Kopftuch, einen Reporter mit Armamputation, Blinde in der Quizshow, rollstuhlfahrende Kinder in der Kindersendung, Kinder mit asiatischer (indischer o.ä.) Herkunft in der Kinderkochshow, etc etc. Vor allem: Ganz normal, nicht als "Sonderfunktion" oder "eine" Shari bei Wissen mach Ah, sondern durchgehend und überall.

    Das ist mir am Anfang extrem aufgefallen, inzwischen fällt mir viel mehr auf, dass all das im deutschen Fernsehen fehlt. Verarscht gefühlt habe ich mich nicht. Solch eine Quote würde ich mir hier wirklich auch wünschen.

  • Ha, meine Tochter sagte neulich zu mir: "Ich mag die Conny-Bücher immer so gerne, weil da alles so schön normal ist." #blink

    (Bei uns ist übrigens alles ganz anders als in den Conny-Büchern.)


    Und weil wir gerade beim Thema sind, möchte ich noch eine Erfahrung der anderen Seite anmerken. Ich habe u.a. auch beruflich mit Kinderbüchern zu tun und habe eine große Schwierigkeit festgestellt, die ich noch nicht vollkommen gelöst habe: Wenn ich eine kindliche Erzählperspektive habe, kann es manchmal unheimlich schwer sein, elegant zu gendern. Denn bestimmte Begriff ("Lehrkräfte") sind oft nicht im kindlichen Sprachgebrauch und wirken dann im Kontext gewollt, genau wie "Lehrerinnen und Lehrer".


    Ich hatte das neulich mal, dass in einer Geschichte zwei Leute von der Polizei vorkamen, ein Mann und eine Frau. Die setzten sich ins Auto und stiegen wieder aus, nichts, worauf ein besonderes Augenmerk liegen sollte. Und immer stand dann da: "Die beiden Polizisten stiegen aus." Man kann dann versuchen - das ist meine derzeitige Lösung -, möglichst individuell zu werden ("Die Polizistin stieg schon mal aus, während der Polizist noch sitzen blieb."), aber das ist zunächst nicht naheliegend und braucht Reflexion und Bemühen.


    Ich erzähle das nur, um ein bisschen um Nachsicht zu bitten, wenn gendergerechtes Erzählen in der Literatur (noch) nicht immer gut gelingt. Da, wo es auch um Ton, Sprache, Rhythmus, Perspektive etc. geht, wird die Sache echt manchmal kompliziert (das gilt nicht für Sachbücher, finde ich - da ist es leicht). Aber einige gute Verlage sind da durchaus dran!


    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

    • Offizieller Beitrag

    Schweift ein bisschen ab... Ich hab meine Kinder, die ja schon größer sind, inzwischen so weit, dass sie automatisch beide Formen benutzen und auch sehr gerne verbessern, wenn es mir oder anderen mal durchgeht. Und da musste ich sehr schmunzeln, dass es meiner Tochter in der letzten Philosophieklausur durchgegegangen ist und sie nur von "Verbrauchern" geschrieben hat - und prompt von ihrem Philosophielehrer die Randbemerkung kassierte "Und was ist mit den Verbraucherinnen?" Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, werde ich das mal positiv verstärkend loben!


    Zurück zu den Büchern... :)

  • Danke Frisch für diese Perspektive.


    Für _mich_ genügt es schon, wenn eine Polizistin und ein Polizist unterwegs sind. Wenn die Polizistin auch mal den aktivieren Part übernimmt und nicht nur die armen Kinder tröstet. Um so etwas ging es mir ursprünglich.


    Klar, die gendergerechte Sprache ist natürlich extra schwierig, weil in Kinderbüchern die Sprache möglichst einfach und kindgerecht sein soll.

    Verlasse die Welt ein bisschen besser, als du sie vorgefunden hast (B.P)

  • Danke Frisch für diese Perspektive.


    Für _mich_ genügt es schon, wenn eine Polizistin und ein Polizist unterwegs sind. Wenn die Polizistin auch mal den aktivieren Part übernimmt und nicht nur die armen Kinder tröstet. Um so etwas ging es mir ursprünglich.


    Klar, die gendergerechte Sprache ist natürlich extra schwierig, weil in Kinderbüchern die Sprache möglichst einfach und kindgerecht sein soll.

    Und bis die schwerfällige Literatur sich umgestellt hat, passt Ihr alle schön weiter beim Vorlesen an. :)


    Denn genau wie die Verwaltung muss auch die Literatur da erstmal Wege finden, die einigermaßen elegant sind, und ich bin sehr glücklich, dass es Kinderbuchverlage gibt, die da Vorreiter sein mögen und die Autor:innen (guckt mal: mein erster Binnendoppelpunkt) in ihren Bemühungen nicht auch noch ausbremsen.


    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

    • Offizieller Beitrag

    Im englischen Fernsehen gibt es wohl Vorgaben, dass die entsprechenden Ethnien, Behinderungen, was es so gibt, nach ihrer tatsächlichen Prozentzahl in der Bevölkerung im Fernsehen repräsentiert werden müssen (sollen?). Die Folge: Es gibt Nachrichtensprecherinnen mit Kopftuch, einen Reporter mit Armamputation, Blinde in der Quizshow, rollstuhlfahrende Kinder in der Kindersendung, Kinder mit asiatischer (indischer o.ä.) Herkunft in der Kinderkochshow, etc etc. Vor allem: Ganz normal, nicht als "Sonderfunktion" oder "eine" Shari bei Wissen mach Ah, sondern durchgehend und überall.

    Das ist mir am Anfang extrem aufgefallen, inzwischen fällt mir viel mehr auf, dass all das im deutschen Fernsehen fehlt. Verarscht gefühlt habe ich mich nicht. Solch eine Quote würde ich mir hier wirklich auch wünschen.

    Oh ja, das hab ich aus meiner Zeit in England auch sehr positiv in Erinnerung. Es ist Fernsehshows immer alles recht bunt gemischt. Es ist total normal dort Menschen mit den unterschiedlichsten Hautfarben zu sehen, oder Frauen mit Kopftuch, die in ihrem Bereich vollkommen Kompetent ist. zB Nadiya. Sie hat vor ein paar Jahren das Bake Off gewonnen und hat seither schon mehrere Koch Shows auf der BBC gemacht. Voll genial.


    Und in Österreich machen die blauen einen Aufstand, weil eine Frau mit Bosnischen Wurzeln Ministerin wird. <X#motz#sauer