Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • Irgendwie hab ich das Gefühl, Du willst um jeden Preis das Problem als nicht existent darstellen. #weissnicht

    Ich gehöre schlicht zu denen die sich durch die maskuline Form angesprochen fühlen. Hier im Strang habe ich mich anfangs ausschließlich auf einen Thread bezogen, der in meinen Augen die Situation sehr überspitzt dargestellt hat ("schwangerer Bauarbeiter") und im praktischen Sprachgebrauch so wohl kaum angewendet wird. Dann habe ich dargelegt, wo ich die "Grenze" nach meinem Verständnis ziehe. Das ist so wie ich es als Kind gelernt habe. Darüber mag man streiten, ob diese Bezeichnungen heutzutage noch zutreffend sind, ich habe sie "verinnerlicht" und für mich persönlich fühlt es sich richtig an. Das mögen andere anders sehen. Gutes Recht. Wir kommen hier wahrscheinlich einfach nicht auf einen Nenner.

  • Es können halt ausschließlich Bauarbeiterinnen schwanger sein. Deswegen fände ich es komisch, generisches Maskulinum zu verwenden. Weil ganz klar ist, dass es sich nur um eine weibliche Teilgruppe handeln KANN.

    "Viele Bauarbeiter trugen Helme" wäre ein anderes Beispiel. Ich würde trotzdem nur Männer vorstellen.

    Bei "Lehrern" tendenziell auch.


    Bei reinen Frauengruppen sage ich immer weibliche Formen. "Jeder + Schwangerschaft/Menstruation etc." würde mir sofort auffallen.

  • Ich fühle mich vor allem in meiner beruflichen Funktion auch als "Biologe" oder "Wissenschaftler" angesprochen. Ich weiß aber mittlerweile, dass es vielen Frauen anders geht und ich finde es okay, wenn sich da etwas bewegt. Und im Prinzip haben sie ja Recht. Es wird meist die männliche Form verwendet, weil früher Frauen die meisten Dinge gar nicht offen standen.

  • Super, so viele Beispiele, danke! Sowas suche ich oft, wenn ich über die Problematik spreche. Meine Erfahrung ist, dass wenn die Person auch nur ansatzweise offen für die Thematik ist (also nicht schon von Anfang an total anti), dann ist so ein einprägsames, einfaches Beispiel oft ein Augenöffner.

    Naja … vielleicht schon ... aber … ^^

    • Offizieller Beitrag

    Aber das ist meiner Meinung nach einfach kein Grund - nur weil früher Mädchen nicht zur Schule durften, muss meine Tochter heute doch kein Schüler sein?


    Sprache kann sich genauso ändern wie Gesetze.


    Und gerade im wissenschaftlichen Bereich ist diese sprachliche Unsichtbarkeit fatal.


    Und ich finde schon, wenn jemand über mich schreibt, darf er sich um die zwei zusätzliche Buchstaben bemühen und mich Archäologin nennen. ;)


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Es können halt ausschließlich Bauarbeiterinnen schwanger sein. Deswegen fände ich es komisch, generisches Maskulinum zu verwenden. Weil ganz klar ist, dass es sich nur um eine weibliche Teilgruppe handeln KANN.

    "Viele Bauarbeiter trugen Helme" wäre ein anderes Beispiel. Ich würde trotzdem nur Männer vorstellen.

    Bei "Lehrern" tendenziell auch.


    Bei reinen Frauengruppen sage ich immer weibliche Formen. "Jeder + Schwangerschaft/Menstruation etc." würde mir sofort auffallen.

    Ich finde, das hängt stark von den Erfahrungen ab, welches Bild jemand vor Augen hat. Wenn ich an "Lehrer" denke, dann erscheint vor meinem inneren Auge das Lehrerkollegium meiner ehemaligen Schule und das enthält durchaus Frauen. Wenn ich an "Bauarbeiter" denke, sind die eher nur männlich.

    Ansonsten erwarte ich bei so konkreten Beschreibungen wie "schwanger" schon das richtige Geschlecht.

    Und es ist für mich ein Unterschied, ob da steht "Ein Ingenieur sitzt am Schreibtisch." = konkret, also wohl ein Mann...

    oder "Die Ingenieure unserer Firma entwickeln gerne für sie. " = allgemein, also wohl gemischt.

    Aber auch das liegt bestimmt an meinen eigenen Erfahrungen in einer Firma mit signifikantem Frauenanteil, da könnte ich jede verstehen, bei der das ein anderes Bild im Kopf erzeugt.

    Gruß,
    Chrisss *pling*


    Hier werden nur Zähne geputzt, keine Fenster ... #zaehne


    "Wer die Freiheit für die Sicherheit aufgibt, wird am Ende beides verlieren." Benjamin Franklin

  • Ich kenne sogar Leute, die sich die Mühe machen und mich konsequent IMMER mit Frau Doktor Sto Helit ansprechen.


    Der Aufwand kann also echt nicht das Problem sein.

  • Edit: oder wie almarna sagt. Es ist völlig unerheblich. Sobald ein Mann dabei ist, muss die weibliche Form verschwinden. Hat man 99 Lehrerinnen und einen Lehrer, sind es 100 Lehrer (also grammatikalisch korrekt mit generische maskulinum). Würde man 100 Lehrerinnen sagen, würde man denken, es handele sich um eine geschlechtshomogene Gruppe von Frauen.

    Die Trainerin der Voltigiergruppe sagt auch meistens "Mädels, bringt schon mal das Pferd in die Halle" o.Ä. Mein Sohn fühlt sich eindeutig als Junge, fühlt sich jedoch nicht beleidigt, wenn die Trainerin "Mädels" zur Gruppe sagt. Er ist selbstbewußt und fühlt sich eh als cooler Macker :D, da geht ihm das "Mädels" einfach am A... vorbei.

    LG, LilliMarleen


    *`74 + Mädchen*7/03 + Junge*5/06 + Junge *5/08

  • Ich habe das auch als Begründung gemeint, warum es eben nicht okay ist, nur das Maskulinum zu verwenden. Unhinterfragt wäre es mir egal gewesen, aber da es historisch auf Unrecht basiert, ist es untragbar.

    Zur Arbeit : da sehe ich es pragmatisch. Gleiche Bezeichnung für gleiche Arbeit. Aber natürlich muss es nicht unbedingt die männliche sein. Eigentlich wäre es mir am liebsten, es gäbe eine neutrale für alle.

  • Gestern hat mein bald-Gruppenleiter mir was von Jahresplanung und Mannjahren erzählt.

    Ich: "Ich bin kein Mann "

    Er guckt verwundert, und antwortet "dann halt Fraujahr"

    Noch-Chef und Abteilungsleiter standen daneben. Mal abwarten, was ich das nächste Mal höre.

    kleiner Chinesischkurs: grosse Schwester - jie jie; kleine Schwester - mei mei

  • Ich handhabe es mal so oder so. Abhängig von der Situation und wie es mir gerade in den Sinn kommt. Ich verstehe, dass es manche Leute wurmt. Am besten finde ich das Argument, dass Sprache eben auch Einfluss auf den Bildungshorizont und das Gefühlsleben nimmt. Aber meist ist es mir egal, denn ich fühle mich immer angesprochen, wenn mich eine Sache etwas angeht. Auf die Frage, wer ist der beste Autofahrer der Welt, sagen meine Kinder immer wie aus der Pistole geschossen, die Mama. Die 5-Jährige will seit gestern Tunnelbauer werden, die Große Arzt. Gar keine Infragestellung der Bezeichnung. In der Arbeit reden wir uns meist mit "Liebes Team/dear all" an. Diese ewige Haarspalterei nervt mich eher. Auch bei den aktuellen Jobanzeigen schüttele ich innerlich immer den Kopf bei "m/w/d". Irgendwie ist mir das nicht wichtig genug. Ich spreche also meist im generischen Maskulinum (den Begriff heute hier erst gelernt), halte mich da aber nicht zwingend an die existierenden Regeln, die es anscheinend gibt. Wenn also 99 Lehrerinnen ein Kleid anhaben und 1 Lehrer Hosen, dann würde ich niemals sagen, die Lehrer hatten Kleider an. Höchstens, dass die meisten Lehrkräfte Kleider anhatten. Aber eher, die Lehrerinnen hatten Kleider an. Wenn da ein Mann dabei ist, Pech gehabt. Der wird sich ja vermutlich auch nicht wirklich angesprochen fühlen.

    Das Wissen von heute ist der Irrtum von morgen.

  • Gestern hat mein bald-Gruppenleiter mir was von Jahresplanung und Mannjahren erzählt.

    Ich: "Ich bin kein Mann "

    Er guckt verwundert, und antwortet "dann halt Fraujahr"

    Noch-Chef und Abteilungsleiter standen daneben. Mal abwarten, was ich das nächste Mal höre.

    Was wolltest du damit erreichen? Für dich persönlich und im Allgemeinen für das weibliche Geschlecht?

    Das Wissen von heute ist der Irrtum von morgen.

  • Genau, Nebelung, in der Realität würde man schreiben: die Lehrer, die Forscher, die Wissenschaftler... schon selbst erlebt, Foto und Interview mit drei Berufskolleginnen, im Text ausschliesslich das generische Maskulinum.

    Ich lese manchmal für's Geschäft Texte durch - nicht als Profi, einfach für Input. Und es wird praktisch IMMER das generische Maskulinum verwendet.


    Damit fehlt allen, die den Text später lesen, eine Information, nämlich: wird hier nur über Männer geschrieben? Oder über Frauen und Männer? (Am Rande: zuerst schrieb ich "oder sind auch Frauen dabei", was wunderschön das "mitgemeint ist nicht direkt angesprochen" illustriert)


    Konkret: Artikel über eine Studie zu arbeitstätigen Sportlern (sic!). Steht hier nirgends *Sportlerin*, kann ich auch annehmen, dass die Studie nur über Männer gemacht wurde, die arbeiten und aktiv Sport treiben. Und wer den Text liest über die arbeitstätigen Sportler, hat GARANTIERT keine arbeitstätige Sportlerin vor Augen. Oder Artikel über neue Fussballanlagen, auf denen x Mannschaften und x Fussballer mit y Trainern spielen. Sind es wirklich alles Jungs und Männer? Das brauchte echt Recherche, um herauszufinden: nein, es hat auch Mädchenteams und eine Trainerin. Schiedsrichterinnen. Die gehören erwähnt im Text. Sonst bleiben sie unsichtbar in der öffentlichen Wahrnehmung.

  • Sakura ich wollte Informationen zur Jahresplanung :D

    Und habe dann spontan den Mund aufgemacht, ohne irgendwas bestimmtes erreichen zu wollen.

    Mitgemeint bin ich eh ständig, so als einzige Frau der Arbeitsgruppe...

    kleiner Chinesischkurs: grosse Schwester - jie jie; kleine Schwester - mei mei

  • Nachtrag zum Zitat von Talpa wegen Wissenschaftler:

    ja, begegnet mir auch und tut jedesmal weh. Wenn eine Frauengruppe geforscht hat, sind es nicht die Forscher, das ist falsch, warum fällt das nicht auf? Und wäre es so schlimm, bei einer gemischten Gruppe "Forschende" zu schreiben? Sind nur 2 Buchstaben mehr! #haare


    Ich glaube, ganz viel ist direkt übersetzt aus dem Englischen. Und wenn da steht "scientist", wird das gnadenlos mit "Wissenschaftler" übersetzt. Auch wenn die Person weiblich ist.


    Vielleicht hat es auch mit Schweiz zu tun? Ich empfinde es wirklich als falsch, wenn z.B. eine Bäckerin als Bäcker angesprochen wird oder sich selbst so bezeichnet. Fühlt sich an, wie wenn jemand "der Tür" sagen würde. Erst hier habe ich gelernt, dass es nicht allen so geht. Und es dünkt mich, dass es in D verbreiteter ist, sich als weibliche Person mit der männlichen Form zu bezeichnen - nur ein Eindruck.

  • In der Grundschule, in der meine Kinder waren, gibt es jedes Jahr ein neues, aufwendig gestaltetes Poster auf dem alle Peronen, die an der Schule arbeiten mit Fotos drauf sind. Zum Beispiel erst alle Lehrerinnen des ersten Jahrgangs mit Frau X Klasse 1a, Frau Y Klasse 1b usw.


    Ganz unten waren dann noch ein 3 Gruppenfotos unter denen stand: Die Lesementoren, die pädagogischen Mitarbeiter, die Sprachförderlehrer. Ratet mal, wie viele Männer jeweils auf diesen 3 Fotos waren. Richtig. Nicht einer.

    Ich glaube, ich war die einzige, die das merkwürdig fand.

  • Drahtesel

    1 Mannjahr (MJ) ist die verfügbare Arbeitszeit eines "Mannes" in einem Jahr sozusagen.

    Dieser Mann kann dann z. B. mit 0.5MJ für Projekt A, 0.3 MJ für B und 0.2 MJ für C eingeplant sein.

    Bei uns ist Berechnungsgrundlage: 1MJ sind 1500 Stunden Arbeitszeit, wie ich dann erfahren habe.

    kleiner Chinesischkurs: grosse Schwester - jie jie; kleine Schwester - mei mei

  • Was sind Mannjahre? #haare

    Das ist eine Einheit, mit der man Arbeitszeit angeben bzw. abschätzen kann. Ich kenne das aus der Softwareentwicklung, wobei bei uns inzwischen auch eher Personenjahre (oder -monate etc.) üblich ist. Ein Personenjahr ist die Zeit, die eine Person in einem Jahr arbeitet. Wenn also irgendetwas 1 Personenjahr "Arbeit gekostet hat", dann kann das z.B. eine Person in einem Jahr gemacht haben oder 2 Personen in einem halben Jahr oder 4 Personen in einem viertel Jahr.