Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • Das Problem ist für mich, dass diese Variante "Männliche Form ist nur sozial männlich besetzt und gilt für alle" eine enorme kognitive Leistung erfordert. Ich muss mir jedes einzelne Mal bewusst machen, dass damit auch eine Frau gemeint sein könnte, oder eine diverse Person. Und egal was der historische Hintergrund ist, wie berechtigt oder unberechtigt die Zuschreibung "Lehrer = Männliche Lehrperson" sein mag: Die kognitive Leistung ist zu erbringen, und ich persönlich finde sie zu groß. Ich will meinem Kind nicht sagen "Ja das heisst zwar Astronaut, aber guck, das ist eine Frau, fühl Dich dadurch also nicht eingeschränkt". Das müsste ich aber, denn locker 80% seines Umfeldes würden es ihm anders vorleben. Deshalb sag ich lieber "Astronautin".

    ~~ Luxa


    Sometimes something will change and that change

    Will change you


    Strong people stand up for themselves.
    Stronger people stand up for others.


  • Ich mag den Artikel tatsächlich gern, finde ihn angenehm geschrieben - was eine Seltenheit ist bei diesem Thema.

    Trotzdem bin ich anderer Meinung, in nahezu allen Punkten auf dem derzeitigen Stand, auf dem Sprache und Gleichberechtigung (sowie das Wissen darum) nun mal jetzt sind.

    (Bezieht sich ua auf das Beispiel, Kinder einen Rennfahrer oder einen Piloten malen zu lassen. Da kommen immer Männerabbildungen.)

    Das Englische ist da einfach kein Vergleich durch das neutrale the. "The teacher and her students." - Der Lehrer und ihre Studenten?

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Viva ist wieder da! #laola


    Der zitierte Artikel ist der gleiche, den Kit neulich verlinkt hat, richtig?



    Ich finde mich in den Überlegungen nicht wieder. Ich finde es aktuell eher geschickt, dass wir die Möglichkeit haben, das Geschlecht sichtbar zu machen und damit gegen die soziale Prägung anzuarbeiten.


    Im Englischen ist es übrigens durchaus üblich, das dann durch den Zusatz female/male zu tun - und zwar jeweils NUR bei dem Geschlecht, das unterrepräsentiert ist. Da ist dann von einer male nurse oder einer female scientist die Rede. Die Kunstfigur "Man who has it all" nimmt das ganz nett aufs Korn:


    https://twitter.com/manwhohasitall/

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin kein Archäologe ;)

    ich bin aber xy-kaufmann, steht so in meinem facharbeiter-zeugnis aus der DDR.

    und meine mutter war xy-ökonom, stand so in ihrem hochschulzeugnis.

    Das Beispiel habe ich mir gemerkt und da interessiert mich etwas: Hier sind doch auch noch mehr Menschen, die ihre Berufsausbildung zu DDR-Zeiten gemacht haben und da fände ich es spannend, ob das durchgängig so war? Also, steht da auch "Erzieher", "Krankenpfleger" und "Lehrer"? In meiner sehr kleinen Stichprobe ist es nämlich so, dass die Menschen in diesen Berufen sich eher weibliche Berufsbezeichnungen geben, während in Deinem Bereich Deine Variante häufiger ist.

    Wäre sehr spannend, denn eben, meine persönliche Stichprobe ist da viel zu klein.


    Auf einem Zeugnis steht: Talpa Maulwurf Graber, lic.phil. - offizieller Titel in der Ansprache wäre: Magistra Maulwurf.

    Da das aber nicht sagt, welchen Beruf ich ausübe, bin ich eben Archäologin. Wenn ich von mir selbst spreche, gebe ich mir für gewöhnlich keinen männlichen Namen - das würde mich jetzt eher stutzen lassen, beim an mich selbst Denken gehört mein Geschlecht zu mir wie meine Grösse oder meine Haare. Was ich tun kann, beeinflusst das - zumindest in meiner Überzeugung - nicht: ich kann ausgraben, doumentieren etc... Wie ein Archäologe auch.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • beim an mich selbst Denken gehört mein Geschlecht zu mir wie meine Grösse oder meine Haare

    interessant. könnte sein, dass da der entscheidende unterschied liegt.


    zu deiner frage:

    soweit ich weiss, waren alle berufsbezeichnungen im generischen maskulinum.


    valentina tereschkowa war die erste frau im all, sie war kosmonaut. zumindest in unserem sprachgebrauch.

    die russische bezeichnung könnte sogar weiblich gewesen sein, das weiss ich gerade nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Aber die logische Folge müsste dann doch eine neutrale Bezeichnung sein, also für einem selbst.

    Ich verstehe schon, dass auch die Sprachgewohnheit da viel macht, deshalb ist es gut möglich, dass da auch der Unterschied begraben liegt. "Der Archäologe" ist ein Bild, dass bei mir nicht passt, aber in meiner Umgebung war und ist es auch üblich, das von "Archäologin" gesprochen wird, wenn eine bestimmte Person gemeint ist. Würde immer der Begriff "Archäologe" für alle Einzelpersonen genutzt, wäre es mir wahrscheinlich auch naher.


    Trotzdem würde es mich interessieren: sehen das Erzieher und Krankenpfleger auch so?


    Kosmonaut Tereschkowa ist hingegen sehr eindeutig weiblich. In einer Sprache in der der Nachnahme das klarstellt, kann vorne sehr einfach und doch völlig korrekt verzichtet werden. Zumindest empfinde ich das beim Lesen so.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Female scientist? Sind Frauen da echt so unterrepräsentiert?

  • Ich finde mich da eher bei VivaLaVida und denke, das hat tatsächlich viel mit DDR-Sozialisation zu tun. Irgendwie war es "bei uns früher" viel selbstverständlicher, dass einem quasi alle Berufe offen standen und man hat deutlich weniger darüber nachgedacht, ob der Wunschberuf zum eigenen Geschlecht passte (zumindest in die für mich relevante Richtung - männliche Erzieher sind mir tatsächlich zu DDR-Zeite nicht begegnet). Ich persönlich finde das Gendern auch eher anstrengend und finde es wichtiger, dass Frauen endlich durch ihr Tun sichtbarer werden als dass ständig sprachlich darauf rumgehackt wird. Mir geht es aber auch wie VivaLaVida, dass ich mich vorrangig als Mensch sehe und nicht ständig darüber nachdenke, dass ich eine Frau bin.


    Ich finde übrigens immer wieder faszinierend, wie konsequent mein Großer von seinen Lehrkräften redet und damit das Gendern in diesem Kontext vermeidet.

  • Ich bin im ersten Beruf medizinisch-technischer Laborassistent. Und ich fand es damals auch normal. Wobei wir im wirklichen Leben schon als Assistentinnen bezeichnet wurden, genau wie Lehrerinnen und Erzieherinnen, aber die offizielle Form war männlich. Aus der Klasse meiner Schwester hat ein Junge Erzieher gelernt und in unserem Bekanntenkreis war auch ein männlicher Erzieher,allerdings schon Alter, könnte mein Vater sein.


    Ich denke, es ist tatsächlich eine Frage der Wahrnehmung und der Wertschätzung. Ich glaube, der Fall, dass Frauen sich verteidigen mussten, dass sie arbeiten gehen und nicht zu Hause bei den Kindern bleiben, den gab es nicht oder wenn, sehr selten. Darum war es einfach nicht notwendig, über die Berufsbezeichnung an der Wahrnehmung von Frauen im Beruf zu arbeiten. Ich denke aber, dass man das nicht vergleichen kann, hier kommst du an den korrekten Bezeichnungen nicht vorbei, wenn du gesehen werden möchtest. Finde ich.


    Dass die Kindererziehung und der Haushalt zu großen Teilen auch in der DDR auf den Schultern der Frauen lastete, steht auf einem anderen Blatt...


    Edith: Ich glaube, männliche Erzieher haben oft im Kinderheim gearbeitet, im Kindergarten habe ich tatsächlich auch nie einen erlebt.

  • In der DDR waren es, zumindest in der Anrede, Kindergärtnerinnen.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Ich finde es eine Wunschvorstellung, das Verwenden des gegnerischen Maskulinum würde eine sprachliche Gleichheit erzeugen, denn wie der Artikel ganz richtig feststellt, waren Prime Minister eben überwiegend Männer, und als solche stelle ich mir den Beruf auch erstmal vor.


    Es wäre konsequenter, neutrale Bezeichnungen zu verwenden und zu etablieren, wie eben Studierende oder Studierx (was ich persönlich keine besonders elegante Variante finde).

    #herzKleiner Zwerg 07/14

    #herzMinizwerg 06/17

    ticker?TT=bdy&TT1=bdy&CL=&CT=&CG=F&O=m_chick&T=t_b14&D=2017-06-07&M1=&D1=&T2=&T1=Minizwerg&T3=&CC=0&CO=FFFFFF&CO2=&W=&TS=&R=A&SC=green

  • Valentina Tereschkowa war aber trotzdem Kosmonautin - dass sie als Kosmonaut bezeichnet wurde, habe ich nie gehört...

    Aber es wurde oft thematisiert, dass sie die erste Frau im Weltraum war, und damit gab es ein Beispiel mehr dafür, was Frauen alles erreichen können

  • Wenn du Frauen sichtbar machen willst, geht das im Englischen halt nur so. "Woman scientist" wird auch verwendet. Oder "Lady scientist" habe ich auch schon gesehen.

    • Offizieller Beitrag

    Da bin ich bei Jono.

    Das konsequente männlich benennen macht Berufsbezeichnungen nicht neutral.


    Und um durch Tun aufzufallen, müssen Frauen erstmal dahin, wo sie auffallen können.


    Wenn mein Mädchen aber konsequent immer nur "der Doktor" hört, dann ist es für sie schwieriger, sich selbst in diese Person hineinzudenken, als für meinen Sohn, zum Beispiel.

    Und ist für mich eben eine neutrale Sprache ein bisschen mehr als nur Geschmackssache.

    Ihr habt Eure Berufe zu einer Zeit in einem Land ergriffen, in dem es anscheinend deutlich selbstverständlicher war - sehr verkürzt, denn ich halte die Sache für etwas komplexer - meine Kinder wachsen in einer anderen Zeit und Land auf. Und da ist "der Doktor" ein Mann erstmal.


    Ich habe ja schon mehrfach geschrieben, dass mir das Gendern (das ist eh ein seltsames Wort, das mache ich gar nicht) nicht schwer fällt und ich es auch nicht anstrengender finde als nicht genderneutrales Schreiben - und bei der gesprochenen Sprache finde ich es auch nicht sonderlich anstrengend. Für mich ist es reine Gewohnheit - ich habe mir auch andere Sprachgewohnheiten aus meiner Kindheit abgewöhnt, das passiert teilweise ja automatisch.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Zumal scientist sich im Englischen vor allem auf Naturwissenschaften bezieht und ja, ich denke, da sind Frauen immer noch unterrepräsentiert.

  • Ich schließe mich Talpa an.

    Ich verwende sogar oft bewusst die weibliche Berufsbezeichnung (die Ärztin/die Journalistin/die Trambahnfahrerin), damit es selbstverständlicher wird, diese Berufe auch Frauen zuzuordnen