Gender-Kacke in Schule und Alltag

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Ich empfehle der transgenerationalen Akademikerblase gerne den Hashtag #Arbeiterkind :)

    Hab gerade "#Arbeiterkind" gegoogelt und bin auf eine sehr nette Seite gestoßen, bei der es darum geht, dass AkademikerInnen der ersten Generation Studienwillige/Studierende der ersten Generation unterstützen. Find ich megagut!

    Ja, und ich wünsche mir oft, die Aktion hätte es schon gegeben, als ich angefangen habe zu studieren. D.h. vielleicht gab es sie schon und ich hab sie aufgrund meiner Orientierungslosigkeit nicht gefunden. Ich hab mir eigentlich immer vorgenommen, mich da mal ehrenamtlich zu engagieren. Wenn es hier mal ruhiger wird... Irgendwann#heul#rolleyes

    • Offizieller Beitrag

    Ich empfehle der transgenerationalen Akademikerblase gerne den Hashtag #Arbeiterkind :)

    Hab gerade "#Arbeiterkind" gegoogelt und bin auf eine sehr nette Seite gestoßen, bei der es darum geht, dass AkademikerInnen der ersten Generation Studienwillige/Studierende der ersten Generation unterstützen. Find ich megagut!

    Das wusste ich gar nicht! Ich kenne den # von Twitter, und es war so befreiend von anderen zu lesen, die ähnliche Erfahrungen hatten wie ich und denen ebenfalls komplett der akademische Stallgeruch fehlt. Ich merke das heute noch, mit 48 Jahren und Approbation in der Tasche.

  • das verrückte ist ja, dass man in meiner herkunftswelt arbeiterkind und akademikerkind gleichzeitig sein konnte. das ideal war, dass jede/r berufstätige als arbeiter:in startet. (auch dagegen gab es natürlich widerstand.)


    so etwas nimmt viel weg an vorurteilen, daher finde ich die idee ziemlich gut.

  • wenn ich richtig erinnere, durften akademikerkinder oft keine akademiker werden, wenn sie politisch nicht auf linie waren, oder?! und als arbeiterkind hatte man da dann vorteile?

  • wenn ich richtig erinnere, durften akademikerkinder oft keine akademiker werden, wenn sie politisch nicht auf linie waren, oder?! und als arbeiterkind hatte man da dann vorteile?

    ja, in der tat. hier geht es mir aber um den werdegang arbeiter-> akademiker.

    der war in dieser form deutlich normaler als im westen, damals wie heute. und auch der gewünschte.

  • das verrückte ist ja, dass man in meiner herkunftswelt arbeiterkind und akademikerkind gleichzeitig sein konnte. das ideal war, dass jede/r berufstätige als arbeiter:in startet. (auch dagegen gab es natürlich widerstand.)

    Ich bin tatsächlich beides, einmal mütterlicher- und einmal väterlicherseits. Und hab das Gefühl, das merkt man mir auch noch an.


    Ansonsten hab ich auch keinen Doktor am Türschild. Das fände ich komisch. Aber auf meinem Praxisschild steht er und auf den Visitenkarten.

  • Und es gab eine Quote, wie viele Arbeiter-, Bauern- und Akademikerkinder zum Abitur zugelassen wurden.

    ja, die gab es.

    heute sieht es noch anders aus, aber m.e. nicht besser.


    2020_12_07_mi-grafik-trichter_06_twitter-1.jpg?itok=3lVv3k03


    in meinem schweizer kanton (keinerlei sozialismus in sicht, eher das gegenteil davon) sind es übrigens 10% aller kinder, die zum abi zugelassen werden, im jahr 2020. es handelt sich um eine von oben verordnete quote.

    dreimal darf man raten, was das ergebnis ist hinsichtlich der verteilung der herkunft dieser kinder.

  • der war in dieser form deutlich normaler als im westen, damals wie heute. und auch der gewünschte.

    aber wie gesagt aus politisch und ideologisch sehr fragwürdigen gründen, was ähnliches gabs ja in den 70er und 80er jahren auch im westen. viele kinder in meiner gymnasiumsklasse hatten keine akademikereltern, es wurde durch die eröffnung neuer gymnasien auch am land stark gefördert, dass "arbeiterkinder" abitur machen. wenn man mal bei altersgenossen rumfragt, gibt es ganz viele, deren eltern kein abitur haben. meine hatten kriegsbedingt "nur" realschule und dann weiterbildung.

  • Zurück zum Thema.

    Das hier finde ich ebenfalls eine extrem ungute Entwicklung.


    „More than 2 million college students may be in a "sugar baby" relationship, getting cash from older partners in exchange for dates or sex.


    For many college and university students, sugar relationships can be a draw, especially for those struggling financially. In fact, over 3 million college students in the US are considered so-called sugar babies. A ‘sugar daddy/partner’ provides mentorship and/or financial assistance to a ‘sugar baby’ in exchange for sex, company, and/or dates."


    https://www.psychologytoday.co…w5oqGxu8rUO9gg3AI9wEOt3nI

  • aber wie gesagt aus politisch und ideologisch sehr fragwürdigen gründen

    es wird in jedem gesellschaftssystem entscheidungen aus politisch-idologischen gründen geben. heute heisst die ideologie halt markt. da geht auch ganz vieles extrem schief. ich wüsste nicht, warum man das anders oder positiver werten sollte.


    außerdem war der aufhänger hier die frage von milieus und die arroganz der akademiker. und da war meine antwort: es gab und gibt lösungen dagegen. keine lösung eines gesellschaftlichen problems bringt nur vorteile.

    • Offizieller Beitrag

    meine eltern sind beide arbeiterkinder - und haben beide ende der 60er studiert. allerdings war aus kostengründen "nur" lehramt und auch nur bestimmte fächer möglich (weil es halt schnell gehen musste - nix gegen lehramt, ich mag den beruf). meine mutter sagt aber heute noch, 60 Jahre später, was sie eigentlich gerne gemacht hätte. mein bruder und ich haben beide promoviert (mein bruder sogar im zarten alter von 26 oder so, der kleiner streber!) und ich glaub, das schönste geburtstagsgeschenk, was wir meiner oma mal gemacht haben, war eine spaßvisitenkarte "Frau XY, Adresse, Oma von Dr. G. und Dr. Z" - das sollte eigentlich nur ein jux sein, sie wurde eingerahmt...) meine schwiegereltern haben beide kriegsbedingt überhaupt keinen vernünftigen abschluss gemacht, nach der volksschule halt aufs feld oder in die konservenfabrik oder sonstwas, dafür hat mein mann dann halt zwei mal studiert.

  • ganz ursprünglich war es ja die männliche arroganz gegenüber einer frau, die ihren dr. titel nicht versteckt, sondern auf visitenkarten, etc verwendet und die nun first lady der usa wird, aber wie so oft entspinnt sich eine diskussion, die einfach weiterführt.

    mir war der zusatz wichtig (ich kenne solche personen und ihren lebensweg), dass in der ddr ganz viele leute erheblich leiden mussten, weil sie trotz intellektueller voraussetzung und großem interesse und begabung nicht zum studium zugelassen wurden, aus rein ideologischen gründen. dass die welt nie gerecht ist, ist schon klar, aber das war schon ne echte hausnummer....dass es auch heute noch ungerecht ist, wenn die soziale herkunft über den bildungsweg entscheidet, ist in keinster weise in abrede gestellt.

  • Gundula ja, ich kenne solche familien auch im „westen“.

    ich glaube leider, dass sich das noch einmal verschärft hat. also dieses auseinanderdriften der chancen. bzw. die zahlen belegen das ja auch.


    neulich las ich das hier:


    „Ich habe gerade den Roman „Fehlstart“ von Marion Messina gelesen. Darin vergleicht sie unser Bildungssystem damit, dass Hase und Schildkröte an der gleichen Startlinie stehen und einen 100-Meter-Lauf machen sollen. Ein ungleiches Rennen, weil die finanzielle und intellektuelle Ausstattung der Elternhäuser maßgeblich darüber entscheidet, wie weit ein Kind in der Schule kommt...

    Es gibt eine gut orchestrierte Beschämung von Armut. Man schreibt den Menschen die Schuld selbst zu, indem man behauptet, sie hätten sich nicht genügend angestrengt. „Jeder ist seines Glückes Schmied“ ist weit ins linke Milieu verinnerlicht. Ich höre oft, es gäbe doch Leihbüchereien und jeder habe das Recht zu wählen(...) Es blendet aus, dass Bildung nicht nur das ist, was man in der Schule lernt...

    Mein Vater hatte Klassenbewusstsein und Proletarierstolz, aber nicht so, wie wir uns das vorstellen, dass er den Kapitalismus überwinden wollte. Stattdessen fügte er sich in die Konkurrenz-Logik ein und schaute, wer angeblich auf seine Kosten lebt. Er hat nach unten getreten, dabei sind es natürlich ganz andere Leute, die auf seine Kosten leben, garantiert nicht die „Ausländer“, die angeblich nicht arbeiten wollen. Mein Vater war politisch apathisch, er hat nicht rechtsradikal gewählt, sondern ging gar nicht wählen. Mein Vater hatte das Gefühl, dass in der Politik niemand seine Sprache spricht. Das liegt auch daran, dass es dort kaum noch aktive Gewerkschafter oder Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen gibt. Das Versprechen der repräsentativen Demokratie bleibt da hohl...

    Die Milieus werden immer homogener. Es gibt in Berlin Gymnasien, die Brennpunktschulen sind, weil die Segregation von den Eltern aktiv vorgenommen wird, die ihre Kinder in andere Stadtteile zur Schule fahren. So müssen Migrantenkinder unter sich die Probleme aushandeln, die sie immer schon hatten. Auch im Prenzlauer Berg, wo auch die Kinder aus Tempelhof hingehen, ist man unter sich. Es wird darum gehen, den nächsten Generationen die Erfahrung von Empathie zu ermöglichen. Das hat eine ähnliche Dringlichkeit wie die Klimapolitik, weil sich hier entscheidet, auf welche Gesellschaft wir zusteuern.“


    https://www.gew.de/aktuelles/d…bZyJKS_Si7PHicugZ_StBheHc

  • dass in der ddr ganz viele leute erheblich leiden mussten, weil sie trotz intellektueller voraussetzung und großem interesse und begabung nicht zum studium zugelassen wurden, aus rein ideologischen gründen. dass die welt nie gerecht ist, ist schon klar, aber das war schon ne echte hausnummer....dass es auch heute noch ungerecht ist, wenn die soziale herkunft über den bildungsweg entscheidet, ist in keinster weise in abrede gestellt.

    diskutieren wir auch bei jedem gespräch über die alte bundesrepublik oder die usa oder sonst ein westliches demokratisches land, dass viele leute unter dem system leiden müssen?

    soweit ich das mitbekomme, werden nicht immer alle erfrorenen obdachlosen oder unterernährten kinder erwähnt.


    ich finde nicht, dass diese hausnummer kleiner ist.

  • und passend dazu:


    „Im Mai lebten 2,4 Millionen Kinder in Großbritannien in Haushalten, die sich nicht ausreichend ernähren konnten, so das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag der NGO Food Foundation.


    ...zum ersten Mal in seiner 74-jährigen Geschichte hat Unicef einen Notfallplan in Großbritannien umgesetzt – der, am Bruttoinlandsprodukt gemessen, sechstgrößten Volkswirtschaft der Welt...


    Auch die Umfrage von Food Foundation vom April zeigt: Knapp 200.000 Kinder mussten Mahlzeiten auslassen, weil ihre Familie sich nicht genügend Lebensmittel leisten konnte...


    Dies kritisieren Experten schon lange. Vor knapp zwei Jahren fuhr Philip Alston, Uno-Sonderberichterstatter für extreme Armut zwei Wochen und knapp 2000 Meilen durch die ärmsten Distrikte Großbritanniens. In seinem Abschlussbericht, den er vergangenes Jahr veröffentlichte, kritisiert Alston die 2010 von der konservativen Regierung eingeführte Austeritätspolitik und seine »tragischen Folgen für die Gesellschaft«: »Die Quintessenz: Der Kitt, der die britische Gesellschaft seit dem Zweiten Weltkrieg zusammengehalten hat, wurde großflächig absichtlich entfernt und durch ein kaltes, gefühlloses Ethos ersetzt.«

    Die Regierung des Premierministers David Cameron hatte 2010 die Sozialausgaben drastisch gekürzt, um das Haushaltsdefizit aus der Finanzkrise abzufedern. Die umgerechnet mehr als 33 Milliarden Euro Einsparungen trafen zum Beispiel Distrikte, Polizeistationen und Sozialeinrichtungen. Bibliotheken und Jugendzentren mussten schließen...


    In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Lebensmitteltafeln im Land vervielfacht, immer mehr Familien wurden obdachlos. Im Februar veröffentlichte das Institute of Health Equity des University College London eine Studie, wonach die Lebenserwartung in Großbritannien zum ersten Mal seit 100 Jahren nicht gestiegen ist – ein Indikator, dass es dem Land nicht gut gehe.“


    https://www.spiegel.de/politik…4b-4ed9-93fe-e6bbbe02c45b

  • dass in der ddr ganz viele leute erheblich leiden mussten, weil sie trotz intellektueller voraussetzung und großem interesse und begabung nicht zum studium zugelassen wurden, aus rein ideologischen gründen. dass die welt nie gerecht ist, ist schon klar, aber das war schon ne echte hausnummer....dass es auch heute noch ungerecht ist, wenn die soziale herkunft über den bildungsweg entscheidet, ist in keinster weise in abrede gestellt.

    diskutieren wir auch bei jedem gespräch über die alte bundesrepublik oder die usa, dass viele leute unter dem system leiden müssen?

    soweit ich das mitbekomme, werden nicht immer alle erfrorenen obdachlosen oder unterernährten kinder erwähnt.


    ich finde nicht, dass diese hausnummer kleiner ist.

    Ich denke auch, es ist schon ein Grundgedanke der DDR gewesen, die strikte Trennung zwischen Akademiker und Arbeiter aufzuheben und allein das ist schon ein damals wirklich innovativer Gedanke gewesen.


    Das wurde im Westen nur punktuell angegangen und vor allem hat es nur sehr unzureichend den Weg in die Köpfe der Bevölkerung geschafft

  • Mein Vater hatte Klassenbewusstsein und Proletarierstolz, aber nicht so, wie wir uns das vorstellen, dass er den Kapitalismus überwinden wollte. Stattdessen fügte er sich in die Konkurrenz-Logik ein und schaute, wer angeblich auf seine Kosten lebt. Er hat nach unten getreten, dabei sind es natürlich ganz andere Leute, die auf seine Kosten leben, garantiert nicht die „Ausländer“, die angeblich nicht arbeiten wollen. Mein Vater war politisch apathisch, er hat nicht rechtsradikal gewählt, sondern ging gar nicht wählen. Mein Vater hatte das Gefühl, dass in der Politik niemand seine Sprache spricht. Das liegt auch daran, dass es dort kaum noch aktive Gewerkschafter oder Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen gibt. Das Versprechen der repräsentativen Demokratie bleibt da hohl...

    DAS mit drölfzig Ausrufezeichen.

    Ich kenne einige Menschen, die genauso ticken.


    Es gab da mal einen Cartoon der das auf sehr bittere Weise in drei Bildern einfing, aber ich finde ihn sehr Jahren leider nicht mehr wieder

    Den symbolischen Part des Geldes und der Teilhabe übernahmen darin Kekse...


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe