Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • Ist das in (Teilen?) der Schweiz nicht immer noch so? Eine Bekannte von mir hat richtig Ärger mit dem Jugendamt, weil der Amtsvormund unbedingt einen rechtlichen Vater eintragen will, aber sie keinen Namen nennt.


    Bei mir hat das Jugendamt nur einmal freundlich gefragt, ob ich Unterstützung brauche.

  • Die genauen Regelungen kenn ich nicht, aber es kann sein dass es bei dem Fall mehr um das Recht des Kindes auf einen Vater geht.


    Es sind nämlich hier auch anonyme Samenspenden verboten, nicht weil man diese Väter dann finanziell belangen kann, sondern weil das Kind das Recht hat später herauszufinden, wer der leibliche Erzeuger ist.

  • Das ist nicht ganz einfach zu rechtfertigen und auch oft nicht ganz einfach für mich zu verargumentieren, wenn ich ehrlich bin. Auch natürlich innerfamiliär. Da herrscht grosse Ratlosigkeit, denn richtige tiefe, politische Gespräche darüber sind natürlich ganz selten. Das wäre aber nötig, um meine Beweggründe zu kennen. Ich stelle ja meine Arbeitskraft in der Politik massiv zur Verfügung. Nur unentgeltlich.

    Das ist übrigens in Westdeutschland ja wirklich ein klassisch konservatives Lebensmodell, das in Deutschland durch das Ehegattensplitting gestützt wird: Die Argumentation ist, dass die Eheleute die freie Wahl haben sollen, wie sie die Arbeit untereinander aufteilen wollen und dass es steuerlich keinen Unterschied machen darf, ob das Einkommen nur von einem erwirtschaftet wird oder von beiden. Die Leute, die das rechtspolitisch im BMF argumentiert haben, sind meines Wissens auch davon überzeugt, dass das so richtig ist. Wenn man eine Ehe als Wirtschaftsgemeinschaft ansieht, hat das ja auch eine gewisse Konsequenz.


    Wo dann ein Einkommen zum Familienunterhalt ausreicht, ist es ja auch völlig üblich, dass - mindestens - der andere Teil sich stark ehrenamtlich engagiert. Hat meine Mutter auch gemacht, halt nicht politisch, sondern sozial. Sie fand das super, auch die Freiheit, die damit einhergeht, und bedauert, dass dies seit der Trennung nicht mehr möglich ist.


    Nicht in der DDR sozialisiert, wüsste ich gar nicht, wo da eine Rechtfertigung jenseits von "kann und will ich mir eben leisten" notwendig wäre.

  • Mir persönlich würde es schon exorbitant guttun, in einer Welt zu leben, in der ich keine Angst vor dem Verlust meines Arbeitsplatzes oder meiner Wohnung haben muss. In der ich in meinen Job meiner Qualifikation entsprechend zurückkehren kann, wenn ich das möchte.

    In der ich ohne Wenn und Aber und jegliche Erklärungen eine Schwangerschaft abbrechen kann.

    ja. und obwohl meine Urgrossmütter, Grossmütter und Mutter in einem Land aufwuchsen, in denen sehr sehr vieles anders war als in der BRD oder der Weimarer Republik oder zu Bismarcks Zeiten, so hatten auch sie das nicht.

    ainu, deine Beschreibung von Schwangerschaft und Geburt könnte zumindest für meine ersten Kinder von mir sein (ich fand nur die Schmerzen fies, aber alles schnell vergessen). War alles super. Ich schäme mich jedoch heute dafür, wie ich ausgehend von meinen Erfahrungen über andere Frauen geurteilt habe, denen es schlechter ging in dieser Lebensphase.


    Ich glaube, jede Frau, die sowas berichtet nährt tatsächlich die Mär von angenehmer Schwangerschaft und Entbindung, die mit jedem dieser Berichte für die einzelne Frau schwieriger zu widerlegen ist.

    Sorry Janos, aber nee... wo hab ich geschrieben, dass ich urteile? Nirgendwo. Auch erzähle ich das nicht, um irgendjemanden zu widerlegen oder eine Mär zu nähren, denn meine Geschichte ist keine Mär. Auch meine Geschichte ist authentisch und echt, genau so wie diejenige von anderen authentisch und echt ist, die anders sind. Nur weil es bei mir so war, hab ich keine Erwartung, dass das eine Norm sein sollte. Es sollte keine Norm geben, sondern allen Möglichkeiten sollte eingeräumt werden zu existieren. Und ein Staat und eine Gesellschaft sollten meines Erachtens so aufgestellt sein, dass jeder Art und Weise zu Gebären Rechnung getragen wird.

    Wie sollte denn gesellschaftlich Frauen wie mir Rechnung getragen wird. Ich brauchte kein Wochenbett, ich wollte auch keins. Wieso sollte das nicht genau so ok sein, wie diejenige, die es braucht und will? Wenn jetzt in der Gesellschaft ein Zwang zu 44 Tage oder 6 Wochen nicht das Haus verlassen wäre, wie es zb im 18. Jh. mancherorts war, wäre das für mich pure Qual und Folter gewesen. Das eine ist nicht besser als das andere, beides sollte möglich sein.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ja, Susan, wobei ich schon froh wäre, das Ganze in ein reguläres Arbeitsverhältnis zu übertragen. Jedoch unter ziemlich strengen Bedingungen, welche Strukturen ich mit meiner Lohnarbeit unterstützen möchte und welche nicht.


    Dass das eine gewissermaßen luxeriöse Position ist, die nicht alle haben, ist mir deutlich bewusst und dieses Wissen fliesst auch wiederum in meine Arbeit ein.

  • das weiss ich leider nicht.

  • Die genauen Regelungen kenn ich nicht, aber es kann sein dass es bei dem Fall mehr um das Recht des Kindes auf einen Vater geht.


    Es sind nämlich hier auch anonyme Samenspenden verboten, nicht weil man diese Väter dann finanziell belangen kann, sondern weil das Kind das Recht hat später herauszufinden, wer der leibliche Erzeuger ist.

    Ja, da schütten sie aber das Kind grad mit dem Bade aus. Der Fokus hat sich vom Vater auf das "Wohl des Kindes" verschoben, aber die Frauen werden weiterhin schikaniert. Was meine Schwester an ärger hatte, weil der Vater ihres Kindes im Ausland lebte und sie nicht verheiratet waren (aber ein Paar und zusammen), das geht auf keine Kuhhaut. Die haben sowas von gedrängt und drangsaliert. Unter dem Denkmäntelchen "Wohl des Kindes" werden da weiterhin einfach Frauen zu unmündigen Menschen gemacht, die kontrolliert werden müssen.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ich fand es bei der Wiedervereinigung auch unmöglich, dass die Dinge, die in der DDR anders liefen, so unbesehen in die Tonne getreten wurden (oder auch sehenden Auges), gerade, was Kinderbetreuung angeht.

    Inzwischen muss ich allerdings zugeben, dass ich mir nicht mehr so sicher bin, inwiefern ich eine Kinderbetreuung wie in der DDR wünschenswert finde oder eine Ausweitung der Betreuungszeiten im wiedervereinten Deutschland feiere. Das liegt daran, dass mein Großer nicht mit einem Ganztagessystem kompatibel gewesen wäre / ist, weshalb ich die Ansage der Grünen (glaube ich), in Ba-Wü einen verbindlichen Ganztag in Grundschulen zu fordern, kritisch sehe. Es wäre schlimm gewesen, unser Kind in einen Ganztag zu zwingen. Ich frage mich inzwischen, ob Vereinbarkeit von Beruf und Familie wirklich heißen muss, dass beide voll oder annähernd voll arbeiten und das Kind während der Arbeitszeiten in einer Krippe, Kita etc. untergebracht ist. Es wird immer so schön verkauft als Chance für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, oder aus Familien, in denen Gewalt herrscht. Andersherum könnte ich aber auch argumentieren, dass der Staat somit einen erheblichen Einfluss auf die Kinder nehmen kann im Sinne von Manipulation - könnte das auch in der DDR ein Motiv gewesen sein?

    Letztlich steckt dahinter doch nach wie vor das Ideal, dem Arbeitsmarkt voll zur Verfügung zu stehen oder aber auch, sich / seinen Wert über die Arbeit zu definieren. Warum sollte es für Frauen erstrebenswert sein, hier den Männern nachzueifern? Ich halte das für einen problematischen Ansatz. Warum kann Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht so aussehen, dass es den Eltern (beiden) ermöglicht wird, beide ihre Arbeitszeit deutlich zu reduzieren, ohne ins finanzielle Aus zu geraten oder Rentenpunkte zu verlieren? Arbeiten kann man immer noch genug, wenn die Kinder aus dem Haus sind (oder man entscheidet sich für so viele Kinder, dass das gar nicht mehr relevant wird...). Und wer dennoch voll arbeiten will und dessen /deren Kinder mit diesem Lebensmodell kompatibel sind, kann das ja gerne auch machen. So wie es aber in der Realität läuft, bleibt doch oft in der Familie irgendjemand auf der Strecke. Häufig ist es eben die Mutter, entweder, weil es nicht ausreichend Betreuungsmöglichkeiten gibt oder weil das Kind eben nicht gruppenkompatibel ist und im Zweifel dann doch eher die Mütter zurückstecken als die Väter, weil sie es nicht dem Kind zumuten wollen, auf der Strecke zu bleiben.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Klar hatten es auch unsere Mütter / Großmütter schwer, die hatten z.T. andere Probleme als wir. Das macht weder unsere Probleme kleiner noch deren. Gemeinsam ist ihnen doch, dass im Grunde immer (früher wie heute) die Frauen diejenigen sind / waren, denen Steine in den Weg gelegt werden. Männern auch, klar, aber Frauen halt noch zusätzliche Steine.

    Sich darüber Gedanken machen zu können wiederum ist sicherlich auch Audruck einer privilegierten Position (die Ressourcen dazu muss man auch erst einmal haben).

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Sorry Janos, aber nee... wo hab ich geschrieben, dass ich urteile? Nirgendwo. Auch erzähle ich das nicht, um irgendjemanden zu widerlegen oder eine Mär zu nähren, denn meine Geschichte ist keine Mär. Auch meine Geschichte ist authentisch und echt, genau so wie diejenige von anderen authentisch und echt ist, die anders sind. Nur weil es bei mir so war, hab ich keine Erwartung, dass das eine Norm sein sollte. Es sollte keine Norm geben, sondern allen Möglichkeiten sollte eingeräumt werden zu existieren. Und ein Staat und eine Gesellschaft sollten meines Erachtens so aufgestellt sein, dass jeder Art und Weise zu Gebären Rechnung getragen wird.

    Wie sollte denn gesellschaftlich Frauen wie mir Rechnung getragen wird. Ich brauchte kein Wochenbett, ich wollte auch keins. Wieso sollte das nicht genau so ok sein, wie diejenige, die es braucht und will? Wenn jetzt in der Gesellschaft ein Zwang zu 44 Tage oder 6 Wochen nicht das Haus verlassen wäre, wie es zb im 18. Jh. mancherorts war, wäre das für mich pure Qual und Folter gewesen. Das eine ist nicht besser als das andere, beides sollte möglich sein.

    Es geht aber ja in dieser Diskussion gar nicht darum, Frauen mehr vorzuschreiben - also wie sie ihr Wochenbett gestalten, oder wann sie in den Job zurückgehen, sondern darum, wie man einerseits alle Frauen in dieser Situation angemessen schützt, also ihnen die Möglichkeit gibt, je nach Bedarf oder Wunsch, sich von Schwangerschaft und Geburt zu erholen, andererseits diese Leistung anzuerkennen. Das hiesse dann z.B. ZUSÄTZLICHE Rentenpunkte, nur für diese Leistung die ja nur Frauen leisten, nicht nur, wenn frau ihre Erwerbsarbeit unterbricht, die Absicherung, über die unmittelbare Baby- und Kleinkindzeit hinaus im Falle einer Trennung Anspruch auf Unterhalt zu haben, usw. unter anderem auch mehr Rechte am Kind bzw. gegenüber dem Kindesvater - es gibt ja immer noch bzw. immer mehr Fälle, in denen Väter, selbst wenn sie der Mutter gegenüber gewalttätig geworden sind, über einklagbare Rechte Mach über die Frauen ausüben können und sie mit gerichtlicher Erlaubnis unter Druck setzen können.
    Also eine handfeste Anerkennun der Reproduktionsleistung, die nicht daran ausgerichtet ist, ob und wie stark eine Frau durch Geburt und Schwangerschaft beeinträchtigt wurde, sondern einzig allein dadurch erworben wird, DASS frau Kinder bekommen hat.

    Das fände ich eine sehr legitime und wünschenswerte Maßnahme.


    lg martita

  • Und anstatt dass diese Leistung honoriert wird, werden kinderlose Menschen quasi bestraft, indem sie mehr in die Rentenversicherung einzahlen müssen, wenn sie bis zum 23. Lebensjahr kinderlos sind (Okay, Männer und Frauen, aber trotzdem). Mal im Ernst, auch wenn ich in einem Alter von unter 23 Jahren schon berufstätig gewesen wäre, wäre es nicht unbedingt eine gute Idee gewesen, Kinder zu bekommen (also in meinem Fall, bei anderen Frauen mag das ja anders aussehen). Ich finde, ich hätte eher eine Belohnung dafür erhalten müssen, nicht schwanger geworden zu sein mit einem Partner, der zumindest damals nicht zum Vater getaugt hätte.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Ich fand es bei der Wiedervereinigung auch unmöglich, dass die Dinge, die in der DDR anders liefen, so unbesehen in die Tonne getreten wurden (oder auch sehenden Auges), gerade, was Kinderbetreuung angeht.

    Inzwischen muss ich allerdings zugeben, dass ich mir nicht mehr so sicher bin, inwiefern ich eine Kinderbetreuung wie in der DDR wünschenswert finde oder eine Ausweitung der Betreuungszeiten im wiedervereinten Deutschland feiere. Das liegt daran, dass mein Großer nicht mit einem Ganztagessystem kompatibel gewesen wäre / ist, weshalb ich die Ansage der Grünen (glaube ich), in Ba-Wü einen verbindlichen Ganztag in Grundschulen zu fordern, kritisch sehe. Es wäre schlimm gewesen, unser Kind in einen Ganztag zu zwingen. Ich frage mich inzwischen, ob Vereinbarkeit von Beruf und Familie wirklich heißen muss, dass beide voll oder annähernd voll arbeiten und das Kind während der Arbeitszeiten in einer Krippe, Kita etc. untergebracht ist. Es wird immer so schön verkauft als Chance für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, oder aus Familien, in denen Gewalt herrscht. Andersherum könnte ich aber auch argumentieren, dass der Staat somit einen erheblichen Einfluss auf die Kinder nehmen kann im Sinne von Manipulation - könnte das auch in der DDR ein Motiv gewesen sein?

    Letztlich steckt dahinter doch nach wie vor das Ideal, dem Arbeitsmarkt voll zur Verfügung zu stehen oder aber auch, sich / seinen Wert über die Arbeit zu definieren. Warum sollte es für Frauen erstrebenswert sein, hier den Männern nachzueifern? Ich halte das für einen problematischen Ansatz. Warum kann Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht so aussehen, dass es den Eltern (beiden) ermöglicht wird, beide ihre Arbeitszeit deutlich zu reduzieren, ohne ins finanzielle Aus zu geraten oder Rentenpunkte zu verlieren? Arbeiten kann man immer noch genug, wenn die Kinder aus dem Haus sind (oder man entscheidet sich für so viele Kinder, dass das gar nicht mehr relevant wird...). Und wer dennoch voll arbeiten will und dessen /deren Kinder mit diesem Lebensmodell kompatibel sind, kann das ja gerne auch machen. So wie es aber in der Realität läuft, bleibt doch oft in der Familie irgendjemand auf der Strecke. Häufig ist es eben die Mutter, entweder, weil es nicht ausreichend Betreuungsmöglichkeiten gibt oder weil das Kind eben nicht gruppenkompatibel ist und im Zweifel dann doch eher die Mütter zurückstecken als die Väter, weil sie es nicht dem Kind zumuten wollen, auf der Strecke zu bleiben.

    Das mit der Kinderbetreuung sehe ich auch so. Es müsste einfach Möglichkeiten geben solche Pflegezeiten (auch für ältere Menschen) ins Berufsleben zu integrieren ohne in der Altersarmut zu enden. Aber ich halte Vollzeit-Arbeiten eh nicht so für das erstrebenswerte Ideal.


    Ich komme kaum hinterher hab aber eure unterschiedlichen Erfahrungen, persönlich oder familiär, mit großem Interesse gelesen. Und insgesamt ergibt sich daraus ja auch wieder ein gesellschaftliches Bild.

  • @ Susan Sto Helit: Erhöhte Neigung zu Knochenbrüchen kann ich noch zu deiner Liste beitragen - aus eigener Erfahrung leider. Einmal Mittelfuß, einmal Sprunggelenk - beides nicht schön mit Baby.


    Ich finde vor allem im Rückblick krass, wie sehr ich alles mögliche nicht sehen wollte. Sonst durchaus kritisch unterwegs, eigentlich von Kindheit an. Aber die gesellschaftlichen Verhältnisse bei den alltäglichen Ungerechtigkeiten sind mir tatsächlich lange kaum aufgefallen. Auch die eigenen Wünsche in Hinsicht auf die Kinder habe ich kaum hinterfragt. Das geht glaube ich vielen so.


    Wenn die Kinder größer werden, wird mehr hinterfragt. Aber dann ist schon alles in festen Bahnen.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Bei uns in der Klinik werden schwangere Frauen sofort ins Berufsverbot geschickt.

    Mitte 20 hätte ich das unmöglich gefunden.

    Mitte 40 finde ich es prima und freue mich für und mit der schwangeren Kollegin, auch wenn das Überstunden für mich bedeutet.

    Die Diskussion ist schon weiter, aber ich muss das aufgreifen.


    Ich stecke aktuell in der Situation und ehrlich? Ich finde das furchtbar. Ein Beschäftigungsverbot vom Frauenarzt kann Frau nämlich ablehnen, bei einem betrieblichen geht das nicht.

    Ich bräuchte die 6 Monate bis zum Mutterschutz für eine wichtige berufliche Weiterqualifikation (Facharztausbildung) und die wird mir dadurch genommen. Klasse, wenn gleichzeitig der Arbeitsvertrag in der Elternzeit ausläuft.


    Für mich macht es sich der Arbeitgeber damit einfach nur bequem, weil er so nicht über Dienstplananpassungen oder Arbeitsplatzumgestaltungen nachdenken muss. Ist halt viel bequemer und Frau soll bitte auch noch dankbar sein, dann schließlich kann sie es sich zuhause ja schön gemütlich machen und wird dafür auch noch bezahlt.

  • @nez perce...ich mag mich jetzt einfach mal für deine ganzen Beiträge bedanken.

    Ganz genauso sehe ich das auch

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Das Problem hättest du bei uns nicht. Du kannst unterschreiben, dass du auf eigene Verantwortung arbeiten möchtest.

    Dann ist der Arbeitgeber raus, sollte es zu einer Infektion oder sonstigen Komplikationen kommen, die mit dem Arbeitsplatz in Verbindung stehen könnten.

  • Und hier im Thread wird ja deutlich, dass auch Frauen nicht alle "gleich" sind. Das ist ein gewisses Dilemma. Wenn Frauen wie ainu sagen, sie hätten keine Einschränkungen gewollt, weil sie eben keine Probleme mit Geburt etc. hatten, dann muss ich das erst mal glauben. Aber wie gehe ich damit um? Wie löse ich es, dass solche Frauen nicht bevormundet werden, also das Recht behalten, dann wieder arbeiten zu gehen, wenn es ihnen gut geht, ohne dass andere Frauen nicht dem Druck ausgesetzt sind, das als Maßstab nehmen zu sollen?


    Rechtlich ist die logische Lösung, Wahlmöglichkeiten anzubieten.


    Was man damit halt nicht löst, ist (empfundener oder tatsächlicher) gesellschaftlicher Druck.


    Ich denke, das kann man nur lösen, indem wir alle uns für eine "buntere" Gesellschaft auch in dieser Hinsicht einsetzen.


    Das hiesse dann z.B. ZUSÄTZLICHE Rentenpunkte, nur für diese Leistung die ja nur Frauen leisten, nicht nur, wenn frau ihre Erwerbsarbeit unterbricht, die Absicherung, über die unmittelbare Baby- und Kleinkindzeit hinaus im Falle einer Trennung Anspruch auf Unterhalt zu haben, usw. unter anderem auch mehr Rechte am Kind bzw. gegenüber dem Kindesvater - es gibt ja immer noch bzw. immer mehr Fälle, in denen Väter, selbst wenn sie der Mutter gegenüber gewalttätig geworden sind, über einklagbare Rechte Mach über die Frauen ausüben können und sie mit gerichtlicher Erlaubnis unter Druck setzen können.
    Also eine handfeste Anerkennun der Reproduktionsleistung, die nicht daran ausgerichtet ist, ob und wie stark eine Frau durch Geburt und Schwangerschaft beeinträchtigt wurde, sondern einzig allein dadurch erworben wird, DASS frau Kinder bekommen hat.

    Das fände ich eine sehr legitime und wünschenswerte Maßnahme.


    Ich denke, so wie die demografische Entwicklung ist, wird es eher verstärkt darauf hinauslaufen, wie es jetzt an einigen Stellen schon ist, dass Kinderlose mehr einzahlen müssen.


    Mir persönlich würde es schon exorbitant guttun, in einer Welt zu leben, in der ich keine Angst vor dem Verlust meines Arbeitsplatzes oder meiner Wohnung haben muss. In der ich in meinen Job meiner Qualifikation entsprechend zurückkehren kann, wenn ich das möchte.

    In der ich ohne Wenn und Aber und jegliche Erklärungen eine Schwangerschaft abbrechen kann.

    ja. und obwohl meine Urgrossmütter, Grossmütter und Mutter in einem Land aufwuchsen, in denen sehr sehr vieles anders war als in der BRD oder der Weimarer Republik oder zu Bismarcks Zeiten, so hatten auch sie das nicht.


    Zumindest hier in Deutschland würde ich das als einigermaßen gegeben ansehen.


    Wobei es hier im Thread einen recht einseitigen Fokus auf Angestellte gibt. Es gibt ja auch Frauen, die selbstständig oder Unternehmerinnen sind und die haben praktisch keine der hier diskutierten Vergünstigungen. Und das lässt sich auch nur sehr eingeschränkt mit staatlichen Mitteln lösen, weil wenn man sein (kleineres) Unternehmen zu lange alleine lässt, die Kundinnen einfach wegbleiben und dann ist das Unternehmen u.U. schlicht und ergreifend tot.


    Etwas mehr als ein Drittel aller Selbstständigen sind Frauen.


    @ Susan Sto Helit: Erhöhte Neigung zu Knochenbrüchen kann ich noch zu deiner Liste beitragen - aus eigener Erfahrung leider. Einmal Mittelfuß, einmal Sprunggelenk - beides nicht schön mit Baby.

    *notier*


    Das Osteoporose-Risiko ist auch erhöht.

  • Eigentlich finde ich es eine gute Sache, dass das Beschäftigungsverbot durch den Betriebsarzt auch umgesetzt werden muss, das versetzt Frauen nämlich nicht in die Position, sich unter Druck vom Arbeitgeber dagegen zu entscheiden.


    Trotzdem finde ich es in deiner Position nicht gut, du hast ja sicher dort deine Situation dargelegt. In unserem Kindergarten haben wir eine ähnliche Situation eine unserer Erzieherinnen ist schwanger, sie ist noch nicht lange bei uns und hat riesig Lust, weiter zu arbeiten, immerhin kommt jetzt der Frühling, das ist im Draußenkindergarten immer eine besonders schöne Zeit.


    Also mehr Flexibilität und mit klarem Vorgaben für den Schutz der Schwangeren wäre da manchmal schon auch schön.

    #herzKleiner Zwerg 07/14

    #herzMinizwerg 06/17

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  • Susan Sto Helit es gibt doch genug Wahlmöglichkeiten, nur nehmen dies die wenigsten an


    Die Gesellschaft entwickelt sich immer in eine bestimmte Richtung.

    Könnte man schön mit der Einführung des elterngeldes sehen. Heute ist es selbstverständlich nach einem Jahr wieder einzusteigen. In Teilzeit.

    Es gibt bessere kinderbetreuungsmöglichkeiten


    Die Männer machen nach wie vor Karriere, Frau kümmert sich....


    Und zumindest in meiner Umgebung sehe ich den Trend zum Drittkind.


    Unterm Strich also mehr Arbeit und Belastung als unsere westmütter.

    Und ich könnte mir auch gut vorstellen mehr als Ostmitteleuropa.... Dieser Druck des Arbeitsmarktes war da denke ich nicht so da.


    Nö, so habe ich mir das mit der gleichBerechtigung nicht vorgestellt.


    Haben sie gut gemacht die kapitalistischen patriarchalischen Politiker

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.