Ich fand es bei der Wiedervereinigung auch unmöglich, dass die Dinge, die in der DDR anders liefen, so unbesehen in die Tonne getreten wurden (oder auch sehenden Auges), gerade, was Kinderbetreuung angeht.
Inzwischen muss ich allerdings zugeben, dass ich mir nicht mehr so sicher bin, inwiefern ich eine Kinderbetreuung wie in der DDR wünschenswert finde oder eine Ausweitung der Betreuungszeiten im wiedervereinten Deutschland feiere. Das liegt daran, dass mein Großer nicht mit einem Ganztagessystem kompatibel gewesen wäre / ist, weshalb ich die Ansage der Grünen (glaube ich), in Ba-Wü einen verbindlichen Ganztag in Grundschulen zu fordern, kritisch sehe. Es wäre schlimm gewesen, unser Kind in einen Ganztag zu zwingen. Ich frage mich inzwischen, ob Vereinbarkeit von Beruf und Familie wirklich heißen muss, dass beide voll oder annähernd voll arbeiten und das Kind während der Arbeitszeiten in einer Krippe, Kita etc. untergebracht ist. Es wird immer so schön verkauft als Chance für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, oder aus Familien, in denen Gewalt herrscht. Andersherum könnte ich aber auch argumentieren, dass der Staat somit einen erheblichen Einfluss auf die Kinder nehmen kann im Sinne von Manipulation - könnte das auch in der DDR ein Motiv gewesen sein?
Letztlich steckt dahinter doch nach wie vor das Ideal, dem Arbeitsmarkt voll zur Verfügung zu stehen oder aber auch, sich / seinen Wert über die Arbeit zu definieren. Warum sollte es für Frauen erstrebenswert sein, hier den Männern nachzueifern? Ich halte das für einen problematischen Ansatz. Warum kann Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht so aussehen, dass es den Eltern (beiden) ermöglicht wird, beide ihre Arbeitszeit deutlich zu reduzieren, ohne ins finanzielle Aus zu geraten oder Rentenpunkte zu verlieren? Arbeiten kann man immer noch genug, wenn die Kinder aus dem Haus sind (oder man entscheidet sich für so viele Kinder, dass das gar nicht mehr relevant wird...). Und wer dennoch voll arbeiten will und dessen /deren Kinder mit diesem Lebensmodell kompatibel sind, kann das ja gerne auch machen. So wie es aber in der Realität läuft, bleibt doch oft in der Familie irgendjemand auf der Strecke. Häufig ist es eben die Mutter, entweder, weil es nicht ausreichend Betreuungsmöglichkeiten gibt oder weil das Kind eben nicht gruppenkompatibel ist und im Zweifel dann doch eher die Mütter zurückstecken als die Väter, weil sie es nicht dem Kind zumuten wollen, auf der Strecke zu bleiben.
...lese still mit....bin auch noch nicht weiter.... möchte an dieser Stelle aber bitte unterschreiben!!!!!
Danke nez perce!!!