Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • Das kenn ich teilweise sogar von Lehrkräften: keine Notbetreuung fü das Kindergartenkind bekommen? Na dann kann die Kleine mit in die Schule kommen. #hmpf

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -


  • Da sehe ich ehrlich gesagt die Ausbeutung nicht.

    Wenn du krank bist, bist du krank, dann musst du nicht arbeiten.

    Wenn dein Kind krank ist, hast du Anspruch auf Kindkranktage. Dass das mehr sein könnten - ja.

    Wenn die Arbeitgeberin (und ggf. das Team) darüber hinaus weitere Flexibilität möglich machen, finde ich das in erster Linie gut. Für mich persönlich ist es doch auch so, ich nehme manchmal private Termine während der üblichen Arbeitszeiten wahr und mache meine Arbeit dann eben wann anders. Ist doch prima?


    Wenn die berufstätige Arbeit der Eltern nicht egal ist, fehlen sie ja auch auf der Arbeit, wenn sie nicht da sind. Unser Team hat gerade viele Stunden Nachts und am Wochenende zusätzlich gearbeitet, damit eine Kollegin sich sehr spontan um eine familiäre Krise kümmern konnte ohne dass die Projekte, an denen sie gearbeitet hat, platzen und risige Haftungsfälle verursachen. Das haben wir alle selbstverständlich und sehr gerne gemacht, aber es ist jetzt nicht so, als würden wir überhaupt nicht merken, dass sie nicht da war.


    Ich habe doch auch eine Deal mit meiner Arbeitgeberin - sie zahlt mir ein Gehalt, dafür arbeite ich innerhalb bestimmter Parameter. Das ist auch eine Verpflichtung, die ich eingegagen bin.


    dummerweise habe ich meine Mutterschaft in großen Teilen in der Schweiz verbracht. ;)

    Vielleicht sollte sich die Schweiz zumindest an dieser Stelle doch mehr Richtung Deutschland bewegen. :P

  • Ich glaube, jede Frau, die sowas berichtet nährt tatsächlich die Mär von angenehmer Schwangerschaft und Entbindung, die mit jedem dieser Berichte für die einzelne Frau schwieriger zu widerlegen

    Das sehe ich anders. Natürlich muss man aufpassen, dass da kein "stell dich nicht so an" draus wird. Aber ein Maulkorb für die, denen es gut ging damit, die kein Problem hatten dabei, kann auch nicht die Lösung sein. "Du musst jetzt auch jammern und zumindest so tun, als sei das alles ganz schlimm, weil ???" "Oder sei zumindest still "

    Ich glaube ja, dass diese ganzen Einschränkungen im Wochenbett genau daher kommen, dass das die einzige Chance war für Frauen, nicht gleich wieder hart arbeiten zu müssen nach der Geburt, wenn man nur vehement genug verbreitet, dass das Baby erstmal nicht raus sollte, kalte Luft und heisse Luft echt gefährlich ist, Bewegung nicht gut tut, die Frau liegen muss, ...

    Und genau davon möchte ich gerne weg.

    Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett kann sehr fordernd sein. Und auch, wenn es das für manche körperlich nicht so stark ist, möchte ich gerne dahin, dass sie die Belastungen so verarbeiten können, wie es für sie passt. Und nicht mit aufdoktrinierten Einschränkungen, die man einhalten muss, weil andere das brauchen.

    Und ich glaube auch nicht, dass es gut ist, wenn Mädchen damit aufwachsen, _dass_ das schlimm _ist_.

    Ich wäre da eher für Wissensvermittlung, was passieren _kann_, wie unterschiedlich das von einen zum nächsten sein _kann_, wie lange danach noch folgen auftreten, auffallen _können_.

    Das erhöht imo auch die Chance, dass es nicht für alle schlimm wird. - Wenn man immer nur hört, wie schlimm das _ist_, dann ist man vielleicht auch gar nicht ganz frei für die Erfahrung, dass es für einen selber anders ist.

    Und ganz ab von gesellschaftlichen Einflüssen und Gründen, möchte ich als Einzelfall bitte sagen dürfen, dass ich viele dieser Einschränkungen so nicht hatte. Dass es mir (!) wichtig war, schnell wieder auch alltagsdinge selbst zu machen. Aber ohne die Verpflichtung, wieder "normal" zu funktionieren. Sondern angepasst an mich und das Baby. (Und ich das Glück hatte, da auch einiges früh wieder machen zu können.)

    Dass ich dafür andere Einschränkungen hatte, die andere nicht unbedingt zu haben scheinen.

  • ainu und Möwe, natürlich sind solche Berichte über coole Schwangerschaften und Geburten ok. Es kommt halt auf den Kontext an, in dem solche berichte stehen.


    Wenn man sowas einer frisch Schwangeren erzählen kann, die Angst vor dem hat, was da kommt ist das doch super. Das hilft und tröstet.


    Wenn man sowas in einer Diskussion darüber erzählt, dass Schwangerschaft und Geburt und kinderaufzucht als einschränkend, belastend und biographisch problematisch beschrieben werden wirkt es schnell wie „habt euch nicht so“


    Es ist halt so wie wenn man in einer Diskussionsrunde über schwierige Teenies schreibt, dass der eigene 15jährige kein Grund zur Sorge gibt. Oder in einer Runde über scheidungsopfer, dass eine Scheidung doch super laufen kann

  • Ich glaube, ein Schlüssel zu mehr Gleichberechtigung und Aufteilung der Lasten ist, den WUNSCH danach bei den Männern hervorzurufen / gesellschaftlich akzeptabel zu machen. Wenn mir Kollegen erzählen, sie wollten nach der Geburt (nur) 2 Monate Elternzeit nehmen, kann ich das nie so richtig verstehen, weil ich mich auf diese Zeit immer wahnsinnig gefreut habe. Ich finde es auch jetzt großartig, dass ich (teilzeit arbeitend) richtig VIEL ZEIT mit meinen Kindern und meiner Familie verbringen kann. Da ich es finanziell nicht muss (habe das richtige studiert), habe ich gar keinen Drang, mehr Stunden zu arbeiten, weil ich die (Achtung Schnulze) Liebe und die Wärme und das morgendliche Kuscheln, die Familienausflüge nicht missen möchte.

    Interessanter Weise erzählen einem das aber hauptsächlich Frauen. Meine Kollegen könnten ohne weiteres Stunden reduzieren. Wollen sie nicht. Oder sie sagen "Meine Frau will das aber" und geben kampflos auf. Warum nur ist das so? (Also die Frage ist rhetorisch, ich habe da ein paar Ideen...)

    Darum versuche ich meinen Kindern dieses "Ihr könnt alles, was ihr wollt" zu vermitteln mit der Einschränkung - "Man muss sich arrangieren." Die Perspektive für meine Kinder soll sein: Suche dir eine Arbeit, die dich (und deine Kinder) auch noch ernähren kann, wenn du viel Zeit mit den Kindern verbringen wirst. Suche dir eine*n Partner*in, mit der du das Projekt "Leben" gemeinsam angehen kannst. Denke nicht "die Kinder werden schon irgendwie nebenher laufen." Denke bei der Planung deiner Karriere eine mögliche Elternschaft mit.

    Da ist jetzt viel Planung dabei (und die geht nicht immer, das ist mir klar). Aber in meiner Jugend wurden nur gefragt "Kind oder Karriere?" Und meistens war es so, dass die Mädchen sich überlegt haben "Kind oder Karriere?" und die Jungs darüber gar nicht weiter nachgedacht haben und sich in ihre Ausbildung/den Beruf gestürzt haben. Bei den JUNGS muss sich was ändern. Die Jungs müssen anfangen sich diese Gedanken zu machen. Wenn das Baby (und die dazugehörige versorgende Mutter) erstmal da ist, ist es zu spät für eine Änderung alter - meist unterbewusster - Glaubenssätze.


    Ich bin sehr froh, dass meine Kinder lernen: Ich kann als Junge kochen, putzen, waschen etc. und das ist normal. Papa geht zum Elternabend. Papa arbeitet Teilzeit. Papa übt mit mir Vokabeln. Ich freue mich darauf, selber Papa zu werden und meine Kinder umsorgen zu können.

    Ich glaube, (nur?) so können sie einmal Männer werden, die selbstverständlich (!) mehr als 2 Monate Elternzeit nehmen. Nur wenn es solche Männer gibt, werden rechtliche Möglichkeiten auch ausgeschöpft werden.

  • Die Lösung dafür muss aber doch eigentlich in erster Linie sein, dass es eine Notbetreuung gibt, und nicht, dass Unterricht ausfällt.


  • Ja, das läuft ja etwas versteckter.

    Klar, ist es super, dass ich die Möglichkeit zu Home Office hatte oder mein Kind mitbringen konnte.

    Als MÖGLICHKEIT. Es wurde dann aber schnell vorausgesetzt und ich musste diskutieren und mich rechtfertigen, wenn ich dieses Angebot nicht nutzen konnte oder wollte.


    Meine Ausbildung bei der das so war habe ich übrigens in einem hippen Start Up mit Bier im Kühlschrank und Bürohund gemacht.


    Und damals wollte ich auch so sein.

    Die junge, hippe und alleinerziehende Mutter, die trotzdem alles schafft.


    Und zu eurer Mehrarbeit: (und ich finde dein Pensum und was du alles nebenbei machst eh sehr beeindruckend)

    Ich finde am Ende seid nicht ihr verantwortlich sondern die Personen in Leitungspositionen. Die werden nämlich dafür auch entsprechend mehr bezahlt Und müssen dann dafür sorgen, dass die Aufträge auch erfüllt werden können, wenn Personal ausfällt (selbst einspringen, Ersatz einstellen, mit Kund*innen längere Fristen vereinbaren)

    Sparst du Zeit, und wofür sparst du sie?
    Wenn es einen Film über dein Leben gäbe, würdest du ihn anschauen, würde er dich faszinieren?
    Sechs Euro für eine Stunde auf der Arbeit - was würdest du zahlen für eine Stunde an einem sonnigen Tag im Park?
    Drei Kaffee auf der Raste kosten soviel wie eine Stunde deines Lebens!
    (Früchte des Zorns - Brennen)

  • Interessanter Weise erzählen einem das aber hauptsächlich Frauen. Meine Kollegen könnten ohne weiteres Stunden reduzieren. Wollen sie nicht. Oder sie sagen "Meine Frau will das aber" und geben kampflos auf. Warum nur ist das so? (Also die Frage ist rhetorisch, ich habe da ein paar Ideen...)

    teil doch mal Deine Ideen - mich würde das wirklich interessieren.


    Das ist doch genau der Punkt - ja vieles ist heutzutage möglich, ich musste vor 10 Jahren noch für meine Teilzeit kämpfen, bei meiner Kollegin wirds jetzt einfach abgenickt und sie kann es sich quasi raussuchen.

    Und genau das ist der Punkt - die Kollegin geht auf Teilzeit, ihr Mann macht weiter wie bisher.

    Heißt - er macht Karriere - sie wird wohl stehen bleiben, da wo sie jetzt hingekommen ist.


    Insofern klar... wenn das ein netter Job ist, der ausreichend Geld bringt... warum nicht.


    Das ist für mich aber keine Gleichberechtigung.


    Und der Schritt zu... ich reibe mich zwischen all den Anforderungen auf - ist sehr klein.


    Susan Sto Helit ich geb doch zu mir gehts selbst so.... Frauen, die beständig irgendwelche Kindkranktage nehmen... oder Rücksicht wegen ihrer Kinder fordern - ganz ehrlich... das bringt meine Projekte in Gefahr. Und nein, ich kann nicht so kalkulieren, dass da immer Ersatz ist. Männer fordern das interessanterweise viel weniger ein.....

    und schon sind wir wieder beim - Frauen sind gute Arbeiter.. .und immer willkommen - werden schlecht bezahlt und klein gehalten.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • In dem Fall wurde wegen Übernachfrage die Notfallplätze verlost.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


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  • Ein Problem bei „kindkrank“ ist ja echt auch, dass man selbst nicht fit ist. Wenn meine Kinder so krank sind, dass sie daheim bleiben müssen dann bin auch ich krank. Ich musste dann nachts kotze wegmachen oder konnte nicht schlafen weil Kind Fieber hatte, weswegen ich dann immer selber auch mit krank war.


    Hätte man mir angeboten, in der Zeit mein Kind zu betüddeln, damit ich arbeiten kann ich hätte dankend abgelehnt.


    Aber doch durchaus, wenn Kind schon älter ist oder nicht so richtig schlimm krank aber eben irgendwie noch nicht in Betreuung kann dann ist es fein, wenn es die Möglichkeit gibt.

  • Ha! Genau das hatte ich mir auch herausgepickt zum fett unterschreiben:

    Sprich man hat sich genau die Seiten der BRD und DDR rausgesucht und kombiniert, die das maximal schlechteste für Frauen ergeben

    Das war genau zu meiner Abizeit, und was haben wir uns die Köppe heiß geredet, versucht Einfluss zu nehmen.... alles vergebens...


    Ja, da muss sich noch vieles ändern.

    Mein Kritikpunkt wäre ja eher, warum Carearbeit/ehrenamtliche Arbeit/politische Arbeit keine Rente einbringt

    Das fängt ja schon im ganz kleinen an: eine Ehrenamtliche Tätigkeit ist steuerlich nur absetzbar, wenn man eine Aufwandsentschädigung dafür bekommt. Übungsleiterpauschale für den Herrn Fußballtrainer zum Beispiel.

    Die "Lesemütter" in der Grundschule sind raus.

    Ok, auch männerdominierte Sparten wie die Freiwillige Feuerwehr sind raus.

    Mir ging es um die grundsätzliche Wertung des Ehrenamts, der Care-Arbeit.

    Hier, regional in meinem kleinen Kaff ist tatsächlich die Erwerbsarbeit als "muss ja" bzw. persönliches "hab Spaß dran" gewertet, aber das Ansehen von Ehrenamt und Care-Arbeit ist gesellschaftlich erheblich höher.

    Was nicht heißt, dass sich auch bei uns die jungen Mütter komplett aufreiben... Aber es wird im Kleinen hier gesehen und anerkannt. Das sorgfältige Aufziehen des Nachwuchses gewürdigt.

    Diese Haltung findet sich natürlich nicht im Lohn- oder Rentenzettel wieder.


    Sorry, hatte das lange im Speicher, Ihr seid vermutlich schon erheblich weiter... ich schicke es trotzdem mal ab und lese später nach....

  • Wenn man immer nur hört, wie schlimm das _ist_, dann ist man vielleicht auch gar nicht ganz frei für die Erfahrung, dass es für einen selber anders ist.

    Das habe ich ungelogen nie gehört. Ihr?


    Ich hatte in meinem Umfeld damals nur super toughe Karrierefrauen, die natürlich alles mit links wuppten und natürlich niemals zu den Vulnerablen gehören wollten, selbst mit 3 Kaiserschnitten. Alles easy und so.


    Aber mal ehrlich, drei Kaiserschnitte sind drei große Bauch OPs. Da würde kaum ein Mann behaupten, dass das überhaupt nicht einschränkend ist.


    Meine Mutter selbst hat davon gar nicht gesprochen, weil sie, wie sie mir sehr viel später mal sagte, keine Angst machen wollte.


    hängt wohl wieder mal alles vom Umfeld ab.

  • Es ist halt so wie wenn man in einer Diskussionsrunde über schwierige Teenies schreibt, dass der eigene 15jährige kein Grund zur Sorge gibt.

    Oh ja, das hat mich zt. extrem frustriert hier in einigen Strängen. Inzwischen lese ich in manche Berichte gar nicht mehr rein.

  • Meine Mutter selbst hat davon gar nicht gesprochen, weil sie, wie sie mir sehr viel später mal sagte, keine Angst machen wollte.

    So handhabe ich das tatsächlich aber auch. Ich würde keiner Schwangeren (außer auf wirklich expliziter Nachfrage) die Horrorgeschichte meiner Entbindung und meine folgende Gebärmutterentzündung erzählen

    Sparst du Zeit, und wofür sparst du sie?
    Wenn es einen Film über dein Leben gäbe, würdest du ihn anschauen, würde er dich faszinieren?
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  • ... ich habe live meiner Tante beim Zerfall in ihre Einzelteile zugesehen. Sie war die stärkste und taffste Frau der Welt, hatte schon 20 Jahre Karriere auf der Uhr, und dann kamen meine Cousins zur Welt (ich begann gerade mein Studium).

    Ich war oft in den Semesterferien als "AuPair" dort... ich habe wirklich erlebt, das Mutter sein heißt, bis an die Grenze und darüber hinaus zu gehen...

  • Ich habe noch ein wenig Vivas Gedanken zur Wertschätzung der Reproduktionsleistung gewälzt und #crying habe mich daran erinnert, dass ich noch vor wenigen Jahren Diskussionen führte - mit Frauen! #eek - dass es doch verständlich ist, wenn ein Arbeitgeber Frauen weniger Geld zahlt, weil er ja mit einer Frau höhere Risiken eingeht, nämlich dass sie Kinder kriegt.


    Natürlich ist das nun eine Argumentation auf privatwirtschaftlicher Ebene und ich kann es aus Arbeitgebersicht - bei kleineren Unternehmen - tatsächlich auch nachvollziehen, dass es schwierig sein kann, Frauen währender der Elternzeit zu ersetzen etc.


    Aber es zeigt doch, wie weit weg wir noch sind von einer Wertschätzung dieser doch tollen und auch fundamental wichtigen Leistung, die Frauen da erbringen. Sie werden eher als Belastung wahrgenommen denn als Faktor, der zur Erhaltung der gesellschaftlichen Strukturen von immenser Bedeutung ist. Weiter geht es mit dem Empfinden, dass Frauen durch ihre längere Lebenserwartung die Rentenkassen mehr belasten etc. Die Zeiten, wo es bei Versicherungen "Frauentarife" gab, sind ja auch noch nicht lange vorbei. Dass die Frauen länger leben, in ihrer Lebenszeit aber den Großteil der Care-Arbeit übernehmen, sei es bei den Kindern oder den Eltern und ggfs. auch noch den Schwiegereltern, wird dann gerne nicht berechnet.


    Ich habe mich auch wieder an diese Extra-Zahlung für die Rentenversicherung erinnert. Die wurde, so wie ich mich erinnere, irgendwann in den frühen 2000er Jahren eingeführt. Da war ich schon älter als 23 Jahre. Das heißt, offensichtlich haben sie da das Alter nach unten geschraubt, oder? Es hat mich damals aber maßlos geärgert, das zahlen zu müssen. Denn ich wurde ja nie gefragt, warum ich damals kinderlos war. Damals war ich Single und empfand es als Abstrafung dafür, noch nicht den geeigneten Partner zur Familiengründung gefunden zu haben. Und was ist mit Frauen, die gar nicht schwanger werden können? Oder es aus gesundheitlichen Gründen nicht sollen Ich empfand das als Unterstellung, ach so unsolidarisch zu sein. Zurückerhalten habe ich die Beiträge nicht, als ich Kinder bekommen habe. Wäre doch auch mal eine Diskussion wert, oder? Oder möchte der Gesetzgeber mit dieser Maßnahme Leute dazu bringen, mit Anfang 20 eine Familie zu gründen? Das ist doch für viele junge Leute überhaupt kein realistisches Thema. Die sind doch oft noch in Studium, Ausbildung oder haben nicht viel Geld oder halt einfach noch andere Dinge im Kopf.


    Zum Thema Scheidungskinder: Ich habe das als Kind nie so empfinden, dass ich ausgegrenzt worden wäre, obwohl zu der Zeit (70er bis frühe 80er) noch nicht viele Leute im Umfeld geschieden waren. Ich glaube eher, dass meine Mutter das Eine oder Andere diesbezüglich erlebt hat. Was aber auch daher rühren kann, dass sich die Familie damals in religiösen Kreisen bewegt hat.

    Oder aber an mir war schon so vieles anders, dass die Tatsache, dass meine Eltern geschieden waren, nicht mehr interessant war. Die Hänseleien etc. gingen immer mehr in Richtung darauf, dass mein Name z.B. ganz offensichtlich "exotisch" war. Das war schon ziemlich kacke damals, mit einem ungewöhnlichen, für deutsche Ohren fremden Namen gesegnet zu sein.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Ich habe noch ein wenig Vivas Gedanken zur Wertschätzung der Reproduktionsleistung gewälzt und #crying habe mich daran erinnert, dass ich noch vor wenigen Jahren Diskussionen führte - mit Frauen! #eek - dass es doch verständlich ist, wenn ein Arbeitgeber Frauen weniger Geld zahlt, weil er ja mit einer Frau höhere Risiken eingeht, nämlich dass sie Kinder kriegt.

    Das ist wirklich traurig #crying

    Sparst du Zeit, und wofür sparst du sie?
    Wenn es einen Film über dein Leben gäbe, würdest du ihn anschauen, würde er dich faszinieren?
    Sechs Euro für eine Stunde auf der Arbeit - was würdest du zahlen für eine Stunde an einem sonnigen Tag im Park?
    Drei Kaffee auf der Raste kosten soviel wie eine Stunde deines Lebens!
    (Früchte des Zorns - Brennen)

    • Offizieller Beitrag

    Das ist doch genau der Punkt - ja vieles ist heutzutage möglich, ich musste vor 10 Jahren noch für meine Teilzeit kämpfen, bei meiner Kollegin wirds jetzt einfach abgenickt und sie kann es sich quasi raussuchen.

    Und genau das ist der Punkt - die Kollegin geht auf Teilzeit, ihr Mann macht weiter wie bisher.

    Heißt - er macht Karriere - sie wird wohl stehen bleiben, da wo sie jetzt hingekommen ist.

    Als Mann muss man immer noch um Teilzeit kämpfen.

    Wie gesagt, meiner hat es eingeklagt.

    Und das ist Grundfalsch! Es sollte beiden Eltern möglich sein, Teilzeit zu machen. Es sollte normal sein, dass der Vater mehr als 2 Monate Elternzeit nimmt.

    Aber es ist so unnormal, dass die Vorreiter, die das machen wollen, das echt sehr hart erkämpfen müssen.

    Heute, Jahre nach der Geburt, hat der Mukpapa einen Chef, der sich selber verantwortlich um seine Kinder kümmert, ihr ahnt nicht, was für ein RIESEN Unterschied das ist! Plötzlich geht das alles. Total verrückt.

  • Interessanter Weise erzählen einem das aber hauptsächlich Frauen. Meine Kollegen könnten ohne weiteres Stunden reduzieren. Wollen sie nicht. Oder sie sagen "Meine Frau will das aber" und geben kampflos auf. Warum nur ist das so? (Also die Frage ist rhetorisch, ich habe da ein paar Ideen...)

    teil doch mal Deine Ideen - mich würde das wirklich interessieren.

    Naja, am Ende ist es eine persönliche Entscheidung. (Fast) immer. Daher wäre die Frage für mich: Wodurch wird diese individuelle Entscheidung beeinflusst? Was bringt Frau A dazu, zu sagen "Ich mache Karriere, mein Mann ist für die Kinder zuständig" und Mann B dazu "Ich mache Karriere, meine Frau ist für die Kinder zuständig"? Das sind auch Fragen nach dem Familieneinkommen etc, aber dann auch die simple Frage "Kann ich es mir vorstellen, hauptsächlich zu Hause zu sein und für die häuslichen Angelegenheiten zuständig zu sein?" Und für mich ist das ein Knackpunkt.

    Ich glaube, ein wichtiger Grund, dass es mehr Männer gibt, die sich spontan und persönlich für den Beruf entscheiden, ist der, dass es sich nicht wie eine Entscheidung anfühlt, sondern einfach immer schon so mitgedacht war. Ähnlich wie die Tochter des Juristen und der Juristin nie darüber nachgedacht hat, ob sie Abi machen sollte oder lieber eine Ausbildung. Es stand in ihrer Lebensplanung irgendwie nie zur Debatte. So fühlt sich für die Jurist*innen-Tochter die Ausbildung als besonderer Schritt an und für den Mann das Dasein als Hausmann. Oder selbst als Berufstätiger in Teilzeit. Dieser Schritt braucht besondere Argumentation, vor sich selbst und vor der Gesellschaft. Das ist vielleicht analog zur Nachnamens-Frage zu sehen. Während sich die Mädchen in ihrer Kindheit überlegen, wie sie heißen werden, wenn sie ihren Schwarm heiraten und sich so schonmal an den Gedanken gewöhnen, nicht für immer so zu heißen, wie sie heißen, machen das Jungen nicht und müssen ggf. umdenken, wenn es um die Nachnamens-Frage geht. (Jedenfalls war das in meiner Kindheit so - vielleicht hat sich das geändert).


    Vielleicht sind es auch so Vorahnungen, dass den Familien mit diesem Modell Steine in den Weg gelegt werden (wie Runa schrieb) oder dieses Modell ständig hinterfragt wird und gerechtfertigt werden muss, die davon abhalten. (Wobei es mir vorher nicht klar war, dass ICH nie gefragt werden würde, warum ich Teilzeit mache, mein Mann aber dauernd. Aber wir haben es ja auch gemacht :D)


    Das sind jedenfalls die Gedanken, die ich mir zu den Vätern in meinem Umkreis gemacht habe, die voll arbeiten mit Frau in Teilzeit - kurz zusammengefasst: nie hinterfragte gesellschaftliche Rollenzuweisungen und keine Lust auf Care-Arbeit (die ja, wie in meinem anderen Post schon angedeutet auch zum Rollenverständnis gehört und schon bei Jungen und Teenagern gefördert oder ausgetrieben werden kann).

  • Das ist glaube ich echt wichtig, was @Hella schreibt.


    Ein Kollege formulierte das mal so: Als Frau kann man ja immer noch heiraten und Kinder kriegen.


    Für ihn war klar, als Mann muss er erwerbstätig sein, bei Frauen ist es nicht selbstverständlich, dass sie das sind, und dass sie dann auch noch dafür zuständig sind, die Familie zu ernähren. Sondern wenn ihnen ihr Job nicht gefällt, dann haben sie aus seiner Sicht die Option, sich einen Versorger zu suchen.


    Den Eindruck habe ich auch in meinem Umfeld immer wieder - nicht so vordergründig, aber die Männer kuschen viel mehr, finden zwar alles mögliche blöd, aber ordnen sich unter und halten still. Die Frauen meckern mehr oder gehen weg.


    Natürlich nicht alle, und ich sehe ja auch nur einen kleinen Ausschnitt, aber von der Tendenz her. Selbst mir geht es so, dass ich den Eindruck hatte, ungeduldiger und anspruchsvoller zu sein als die Teamkollegen.