Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • Tu dem ws du, Das Yalchen , geschrieben hast:


    Das finde ich interessat und lese das auch nicht zum ersten mal. Mir geht es da komplett anders, wenn von meiner maskulinen Berufsbezeichnung oder von "Mitarbeitern" gesprochen wird, bin ich tatsächlich ganz sicher, dass das nichts mit mir zu tun hat.


    Die rein weibliche oder männliche Form wird bei mir im Umfeld auch nur sehr bewusst und dann eben zur Abgrenzung verwendet. Auch in meinen vorigen Jobs / Berufen.

  • Liegt aber vielleicht auch am Beruf? in der Schule war ich Klassensprecher - ohne in, das hat mich überhaupt nicht gestört, auch bei "Fitnesstudiomitglieder" fühle ich mich eingeschlossen.

    Würde jemand fragen, wieviele Erzieher mit in meinem Team sind - ähm, keine, wir sind Erzieherinnen.

    Was ich meine ist: Wer er gewohnt ist, immer bei der männlichen Form mitgemeint zu sein, der ist es eben gewohnt, es stört einen nicht unbedingt, sich selbst hat man da ja immer vor Augen. Aber wenn es ungewohnt ist, dann fällt es auf, dass frau vorher einfach mitgemeint war.

    Man sagt auch nicht das N-Wort, nur weil ich jemanden kenne, der eine dunkle Hautfarbe hat und sich selbst so bezeichnet. No go!

    Und so muss eben auch gendern immer verbreiteter werden.

    Ich versuche, im Gebärdensprachkurs zu gendern..... Jemand, der deinen bestimmten Beruf ausübt wird oft mit dem Verb der Tätigkeit und dann der Gebärde für "Mann" oder "Frau" oder "Person" bezeichnet. Aufgefallen ist es mir beim Feuerwehrmann, der in der Gebärde das Zeichen für Mann hat. Mein kollegin ist aber FeuerwehrFRAU - deswegen versuche ich Feuerwehrperson zu gebärden. Oder statt "Krankenschwester" Krankenpflegeperson (der männliche Krankenpfleger hat nämlich eine komplett andere Gebärde). Und selbst in der Gebärde für Frau steckt Klischee - aber es ist schon besser als noch vor einigen Jahren, so ganz wird mal Klischees wohl aus der Gebärdensprache nicht rausbekommen. Die Feuerwehrperson löscht ja auch nicht nur mit dem Schlauch und doch wird es sicher diese Gebärde bleiben.

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    Wenn ich mir einen Krankenwagen im Ballettröckchen tätowieren lasse, habe ich Tatütatatütütattoo! #blume
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  • Vielleicht weil der Großteil meiner beruflichen Sozialisation an der Uni in den Naturwissenschaften passiert ist? Da war man einfach über sein Fach definiert. Vieles läuft auch über Abkürzungen, HiWi, Prof, Postdoc, da wurde wenig gegendert.

    Das Geschlecht war einfach egal in dem Kontext.


    Ich fühlte mich nicht mitgemeint, da wir recht viele Frauen hatten. Wir waren gemeint. Gleiche Bezeichnung für gleiche Arbeit, das war schon Absicht.

    In den Geisteswissenschaften ist das bestimmt schon wieder anders.


    Ich ärgere mich immer ein bisschen drüber, dass uns unterstellt wird, wir hätten uns an Missstände gewöhnt. Wird mir denn nicht zugetraut, sehr wohl sehr emanzipiert zu sein? Wo ich Misstsände sehe, bin ich eine der ersten, die dagegen angeht. Hier sehe ich aber keinen.

  • Ich mache übrigens durchaus einen Unterschied zwischen Einzahl und Mehrzahl. Ich bin Biologin, so stelle ich mich vor. Aber ich bin ein Teil der Gruppe der Biologen.

  • Das Yalchen: aber es geht doch nicht (nur) um dich.

    es ist schlussendlich sogar ziemlich nebensächlich, ob ich mich selber bei der männlichen form mitgemeint fühle

    oder nicht :)


    gaagii: danke für den einblick in die gebärden. davon hatte ich null ahnung.

  • Mein Kind und ich hatten neulich eine Diskussion, dass Professor McGonagall bei Harry Potter unmöglich eine Frau sein könne. Da würde schließlich "Professor McGonagall" stehen und nicht "Professorin McGonagall". Ich habe dann versucht ihm das generische Maskulinum zu erklären und die Schwierigkeiten der Übersetzung aus dem Englischen.

  • Das Yalchen: aber es geht doch nicht (nur) um dich.

    es ist schlussendlich sogar ziemlich nebensächlich, ob ich mich selber bei der männlichen form mitgemeint fühle

    oder nicht :)


    gaagii: danke für den einblick in die gebärden. davon hatte ich null ahnung.

    Ich meinte Gaagis Unterstellung, wir hätten uns nur dran gewöhnt. Mit anderen Meinungen kann ICH umgehen.

  • Ich ärgere mich immer ein bisschen drüber, dass uns unterstellt wird, wir hätten uns an Missstände gewöhnt. Wird mir denn nicht zugetraut, sehr wohl sehr emanzipiert zu sein? Wo ich Misstsände sehe, bin ich eine der ersten, die dagegen angeht. Hier sehe ich aber keinen.

    und ich bezog mich genau auf diesen abschnitt hier.


    du siehst keinen. dich stört es nicht. ok.


    es gibt aber viele andere menschen, die es stört, die es betrifft, die nicht mitgemeint werden,

    die nicht gesehen werden und die somit nicht benannt werden.


    es geht in der debatte wenig um uns als einzelne personen :)

    • Offizieller Beitrag

    Schwieriger finde ich Sätze wie „Der/die Schüler*in muss seine/ihre Wertgegenstände vor dem Sportunterricht abgeben.“

    Die Schulkinder, die Jugendlichen - oder: vor Beginn des Sportunterrichts sind alle Wertgegenstände in Aufbewahrung zu geben.

    Ich bevorzuge wo immer möglich den Plural.

    Genau oder andere Begriffe. Bei den Kleinen sind es "alle Kinder kommen bitte", bei den Grossen: "Sagen sie den anderen Lernenden bitte, dass..."


    Ohnezahn beschreibt sehr schön, was Sprache macht mit uns. Sie bildet Bewusstsein.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich mache übrigens durchaus einen Unterschied zwischen Einzahl und Mehrzahl. Ich bin Biologin, so stelle ich mich vor. Aber ich bin ein Teil der Gruppe der Biologen.

    Das Fach heisst Biologie, nicht BiologE oder BiologIN. Mir gefällt die Möglichkeit sehr, das Fach zu nennen statt eine m/f-Bezeichung. Forschende der Naturwissenschaften. Nicht: Naturwissenschaftler. Passt leider nicht immer.

  • auch bei "Fitnesstudiomitglieder" fühle ich mich eingeschlossen.

    Es heißt ja auch „das Mitglied“. Und nicht etwa „der Mitgliederich“.


    Es heißt übrigens, wenn wir gerade dabei sind, auch „der Gast“ und „die Person“.

    • Offizieller Beitrag

    Zum Thema Sprache denke ich immer, dass es doch eigentlich völlig logisch ist, dass Frauen NICHT mitgemeint sind.
    Bis ins 20 Jahrhundert hinein durften Frauen schlicht nicht "am gesellschaftlichen Leben" teilnehmen. Also waren es Männer, die gemeint waren und von denen gesprochen wurde. Die wichtigen Menschen halt. Das waren Professoren, Feuerwehrmänner, Ärzte, Lehrer (zumindest die oberen Klassen), Polizisten, Verkäufer, Sekretäre, ..... Frauen waren "Beiwerk" oder unsichtbare und günstige Zuarbeiterinnen. Höchstens im Krieg durften sie auch mal wichtige Posten übernehmen, ansonsten waren sie aber sehr "auf ihre Bereiche" reduziert und wurden dies nach den Kriegen auch ganz schnell wieder. Für die "öffentliche" Gesellschaft waren sie unwichtig.
    Dann, irgendwann im letzten Jahrhundert, haben sie sich nach und nach die Arbeitswelt und die ein oder andere, wichtige gesellschaftliche Position erkämpft. Sie durften studieren, statt "nur Hausfrau" werden zu müssen und dumm gehalten zu werden. Und so kämpften sie sich nach und nach in jeden Bereich.
    Nun gab es keine Begriffe für diese weibliche Menschen in beruflichen Positionen - also "entstand" das generische Maskulinum. Frauen waren halt "mitgemeint". Das wäre ja klar. Weder gesehen, noch gemeint, aber immerhin haben sie sich erkämpft mitgemeint zu sein. Noch in den 70ern haben Otto-normal-Menschen auf der Straße in Interviews für "Hier und Heute" bei der Frage, ob es richtig sei, dass Frauen arbeiten, bzw. gleiches Geld für gleiche Arbeit in einer Fabrik bekommen, mit Nein geantwortet! Die Hälfte wäre mehr als großzügig und angemessen.
    Nun sind wir einen Schritt weiter und dieses aus der männlichen Gesellschaft entstandene generische Maskulinum reicht vielen Frauen nicht mehr. Aus meiner Sicht: ZU RECHT!


    Es gibt unheimlich viele Studien, die prüfen, was im Gehirn passiert, bevor wir wörtlich denken. Und diese Studien zeigen deutlich (und unsere Kinder auch), dass das Gehirn das generische Maskulinum nicht kennt und nicht umsetzt. Es entsteht zuerst ein männliches Bild. Durch viel Übung und Wiederholung kann es abtrainiert werden, aber es bleibt immer eine Zeitspanne, die es für die Übersetzung braucht.

  • Mein Kind und ich hatten neulich eine Diskussion, dass Professor McGonagall bei Harry Potter unmöglich eine Frau sein könne. Da würde schließlich "Professor McGonagall" stehen und nicht "Professorin McGonagall". Ich habe dann versucht ihm das generische Maskulinum zu erklären und die Schwierigkeiten der Übersetzung aus dem Englischen.

    das war auch übrigens eines der bsp. aus oben erwähntem buch: kinder in england denken beim wort "professor" an eine frau, da sie alle an professor mcgonagall denken#super


    aber ja, um ein umdenken zu bewirken, ist die gegenderte form sicherlich besser.

  • Ich wusste das auch nicht. Stimmt das eigentlich wirklich? Mir fällt zwar in der Tat gerade keine Uni ein, aber wirklich gar keine? Krass.

    Ich finde das nicht soooo überraschend. Die meisten Unis sind doch schon recht alt und tragen ihre Namen schon recht lange.

  • Ja schon, aber es werden ja doch hin und wieder mal neue Unis gegründet, zuletzt z.B. die neue TU in Nürnberg, da hätte man sich ja mal eine weibliche Naturwissenschaftlerin als Namenspatronin aussuchen können.