Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • Der Satz aus dieser Boell Studie ist herrlich „ Heirat und Schwangerschaft ebneten den Weg zur ersten eigenen Wohnung „


    So spannend das alles ist…. Hilft uns das im heutigen genderkacke Thread?

    Naja, nicht wirklich.

    Allerdings: Das Scheidungsrecht war schon einfacher im Vergleich zu heute…

    LOL ich finde heiraten ja völlig unnötig

    Zumindest muss ich nicht heiraten und Kinder kriegen um eine Wohnung zu bekommen

    Wieder ernst… ich finde Geschichte ja super interessant auch um zu verstehen woher die Unterschiede kommen, die es immer noch gibt


    Nur verstellen diese oft nostalgischen Gedanken eben oft den Blick auf die Zukunft die ganz anders gestaltet werden könnte

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Ja, so Anekdoten sind schon teilweise krass. Meine Mutter erzählte lachend, sie hätte in ihrer Ausbildung in den 60ern bei der Gemeinde nur Röcke tragen dürfen und da sie dahin mit dem Rad musste, hatte sie dann auf dem Fahrrad Hosen an bei Kälte und musste sich dann auf dem Klo erstmal umziehen. Wo jetzt das Lustige ist, suche ich immer noch. #hammer Sie war dabei immer gegen "Emanzen", trug aber dann später nur noch Hosen. Sie sah da offenbar keinen Zusammenhang...

  • Das ganze muss aber in den Gesamtkontext gerückt werden.

    Ich gehe davon aus, dass es um DDR geht.

    Es gab wenige Wohnungen, teils Wohnungsnot! Vor allem die (heute verschrieenen) Plattenbauten waren begehrt! Da sehr, sehr preiswert aber im Verhältnis gut (Größe, Warm, Trocken,...). Während private Vermietung ehr schwierig war, da es kaum Baustoffe für Privatpersonen gab, um die Häuser in stand zu halten . Und die Energiepreise wurden auch nicht subventioniert in privaten Mietwohnungen. Im Plattenbau schon.


    War jmd. Alleinerziehende, so bekam diese Person ehr eine der knappen Wohnungen.

    Alleinerziehende wurden unterstützt. Inkl. Anspruch auf die Arbeitsstelle. Es gab finanzielle Vorteile, nicht gleich zu heiraten. Zumindest bei einem Kind war es finanziell besser,nicht verheiratet zu sein.


    Die Doppelbelastung für die Frauen war aber trotzdem da! Es wurde erwartet, dass voll gearbeitet wurde, die Kinder voll betreut wurden und der Haushalt nebenbei erledigt wird. Es gab ja gnädiger Weise einen "Haushaltstag" pro Monat extra für die Mütter.

    Liebe Grüße
    Martina


    Tochter 05/2004
    Sohn 04/2015

    Tochter 01/2019

  • ich finde leider, junge männer können auch heute noch viel unbeschwerter an ihre berufsplanung gehen und werden in gewissem rahmen immer auf die füße fallen, während sich bei frauen ein falscher schritt viel schneller und brutaler rächt. das sehe ich auch in anderen bereichen. so schreiend ungerecht das ist. dass es aufs geschlecht nicht ankommt, ist eine schöne utopie, aber man sollte keinesfalls so leben, als sei es schon realität.


    Und nein. Es ist keine Genderkacke, wenn jahrtausendelang alle Jungen den ganzen Kuchen bekommen haben, dass diese nun die Hälfte abgeben müssen. Das fühlt sich zwar für alle erstmal unfair an (Sozialisation), ist aber objektiv fair.


    Meine Professorin war damals die zweite an der Fakultät.

    Sie hat noch erlebt, dass Professoren das Pausenzimmer verliessen aus Protest, wenn sie hereinkamen. #eek

    Das hat sie geprägt!


    Ich habe die Zitate jetzt etwas gemischt eingefügt, aber das Thema bereitet mir schon länger etwas Bauchschmerzen. Ich sehe die Benachteiligung klar und bin auch dafür, dass da dringend etwas gemacht werden muss... Aber ich weiss jetzt nicht wie "gerecht" die heutigen Lösungen sind bzw. finde es schwierig Ansätze zu finden, die nicht verschiedene Diskriminierungen ausspielen.


    Nach meinen persönlichen Eindruck passiert im Moment leider eher das folgende. Frauen haben heute mehr und bessere Chancen. Das ist gut. Die Chancen des Stereotypen " Jüngling aus sehr gutem Haus, der im Golfklub ist, an einer ausländischen Eliteuniversität studiert hat und ganz sicher keine 100 nervigen Nebenjobs machen musste", haben sich nämlich gleichzeitig gar nicht verschlechtert. Verschlechtert haben sich die Chancen der Männer, die ebenfalls schlechtere Startbedinungen hatten z.B. wegen wenig Geld und Migrationshintergrund. Man spielt also eigentlich zwei Gruppen gegeneinander aus, während die priviligierteste Gruppe einfach priviligiert bleibt.


    Da sehe ich schon, dass die betreffenden Männer auch berechtigt frustriert sind. Weil gerade der Männerbonus in der akademischen Welt nur einen kleinen Teil der Männer betraf. Wie man hier echte Chancengleichheit für alle hinkriegen kann, weiss ich nicht.

  • Und so lange die DDR als Paradies hingestellt wird, wird es welche geben, die dem widersprechen.

    Die DDR war kein Paradies. Aber solange westsozialisierte Menschen reflexartig abstreiten, dass irgendetwas in der DDR gut gewesen sein könnte. ist es halt schwierig, sich aufeinander zuzubewegen.


    Und mir fallen durchaus ein paar Dinge ein, die ich im Osten besser fand als im Westen und die man im Osten einfach gnadenlos platt gemacht hat nach der Wende anstatt mal gemeinsam zu überlegen, ob man nicht das Beste aus beiden Welten übernehmen könnte.

  • Jette völlig einverstanden

    Die spannende Frage ist…. Das Beste für wen?

    Z.B. finde ich die heutige Grundschule grottig im Vergleich zur DDR-Grundschule und wenn ich mir anschaue, wie Lehrerausbildung und Forschung in dem Bereich in Ost und West organisiert waren, wundert mich das nicht wirklich. Das ist so ein Aspeckt, wo es für alle Grundschüler Deutschlands super gewesen wäre, wenn man überlegt hätte, ob man davon nicht etwas auch in den westlichen Bundesländern hätte übernehmen können. Das wäre sowohl den Schülern als auch den Lehrkräften als auch letztlich der ganzen Gesellschaft zugute gekommen.

  • Die DDR war kein Paradies. Aber solange westsozialisierte Menschen reflexartig abstreiten, dass irgendetwas in der DDR gut gewesen sein könnte. ist es halt schwierig, sich aufeinander zuzubewegen.

    Nur kurz: Ich bin ostsozialisiert, ich streite bestimmte Behauptungen sehr informiert ab...


    Zu den Grundschulen: die sind ja in west-D sehr sehr unterschiedlich, je nachdem, in welchem Bundesland man ist.

    Und ich bin froh, dass keine auf dem Stand der 80er Jahre stehengeblieben ist, egal ob Ost-80er oder West-80er. Auch wenn sichrlich vieles noch besser ginge...

  • Die DDR war kein Paradies. Aber solange westsozialisierte Menschen reflexartig abstreiten, dass irgendetwas in der DDR gut gewesen sein könnte. ist es halt schwierig, sich aufeinander zuzubewegen.

    Nur kurz: Ich bin ostsozialisiert, ich streite bestimmte Behauptungen sehr informiert ab...


    Zu den Grundschulen: die sind ja in west-D sehr sehr unterschiedlich, je nachdem, in welchem Bundesland man ist.

    Und ich bin froh, dass keine auf dem Stand der 80er Jahre stehengeblieben ist, egal ob Ost-80er oder West-80er. Auch wenn sichrlich vieles noch besser ginge...

    Sie sind nicht stehengeblieben, sie liegen weit dahinter. bei bestimmten Aspekten wie lesen und schreiben lehren weit dahinter mit flächendeckend den gleichen dtruktutellen Problemen....

  • Manche Weiterentwicklungen sind sinnvoll. Ich war aber tatsächlich in vielen Bereichen geschockt gewesen von dem abgrundtief niedrigem Niveau der NRW-GS - z.B. in Fächern wie Musik, Kunst oder Sport, die gar niemand mehr ernst nimmt. Werken oder Schulgarten gab es gar nicht.

  • Findest Du?


    Das kann ich so nicht bestätigen, oder wir haben Glück gehabt.

    #haare Dann hattet Ihr entweder Glück oder niedrigere Ansprüche.


    Ich kannte Musikunterricht ab Klasse 1 eigentlich nur mit eigenen Musiklehrkräften im Musikraum mit Flügel.

    Hier haben die GS-Lehrerinnen den CD-Player angemacht. #angst Über die Musiktheorie haben ich mich auch nur gewundert.

    In Kunst haben sie immer wieder Ausmalbilder bekommen #blink und Sport bestand mehrheitlich aus "Feuer, Wasser, Sand" Spielen, was meine turnbegeisterten Kinder immer wieder frustiert hat.

  • Jette Das liegt mir fern. Ich hätte gerne einige Dinge hier und heute so wie es sie in der DDR gab.

    Wenn wir beim Thema bleiben wollen, fällt mir als erstes die Möglichkeiten zur Kinderbetreuung ein, als nächstes Abtreibungen, die Liste lässt sich fortführen...

  • Klar, das wird es sein #rolleyes .


    Bei uns stand auch ein Flügel im Musikzimmer, aber die Musiklehrerin konnte nur den Ton a auf dem Xylophon anschlagen...

    Solche Einzelfälle findet man immer, aber wir verzetteln uns hier.

  • Findest Du?


    Das kann ich so nicht bestätigen, oder wir haben Glück gehabt.

    Na ja.. ihr seid in Bayern…. Ich glaube das Leistungs- und Anforderungsniveau ist sehr unterschiedlich in den einzelnen Bundesländern. Insofern finde ich da einen Vergleich sehr schwierig.


    Zur Schule kann ich nur eines sagen - man hat hier in BW dann G8 eingeführt - ohne die Lehrpläne massiv zu entrümpeln. Genau das meine ich - da nimmt man dann ein Ding des anderen Landes, stülpt es drüber und raus kommt Murks.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Wir sind auch in Bayern und ich finde sowohl das Niveau der GS unter DDR-Niveau als auch Realschule. Mich regt vor allem der Deutschunterricht, insbesondere das Schreiben lehren au - und gerade das ist deutschlandweit eine Katastrophe, wenn auch sicher ein wenig lehreranhängig, aber vieles wirklich auch tief im System. auch sonst schließe ich mich Astarte an

    Manche Weiterentwicklungen sind sinnvoll. Ich war aber tatsächlich in vielen Bereichen geschockt gewesen von dem abgrundtief niedrigem Niveau der NRW-GS - z.B. in Fächern wie Musik, Kunst oder Sport, die gar niemand mehr ernst nimmt. Werken oder Schulgarten gab es gar nicht.

    Nebenfächer werden viel zu wenig wichtig genommen. Werken gibt es hier allerdings, ist eher eine Mischung aus Basteln und Handarbeit. An der Realschule hat mein Sohn richtig guten Werkunterricht, aber auch nicht durchgängig. Und ab Klasse 7 hat das glaube ich nur noch der MINT-Zweig.


    Um mal wieder zum Genderthema zurückzukommen. Ich habe die DDR-Schule auch als viel weniger nach Jungen und Mädchen trennend erlebt (bis auf Sport). In den MINT Fächern war es vollkommen normal, dass auch Lehrerinnen das bis zum Abi unterrichtet haben und es wurde auch Schülerinnen vermittelt, dass sie MINT könnten. Das haben Kommilitoninnen im Westen damals ganz anders erlebt.

  • Dein letzter Absatz ist doch aber bezeichnend

    Für mich unterschreibe ich den. Heute ist fassbar komplett und tutti anders. Zumindest nach meinen Erfahrungen.


    Zum Schreiben lernen: dich darf der Deutschunterricht aufregen. Der ist heute. Du vergleichst den mit deinem untere vor x Jahren. Meiner war auch komplett anders. Und nun?


    Finde nach wie vor. Das bringt nix.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Der Deutschunterricht heute ist auch weit unter „West-Niveau“ der 80er. Damals gab es das unsägliche „Schreiben nach Gehör“ mit all seinen Folgen halt noch nicht.

    Meine Musiklehrerin in der Grundschule konnte Gitarre spielen. Und in der Mittelstufe mussten wir einzeln nach vorne kommen und vom Klavier begleitet vorsingen.

    Und ich hatte im Westen in den 80ern eine Mathe- und eine Chemielehrerin. Die haben auch bis zum Abi unterrichtet, warum auch nicht, Gymnasial-Lehramt bedeutet nun mal Unterrichten bis zum Abi. Bio-Lehrerinnen hatten wir auch an der Schule.

    Vielleicht ist das viel weniger ein West-Ost-Thema, sondern ein früher-heute-Thema.

    mamaraupe (*1973) mit paparaupe (*1969), großer raupe (*06/06), und kleiner raupe(*02/10)

  • Zum Schreiben lernen: dich darf der Deutschunterricht aufregen. Der ist heute. Du vergleichst den mit deinem untere vor x Jahren. Meiner war auch komplett anders. Und nun?


    Finde nach wie vor. Das bringt nix.

    Ich rege mich nicht darüber auf, dass er anders ist. Die Frage für mich ist, warum er anders ist und ob er heute besser ist. Und dann kommt man schnell zu strukturellen Unterschieden zwischen dem DDR-Ansatz und dem BRD-Ansatz.


    Prinzipiell hatten DDR-Schule und BRD-Schule aus meiner Sicht unterschiedliche Ziele. In der DDR war erklärtes Ziel, dass man Arbeiter und Bauern zum studieren bringen wollte. Man wollte für alle eine wirklich gute Schulbildung. Daher hat man sehr viel Mühe reingesteckt, dass gerade auch Kinder aus einfachen Elternhäusern zu einem guten Schulabschluss kommen sollten. Vernachlässigt hat man dabei eher die wirklich guten Kinder.

    In der BRD ist das ganze Schulsystem vom 1. Schultag an elitär und Kinder aus einfachen Elternhäusern werden schon in der ersten Klasse abgehängt, z.B. weil bis heute eine hohe Erwartung da ist, was alles zu Hause von Mama für die Schule gemacht werden soll und weil viele grundlegende Dinge nicht systematisch gelehrt werden. Die Schularten außer Gymnasium werden an vielen Stellen ziemlich stiefmütterich behandelt. Der heutige Mittelschulbschluss liegt weit unter dem DDR-10.-Klasse Abschluss. Selbst der Realschulabschluss ist vermutlich unterhalb des Niveaus.

    Ich glaube, es gab zu DDR-Zeiten viel weniger wirkliche Schulversager und auch das hat meiner Meinung nach etwas mit dem fehlenden Legen von Fundamenten für alle zu tun.


    In der DDR wurde nach meinem Kenntnisstand relativ viel Forschung im Bereich Grundschuldidaktik betrieben. Wenn man sich z.B. die Geschichte der Schulausgangsschrift SAS ansieht, dann war da ein interdisziplinäres Forscherteam (auch mit mehreren Frauen) jahrelang am Werk, um eine möglichst gut funktionierende Ausgangsschrift zu erarbeiten. Klassen wurden über Jahre hinweg begleitet, an den Schreibheften an Nuancen rumgefeilt, etc. Die westliche Vereinfachte Ausgangsschrift dagegen wurde von einem Lehrer(!) alleine ausgedacht. Seine Gedankengänge dazu sind haarsträubend. Der Schrifterwerb wurde an winzigen Schülergruppen von ihm selbst getestet wobei man inzwischen weiß, dass es dabei einen deutlichen Geschlechter-Bias zugunsten der Mädchen gab, der wohl mit dazu beigetragen hat, dass vor allem die Probleme der Jungen nicht aufgefallen sind. Mit guter Werbung (und - Spekulation von mir - Unterstützung der Schulbuchverlage) wurde diese Schrift dann durchgesetzt.

    Ich denke, es ist an vielen anderen Stellen ähnlich gelaufen. Viele der heute verwendeten didaktischen Ansätze wurden nie im großen Stile untersucht, schon gar nicht auf Langzeitwirkung. Problematisch an der Stelle dürfte auch der Bruch im Schulsystem nach 4 Jahren sein. Wenn z.B. Schriften erst in der 5./6. Klasse entgleisen, weil man die VA gar nicht schnell schreiben kann und die entsprechenden Schriftbeschleunigungen erst in dem Alter stattfinden, merken das die Grundschuldidaktiker nicht mal...


    Mit Gender hat das ganze aus meiner Sicht auch etwas zu tun, wobei ich heute gerade im GS-Bereich eher eine Vernachlässigung der Jungen sehe. Viele der modernen Ansätze, die weg von systematischen festen Regeln in Richtung mehr "Freiheit" gehen, passen aus meiner Sicht gerade für Jungen nicht wirklich und legen auch da wieder die Grundsteine Richtung Schulversager. Meiner Meinung nach brauchen Grundschüler feste Regeln zum Festhalten, die auch später noch funktionieren und nicht wieder umgelernt werden müssen (wie das z.B. heute bei der HA-Heft-Führung meist nicht der Fall ist, die gerade nicht mehr funktioniert ab weiterführender Schule und auch "man braucht nur gut genug hören um zu wissen wie man etwas richtig schreibt" ist als tief verankerter Glaubenssatz absolut nicht hilfreich). Sie brauchen Lehrkräfte, die bereit sind in Beziehug zu den Kindern zu gehen und sich ihrer Rolle im Leben der Kinder bewusst sind (z.B. dass ihr Wort in dieser Lebensphase der Kinder ein deutlich höheres Gewicht hat als ein Elternwort zu Themen mit Schulbezug)