heimunterricht...

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  • Ich selbst habe ja auch Personalverantwortung und finde die Heerscharen an Bachelors, die sich oft nur noch durch die Haarfarbe unterscheiden und ansonsten alles "richtig" gemacht haben, auch meist ... langweilig.



    An mein Herz #blume . Leider muss ich als Arbeitnehmer gerade die gegenteilige Erfahrung machen. Mir geht es aber genau wie dir.

  • eine interessante diskussion
    danke dafür :)


    mich würde noch interessieren gerade auch von den kritischen stimmen hier


    was denkt ihr wie sollte häuslicher unterricht aussehen das er produktiv ist?
    was meint ihr ist wichtig und worauf muss besonders geachtet werden?


    her mit euren anregungen und beiträgen...


  • was denkt ihr wie sollte häuslicher unterricht aussehen das er produktiv ist?
    was meint ihr ist wichtig und worauf muss besonders geachtet werden?

    ich fände so ein Lernzimmer toll, wie Du es auch planst mit anregendem Material, möglichst viel Platz zum Ausprobieren, Aufbauen


    vermutlich würde ich gemeinsam mit den Kindern den Tag etwas strukturieren, hier Essens-, da Arbeits- und Ruhephasen, nicht dogmatisch, aber grob


    neben Naturwissenschaften und Sprachen wäre mir Kunst, Musik, Werken wichtig - nicht alles auf einmal, bestimmte Tage vielleicht oder Epochen


    außerhäusige Lernorte: Bibliotheken, Museen, Ateliers, Theater, Natur, Werkstätten, vielleicht dort mitarbeiten dürfen (manchmal gibt es auch schöne Angebote von Museen und Unis)


    ganz wichtig wären mir soziale Kontakte: sowohl zu anderen Kindern als auch Erwachsenen (evtl. mit anderen Familien zusammenarbeiten)


    später Zugang zum Internet für Recherchen, oder auch um Programmieren zu lernen


    wenn jährlich Prüfungen abgelegt werden müssen, den Stoff dafür mit den Kindern irgendwie sinnvoll integrieren, aufteilen (vielleicht zeitweise Wochenplan?)


    während der Pubertät würde ich persönlich besonders schauen, da in der Zeit die intrinsische Motivation oftmals nachlässt, einfach anderes wichtiger ist
    Montessori hat ja für diese Zeit den Erdkinderplan, auch andere Reformpädagogen haben für diese Zeit verstärkt auf körperliche Arbeit und sinnhafte Projekte draußen gesetzt
    je nach heranwachsendem Menschen, vielleicht gemeinsam Pläne erstellen, durchaus auch Ziele formulieren, Zeitrahmen vereinbaren


    ich persönlich würde auch (selbst wenn es diese Prüfungen nicht gäbe) ein bisschen auf Ausgewogenheit der verschiedenen Lernbereiche achten, zumindest über größere Zeiträume verteilt
    klar, kann man auch später ein Latinum oder was auch immer nachholen, wenn die Motivation hoch genug ist


    doch ich selbst zum Beispiel wäre dann vielleicht zehn Jahre lang Mathematik, Physik und solchen Dingen aus dem Weg gegangen
    und ich finde aber gut, dass ich mich damit beschäftig habe, nicht nur zum Selbstzweck, sondern weil sie das Denken auf eine bestimmt Art herausfordern, bestimmt auch Strukturen im Hirn schaffen und mich in ihrer Ordnung dann einfach begeistert haben

  • Wenn man unschooled, muss man sich ja auch erstmal deschoolen (vgl John Holt) und, sofern es bereits eine Schule besucht hat, auch ggf das Kind.
    Mit den klassischen Fächern oder gar Fächereinteilungen kommt man bei Unschooling nicht weit, sodass imho eine Studie da Zwangsläufig Äpfel mit Birnen vergleichen muss. Und die Kinder haben ja gerade dann Chancen, sich auch in Bereichen auszubilden, die eben nicht klassisch schulisch sind.
    Zudem haben sie den großen Vorteil, das lernen nicht erst zu verlernen - anfangs können wir es alle, die meisten von uns brauchten keine wesentliche Unterstützung beim krabbeln, laufen, sprechen etc lernen.(vgl auch Hüther)
    Meine Kids sind ja kigafrei, und bei der Großen besteht keinerlei spürbarer Unterschied zwischen ihr und Freunden/innen, die im Kiga sind, in kognitiver oder Wissens-Hinsicht, auch wenn sie kein "vorschulprogramm" absolviert und ich/wir an sich nullkommanix Zuhause mit ihr machen, das man als üben,fördern, absichtlich lernen bezeichnen könnte.
    Auch rechnen/schreiben/lesen/zählen passiert halt alles so im Alltag.


    Gerade in D ist Bildung ja ansonsten leider sehr erblich :(


    Gemäß André Stern entsteht alles aus der Begeisterung für eine Sache, die Kompetenz darin und durch die Kompetenz auch der Erfolg. Was wir gut können, damit werden wir uns auf Dauer auch durchsetzen. Er sagt, er erzielt damit gerade auch gute Erfolge bei zB H4-Publikum, die damit wieder Hoffnung sehen und diese nutzen.


    Qu., ich drücke dir die Daumen !

    Lieben Gruß
    Jerry mit den Maimäusen 2007 und 2010 und Septembermäuschen 2013


    Trageberaterin (ClauWi-Grund- und Aufbaukurs, Zertifikat in Arbeit)

  • Odette. Wenn es denn strukturiert sein soll -und du bist in Ö, gell? Da müsst ihr ja Nachweise erbringen. Den Blog pro-lernen.ch mit all seinen Beispielen kennst du vermutlich schon ?

    Lieben Gruß
    Jerry mit den Maimäusen 2007 und 2010 und Septembermäuschen 2013


    Trageberaterin (ClauWi-Grund- und Aufbaukurs, Zertifikat in Arbeit)

  • Bei Unschoolern hört man ja auch immer wieder, dass eine Pubertät im hergebrachten Sinne gar nicht stattfindet, gut, da fehlt mir noch die eigene Erfahrung .
    Ich würde viel einfach mit den Kindern zusammen da gestalten an Material - sie fragen und mit ihnen schauen, was sie interessiert.

    Lieben Gruß
    Jerry mit den Maimäusen 2007 und 2010 und Septembermäuschen 2013


    Trageberaterin (ClauWi-Grund- und Aufbaukurs, Zertifikat in Arbeit)

  • ich kann nichts konstruktives beitragen, ich habe nur eine praktische frage...


    wie machst du das? du hast dann zwei oder drei kinder den ganzen tag zu hause und sollst sie unterrichten oder zumindest unterstützen und nebenher hast du noch kleinere kinder zu hause, die dich in der zeit sicher auch mal brauchen. ein garten, ein haushalt, ein hund???


    verrat mir das mal. ich komm hier mit zwei grad so über die runden und die sind wenigstens jeden tag ein paar stunden außer haus und ich muß nicht so wahnsinnig viele stunden arbeiten.



    das ist keine kritik und ich will damit auch nicht sagen, dass du das nicht schaffen kannst. ich bin mir nur sicher, dass ich das nicht schaffen könnte und ich hätte auch null ahnung, was ich mit den kindern machen sollte. man kann ja nicht nur vogelhäuschen bauen und meine wissen ist in vielen bereichen ja sehr rudimentär und in anderen dafür wieder zu speziell. ich hätte null ahnung, wie ich nach lesen, schreiben und grundrechenarten weiter machen sollte.

  • Hallo,


    Ich weiß nicht wie andere das machen, aber ich habe ja zumindest in den Ferien hier auch ganztags 4 Kinder (d.h. inzwischen Kinder und Teenys). Ich fand diese Zeiten immer sehr viel entspannter, gerade was das Ausleben von Interessen und das damit verbundene Lernen angeht.
    In Schulzeiten morgens mühsam wecken, zur Schule schicken, nachmittags abholen, ggf. die schon müden Kinder zur Musikschule überreden (Sie spielen ja prinzipiell toptal gerne ihr Instrument und wollen auf keinenFall aufhören und in den Ferien haben wir auch keine ein Übe-Motivationsproblem, aber in der Schulzeit sind sie einfach nachmittags KO.)


    Wenn ich mir dann noch vorstelle,daß an der Regelschule ja auch noch HA anstehen würden... Puh, DAS sinnvoll zu begleiten könnte ich mir nun wiederum nicht vorstellen.


    Wie gesagt, ich sehe gerade wie meine Tochter alles was sie finden kann über griechische Mythologie aufsaugt (Vielleicht sollte ich dazu sagen, daß hier gerade ein paar freie Tage waren?) und wie viel hängen bleibt. Da mache ich nichts dazu. Inzwischzen hat sie eine Freundin angesteckt und sie haben heute zusammen kichernd über die Liebschaften diverser Götter gelesen.
    Dafür hat das Wichtelkind heute im vermutlich in einer Stunde mehr über die DDR-Zeiten gelernt als in allen Sachkundestunden zusammen.


    Was mich beeindruckt hat: Eins meiner Kinder hat immer wieder massive Schulprobleme, weil es im schulischen Zusammenhang einfach nur schwer lernen kann. Dieses Kind hatte mal 5 Wochen schulfrei und hat in dieser Zeit den Stoff eines halben Schuljahres gelernt. Der Aufwand betrug maximal 30-45 Minuten am Tag, an vielen Tagen haben wir gar nichts gezielt "schulisches" gemacht.


    Das wird nicht immer so gehen, zeigt aber, was möglich sein kann. Andersrum kann man aber nicht sagen: Dann mach doch mit deinem Kind zu Hause zusätzlich zur Schule "homeschooling", damit es mitkommt. (Bekannten wurde es von der Schulbehörde direkt so vorgeschlagen, das Kind solle doch früh die 6-8 Schulstunden absitzen und dann zu Hause homeschoolingmachen.
    Das geht so nicht, das ist eine völlig andere Situation. Zumdienst beimeinen Kindern ist der Trieb, sich wirklich intensiv mit etwaszu beschäftigen und gezielt zu lernen in Schulzeiten viel kleiner als in schulfreien Zeiten. Und es ist eine Menge verschwendete Lebenszeit.


    Die Motivation, auf bestimmte Artund Weise Wissen in den Kopf zu packen, lässt in der Pubertät ganz sicher nicht nur bei Homeschoolkindern nach. Eigentlich alle Lehrer die ich kenne, berichten,daßman in Klasse 7 und 8 nur schwer sinnvoll unterrichten kann (manche erweitern es auf 6-9). In der Zeit bräuchten sie einfach etwasanderes, ich sehe das, wenn ein Projekt ansteht, hinter dem die jungen Leute stehen. Und ich denke,diese Projekte kann man außerhalb eines Wissensvermittelnden Unterrichts leichter finden als im staaatlichen Schulsysthem (Wobei es auch da gute Ansätze gibt - nur eben leider alsRaritäten und nicht als Regel)


    Aber es muss ja auch keiner Homescholling machen, es will ja schließlich keiner die Schule abschaffen ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Trin ()

  • Aufgrund unserer Schulprobleme denken wir immer öfter , allerdings nur als Gedankenspiel ,darüber nach.
    Total interessant das Thema.


    Unsere große Tochter hat in der Schule noch nichts gelernt, was ich als sinnvoll erachte.
    Wenn man von einigen Liedern im Musikuntericht absieht.
    Sie geht in die zweite Klasse.
    Lernerfahrungen macht sie in der Betreuten und den AGs oder eben Zuhause.


    Erlernen von "Langeweile aushalten" oder Frustrationstoleranz .....Mhm eigentlich finde ich dafür die Institution Schule etwas zu aufwendig und teuer.
    Ich fände es schön wenn es insgesamt individueller zugehen würde.
    In Krankheitstagen oder den Ferien lernen die Kinder gerne und viel .
    Wir leben in einer Stadt mit über 200000 Einwohnern und weit und breit gibt es keine Alternative Schule, außer einer Walddorfschule. Vielleicht sieht es ja an anderen schulen anders aus.


    Abitur erachte ich als wichtig, damit sie falls sie ein Studium machen wollen, die Möglichkeit dazu haben.
    Wenn ein anderer Berufswunsch ( der ohne Studium möglich ist ) aktuell sein wird, dann müssen die Kinder kein Abitur machen. Allerdings wären sie dann noch so Jung und ich denke da kann es auch zu Problemen kommen, weil man noch nicht weiß was man möchte.
    Ich finde nicht, dass der Trend zur Ausbildung geht, aber kann auch am Umfeld liegen.


    Dank der Möglichkeit des Internets ist es uns heute möglich vielfälige Informationen zu beziehen.
    Lern und Experimetierraum fände ich auch wichtig.
    Und die Möglichkeit externe Menschen zum Lernen zu haben.
    Bei uns kann man zum Beispiel Studenten/ Innen gratis Buchen für Mathematik :)
    Und Kontakt zur peergroup müsste möglich sein.

  • Hallo,


    Livinchaos: Immer mehr Unis bieten die Möglichkeit auch ohne Abi zu studieren. Das ist aufwändiger (meist Berufsausbildung, Probestudium...), aber möglich. Und ob es weniger schwierig ist, sein Kind durch ein Systhem zu zerren, daß nicht zu ihm passt und ihm nicht gut tut, nur falls es "später mal vielleicht" studieren möchte, ist ja auch fraglich. (Auch ob es nach negativen Lernerfahrungen die Lust dazu hat) .


    Außerdem - da wo homeschooling erlaubt ist, sind ja auch offizielle Abschlüsse möglich. Man lernt (und das können viele Jugendliche tatsächlich, wenn sie ein echtes Ziel vor Augen haben), meldet sich an, macht die Prüfung und hat dann einen voll gültigen Abschluss. Oder man geht, wenn man es sich allein nicht zutraut, gereift und mit einem Ziel vor Augen freiwillig(!) die letzen Jahre zur Schule.


    Nur hier ist alles so problematisch...

  • Nur zum Thema Abitur: das kann man auch extern ablegen. Die Pflichtschulzeit beträgt in den meisten Bundesländern 10 Jahre. Danach ist es möglich, sich - unabhängig von der Schule - auf das Abitur vorzubereiten. Letztlich hat man dann ein paar mehr Prüfungen abzulegen, da ja die Schulnoten aus den letzten zwei Jahren fehlen.

  • Hallo,


    Das gleiche gilt leider auch für staatlich genehmigte Ersatzschulen (im Unterschied zu staatlich anerkannten).


    OBWOHL die Schüler in der 11. und 12. Klasse in einer Schule waren UND ganz normal Noten bekamen, müssen sie ihr Abi so ablegen, als wären sie keine Schüler mehr. Was bedeutet: Fremde Prüfer an einer fremden Schule, keine Anerkennung der Vornoten, mehr Prüfungen... Das ist doof. Aber wenigstens möglich.


    Das führt dazu, daß diese Schulen vor dem Dilemma stehen, ihre Grundfesten über den Haufen zu werfen um die Anerkennung zu bekommen (Wenn man die Forderungen für eine Anerkennung tatsächlich erfüllt, bleibt z.B. von Montessori nur noch die Deko, aber nicht die Pädagogik) - oder bei der Genehmigung zu bleiben und den Schülern die Schulfremdenprüfungen zuzumuten.

  • Odette, ich würde mir als erstes anschauen, was bei den Leistungsstandkontrollen verlangt wird. Dann würde ich mir überlegen, was davon das Kind wie lernen kann und wie lange das wohl dauert, falls ich es "notfallmäßig" dem Kind noch kurz vor der Prüfung beibringen muss. Also ich würde mich da absichern wollen.


    Dann würde ich eine zweite Liste anlegen, auf der ich Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen notiere, von dem ICH möchte, dass meine Kinder es irgendwann lernen. Dann würde ich in regelmäßigen Abständen die Liste hervorkramen und schauen, ob mein Kind etwas davon schon gelernt hat oder ob es ein Thema gibt, das ich ihm als nächstes mal vorschlagen möchte. Mir wäre es z.B. wichtig, dass meine Kinder mit Behörden, Formularen, Steuern und Geld umgehen können, deshalb würde ich versuchen, sie (unabhängig von Schule oder Unschooling) da entsprechend einzubeziehen, wenn solche Themen bei uns zuhause anstehen.


    Ich würde außerdem wohl notieren (und regelmäßig prüfen), welche Aktivitäten (ohne "Lernziel" im weiteren Sinne) mir für die Kinder wichtig sind. Bei einem Kind wie mir wäre das z.B. genug Bewegung an der Sonne und an der frischen Luft. #schäm Da würde ich schon versuchen, auf ne Stunde täglich zu kommen.

  • Unsere Tochter wird ab Sommer auf eine genehmigte Schule gehen - ja, man kann dann "nur" über die Externenprüfungen gehen. Aber auch dabei werden die Kinder auf Wunsch begleitet , und dafür hat man den Vorteil , sich nicht 10 Jahre lang vorher an irgendwelche Lehr- oder sonstigen Pläne halten zu müssen.

    Lieben Gruß
    Jerry mit den Maimäusen 2007 und 2010 und Septembermäuschen 2013


    Trageberaterin (ClauWi-Grund- und Aufbaukurs, Zertifikat in Arbeit)

  • Ich lese hier interessiert mit, obwohl ich zwei Kinder habe, die gerne zur Schule gehen und vermutlich entsetzt reagieren würden, wenn ich Ihnen mitteilen würde, dass sie zukünftig da nicht mehr hingehen dürfen.


    Die Idee, mehr in die intrinsische Motivation zu vertrauen, darauf, dass Kinder neugierig sind und gerne lernen, auch ohne Druck oder Anleitung, finde ich trotzdem sehr reizvoll. Ich erlebe es zum Glück bisher nicht so, dass die Schule das zunichte macht, sondern dass jedes der Kinder immer wieder Phasen hat, in denen es ein Thema vertieft oder in denen wir als Familie einem Thema nachgehen. Oft bringen sie allerdings auch Themen aus der Schule mit, auf die ich selber nicht gekommen wäre.


    Was mich beim Lesen und bei der vorgestellten Übertragung der genannten Ideen auf unsere Lebenssituation stutzig gemacht hat, war die Idee, dass es so einfach sei, andere Erwachsene in so ein Projekt einzubinden. Ich kann mir gut vorstellen, dass befreundete Erwachsene unsere Kinder in ihren Lebensalltag, in ihre Berufe oder in bestimmte Wissensgebiete für eine Weile mitnehmen würden und dass es dabei viel Spannendes zu lernen gäbe. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es über Jahre so einfach wäre, wie es hier klingt. In unserem Umfeld sind die meisten Erwachsenen gut eingespannt in ihren Jobs, in Freizeitaktivitäten, Familienleben, Ehrenämter, Pflege von Angehörigen. Niemand von denen die mir als geeignete Mentoren einfallen, hätte über längere Zeit Ressourcen übrig, unsere Kids zu begleiten. Und selber abdecken könnten wir hier definitiv vieles nicht. Habt Ihr so andere Umwelten und so viele Menschen, die Zeit und Bereitschaft haben, Euren Kindern etwas beizubringen? Und das auf Dauer?


    Natürlich kann man sich selber in vieles reinfuchsen und sich Wissen aneignen, aber ich stelle es mir schwierig vor, das alles weitgehend selber zu übernehmen. In mancherlei Hinsicht sind meiner Meinung nach doch Profis nützlich :) . Ich kann natürlich vieles übers 3. Reich erzählen oder übers Mittelalter und Bücher dazu lesen und Filme anschauen. Ich fand den spannendsten Unterricht aber denjenigen bei den Lehrern, die "Bögen spannen" konnten, Zusammenhänge herstellen zu verwandten Themen/Epochen, zu anderen Ländern, Wissensgebieten, Parallelen ziehen, Abgrenzungen vornehmen. Und das könnte ich eben nicht selber und ich denke, da würde meinen Kindern etwas entgehen, was sie doch meinem Erleben nach in der weiterführenden Schule mitbekommen (zumindest in den Fächern, in denen sie fähige LehrerInnen erwischt haben...).


    Ich kann mir das Ganze also nur als Projekt mit anderen, in irgendwelchen Fachrichtungen vertieft ausgebildeten Eltern vorstellen, so dass doch wieder eine Art "Unterricht" stattfände. Wahrscheinlich bin ich schon vom Schulsystem verdorben...


    Es scheint mir so, als ob man mit der Entscheidung zum Ausstieg aus dem Schulsystem nicht nur viel Ballast los wird sondern auch viele Möglichkeiten. Ich stelle es mir schwierig vor, die Art von Allgemeinwissen selbständig zu erarbeiten, die man nach 12 Jahren Schule hat. Für mich ist der Verzicht darauf zugunsten der Vertiefung selbstgewählter Themen eine schwierige Vorstellung, aber vielleicht wäre ich gerne bereit, diesen Preis zu zahlen, wenn meine Kinder unglücklich aus der Schule heimkämen...


    Am spannendsten an der Idee des Systemausstiegs fände ich übrigens die Möglichkeit, viel und lange zu Reisen. Da finde ich das Schulsystem echt lästig. Andererseits hätte ich, wenn ich meine Kinder selber beschulen würde, gar nicht mehr das Geld für lange Reisen, fürchte ich. Es sei denn, die ganze Familie wäre radikal bereit, das Leben sehr zu vereinfachen.


    Grüße


    even

  • Also die meisten Homeschooler lernen ja in Zeit gerechnet viel weniger und brauchen dabei häufig auch viel weniger Betreuung, als das in der klassischen Schule der Fall ist. Als unschooler /Freilerner sowieso, weil man sich ja mit Selbstgewähltem beschäftigt. Man lernt halt auch einfach anders - ich kenne es durch nebenberufliche Weiterbildung und Studium sowie selbststudium etwas, das ist eine ganz andere Art zu arbeiten - Selbstbestimmt und in eigenem Tempo.
    Auch im Lernen mit anderen - häufig geht es ja darum, einen Zugang zunächst zu eröffnen.
    Und vielleicht einen von den Bekannten 1x in der Woche zu treffen - das dürfte häufig machbar sein, zumal viele, denen ihr Fachgebiet Spaß macht, sich ja freuen, einem Interessierten etwas davon zu vermitteln.
    Wenn man das Ganze jedoch wie klassische Schule aufzieht, dann wird es sicher sehr sehr anstrengend .

    Lieben Gruß
    Jerry mit den Maimäusen 2007 und 2010 und Septembermäuschen 2013


    Trageberaterin (ClauWi-Grund- und Aufbaukurs, Zertifikat in Arbeit)

  • Odette, du hattest gefragt, wie wir das mit dem Homeschooling jeweils machen wuerden.
    Wir haben uns selber schon damit auseinandergesetzt und werden vermutlich, wenn wir hier wohnen bleiben, die Homeschooling-Schule auswaehlen fuer unser Kind (also es geht 4 Vormittage die Woche in die Schule und den Rest leistet man zu Hause).
    In den ersten Jahren sehe ich nicht viele Huerden, schwierig wird es mMn so ungefaehr ab dem Niveau der weiterfuehrenden Schule. Daher wollen wir auch die Unterstuetzung einer professionellen Seite haben.
    Es gibt einige Dinge, bei denen habe ich absolut 0 Ahnung, wie man die lehren kann. Abstraktion finde ich ganz wichtig. Um beim Vogelhausbeispiel zu bleiben: Wie bringt man Kindern bei, von der Preiskalkulation des Baumaterials zum einem generellen Gefuehl fuer Addition, natuerliche Zahlen, Zahlenstrahl etc. zu kommen? Dafuer braucht man natuerlich zum einen viele Anwendungen (nicht nur ein Vogelhaus), und dann? Ich weiss gar nicht selber, was genau in meiner Schullaufbahn mir Abstraktion gelehrt hat.
    Sehr wichtig ist fuer mich in der heutigen Zeit, ein Gefuehl dafuer zu bekommen, wie man Informationen sucht und entscheidet, wie verlaesslich diese sind. Das klingt banal, aber mit dem Internet hat man eine riesige Fundgrube von den abgefahrensten Ideen, und ich will, dass mein Kind lernt, selber entscheiden zu koennen, wieviel Wahrheit darin steckt. Das ist natuerlich keine Faehigkeit, die man mit 6 Jahren lehrt, aber ich finde sie essentiell, und ich habe noch keinen Schimmer, wie ich das vermitteln werde.


    Trin, zum IT-Bereich: Mein Mann arbeitet in einem sehr grossen Forschungslabor, das viele IT-Sachen macht. Von den tausenden wissenschaftlichen Angestellten hat nicht ein einziger keinen Master und fast alle haben ein PhD.
    Ich weiss jetzt nicht, von welchen hochbezahlten IT-Berufen du sprichst, aber alle, die ich in diesem Bereich kenne, haben a) sehr frueh mit Programmieren angefangen (meistens schon vorm Gymnasialalter), b) studiert und c) einen Doktortitel.
    Und nein, ich sage nicht, dass das zum Gluecklichsein notwendig ist - aber die hier zu lesenden Erfahrungen (es kommt darauf an, wie kreativ die Bewerbungsmappe ist, die Leute mit Studium sind anstrengender auszubilden als die mit Ausbildung) finde ich nicht verallgemeinbar.

    Viele Grüße von Iffebim


    (auch beim Stillen und unterwegs mit Shift-Taste ausgestattet #nägel )

  • Hallo,

    Zitat

    Was mich beim Lesen und bei der vorgestellten Übertragung der genannten
    Ideen auf unsere Lebenssituation stutzig gemacht hat, war die Idee, dass
    es so einfach sei, andere Erwachsene in so ein Projekt einzubinden.

    Ich glaube, ein Denkfehler ist dabei, daß Kinder nur vormittags lernen könnten. Dann sind die meisten Erwachsenen natürlich auf Arbeit.


    Ohne die Pflicht, morgens 6 Uhr aufstehen zu müssen, weil man es anders nicht pünktlich zur Schule schafft, ist man aber ja viel freier in seiner Zeiteinteilung. An einem (späten) Nachmittag, Abend oder einem Wochenende kann aber genau so gelernt werden - und da haben auch die Erwachsenen eher Zeit.


    Es könnten sich Interessengemeinschaften finden, die sich gegenseitig austauschen (Du kannst gurt... dafür vermittelt unsereTante mit Begeisterung...), man könnte in Museen, Ausbildungsstätten gehen, ja mann könnte sogar zeitweise einen "Lehrer" engagieren, denn auf freiwilliger Basis zu dem Zeitpunkt,wo esfür das Kind DRAN ist, kann es sicher auch so vermitteltes Wissen besser aufnehmen. (Angenommen unser eines Kind müsste nicht mehr zur Schule hätten wir ja das jetzt anfallende Schulgeld frei dafür)


    Oder die Kinder gehen, wenn es möglich ist, zu demjenigen auf Arbeit. Bei uns gibt es Prakitka ab Klasse 5 und pro Jahr mehrere einzelne Studientage, die die Kinder selber gestalten. Das ist immerhin etwas und es zweigt, daß so etwasducrchaus funktioneiren kann, denn die Pädagogen sind immer wieder begeistert, welchen zuwachsan Wissen aber auch an persönlichen Kompetenzen dieSchuüler mitbringen.


    Unsere Kinder waren schon auf Bauernhöfen, in diversen Museen, die Mädels beim Schmied, in einem privatunternhemen... Die 12-jährige plant jetzt eine Fahrt mit 2 Freundinnen (alleine) zum Dresner Zwinger, dafür müssen sie Zugfahrpläne lesen, Finanzen kalkulieren, überlegen, wie sie zu einer Wegbeschreibung kommen, sich vorinformieren, damit sie wissen was sie ansehen wollen, Bücher ausleihen, sich mit der Geschichte und Kunstgeschichte befassen usw. Dabei lernen sie mMn vielmehr als in einem eher theoretischen Unterricht.


    Dort wiederum können sie sich Erwachsene ins Boot holen, sie sind so taff, daß sie vermutlich keine Probleme haben. Menschen nach demWeg zu fragen oder zu bestimmten Ausstellungsstücken.
    Das sind wenige Tage im Jahr an denen Zeit dafür ist. Wenn man sich vorstellt, für solche Sachen wäre mehr Zeit...


    Und wie gesagt, es MUSS ja auch keiner homeschoolen. Kaum einer wird zu Kindern, die gerne gehen, die sich in der Schule wohl fühlen oder die Schule zumdinest mal ausprobieren möchten, sagen: So, nun dürft ihr da nicht mehr hin, basta!


    Aber ein Kind, dem esmit dem Systhem "Schulpflicht" nicht gut geht, kann auch kann die Möglichkeiten, die eine gute(!) Schule ja durchaus bietet, eher nicht nutzen.


    Mein Sohn wünscht sich Schule z.B. eher als Angebots- und Konsultationssysthem. Man kann jederzeit hinkommen und Hilfe oder Anregung bekommen,es könnte auch gemeinsame Projekte und Aktionen geben (Schule als sozialer Faktor), aber die Teilnahme ist freiwilllig und jeder kann selber entscheiden, Welchen Inhalt er wählt und ob er dort oder zu Hause lernt.


    Und gerade was die Allgemeinbildung betrifft, da halte ich persönlich Schule für überbewertet. Zum einen weil auf Grund des Gehechels durch den Lehrplan an Regelschulen kaum Zeit für echte Allgemeinbildung ist (echte Bildung ist für mich mehr als Fakten füür den nächsten Test in den Kopf zu bekommen), zum anderen weil das dort vermittelteWissen eben bei vielen doch mit "lernen MÜSSEN" verknüpft ist und vieles nachdem nächsten Test gleich wieder vergessen wird.


    Frag z.B. mal rum, was die Leute um dich rum über das,was sie in der Schule über griechiche Mythologie gelernt haben, noch wissen. Mein Kind entdeckt grad so viel spannendes, inhaltlich und sprachlich (Aha Mama, DAHER kommt also unser Wort für...) , vergleicht Kunstwerke aus verschiedenen Epochen (Früher wurden die schönen Frauen alle eher rundlich gemalt, heute würden die als zu dick zählen obwohl die schön sind, das ist doof.), ich denke schon, daß da eine Menge hängenbleibt. Ganz ohne Schule.


    (Tut mir leid, daß ich immer wieder diealten griechen bringe, es ist halt hier grad Thema)


    Iffebim: Ich habe ja nirgendwo geschrieben, daß das überall und immer so ist. Es war EIN Beispiel. Das zu dem passt, was ich aktuell immerwieder im Radio höre (Unis schaffen Möglichkeiten, ohne Abi zu studieren usw.) . Nicht als DER einzig mögliche und einzig wahre Weg. Aber einer.


    Deine Bedenken waren - zumindest kam es so bei mir an - ob ein Mensch denn ohne Schule (oder wenigstens ein festes von anderen, Eltern oder Lehrern vorgegebenes Homeschoolingcurriculum) überhaupt bestimmte Kernkompetenzen für ein erfülltes Berufsleben erwerben kann (sich den Hintern aufzureißen, konzentriertes, zielgerichtetes arbeiten usw.), bestimmte Abschlüsse machen kann bzw. befähigt wird, in der Gesellschaft zu leben.


    Und da denke ich eben, daß zum einen Schule absolut keine Garantie bietet, daß junge Menschen das dort lernen und es andererseits eben auch keinenGrund gibt,warum all das ohne schule NICHT möglich sein sollte.


    Und in einem Land in dem Homeschoolong erlaubt ist und es ein entsprechendes Netzwerk gibt, lebt auch ein Homeschoolingkind IN der Gesellschaft mittendrin und wird nicht wie in Deutschland immer noch in die Illegalität, weil Ungesetzlichkeit gedrängt.

  • Mein Sohn wünscht sich Schule z.B. eher als Angebots- und Konsultationssysthem. Man kann jederzeit hinkommen und Hilfe oder Anregung bekommen,es könnte auch gemeinsame Projekte und Aktionen geben (Schule als sozialer Faktor), aber die Teilnahme ist freiwilllig und jeder kann selber entscheiden, Welchen Inhalt er wählt und ob er dort oder zu Hause lernt.


    Also im Prinzip so wie Uni. ^^

  • Also im Prinzip so wie Uni. ^^


    Stimmt.


    Regelschule in ihrer momentanen Form halte ich auch für sehr, sehr stark überdenkenswert.
    Richard David Precht bringt es auf den Punkt: „Wir brauchen keine weitere Bildungsreform, wir brauchen eine Bildungsrevolution“ (Quelle)


    Es gibt bereits Schulen, die so arbeiten, das Lernen Spass machen kann und die Verantwortung für eine gute Lernumgebung nicht einzig auf das Elternhaus abgewälzt wird. Denn Homeschooling wird in den meisten Fällen nur funktionieren, wenn ein Elternteil dafür seinen Beruf aufgibt/ stark einschränkt und sich über lange Zeit der Betreuung der Kinder widmet. (Das wäre nicht mein persönliches Ziel. Und ich finde es prinzipiell gut, dass meine Kinder sich mit anderes Menschen auseinandersetzen können und von und mit denen lernen.)