Paradoxe Denkweise von Erzieherinnen

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  • Wir haben heute unter Erzieherinnen über unsere eigenen kindheitserfahrungen gesprochen. Ein paar Kolleginnen berichteten darüber, dass sie gar nicht im kiga waren als Kind. Und die Mehrheit fand das toll, cool, beneidenswert.
    Fand ich schon komisch. Da arbeiten wir tagtäglich in kiga, finden es selbst aber toll, wenn Kinder ohne Kiga aufwachsen...
    Nehmt ihr das auch so wahr?


    Leslie

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • huhu,


    ich war in einem kiga....von 9-12 uhr...


    und ja, ich fand die zeit damals schön, nach dem mittagessen stromerte ich mit den nachbarskindern und meiner schwester durch die gegend und hatte ansonsten nix zu tun ausser kind zu sein. wenn wir hunger hatten sind wir kurz nach hause, irgendwer war schon da und hat sich gekümmert (wir wohnten mit oma/opa zusammen..meine mutter arbeitet stundenweise und mein vater kam zum mittagessen immer nach hause)..und wenn niemand da war, dann ging man zum nachbarn.


    ich empfinde meine kindheit als frei und stressfrei.


    wenn ich sehe, welchen terminstress hier viel kinder heute haben....

    LG paulina mit paula (11.05)
    + paul (04.08)


  • So in etwa kenne ich es auch und fand es auch ganz toll für mich. Und ich versuche auch, es möglichst so für unseren Sohn hinzubekommen, was aber nicht ganz einfach ist. Wir haben ihn nun ab Herbst halbe Tage im Kindergarten angemeldet, aber ich muss arg darum kämpfen, dass er zu mir und dem dann inzwischen geborenen Geschwisterchen zum Mittagessen heim darf. Ist total schwierig, das durch zu bekommen, obwohl ich sogar bereit bin, das Mittagessen mit zu bezahlen. Aber ich erinnere mich gerne daran, dass ich mit meinen Geschwistern zusammen zu Mittag gegessen habe, wir aufeinander gewartet haben und das für uns Familie war. Das würde ich so auch gerne vermitteln. Aber wie gesagt, schwierig es zu realisieren.

    Sternenkind 11/2004 #kerze
    Junge 10/2010 #herz
    Junge 8/2013 #herz
    Sternenkind 9/2015 #kerze

  • Ich hatte meine Kinder in einem tollen Kindergarten, die Kleine dort auch in der Krippengruppe.


    Und dasselbe: Die Leiterin meinte auch mal, sie würde ihr Kind, wenn es die Zeit/das Geld zuließe, auch lieber die ersten drei Jahre daheim haben. Für sie war die Krippe aus Kindersicht höchstens die zweitbeste Lösung.


    Aber sie hat echt das Beste für die Kinder draus gemacht!

    annalin mit Nr 1 M 9/2003 und Nr2 W 3/2006

  • Ich war früher auch halbtags im KiGa und fand es gut.
    Das hatte irgendwie was "besonderes" für mich. Ich war ein eher stilles Kind und Einzelgänger, konnte mich aber dort auch gut zurückziehen und habe mich trotzdem immer "integriert" gefühlt durch die gemeinsamen Aktivitäten, Kreisspiele etc. Ich habe dort auch viel beobachtet und neues ausprobiert.


    Die "Freizeit" zu Hause habe ich dagegen eher negativ in Erinnerung. Ich durfte zwar schon früh allein in der Nachbarschaft umherstromern, wurde aber von den Nachbarskindern oft ausgegrenzt. Meist habe ich alleine in meinem Zimmer gespielt und wurde deshalb oft "Stubenhocker" genannt.


    Nicht dass ich jetzt den Kindergarten als das einzig Wahre anpreisen möchte. Aber bei mir war es tatsächlich so, dass mir nur zu Hause einiges gefehlt hätte.

  • ich war ganztags im kiga und wollte nie nach hause. ich war eben ein einzelkind und wir haben so einsam gewohnt daß es auch keine nachbarskinder gab. meine tochter ist nun auch ein einzelkind und war gern im kiga und liebt jetzt den hort. was alles dort gemacht wird könnte ich ihr zu hause nicht ermöglichen.
    ich find es schon merkwürdig wenn erzieherinnen eine betreuung zu hause besser finden.

    Liebe Grüße
    Anja mit großer Tochter (09/05), Sternentochter (12/13 still geboren in der 39.SSW) und Minitochter (09/15)

  • Komische Einstellung, wirklich. Wir sind in der Kindheit nachmittags auch oft mit Nachbarskindern rumgestromert, aber wie bitte soll das heute noch gehen? Viel zuviel Verkehr auf den Straßen, meist wenige Kinder in derselben Straße ...

  • Naja da kommt ja einiges zusammen. Ich persönlich fand meine Kitazeit (8Wochen bis Schuleintritt) schrecklich. Ich hatte eine ganz böse Erzieherin. Sie ist vor ein paar Jahren endlich gestorben. Oh war die böse!


    Dann habe ich auch schon in Kitas gearbeitet, wo es ich sage mal "wenig rabig" zuging. Da fand ich eine zu-Hause-Betreuung viel besser und sah mich bestätigt, dass kitas einfach nur menschenunwürdig sind. Allerdings habe ich danach auch andere, gute Erfahrungen gemacht und würde (und tu es auch) Eltern diese Kitas und Tagesmütter auch weiterempfehlen.


    Ich verstehe die Kollegen......

  • Ich war nicht im Kindergarten, keine Ahnung warum nicht, alle meine anderen Geschwister waren.
    Meine Kinder waren alle im Kiga, irgendwann kam der Zeitpunkt wo ich ihnen nicht mehr genügte und auch nicht das spielen mit anderen Kindern des Nachmittags. Da wusste ich jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen und sie sind immer gerne gegangen.

  • Da fand ich eine zu-Hause-Betreuung viel besser und sah mich bestätigt, dass kitas einfach nur menschenunwürdig sind.


    Nunja, aber auch bei vielen Kindern zu Hause geht es "wenig rabig" zu #weissnicht . Insofern muss eine Betreuung ausschließlich daheim nun nicht zwangsläufig besser sein, oder?

    Einmal editiert, zuletzt von kathi27 ()

  • In war in eime Kindergarten und hinterher und manchmal auch vorher bei einer Kindergartenfreundin zu Hause. Damals war Ganztagskita ziemlich rar gesäht und um zwei war Schluss. Meine Mutter war alleinerziehend im Schichtdienst.
    Später war ich nach der Schule im Hort, manchmal auch bis spät Abends, weil meine Mutter Spätdienst hatte.
    Danach gans die Ganztagsschule, nach der ich dann halt alleine mit Schlüssel nach Hause bin.


    Nein, ich bereuhe dir Zeit nicht. Ich kannte es nicht anders und hab nichts vermisst. Als ich dann einen Freund hatte, hab ich ein ganz anderes Familienmodell kennen gelernt. Und hab ihn nie darum beneidet. Mich hat es ziemlich genervt, dass seine Mutter immer zu Hause war :D

    Achly. #female (<<< Für Shevek) Großmeisterin der Holzschnitzer, Waldkobold. Rote Wuschelhaare, grüne Augen. OHREN.
    Die Ziege ist kein Fressen!

    Meine Kommata sind Individualisten!

    Wo ist meine Kuh?

  • Na klar ist es toll zu Hause zu sein, wenn da en masse Geschwister oder Nachbarskinder sind. Aber heutzutage gibt es ja leider nicht mehr so viele Kinder, so dass der Kiga doch ein toller Ersatz ist. Denn sie hätten es wahrscheinlich zu Hause nicht so toll gefunden, wenn sie weit und breit das einzige Kind gewesen wären, oder? Ich war auch kaum im Kiga, aber es waren auch überall Kinder. Und da die wenigsten regelmäßig in den Kiga gingen waren auch schon vormittags ne Menge Kinder unterwegs.


    Ich hatte meine Kinder lange zu Hause. Vormittags haben wir kaum andere Kinder gesehen. In erreichbarer Nähe sind auch wenige Kinder.

  • hm,ich habe den kiga gehasst...und arbeite selbst auch nicht unbedingt gerne in den "standart" einrichtungen..aber ganz ohne kiga,hm,eher nein.
    mein kind wird in einen waldkiga gehen,das ist ok..dort würde ich auch arbeiten wollen..

  • So in etwa kenne ich es auch und fand es auch ganz toll für mich. Und ich versuche auch, es möglichst so für unseren Sohn hinzubekommen, was aber nicht ganz einfach ist. Wir haben ihn nun ab Herbst halbe Tage im Kindergarten angemeldet, aber ich muss arg darum kämpfen, dass er zu mir und dem dann inzwischen geborenen Geschwisterchen zum Mittagessen heim darf. Ist total schwierig, das durch zu bekommen, obwohl ich sogar bereit bin, das Mittagessen mit zu bezahlen. Aber ich erinnere mich gerne daran, dass ich mit meinen Geschwistern zusammen zu Mittag gegessen habe, wir aufeinander gewartet haben und das für uns Familie war. Das würde ich so auch gerne vermitteln. Aber wie gesagt, schwierig es zu realisieren.


    Das finde ich total krass. 8o


    Wir haben einen wirklich guten Kiga. Einen besseren könnte ich mir nicht vorstellen. Aber mittags hat sich jedes meiner Kinder auf mich gefreut. Das Mittagessen zuhause ist mir sehr wichtig, es käme für uns nichts anderes in Frage.
    Die Kinder lieben den Kiga, und sie freuen sich auf zuhause. Sind völlig unterschiedliche Spielsituationen und sie profitieren gerade von der Kombination.


    Für mich war es aber auch eine Bedingung bei der Kiga-Suche, dass es keine Ganztagsgruppe gibt. Auf völlig gestreßte Mit-Kiga-Kinder können wir verzichten, dass muss ja auch erstmal aufgefangen werden.

  • Ich kenne viele Erzieherinnen, die ihr eigenes Kind nicht unbedingt in den Kiga tun würden - sie können es besser und die wenigsten Erzieherinnen könnten es ihnen recht machen.


    Verstanden hab ich das noch nie.


    Ich hab ja mit behinderten Erwachsenen gearbeitet. Meine Freundin auch. Und als ich schwanger war, fragte sie mich, ob ich abtreiben würde, wenn ich wüsste, dass mein Baby behindert wäre. Ich hab mit nein geantwortet und sie hat es überhaupt nicht verstanden. Ich dagegen konnte überhaupt nicht verstehen, dass sie mir überhaupt so eine Frage stellt. Wie könnte ich mit meinen ganzen Bewohnern arbeiten, wenn ich selbst ein Baby mit einer ähnlichen Diagnose abgetrieben hätte? Das passt für mich gar nicht.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • Auch ich war als Kind nicht im KiGa, und auch ich fand das grandios. Eine Freundin von mir war 2x in der Woche im KiGa, wenn auch ihre Mutter auf der Arbeit war, und wir anderen haben sie immer bemitleidet, wenn sie ausgerechnet dann weg musste, wenn wir coole Sachen gemacht haben. Aber ich denke, heutzutage fände ich (oder meine Kinder) das wohl nicht mehr so klasse, denn es sind ja zumindest vormittags überhaupt keine Kinder über 3 Jahre *nicht* im KiGa.

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Für mich ist die Denkweise absolut klar (und kein Paradox!):


    Der KiGa ist einfach ein billiger Ersatz für Familie - sozusagen ein halb- oder ganztages-Nuckel. Denn auch wenn 3-jährige schon "so groß" wirken: Sie sind in ihrem Inneren noch sehr zerbrechlich und können es sich (emotional) schlicht nicht leisten, in ihren Bedürfnissen nicht oder nicht vollständig wahrgenommen zu werden, geschweige denn, dass die Befriedigung ausbleibt. Und ich gehe sogar soweit zu sagen, dass selbst 6 Jahre noch zu wenig sind, um fremd konditioniert und manipuliert (!) zu werden (=Schule).


    Und dass es einigen/vielen Kindern im KiGa gefällt liegt in der Natur der Sache: Kinder lieben auch ihre vorgesetzten Bezugspersonen; und das nicht, weil diese so nett oder toll sind, sondern einfach weil man sie ihnen vorsetzt (und sie gar keine andere Wahl haben als sie zu mögen). Es ist wie mit dem Geschmack, dieser lässt sich auch einfach lernen. Das allein erklärt also gar nichts und beantwortet auch nicht die Eingangsfrage.


    Nichtsdestotrotz lernen Kinder im KiGa Gemeinschaft kennen, sie lernen teilen und Gruppendynamiken kennen, sie bekommen Raum um sich selbst im anderen (fremden) zu erfahren und ihre Grenzen setzen zu lernen; all dies Dinge, die in den meisten Ein- oder Zweielternfamilien in der heutigen Zeit nicht in dem Umfang erfahrbar sind.


    Daher halte ich den KiGa prinzipiell für wenige Stunden am Tag für vertretbar (2 oder 3 Std.); als ganztages Betreuung und Ersatz aber als gänzlich ungeeignet und langfristig schädigend für die Kinder. Und ich denke, so (ähnlich) sehen es die Betreuerinnen auch.

    Die Menschen erstaunen mich,
    weil sie die Gesundheit aufs Spiel setzen, um Geld zu verdienen,
    danach geben Sie es wieder aus, um ihre Gesundheit wieder zu erlangen;
    und weil sie sehnsüchtig an die Zukunft denken,
    genießen sie die Gegenwart nicht,
    weshalb sie weder in der Gegenwart noch in der Zukunft leben.
    Und sie leben so, als ob sie nie sterben müssten.
    Und sterben so, als ob sie nie gelebt hätten.
    (Geshe Yonten)

  • Ich war als vierjährige in unserem dorf-kindergarten und laut meinen eltern ständig krank, auch mit so diffusen Sachen wie bauchweh etc.


    Meine Mutter hat es dann tatsächlich auf sich genommen, mich jeden Tag in einen super-duper-kindergarten in die stadt zu fahren. Dort war alles prima und die Erzieher habe ich geliebt. Für die damalige Zeit und die Dorfbewohner war das allerdings höchst suspekt.


    Für mich ist das aber bis heute die Quintessenz: Kinderbetreuung kann gut und wichtig für Kinder sein, aber nur, wenn es eine gute Einrichtung ist!


    Daher finde ich so pro/contra aussagen immer sehr engstirnig.

  • Ich war im Kindergarten - ganze Tage - und fand die Zeit schön. Ich fand es auch zuhause schön, halt ne gute Mischung.


    Ich habe auch später sehr gern mit den anderen Kindern in der Schule gegessen und fand es schrecklich, als wir aus der damals noch DDR übergesiedelt sind und sich alle Klassenkameraden unmittelbar nach Schulschluß immer gleich nach Hause verabschiedeten. Gemeinsam essen und dann noch mit Freunden rumstromern war herrlich. (OK, das ist off-topic, da keine Kita-Zeit mehr.) Und gemeinsame Familienzeit war dann beim Abendessen.

  • Ein paar Kolleginnen berichteten darüber, dass sie gar nicht im kiga waren als Kind. Und die Mehrheit fand das toll, cool, beneidenswert.
    Fand ich schon komisch. Da arbeiten wir tagtäglich in kiga, finden es selbst aber toll, wenn Kinder ohne Kiga aufwachsen...


    Mir würde es eher signalisieren, dass die Kiga-Erzieher die Bindung zu den Eltern und eine auf das Kind (bzw. seine Bedürfnisse) ausgerichtete Betreuung gerade in den ersten Lebensjahren als wichtig empfinden. Ich sehe das genauso.


    Und ich würde es deshalb auch positiv aufnehmen, wenn Kiga-Erzieher sich darüber bewusst sind, dass ihre Möglichkeiten, dem Kind etwas genau Gleichwertiges zu bieten, letztlich eben doch begrenzt sind.


    Das bedeutet ja nicht, dass alles im Kiga schlecht für das Kind sein muss. tw. werden dort ja Dinge geboten, die ich zu Hause nicht bieten kann, oder nur mit größerem Aufwand. Und es bedeutet auch nicht zwangsläufig, dass die Erzieherin ihr eigenes Kind nicht in ihrer Kita betreuen würde. Aber vermutlich würde sie, wenn sie die freie Wahl hätte, ihr Kind lieber zu Hause lassen. Das würde ich aber genauso machen, es geht nur leider nicht.

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    There is no foot too small, that it cannot leave an imprint on this world.