Ich glaube ich brauche ein paar zusätzliche Gedanken von euch. Unsere Große ist seit diesem Schuljahr - ihrem ersten - in einer neu gegründeten, privaten Grundschule.
Das Konzept fanden wir damals sehr überzeugend und auf den ersten Blick ist es das auch immer noch. Allein die Umsetzung bereitet uns mehr und mehr Sorgen.
Prinzipiell arbeiten sie dort in jahrgangsgemischten Klassen: Vorschule & 1. Klasse, 2. & 3. Klasse und dann die 4. Klasse wegen des bevorstehenden Übertritts wieder alleine. In ihrem Schulprofil legen sie viel Wert auf selbstständiges Arbeiten, betonen den guten Betreeungsschlüssel von durchschnittlich 1,7 pro Klasse und das ganze Lernumfeld.
Tatsächlich sieht es aber irgendwie nach einer richtigen Mogelpackung aus. Das selbstständige Lernen beschränkt sich weitgehend auf das Abarbeiten eines Wochenplans - fast ausschließlich auf Basis von Arbeitsblättern oder Arbeitsheften. Wirklich entdeckendes Lernen oder große Projekte: Fehlanzeige. Außerdem fallen viele Fehler wegen der mangelnden Betreuung während der Arbeitsphasen kaum auf und werden auch oftmals nicht korrigiert.
Die Betreuung ist zu mindestens 50% von "normalen" Erziehern, Ergotherapeuten oder Kulturanthopologinnen übernommen. Nicht dass ich etwas gegen Erzieher oder andere Berufe hätte, aber ich erwarte schon, dass die Hauptverantwortung von einem Lehrer übernommen wird insbesondere auch im Hinblick auf den späteren Übertritt. Nicht umsonst ist dieser Beruf auch mit einem Studium verbunden...
Insbesondere jetzt in der 1. Klasse merkt man sehr stark, dass die Betreuung von Vorschülern und Schulkindern nicht so reibungslos funktioniert wie man sich das vorgestellt hat, so dass ein gemeinsamer Unterricht oftmals kaum möglich ist. Dann ist aber auf Grund der sehr hohen Fehlzeiten des Personals keine getrennte Betreuung der Kinder möglich, die aus Konzentrationsgründen oder warum auch immer gerade am gemeinsamen Unterricht nicht teilnehmen können, so dass letztendlich der gesamte Unterricht "ausfällt".
Die Kommunikation mit der Schulleitung ist eher stockend, es wird auch dem Elternbeirat gegenüber viel abgewiegelt, bagatellisiert oder abgestritten.
Gerade liefen die neuen Bewerbungen, da es im nächsten Schuljahr weitere Klassen geben soll und es werden erneut Lehrer in Teilzeit (2-3 Tage pro Woche) eingestellt, die zudem kein 2. Staatsexamen haben, was sich aus Sicht der Eltern aus großes Problem erwiesen hat... Es mangelt an der Teaminternen Kommunikation und Abstimmung.
Für die Schule spricht natürlich auch einiges, zuerst auch einmal, dass unsere Tocher sehr, sehr gerne zur Schule geht, es eine Betreuung bis in den Abend gibt, zahlreiche Nachmittagsaktivitäten angeboten werden und ich das Konzept - sofern es denn umgesetzt werden würde, wirklich gut finde.
Meine Bedenken sind in erster Linie, dass sie zwar jetzt schöne 4 erste Schuljahre hat, aber wir ihr damit dann die potentielle Möglichkeit nehmen auf eine weiterführende Schule zu gehen. Sie geht gerne zur Schule, erledigt ihre Aufgaben im Wochenplan ohne Probleme aber eine besonders große Lust aufs Lernen hat sie nicht mehr.
Ich glaube sie wäre auch in einer Regelschule wunderbar zurecht gekommen, sie ist intelligent und sehr kooperativ. Wir dachten wir tun ihr etwas Gutes, wenn wir sie auf diese Schule schicken und jetzt stellt sich das als möglicherweise falsche Entscheidung heraus. Einen möglichen Wechsel wird sie sicherlich einigermaßen schnell verkraften, aber das will halt gut überlegt sein...
Vielleicht könnt ihr mir mal euren Eindruck oder eure Meinung dazu schreiben? Ist es "fahrlässig" einfach weiter abzuwarten oder nehmen wir ihr die Lust am Lernen, wenn sie sich zwar die Zeit frei einteilen kann aber keine anregende Lernumgebung vorfindet, sondern nur stupide Arbeitsblätter ausfüllt?
Mir ist klar, dass auch an Regelschulen nicht alles prima läuft (das weiß ich aus eigener Erfahrung ) aber momentan erscheint mir das die bessere Variante für uns...