Angelina Jolie und ihre Brustoperation

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  • Neulich wandte sich das Gespräch mit zwei befreundeten Ärzten dem Thema zu. Für beide war der Eingriff gerade schon normal, es würde sehr häufig gemacht werden. Sie erklärten, dass der gesamte Brustkörper, insbes. das Drüsengewebe, entfernt wird. Die umgebenden Haut und die Brustwarzen bleiben erhalten und die Brust wird wieder aufgebaut.


    Ich kann mich noch an Fotos aus den achtzigern erinnnern, wo eine Brust inkl. allem dann weg war und man dort einen glatten Oberkörper sah. Dazu kaufte Frau sich dann BHs, die das vertuschten... so darf man sich das nicht mehr vorstellen.

    Das Fundament des Rechts ist die Humanität. (Albert Schweitzer)

  • Würde es mich als Trägerin einer solch aggressiven Genmutation treffen. dann hätte ich, sagen wir mal, erheblichen Klärungs- und Diskussionsbedarf, ob ich mich überhaupt fortpflanzen will.


    Tja, in anderen, fortschrittlicheren Ländern können Eltern frei entscheiden und eine PID durchführen lassen. In Deutschland werden Eltern leider staatlicherseits bevormundet und wie unmündige Kinder behandelt.
    Wenn ich das Wort "Ethikkommission" schon hören oder lesen muß ... und dann sollen in diesen "Ethikkommissionen" auch noch VertreterInnen der sogen. "christlichen Kirchen" sitzen, ich würde mich als Nicht-Christin bedanken, was geht diese Typen denn bitteschön mein Leben an? Ok, anderes Thema.

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, daß jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt."


  • Ich bin über manche menschenverachtende abwertende Äusserung hier ziemlich erschrocken. Die Brüste der Frau Jolie gehen eigentlich nur sie selbst etwas an.


    Ich sehe hier in diesem Thread weder menschenverachtende noch abwertende Äußerungen. Es sei denn, dass jede Meinungsäußerung abseits vom Mainstream dem hier vorliegenden Grundtenor "mutige Entscheidung - würde ich genauso machen" per se menschenverachtend und abwertend ist.


    Dass die Brüste von Frau Jolie nur sie selbst etwas angehen, schrieb ich im Übrigen auch. Daher ist dieses "Zurschaustellen" der Angelegenheit mMn sehr widersprüchlich. Aber meine Gedanken sind ja sicherlich menschenverachtend und abwertend ...

  • Natürlich ist es menschenverachtend, wenn hier geschrieben wird, daß sich Frau Jolie hat "verstümmeln" lassen. Da bin ich komplett mainstream.

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, daß jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt."

  • Es ist nicht zum Aushalten. Wie kann man nur sagen, hier wurde nichts abwertendes geschrieben? Kannst Du Dir nicht vorstellen, wie das auf jemand Betroffenen wirkt? #kreischen


    Im Übrigen ist Mainstream = doof auch eine gefährliche Sache. Auch hier ist es wichtig, differenziert zu bleiben. Ich denke, gerade hier im Forum denken die meisten genau darüber nach, lesen nach, erwägen Argumente etc. und kommen dann zu ihrer Entscheidung.


    Aber nochmal: Bitte trennt doch zwischen persönlichen Entscheidungen und dieser Patentgeschichte. Es nicht zu tun ist undifferenziert.

  • Neulich wandte sich das Gespräch mit zwei befreundeten Ärzten dem Thema zu. Für beide war der Eingriff gerade schon normal, es würde sehr häufig gemacht werden.


    Oh, d.h. es ist eigentlich auch hier schon medizinischer "Standard" (blödes Wort für so einen radikalen Eingriff) und es sind nicht wenige Frauen mit dem BRCA-Gen, die sich auch in D längst dieser Prozedur unterziehen?
    Als ich vor über 10 Jahren erstmals von der Sache las, war das eine Medizin-Story aus Amerika (also so ein bißchen in die Richtung "die spinnen, die Amis, und schießen übers Ziel hinaus").


    Vllt. kannst du deine Freunde noch einmal fragen, was "sehr häufig" in absoluten Zahlen heißt.

  • Ja dicke Bohne, das mach ich. Absolute Zahlen können sie vermutlich nicht vorzaubern, aber eben eine Menge X aus eigenem Erleben eingrenzen...


    Die beiden meinten in der Tat vorsorgliche Entfernung der Brüste, d.h. nicht aufgrund eines Befundes, sondern aufgrund des Gentests.


    Ich meine, wenn ich den Gentest mache, habe ich mir sicher schon vorher überlegt, was ich bei einem möglichen positiven Befund mache. Das ist ähnlich wie bei der Pränatal-Diagnostik... die Ärzte meinten, dass eine z.B. 80%ige Wahrscheinlichkeit zu erkranken tatsächlich deutliche Relevanz hat, also Umweltfaktoren hin oder her. Ich würde das sehr ernst nehmen, wenn ich es denn hätte.

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  • Natürlich ist es menschenverachtend, wenn hier geschrieben wird, daß sich Frau Jolie hat "verstümmeln" lassen.


    Da bin ich ganz bei dir.


    Ich finde es gut, dass Angelina Jolie damit an die Öffentlichkeit gegangen ist, weil ich finde dass eine Person wie sie die Möglichkeit hat dieses Thema etwas mehr aus der Tabuzone zu holen.
    Eine Bekannte von mir trägt auch dieses Gen und nimmt seit Jahren an einer Studie teil. Ihr wurde auch empfohlen sich die Brüste und Eierstöcke entfernen zu lassen. Sie hat sehr viel Angst davor, vor allem dann keine "richtige" Frau mehr zu sein. Bei ihrer Schwester, die erst 32 Jahre alt ist, wurde vor einigen Wochen Brustkrebs diagnostiziert. Für sie ist damit eine vorsorgliche OP wieder sehr in den Vordergrund gerückt.

    Jedes Kind ist mein Einziges
    Miriam Gillis-Carlebach

  • Mir liegt noch was auf dem Herzen wegen 87% vs 13% und auch da gibt es dann ja Einflüsse, dass man zu den einen oder anderen gehört.


    Mal angenommen, dass es epigenetische Hebel gibt, die bestimmen, ob dieses spezielle Gen "angeht" oder nicht. Meines Wissens nach weiß bisher keiner, welche Hebel das bei diesem Gen sind. WAS man tun muss, um zu der einen oder anderen Gruppe zu gehören.
    Wär ja mal interessant, zu gucken, was die in der einen Gruppe von denen in der anderen unterscheidet.
    Man kann aber nicht automatisch davon ausgehen, dass diese Hebel irgendwas mit dem zu tun haben, was wir langläufig als "gesunde" Lebensweise ansehen.
    Was, wenn sich am Ende - mal ganz hypothetisch - rausstellt, dass ausgerechnet Nikotin das mutierte Gen "ausschaltet"? Dann haben Raucher sicher ein deutlich höheres Risiko, an ANDEREN Krebssorten zu erkranken, aber eben ein deutlich verringertes für diese spezielle Version, auch MIT mutiertem Gen.


    Worauf ich hinauswill, ist, dass wir die anderen Faktoren für dieses Gen nun mal bisher soweit ich weiß nicht kennen. also auch nicht beeinflussen können.
    Das heißt, eine Frau, die weiß, dass sie dieses Gen hat, kann eben nicht gezielt dafür sorgen, dass sie zu den 13% gehört (oder 50% bei jüngeren). Es gibt keinerlei Garantie, dass eine "gesunde" Lebensweise irgendwie Einfluss auf dieses spezielle Gen hat.
    Den einzigen Einfluss den sie hat, ist eben entweder die ständige Vorsorge, oder durch moderne Medizin eben noch die zusätzliche Möglichkeit der vorsorglichen Total-OP.


    Ich weiß nicht, ob ich es tun würde.
    Bei der Horrorvision, die speziell dieser Krebs mit sich bringt, vielleicht ja.


    Aber selbst wenn ich mich für mich selber dageben entscheiden würde, finde ich es auf jeden Fall anmaßend, anderen meine Haltung dazu aufzuzwingen.
    Und ich finde auch dieses Rumreiten auf "bewusster" oder "gesunder" oder "ganzheitlicher" Lebensweise bei solchen themen schwierig bis anmaßend.
    Ja, es gibt jede Menge Bereiche, wo das genau richtig ist, viele Risiken, die damit gesenkt werden.


    Aber es ist auch kein Allheilmittel, und manchmal gibt es auch den Punkt, an dem es für Betroffene genauso verletzend wird wie das mit dem "Man darf bloß nicht glauben, dass man krank wird, dann wird man es auch nicht".
    Nach dem Motto "Wenn jemand, der zu der Hochrisikogruppe gehört, nur richtig genug lebt, dann geht es schon gut. Und wenn er doch erkrankt, dann war es halt nicht gut (kalorienbewusst, bio, sportlich, spirituell, watweisich) genug.

  • Ich denke, dass mit der OP bzw. viell. bald OPs das Problem nicht behoben ist.



    Der Gendefekt ist deswegen immer noch da und ich bin mir nicht sicher, ob der Krebs dann nicht an anderer Stelle entstehen kann....

    Das Mutigste, das man in der heutigen Zeit tun kann, ist eigenständiges Denken.

  • Naja, 5% risiko vs. 87% macht schon nen unterschied, ne wah?



    Mal auf ner ganz anderen ebene:
    Ich finde, gerade in einer völlig übersexualisierten und fanatisch dem schönheitswahn hingegebenen gesellschaft ist es im positiven sinne der absolute hammer, wenn eine frau, die als eine der schönsten und sinnlichsten der welt gilt, sich hinstellt und sagt "für mich gibt es wichtigeres als meine brüste, meine "weiblichkeit", wie sie von den medien so eng definiert wird. ich brauch das nicht, um eine frau zu sein."
    Das ist doch eine ungeheure, alles auf den kopf stellende botschaft.
    vielleicht ist das auch ein grund, warum es so viel abwehr auslöst.


    übrigens: wenn ich mir den "scar project" link so ansehe - selbst bei den am besten rekonstruierten brüsten sieht das ergebnis "versehrt" aus. zerschnitten, zernarbt. jede unterstellung, es ginge um ne rechtfertigung, sich silikon einsetzen zu lassen, oder für ms. jolie sei das doch alles kein problem, da sieht man dann doch eh keinen unterschied, finde ich angesichts dessen ganz schlimm, bagatellisierend und verachtend.


    edit: ich fand angelina mal ganz toll.
    dann kam brangelina und der ganze kram, und ich war nicht mehr sehr begeistert.
    aber jetzt gerade steigt sie in meiner achtung enorm.

  • Der Gendefekt ist deswegen immer noch da und ich bin mir nicht sicher, ob der Krebs dann nicht an anderer Stelle entstehen kann....


    Deswegen lassen sich noch viele Frauen die Eierstöcke entfernen, wenn ihre Familienplanungsphase abgeschlossen ist. Und das ist dann die eigentliche Hammer-OP. Ich weiß nicht, ob Frau Jolie noch weitere leibliche Kinder bekommen möchte, diesen Schritt angekündigt hat sie aber schon.
    Das steht aber alles schon hier im Thread und in eigen der verlinketn Artikeln.

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, daß jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt."

  • Nur kurz: Die hier gezeigte überhebliche und massiv abwertende Sichtweise an mich persönlich empfinde ich als jegliche gleichwertige Diskussion abwürgend. Ich bin hier raus, aber nicht ohne die Frage zu stellen, ob der Empathiemangel wirklich bei mir liegt. Ich habe jedenfalls niemanden hier absichtlich abgewertet oder angegriffen, was für mich der Inbegriff von Empathielosigkeit und zudem noch schlechter Stil ist.

  • Einen Gedanken möchte ich doch noch nachtragen, weil er für mich die gesamte Problematik verdeutlicht. Das folgende Zitat wird von einigen als "hilfreiche Begriffsklärung" und empathisch empfunden:


    Amputation ist der medizinisch korrekte Begriff für diesen Eingriff. Verstümmelung wäre, wenn dieser Eingriff schlecht durchgeführt wird.


    Es klingt vielleicht wie eine fundierte germanistische Äußerung, aber es ist mE lediglich Heikes persönliches Empfinden. Dieses widerspricht dem mir bekannten gängigen Sprachgebrauch, anderenfalls wäre eine kunstgerecht durchgeführte Amputation der Klitoris und der inneren Labien einer Frau keine Genitalverstümmelung sondern lediglich eine Amputation.
    Den Begriff Verstümmelung habe ich persönlich gewählt, um das Gewaltvolle und den Verlust zu verdeutlichen. Aus ähnlichen Gründen wählten die Amputierten, mit denen ich sprach, diesen Begriff. Einige hatten in die Amputation eingewilligt, um ihr Leben zu erhalten. Trotzdem war der Verlust eines Körperteils schmerzlich - teilweise bis zur Grenze des Aushaltbaren und Benennbaren. Man kann das beiseiteschieben oder nicht wahr haben wollen, vor allem in einer theoretischen Diskussion. Für mich heißt Empathie, dass ich es nicht beiseite schiebe, sondern als Tatsache anerkenne und benenne. Das mag vielen hier zuwider sein, ich halte es nach wie vor für eine wichtige und ethisch tragbare Position jenseits der mir unterstellten Empathielosigkeit. Mit Wissenschaft hat das wenig zu tun.
    Heikes Definition ignoriert beide Themen und überführt die Frage in eine rein chirurgisch-technische Frage nach der korrekten Durchführung. Bitte, das könnt ihr hier diskutieren, es scheint dafür ja viele Interessierte zu geben. Aber da diese Art der Diskussion mich nicht interessiert und ich auch nicht daran interessiert bin, mich entwerten zu lassen, ist dies mein letzter Beitrag hier.

  • Ich habe gestern hier alles gelesen und mir geht es auch so, wie das schon einige geschrieben haben, ich empfinde die Diskussion als ziemlich einseitig.


    Merins Gedanken zu dem Thema kann ich z.B. sehr gut nachvollziehen und fand es in keiner Weise abwertend.


    Angelina Jolies Entscheidung ist natürlich ihre Sache, aber jeder darf doch eine eigene Meinung dazu haben, sie hat es ja auch öffentlich gemacht.
    Das ist doch bei vielen anderen Themen ebenso, dass hier diskutiert wird.


    Ich habe mir beim Lesen auch oft gedacht, ob es wirklich sinnvoll ist, dass man alle Risiken kennt und ob man wirklich jede Art der OP machen muß, die möglich ist. Um es überspitzt zu sagen, könnte man beim Mitlesen den Eindruck gewinnen, dass es sinnvoll wäre, jeder Frau spätestens in den Wechseljahren oder nach erfülltem Kinderwunsch die Eierstöcke und die Gebärmutter zu entfernen, damit sie nicht erkranken kann.


    Für mich ist das nämlich die Kehrseite davon, dass Frau Jolie das so öffentlich gemacht hat, da kann es durchaus vorkommen, dass Frauen, die um den Erhalt ihrer Brust bzw. ihrer Eierstöcke kämpfen, sich sagen lassen müssen, dass sie ja quasi selbst dran schuld sind, wenn sie erkranken bzw. sich nicht so anstellen sollen, Frau Jolie hat es ja schließlich auch machen lassen.


    Und ich finde, es hat nicht nur mit unserer übersexualisierten Gesellschaft zu tun, wenn eine Frau ihre Brüste gern behalten möchte, bzw. nach einer Entfernung psychische Probleme hat.


    Ich selbst habe drei OPs in den letzten fünf Jahren am Eierstock gehabt wegen gutartiger bzw. Borderline-Tumore, dazwischen habe ich zweimal über ein Jahr mit diesen Tumoren gelebt ohne OP. Ich habe mittlerweile nur noch einen winzigen Rest eines Eierstocks und merke schon deutlich die fehlenden Hormone.
    Und ich musste mich vor oder zwischen den OPs häufig rechtfertigen, dass ich mich nicht sofort operieren bzw. einer Total-OP unterziehen wollte.
    Wobei ich wirklich Glück mit meinem operierenden Arzt und meiner Frauenärztin habe, dass sie meine Wünsche respektiert haben.


    Und glücklicherweise ist alles gut gegangen, die Tumore sind nicht entartet und ich habe auch mein Kind bekommen trotz des Tumors in meinem Bauch.


    Vor der ersten OP hatte mir meine Frauenärztin drei Kliniken vorgeschlagen und dazu gesagt, dass sie bei anderen nicht sicherstellen könnte, dass ich nach der OP noch einen Eierstock habe. Es gibt nämlich durchaus operierende Ärzte, die sich über die Entscheidung der Frau hinwegsetzen und einfach mal mehr wegschneiden.


    Und für die wenigsten Frauen ist eine Total-OP im Unterleib oder eine Brustamputation psychisch leicht wegzustecken. Das sagte mir auch mal ein Arzt im Krankenhaus, dass er in seiner Ausbildung noch gelernt hat, dass gleich die Gebärmutter mit entfernt wird bei Eierstocktumoren, heute versucht man sie zu erhalten, obwohl sie keine Funktion hat ohne Eierstöcke, man weiß aber, dass viele Frauen psychische Probleme nach der Total-OP bekommen.


    Bei meiner Tumor-Art wird eigentlich auch eine Total-OP nach abgeschlossenem Kinderwunsch vorgesehen, inklusive Bauchnetz und Blinddarm empfohlen, ich werde das aber nicht machen lassen, sofern beim Ultraschall weiterhin alles o.k. ist.


    Und generell denke ich, auch wenn Frau Jolies OP sicher kein Spaziergang war, sie sich doch einer deutlich besseren Betreuung vor, während und nach der OP sicher sein konnte, als die meisten anderen Frauen in ihrer Lage. Das macht die Entscheidung dann für sie doch leichter als für eine "normale" Frau.
    Es gibt doch viele Ärzte, die sehr herablassend sind und von denen man sich nicht gut betreut fühlt, das ist ja auch immer ein großer Unsicherheitsfaktor, wenn man so ausgeliefert ist, das ist bei Frau Jolie sicher anders.

  • Einen Gedanken möchte ich doch noch nachtragen, weil er für mich die gesamte Problematik verdeutlicht. Das folgende Zitat wird von einigen als "hilfreiche Begriffsklärung" und empathisch empfunden:


    Zitat von »HeikeNorge«



    Amputation ist der medizinisch korrekte Begriff für diesen Eingriff. Verstümmelung wäre, wenn dieser Eingriff schlecht durchgeführt wird.


    hm, ich hatte da keine Empathie gelesen, ich hatte da Ironie gelesen, in den Reaktionen auf mein Posting. Nix desto trotz heisst das Amputation beim Durchführen der OP.
    Und tatsächlich heisst es auch Klitorisamputation, auch wenn das hinterher durch aus eine Verstümmelung sein kann, weil die betroffene Frau sich verstümmelt fühlt oder aber verstümmelt worden ist, weil schlecht gemacht.


    Und ehrlich gesagt, fühle ich jetzt mein Posting als von dir verstümmelt, weil negativ bewertet. Obwohl es genauso wie deine Postings eine Meinungsäusserung ist, die mir einfach auch zusgestanden werden muss ohne von dir angegriffen werden zu müssen. Ebenso wie deine Meinungsäusserung.

    LG Heike


    Der richtige Mensch ist nicht der, mit dem immer alles toll ist, sondern der, ohne den alles blöd ist.

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  • Ich habe mir beim Lesen auch oft gedacht, ob es wirklich sinnvoll ist, dass man alle Risiken kennt und ob man wirklich jede Art der OP machen muß, die möglich ist. Um es überspitzt zu sagen, könnte man beim Mitlesen den Eindruck gewinnen, dass es sinnvoll wäre, jeder Frau spätestens in den Wechseljahren oder nach erfülltem Kinderwunsch die Eierstöcke und die Gebärmutter zu entfernen, damit sie nicht erkranken kann.

    Das ist nicht überspitzt, das ist Käse. Der Tenor war nicht: Würde ich sofort auch machen lassen. Der Tenor war weitestgehend: Ich kann Frau Jolie verstehen, ich hätte auch Angst und es könnte gut sein, dass ich es in ihrer Situation auch getan hätte.


    Und ich verstehe nicht, wie man nicht sehen kann, dass der Begriff Verstümmelung in diesem Zusammenhang abwertend und verletzend sein kann. Tut mir leid, das hat auch nichts mit Intoleranz zu tun, es ist eher ein schlichtes Nicht-Verstehen. Ich versteh's nicht.


    Was ich verstehe, ist, dass man das für sich persönlich ausschließt und man vielleicht sogar Angst hat, wie sich das noch weiter entwickeln könnte (vor allem, wenn man an diese Patentgeschichte denkt). Aber ich fände es besser, wenn jeder auf der persönlichen Ebene bliebe.

  • ich kann das schon verstehen. Sie für sich würde die OP als Verstümmelung empfinden. Und das ist ihre ganz persönliche Ebene. Und das ist auch ok so (für mich jedenfalls)

    LG Heike


    Der richtige Mensch ist nicht der, mit dem immer alles toll ist, sondern der, ohne den alles blöd ist.

    3 Mal editiert, zuletzt von HeikeNorge ()


  • Ich habe mir beim Lesen auch oft gedacht, ob es wirklich sinnvoll ist, dass man alle Risiken kennt und ob man wirklich jede Art der OP machen muß, die möglich ist. Um es überspitzt zu sagen, könnte man beim Mitlesen den Eindruck gewinnen, dass es sinnvoll wäre, jeder Frau spätestens in den Wechseljahren oder nach erfülltem Kinderwunsch die Eierstöcke und die Gebärmutter zu entfernen, damit sie nicht erkranken kann.


    Entschuldige, aber Du scheinst nicht sehr genau oder sehr selektiv gelesen zu haben.
    Posts, in denen es hieß, "ich kann es verstehen, ich würde es vielleicht genauso machen", ging es niemals um "einfach mal so".
    Es ging um den Hintergrund
    - ich weiß, dass ich das mutierte gen für genau DIESEN Krebs habe. diesen besonders aggressiven und tödlichen, der oft selbst bei engmaschiger Vorsorge erst entdeckt wird, wenn er bereits metastasiert ist.
    - ich hab schon enge Verwandte an diesem Krebs qualvoll sterben sehen
    - ich habe Kinder, für die ich da sein will. Denen ich nicht wegsterben will


    darüber, ob es gut ist, alles zu wissen oder nicht, kann man stundenlang diskutieren.
    Ich persönlich bin der meinung, jede information, die einen unterschied macht, die eine hilfreiche, rettende handlung nach sich ziehen kann, ist gut.
    Bei pränataler diagnostik wäre das für mich z.B.:
    Test auf Trisomie21 - nein. Denn das wissen macht keinen unterschied für meine handlungsfähigkeit (da abtreibung für mich nicht in frage käme).
    Test auf Herzfehler o.ä. - ja. Denn dieses Wissen kann einen wichtigen Unterschied machen, ich kann mir dann dementsprechend eine Geburtsklinik suchen, in der das Baby sofort versorgt wird und damit sein überleben sichern.

    So ähnlich ist das für mich hier auch.
    Einen Test auf eine Erkrankung, die auf deren Ausbruch ich schlicht keinen Einfluss hätte, würde ich wahrscheinlich nicht machen.
    Aber einen Test auf eine Erkrankung, bei der ich mit dem Wissen Vorbeugen, hinauszögern oder, wenn sie bereits besteht, Maßnahmen zur Heilung treffen kann, finde ich wichtig.
    Für mich persönlich wäre ein test auf dieses Gen nicht so wirklich sinnvoll, da es in der Familienanamnese keinen einzigen Fall von Brust- oder Eierstockkrebs gibt. Aber wenn dem so wäre, würde ich den Test machen.


    Das ist doch was völlig anderes, als grundsätzlich frauen die Amputation zu empfehlen.
    auch was völlig anderes als eine Abwertung von Frauen, die um den erhalt ihrer Brüste kämpfen.


    Es hat auch nirgends irgendwer geschrieben, dass eine Frau das machen sollte.
    Es ging ausschließlich darum, dass es nachvollziehbar ist.
    dass es nichts beiläufiges ist, was man mal eben für publicity macht oder um silikonkissen zu rechtfertigen (ich glaube auch im leben nicht, dass gerade angelina jolie eine frau ist, die, wenn sie eine brustvergrößerung wollen würde, dafür irgendeinen vorwand suchen oder eine rechtfertigung für notwendig halten würde).
    Dass es für andere frauen, bei denen diese amputation nötig war, und die mit ihrem schicksal hadern, vielleicht heilsam sein kann, wenn gerade eine angelina jolie "zu ihnen" gehört.


    Und aus meinem kommentar mit dem Schönheitswahn kannst Du doch nicht ernsthaft rauslesen, dass ich der meinung bin, dass schönheit oder brüste per se etwas schlechtes wären oder dass es erstrebenswert wäre, sich die brüste amputieren zu lassen.
    Mir geht es darum, dass frau Jolie schlicht prioritäten klarstellt (leben vor schönheit), die meiner meinung nach in unserer gesellschaft dabei sind, tatsächlich verloren zu gehen.


    Ich finde halt schon, dass viele aussagen mit dem Tenor "dagegen" (das alleine finde ich schon schräg) auf einer schiene von "wie kann man nur, würde ich nie machen, das ist doch eine menschenverachtende maschinerie. wie viele frauen werden jetzt panisch losrennen und sich die brüste abnehmen lassen. Man kann das doch anders machen. ist doch kein schicksal. soll sie doch regelmäßig zur vorsorge gehen. sie hat doch schließlich vorbildfunktion. und dann macht sie es auch noch öffentlich... etc.pp." liegen. (das war jetzt ein medley aus unterschiedlichsten posts. ich beziehe mich auf kein einzelnes persönlich sondern auf eine stimmung, die da durchklingt).
    und das finde ich persönlich abwertend und bewertend.
    Ich finde, keine entscheidung, die ein mensch aus leid und angst heraus trifft, verdient etwas anderes als empathie.