Arm aber glücklich?

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  • Meine Amalgamfüllungen müssten mal erneuert werden. Mein Zahnarzt benutzt das nicht und eigentlich will ich die auch nicht wieder, aber alles andere kostet ja auch wieder einiges.


    Da möchte ich kurz einhaken und dir sagen, dass Amalgam aber am längsten hält! Ausser vielleicht Gold Inlays. Ich hätte in meinem stark plombierten Gebiss wesentlich mehr Kronen, Wurzelfüllungen, Implantate, wenn ich ganz auf Kunststoff umgestiegen wäre. Ich könnte mir besseres leisten, aber der Lebensdauer meiner Zähne wäre das eher abträglich. Man kann Führungen auch nicht andauernd wechseln, die werden immer größer.

  • Liebe Bittersweat,


    nein, mein post war gewiss nicht provokant. Was ich geschrieben haben, ist ein Resultat meiner Erfahrung, Erkenntnissen und ja, es ist sozusagen aus eigener Not geboren. Und nur deshalb habe ich mir auch erlaubt das so zu schreiben; so, wie es ist.


    Glücklichsein ist nicht abhängig von äußeren Umständen (ich meine nicht Glücksmomente, die sich viell. aneinanderreihen o.ä.) und ich beziehe mich damit auch nicht auf das oberflächliche Glück, das vergeht. Ich beziehe mich auf eine viel tiefere Ebene, die völlig unberührt von all dem ist.


    Und deswegen ist auch die Frage, Susan, ob es immer richtig sei, eig. unwichtig: Denn ja, wenn wir uns dem Leben hingeben können wir glücklich sein - immer. Wenn wir versuchen, an den äußeren Dingen herum zu doktern, wird es nicht nur schräg, soondern allzu oft müssen wir feststellen, dass es nicht funktioniert. Weder lassen sich andere Menschen ändern, noch wird uns das Resultat einer äußeren Veränderung dauerhaft glücklich machen. Es ist ein Fass ohne Boden, ein Loch, das man nicht stopfen kann; denn hat man sich der einen Sache zugewandt, folgt auf dem Hacken die nächste usw. Und wann kommen wir dann wieder bei uns selbst an???

    Die Menschen erstaunen mich,
    weil sie die Gesundheit aufs Spiel setzen, um Geld zu verdienen,
    danach geben Sie es wieder aus, um ihre Gesundheit wieder zu erlangen;
    und weil sie sehnsüchtig an die Zukunft denken,
    genießen sie die Gegenwart nicht,
    weshalb sie weder in der Gegenwart noch in der Zukunft leben.
    Und sie leben so, als ob sie nie sterben müssten.
    Und sterben so, als ob sie nie gelebt hätten.
    (Geshe Yonten)


  • Glücklichsein ist nicht abhängig von äußeren Umständen (ich meine nicht Glücksmomente, die sich viell. aneinanderreihen o.ä.) und ich beziehe mich damit auch nicht auf das oberflächliche Glück, das vergeht. Ich beziehe mich auf eine viel tiefere Ebene, die völlig unberührt von all dem ist.

    Dazu muss man wissen, das sowas moeglich ist. Dann muss man wissen, wie man das erreicht. Dann muss man die Zeit und Kraft und Energie haben, sich damit
    zu befassen, ohne vom Schuldenberg oder sonstigen Dingen erschlagen zu werden. Und dann muss man es wollen.


    Dafuer, das oft nur eins von all dem fuer manche Menschen unmoeglich ist, ist das ne ziemliche Huerde.


    Schoen fuer die, die es schaffen. Ich glaube, es ist fuer die meisten Menschen nahezu unmoeglich, es zu koennen oder zu wollen.



    Gruss
    bitterswEEt
    .. wobei sweat heut sicher auch passen wird..

  • Natürlich kann man Glücklichsein zu einem Teil auch lernen und vieles hat mit der inneren Haltung zu tun.


    Aber ich unterschreibe ganz fett bei bittersweet: es gibt Rahmenbedingungen, die das Ganze ziemlich erschweren. Wenn ich in der letzten Woche des Monats kein Geld mehr in der Kasse habe, um Einkaufen zu gehen, wenn ich selbst nur noch Nudeln esse, damit meine Kinder was zum Anziehen und ordentliches Essen haben können, wenn Nebenkostenrückzahlungen oder Kindergartenausflüge bei mir zu schlaflosen Nächten und Panikattacken führen, weil ich nicht weiß, wie ich das alles zahlen soll... Wenn ich mit löchrigen Schuhen rumlaufe und ständig nasse Füße bekomme, mir bei jeder Fahrt mit dem ÖPNV überlegen muss, ob ich sie auch finanzieren kann und daher auf Kontakte zu Freunden verzichten muss... dann bringt mir meine innere Haltung nicht viel.Dann geht mir meine Armut ganz schön an die Substanz.


    Natürlich kann man auch eine solche Situation einigermaßen gut (er)tragen... Aber glaubt mir, das zehrt. Ich jedenfalls heilfroh, dass ich mittlerweile keine schlaflosen Nächte mehr habe, weil ich meine Rechnungen nicht zahlen kann und auch am Monatsende noch ein Stück Käse kaufen kann.


    Klingt vielleicht arg materialistisch... Ich bin überzeugt davon, dass man nicht reich sein muss, um glücklich sein zu können. Eine gewisse finanzielle Absicherung muss aber sein, weil das Ganze sonst nur noch anstrengend und zermürbend ist.

    Die Kosmonautin, der Bartträger, bald vier Kinder und eine Flüchtlingsunterkunft im Nebenhaus.
    wir berichten

  • Malin, schön wenn du so empfindest - dein Satz aber ein Schlag ins Gesicht all denjenigen, die unter Schicksalschläge leiden. Ein wenig Empathie re nicht schlecht - diese Aussagen von wegen ist man nur an selbst arbeiten soll und dann wird ja das Leben so glücklich solltest du niemals an wirklich armen Leuten in den Absteigen, den Obdachlosen, einer Zwangsprostituierten oder Eltern mit Krebskranken Kindern im Endstadium etc. aufbürden.


  • Je ärmer jemand ist, desto mehr Glückszuwachs bringt es, mehr Geld zu haben. Also die Abwesenheit von existenziellen Sorgen bringt einen enormen Glückszuwachs. Steile Kurve.
    Ist jemand im Bereich "genug" Geld angekommen, bringt noch mehr Geld nur noch wenig Glückszuwachs und ab einem bestimmten Reichtumsgrad dann gar keinen Zuwachs an Glück mehr. Die Kurve wird immer flacher.
    Ich finde, das klingt plausibel.


    Ja. Ein großer Unterschied besteht dann wohl noch darin, was "genug" Geld ist. Da spielen die eigenen Bedürfnisse und Ansprüche eine Rolle und sicherlich auch das Umfeld. Wenn alle Freunde einmal die Woche schick essen gehen und man selbst sich das nicht leisten kann, ist es blöd. Wenn alle Freunde sich einmal die Woche zum Kochen treffen und jeder bringt etwas mit, so dass die Kosten gering und für alle tragbar sind, ist es okay.


    Insofern würde ich sagen: Wenn ich eine allgemeine Definition von "arm" heranziehe, kann ich arm und glücklich zugleich sein - denn ich selbst fühle mich mit der mir zur Verfügung stehenden Summe nicht arm; das Geld reicht für mich und meine Bedürfnisse in meinem Umfeld. Was ich nicht kann - und ich habe Erfahrung damit: sich arm fühlen und glücklich sein. Dann, wenn es an die Existenz geht. Wenn jede Rechnung Panik verursacht und man immer am Rudern ist, um nicht abzusaufen. Das zieht so viel Energie, dass fürs Glücklichsein nicht mehr viel übrig bleibt... und dann klingt es wie Zynismus, wenn man von einem "Reichen" oder auch von jemandem, der nach offizieller Definition arm ist, aber eben doch genug Geld für die Grundbedürfnisse hat, gesagt bekommt, dass das doch alles nur eine Frage der Anschauung sei. Man muss sehr gut hinsehen, was man miteinander vergleicht - arm ist nicht gleich arm. #ja

  • Geld macht nicht glücklich, aber es hilft. Das bringt die Sache meiner Ansicht nach auf den Punkt. Wenn ich sehe, wie mache Familien jeden Cent zwei Mal umdreen müssen, sich nicht einmal ohne Überlegen einen Eintritt ins Hallenbad leisten können, dann kann ich mir vorstellen, dass das verdammt hart ist - gerade auch für die Kinder. Ich musste das nie erleben. wir hatten immer genug Geld, als ich klein war und auch jetzt geht es uns finanziell sehr gut. Mir ist wichtig, meinen Kinder zu vermitteln, dass das nicht selbstverständlich ist. Das finde ich manchmal recht schwierig. Sprüche wie "Geld istnicht wichtig" finde ich gerade von Personen, die genug Kohle auf der Seite haben, arrogant. Auch wenn Geld ausniemandem einen besseren Menschen macht, macht es das Leben in vielen Bereichen halt schon einfacher.

  • malin, fein, schade nur das das Niemand meiner sehr sehr jungen mama gesagt hat, als sie durch die Straßen gehetzt wurde, mit einem Neugeborenen auf dem Arm, weil sie seit Tagen versucht hat etwas eßbares aufzutreiben! sie hätte doch einfach glücklich sein können 8I

  • Ich Brauch halt soviel Geld, dass die Grundbedürfnisse wie Wohnung, Nahrung, Wärme problemlos und eventuell auch mal ein Urlaub drin ist.
    Ich kenne auch viele mit viel Geld, die trotzdem nicht glücklicher sind.
    LG

  • Ich habe jetzt nur den Eingangsthread und ein paar Folgebeiträge gelesen.


    In den meisten Fällen mag das zutreffen, dass Armut (wobei das mal erst definiert werden müsste!) kontraproduktiv ist für Glück, Bildung, Chancengleichheit u.s.w.. Und ab einem gewissen Punkt Reichtum nimmt das Glücksgefühl nicht mehr zu bzw. man läuft Gefahr das Wesentliche aus den Augen zu verlieren.


    All das ist aber nicht zwangsläufig so. Mein erster Freund kommt aus einer armen Familie mit einer kleinen Landwirtschaft und einem Berg schulden. Die Familie wohnte in einem abbruchreifen Haus, es gab natürlich keine Zentralheizung, ein Plumpsklo im Stall (!!!! und das 1993!), wenn mal wieder kein Geld für Essen da war gab es Kartoffeln, Kartoffeln, Kartoffeln..... Die Familie war eher bildungsfern würde ich mal sagen. Die Kinder mussten alle sehr viel mitarbeiten und hatten wenig Freizeit. Von dem ersten Ausbildungsgehalt hat mein Freund angefangen für seine Familie ein neues Bad zu bauen. Und trotzdem habe ich nie ein Haus betreten, in dem ich so viel gegenseitige Liebe, Wärme und Wertschätzung gesehen bzw. gespürt habe! Ich bin überzeugt, dass die Familie trotz Geldsorgen glücklich war. Definitiv.


    Heute hat sich die finanzielle Situation gebessert. Die Schulden sind getilgt. Mit dem Einkommen können sie jetzt gut leben. Das Haus ist schön renoviert. Glücklich sind sie immer noch. Aber nicht mehr als früher.

  • Bittersweet, ich weiß, was du meinst. Oft ist es aber so, dass man gerade durch das größte Elend oder Schicksalsschlägen heraus erwacht, was nicht selten geschieht. (Deswg. schrieb ich es (war bei mir auch so).) Wir sind oft erst "ganz unten" bereit wirklich (unser Wollen aufzugeben und) loszulassen.

    Die Menschen erstaunen mich,
    weil sie die Gesundheit aufs Spiel setzen, um Geld zu verdienen,
    danach geben Sie es wieder aus, um ihre Gesundheit wieder zu erlangen;
    und weil sie sehnsüchtig an die Zukunft denken,
    genießen sie die Gegenwart nicht,
    weshalb sie weder in der Gegenwart noch in der Zukunft leben.
    Und sie leben so, als ob sie nie sterben müssten.
    Und sterben so, als ob sie nie gelebt hätten.
    (Geshe Yonten)

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, niemand kann ernsthaft glauben, dass man nur genug an sich selbst "arbeiten" muss, um glücklich zu sein, wenn man hungert, friert, nicht weiss, ob man den Kindern den Arztbesuch zahlen könnte, wenn sie krank werden würden... Wer so denkt, dem wünsche ich einmal - nur ganz kurz - in so eine situation zu geraten...


    Als arm(selig) empfinde ich aber vor allem unsere Gesellschaft, die es erlaubt, dass Kinder aus ihr ausgeschlossen sind, weil die Eltern arm sind - und die Menschen, die das auch noch als selbst "verdient" bezeichnen!


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Heute hat sich die finanzielle Situation gebessert. Die Schulden sind getilgt. Mit dem Einkommen können sie jetzt gut leben. Das Haus ist schön renoviert. Glücklich sind sie immer noch. Aber nicht mehr als früher.


    Wie schön, dass du das so schreiben kannst. Denn ich hatte befürchtet - sowas Ähnliches hatten wir oben - dass das Glück mit dem Wohlstand verflogen wäre.


    Ich glaube, das sind Lebenskünstler, die Familie deines Freundes. Gerade im landwirtschaftlichen Umfeld finde ich sowas manchmal, "nichtentfremdete" Arbeit in der Natur, denk ich mir; manche haben das auch im sozialen Berufsbereich oder als Künstler ("Künstlerprekariat"). Im Einklang zu sein mit dem was man den lieben langen Tag tut, trägt viel zum Glück bei. Jammerlappigkeit zerstört es. Mit ist es immer wieder aufgefallen in meinem Brotberuf, unter Lehrern ist die Jammerhaltung unheimlich verbreitet und ich glaube, den meisten ginge es in ihrem schönen, unbestritten sauanstrengenden Beruf (und meist doch ganz gut bezahlten) besser, sie wären glücklicher, wenn sie nicht so viel Energie aufs Jammern verwenden würden. #tuppern

  • #freu Aoide, ich denke da immer an meine Mathelehrerin, die ihren Job liebt und einfach die beste war. Sie meinte mal, auch wenn andere Kollegen immer behaupten, Lehrer würden ja kaum was bekommen (noch dazu aufm Gymnasium), sie könne sich nicht beklagen, es sei definitiv nicht wenig.


    Das mit der Arbeit ist, denke ich, auch nicht ganz unwesentlich.


    Ich habe ein paar Vorstellungen von meiner idealen Berufssituation - finanziell wahrscheinlich nur kurz über dem, was wir momentan zur Verfügung haben, aber ich wäre unabhängig und es wäre etwas, was mich erfüllt.


    Es ist nun mal was anderes und man erhält auch eine andere Anerkennung, wenn man Künstler ist oder Sozialarbeiter oder ähnliches anstatt eine aufgedrückte Arbeit im Billiglohnsektor annehmen zu müssen.


    Müsste ich putzen gehen, wäre das für mich persönlich wahrscheinlich der Anfang eines psychischen Zusammenbruchs mit Totalausfall. Würde ich für denselben niedrigen Lohn aber Kinderbücher illustrieren oder irgendwo Fremdsprachen unterrichten, wäre das nahe dran am Glücksgefühl.

  • malin: man kann auch glücklich sein, wenn man im gefängnis ist und gefoltert wird ... wenn man nur achtsam genug ist. natürlich hast du, wenn du es so auf die spitze treibst, recht. aber wir haben hier nicht über meditation dikustiert, sondern über die lebenswirklichkeit der menschen in deutschland.


    und für die meisten menschen sieht die realität ganz anders aus. ich hoffe ehrlich gesagt nicht, dass hier jemand in die lage kommt, herauszufinden, wie glücklich sein geht, während er seinen kindern nichts zu essen kaufen kann.


    es gibt z.B. auch mediatationspraktiken, da wünscht man sich selbst (neben anderem): "möge ich in sicherheit sein." (sicherheit kann bedeuten: kann miete, essen, strom zahlen). das ist ein ganz elementares bedürfnis von menschen und ohne sicherheit ist es sehr sehr schwer, glücklich zu sein.


    ein anderes beispiel sind chronische schmerzen: natürlich aknn man auch mit starken chronischen schmerzen glücklich sein (ein therapieansatz ist achtsamkeitspraxis), aber es ist einfach viel, viel schwerer als ohne. oder zahnschmerzen ... klar kann man mit zahnschmerzen glücklich sein. aber will man das? und wäre es nicht besser, das behandeln zu lassen?

  • Hallo,

    Ich stelle mal noch die Frage in den Raum, ob es immer so gut ist, sich dreinzuschicken und "mit dem was ist glücklich zu sein" zu versuchen. Oder ob es nicht oft besser wäre, man versucht, an der Lage etwas zu ändern. Oder zumindest auf die Kacke zu hauen.

    Ich denke, das eine muss das andere nicht ausschließen.


    Man kann permanent mit der Ist-Situation handern und das dabei ständig das Gefühl haben, daß man glücklich wäre, wenn man endlich Punkt X erreicht hat.
    Man kann sich natürlich auch dreinschicken und sich sagen: Was will ich mehr, ich habe zwar nicht genug zum Leben, aber bin glücklich wie es ist, darum soll sich daran auch nichts ändern. (Wobei ich letzteres für unwahrscheinlich halte).


    Oder man kann versuchen die jetzige Situation anzunehmen und versuchen trotzdem so viele gute Momente wie möglich zu haben (dafür gibt es ja hier im Strang sehr berührende Beispiele) und trotzdem schauen, ob und wie man etwas verbessern kann. Aber es geht halt nicht nicht immer und schon gar nicht immer sofort. Dann das "Glücklich sein können" zu verschieben, bis man mehr Geld hat, wäre auch schade.


    (Wie gesagt, daß es wichtig ist, daß die elementaren Grundbedürfnisse erfüllt sind, ist klar)

    Einmal editiert, zuletzt von Trin ()

  • Ich habe (um mal beim Zahnthema zu bleiben) mein 2 Kronen gerade über einen doppelten Festzuschuss bekommen. Ich habe dann noch 100€ für SchnickSchnack bezahlt, das die KK wohl nicht übernimmt (wusste ich vorher nicht, da war ich etwas naiv)


    Aber das ging schnell und ohne Probleme. Eine Zuzahlungsbefreiung hatte ich zu dem Zeitpunkt nicht.

  • Ich wollte einen Buchtipp hier lassen: Jeanette Walls, Schloss aus Glas.
    Es geht um die eigene Kindheit der Autorin bis zum Erwachsensein. Sie sind wirklich arm, leben im Auto und sonstwo.
    Man merkt genau wie in der Kindheit das "arm sein" noch relativ leicht und positiv ist aber mit der Zeit (und dem Älterwerden der Kinder) es mehr und mehr desolat wird.
    Ich fand es eine interessante Biographie wenngleich auch traurig.

  • Manchmal fühl ich mich arm, manchmal nicht. Armut macht Angst. Der Stress, wenn unerwartete Ausgaben kommen, ist furchtbar. Ich glaube eher, dass das mehr an mangelnden Rücklagen als an mangelnden dauerhaft vorhandenem Einkommen liegt. Und außerdem vielmehr am niedrigen Status (der oft mit niedrigem Einkommen einhergeht, aber nicht immer) als am niedrigen Einkommen. Beispielsweise Student*innen werden viel weniger wegem niedrigem Einkommen diskriminiert, weil der Status dennoch entsprechend hoch ist.


    Ich weiß, dass ich von vielen Diskriminierungsformen nicht betroffen bin, von denen andere Menschen mit vergleichbar niedrigem Einkommen betroffen sind, und mich in einer ziemlich privilegierten Lage für jemandem mit meinem Einkommen befinde, aber manchmal wunder ich mich schon über die Sache mit dem "wenigen Geld". Ich hab gerade mal nachgerechnet, wir befinden uns knapp 90€ unter dem ALGII-Satz. Für Biolebensmittel und die tolle Betreuung mit 100€ im Monat reicht es trotzdem. Wie jemand mit mehr Einkommen sagen kann, "dass es zum Leben nicht reicht", versteh ich einfach nicht. Ich weiß, dass ich Vergünstigungen habe (z.B. weil ich Studentin bin), die andere nicht haben, aber dennoch. Ich würde es gerne verstehen. Liegt es "einfach nur" an der Diskriminierung? Dass die sozialen Bezugsgruppen anders sind? Ja klar, das versteh ich, dass das unglücklich macht. Aber dass das Geld so extrem wenig ist, empfinde ich nicht so. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht arrogant, ich würde das wirklich gerne wissen.


    Und hier nochmal einer meiner persönlichen Lieblingsstudien "If money doesn't make you happy, you're not spending it right": Klick.
    Auch wenn es dabei natürlich nicht um Diskriminierung aufgrund von Armut geht, sondern nur darum, wie man sein Geld effektiver zum eigenen Glück einsetzen kann.