Ich danke euch für eure Antworten. Das meiste davon hatte ich schon auf dem Schirm, mir sind aber noch einige Dinge klar geworden. Zum Beispiel die genannte Wahlfreiheit. Jemand, der arm ist, hatte keine Wahlfreiheit, sich bestimmte Dinge nicht zu kaufen. Jemand mit mehr Geld kann das trotzdem tun. Ich würde mich für meinen jetzigen Lebensstil auch weitestgehend so entscheiden, wie er jetzt ist, wenn ich mehr Geld hätte. Ganz einfach, weil ich Dinge wie "viel Konsum" an sich einfach unglaublich anstrengend finde. Andere Dinge, die mit Armut verknüpft sind, wie wenig Energie, treffen mich da schon viel schwerer. Geld würde mir da aber nicht so viel nützen (davon abgesehen, dass ich manche Dinge externalisieren könnte, worüber ich auch tatsächlich nachdenke). Von wegen Diskriminierung und Perspektivlosigkeit, das ist mir alles klar, das trifft mich nicht im gleichen Ausmaß. Es ging mehr eher um die konkrete Geldmenge (mir ist auch bewusst, dass das mit älteren Kindern ganz anders aussieht, das hatte ich nicht dazu geschrieben, sorry).
Meine Angabe stimmt übrigens, *eigentlich* müsste ich als Studentin mit Kind ein wenig mehr haben als eine ALGII-Empfängerin mit Kind, dummerweise warte ich da schon seit geschlagenen acht Monaten auf ein rumtrödelndes und unfähiges Jobcenter.
Was mir auch aufgefallen ist, dass ich mir eher Dinge leiste, die mit "eher viel Geld" verknüpft sind (und auch gewisse Privilegien habe, die andere ALGII-Bezieher*innen nicht haben), dafür aber andere Dinge nicht, die für viele selbstverständlich sind. Wie Fernseher, Musikanlage, irgendwelchen sonstigen Elektronikkram neben Laptop und Smartphone, Möbel, Auto, viel Platz, Kosmetik, Friseur, "hier und da mal irgendwas kaufen". Abgesehen vom Grundbedarf wie Essen, Hygiene und Co. plus manchmal ein Geschenk und Geld für "Gesellschaftsteilhabe" (auch wenig) hab ich tatsächlich fast nichts. Ich kaufe keine Bücher, keine CDs, kein was auch immer. Meine Wohnung steht größtenteils leer und ich empfinde es immer noch als zu viel Kram und das stresst mich. Meine ideale Wohnung würde so aussehen: Klick.
Ich vermisse ein wenig die Beiträge von Glockenbaum zum Thema, was man denn unbedingt so braucht. Ich finde zum Beispiel nicht, dass größere Kinder unbedingt jedes ein eigenes Zimmer braucht. Klar, das kann auch illusorisch sein, weil meines noch so klein ist, aber wenn ich daran denke, wieviel Prozent der Weltbevölkerung in diesem Alter tatsächlich ein eigenes Zimmer haben und dass ich nicht erkennen kann, dass das schadet, finde ich es dann doch nicht unbedingt notwendig. Nett, wenn vorhanden, notwendig, nein. Hedonic Treadmill muss auch noch bedacht werden (dazu hatten ja schon einige was geschrieben).