Wie steht ihr zur Organspende?

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Was mir beim Lesen deiner Sichtweise durch den Kopf ging war, dass ich auch nicht mal glaube, dass der Mensch nach einem diagnostizierten Hirntod wieder leben wird, sondern nur, dass er sich im Sterbeprozess befindet und ich Nähe und Begleiten dieses Sterbeprozesses für mich als wichtig erachte.

    Nun glaube ich an sowas wie Seele und glaube auch, dass die sich von einem körperlichen "Teiltod" noch nicht verscheuchen lässt. Sehr zu denken gab mir da der Pfarrer, der am Gesichtsausdruck eines Toten körperliche Qualen am Ende des Lebens zu erkennen meint. Und völlig unabhängig von den evtl. Qualen des Sterbenden glaube ich, dass es sich für mich als Hinterbleibende komisch anfühlen wird, mich von einem warmen, körperlich pulsierenden Sterbenden zu verabschieden.

    ich glaube, dass die Sichtweise nicht ganz richtig ist. (Ich glaube auch daran, dass es eine Seele gibt, das ist es nicht.) Aber beim Hirntod handelt es sich nicht um einen Teiltod. Der Hirntodanalyse geht die Annahme voraus, dass der Mensch nicht mehr in der Lage ist, ohne die Maschinen an die er angeschlossen ist, zu leben. Wenn die Apparate abgeschaltet werden, dann atmet der Mensch NICHT weiter. Das Herz hört auf zu schlagen.
    Und zur Sicherheit wird das nicht nur einmal gemacht. Es wird abgeschaltet, eine Zeit gewartet, wieder angeschaltet und dann nach einiger Zeit wieder abgeschaltet.
    Ich hatte im alten Forum ein PDF zum Thema verlinkt.


    Was ich auch ganz wichtig finde zu beachten ist, dass die meisten Menschen nicht in Frage kommen. Wenn man alt ist und/oder krank, dann kommt man gar nicht in Frage. Es sind eher Unfallopfer zB die spontan aus dem Leben gerissen werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Fräulein Wunderbar ()

  • Ich habe seit Jahren einen Organspendeausweis - und das auch ganz bewusst.
    Ich durfte mehrere hirntote Menschen sehen - und ich bin mir ziemlich sicher, dass dort der Hirntod sehr genau festgestellt wurde. Das Hirn ist tot und der Körper kann so nicht überleben, sprich: Man entscheidet sich, die Maschinen abzustellen.




    Dem schließe ich mich an. Wenn mein Gehirn tot ist, bin ICH tot, was übrig bleibt, ist mein Körper und den brauche ICH nicht mehr. Also darf alles weiterverwendet werden, was noch gebraucht werden kann.


    Ich hab als Krankenschwester auch schon Menschen bis zur Organentname begleitet - und jetzt (neuer Arbeitgeber) betreue ich manchmal Patienten, die ein Organ empfangen durften und so neu ins Leben fanden.
    Ich habe schon ewig einen Organspenderausweis, schon lange bevor ich wusste, dass sowohl ich als auch meine Tochter irgendwann evtl. Spenderorgane benötigen.


    Der Hirntod tritt auch vergleichsweise selten ein - die miesten Menschen sterben an (multiplem) Organversagen etc. - das Herz hört auf zu schlagen, erst dann tritt irgendwann der Hirntod ein... dann ist eine ORganentnahme aber natürlich nicht mehr möglich. Die Organe sind ja schon tot.



    Edit: Bei der Gehörgangsspülung wird ein Nystagmus provoziert - oder auch nicht... und dann ist das ein Hinweis auf ein nicht mehr arbeitendes Hirn...

    LG
    Hannah mit Tochter 08/06, Tochter 01/13 und Sohn 09/16

    2 Mal editiert, zuletzt von Hannah ()

  • Hast du da evtl. auch Erfahrungen sammeln können, wie es den Angehörigen in der Situation damit ging? Ich glaube schon, dass es ein Trost sein kann, wenn man weiß, dass einem anderen Menschen durch eine der Spenden ein (besseres) Leben ermöglicht wurde, aber vielleicht hält man sich daran ja auch nur fest? Ich weiß es nicht... #weissnicht


    Nein, das konnte ich nicht. In zwei Fällen waren die inneren Organe zu sehr geschädigt, in einem anderen Fall war derjenige zu alt, um noch für Organspende in Frage zu kommen, und in wieder einem anderen Fall stimmte die Frau des Mannes dem nicht zu. In den ersten beiden Fällen war ich noch mal im KH, um mich zu verabschieden - es war von vornherein klar, dass das Leben zu Ende geht. Und da waren beide bereits hirntod. Ich hab das auch gefühlt, dass da nix mehr ist.


    In den anderen beiden Fällen war ich zwar nicht mehr dort, wie sie bereits für tot erklärt waren, war da aber in die Trauerbegleitung involviert, so dass ich (mit meinem Interesse am Tod und allem, was damit zusammenhängt) alle Einzelheiten erfahren habe.


    Mag sein, dass es anders ist. Mag sein, dass ich mich irre. Aber dem entgegen stehen was weiß ich wieviele Personen, die auf ein Spenderorgan warten. Mich berühren die Schilderungen in dem Artikel schon auch und ich finde das nicht so prickelnd. Aber Sterben an sich ist ja nicht so toll - und da berühren mich die vielen auf ein Spenderorgan hoffenden Menschen mehr, als das Problem, ob ich als hirntoter Mensch noch irgendwas spüre, bevor ich verbrannt werde.


    Zumal ich von dem Einen (also den kranken Menschen, die auf ein Organ warten) weiß, und von dem Anderen nichts bewiesen und endgültig geklärt ist. Das ist für mich einfach eine Abwägungssache - und wenn ich zwischen dem entscheiden muss, dann entscheide ich mich für das Lebende...

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • Nur kurz da kaum Zeit.


    Eine ehemalige Bakannte von mir ist Krankenschwester und sie klärte mich relativ oberflächlich in Sachen Organspende auf.
    Bis zu diesem Gespräch war ich überzeugte Organspendeausweis Inhaberin.


    Vieles angesprochene ist mir bekannt. Doch sie erwähnte auch, das bei vielen die Schmerzen im Gesicht zu sehen seien und desshalb die Angehörigen gewarnt, bzw gebeten werden sich den Verstorbenen nicht nocheinmal anzusehen.

  • Naja gut - das spricht dann ja für die Gabe von Schmerzmitteln oder gar eine Vollnarkose.


    Aber Fakt ist doch auch, dass der Tote so noch Leben retten kann... wie gesagt, ich glaube, dass das dann nur noch Nerven sind. Die Seele ist mMn da auch schon aus dem Körper raus. (darüber will ich jetzt aber nicht unbedingt diskutieren)

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • Hallo,


    Wie praktisch, Freda, Hummel und Trüffel haben schon im Wesentlichen das geschrieben, was ich dazu denke.


    Ich habe schon seit ewigen Zeiten einen Organspendeausweis, und werde den auch behalten.


    Einerseits finde ich es toll, wenn ich mit etwas, das ich definitiv nicht mehr brauchen werde, jemandem das Leben retten oder wieder lebenswert machen kann.


    Dann spielt noch der Aspekt mit rein, dass ich für meine Kinder definitiv eine Organspende akzeptieren würde, wenn ihnen das helfen würde, und für mich selbst wahrscheinlich auch. Eine Organspende zu akzeptieren, aber nicht selbst spenden zu wollen, finde ich irgendwie unredlich. Es gibt bestimmt Konstellationen, wo ich das nachvollziehbar fände. Aber bestimmt nicht beim Gros der Bevölkerung, und sicher nicht bei mir selbst.


    Und dann noch, dass mich "Spitzfindigkeiten" beim Thema Hirntoddiagnostik nicht sonderlich interessieren. Klar, hirntot ist nicht ganz tot. Aber in meinen Augen ist das eine Reise ohne Wiederkehr kurz vor der Endstation. Wie kurz vor der Endstation - das ist mir wurscht. Das mit dem Schmerzmittel zur Organentnahme klingt mir sinnvoll, und sei es nur, um sicherzugehen. Aber meistens ist man ja vermutlich sowieso nicht aus Jux und Dollerei hirntot, sondern aus irgendeiner Erkrankung oder einem Unfall heraus, so dass viele sicherlich sowieso schon Schmerzmittel bekommen haben.


    Ich glaube zwar an eine Wiedergeburt, und daran, dass das, was den Menschen ausmacht, nicht streng ans Gehirn gebunden ist, aber ich denke, dass das, was zur Organentnahme nötig ist, der Seele den Abschied vom sowieso schon sterbenden Körper nicht nennenswert schwerer macht als der "normale" Tod.


    Vergessen: Dass die Aufklärung zu dem Thema so umfassend wie möglich ist, und alles unternommen werden sollte, den Eindruck zu vermeiden, dass man einseitig informiert, finde ich aber auch enorm wichtig.


    Liebe Grüße,

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

    Einmal editiert, zuletzt von huehnchen69 ()

  • Ich hab ja auch schon seit Jahren einen Ausweis und stimme auch einer kompletten Entnahme zu.


    Allerdings hab ich auch schon viele Menschen bis über den Tod hinaus betreut, darunter auch Organspender.
    Ich schreib jetzt einfach mal, was ich so beobachten konnte, evtl interessiert's ja wen.
    Ich schreib's mal "klein", falls es wer nicht lesen möchte.





    Der Hirntod geht ja nicht von jetzt auf gleich, sondern es ist ein Prozess, während dem das Hirn die komplette
    Funktion einstellt, es wird halt dann nur irgendwann mittels Diagnostik festgestellt.
    Wenn während dieser Zeit z. B. enge Angehörige beim Patienten sind, bemerken diese oft schon eine Veränderung.
    Und wenn der Prozess dann abgeschlossen ist, hat sich der Pat. auch äusserlich schon verändert.
    Der Mensch sieht dann anders aus.


    Allerdings ist es ja auch so, dass ein hirntoter Menschauch nicht mehr einfach so weiter leben kann,
    der Herztod kommt dann meist recht schnell.
    Hier werden auch die Maschinen nicht abgeschaltet, wenn keine Spende infrage kommt,
    sondern der Herztod wird abgewartet.


    Organentnahmen werden heir grundsätzlich nur in VN vorgenommen und ich kann auch nicht sagen,
    dass ein Spender mal irgendwie "gequält" oder "leidend" ausgesehen hätte.


    Natürlich müssen sich die Angehörigen erstmal von einem noch warmen Körper verabschieden,
    aber sie bekommen hinterher auch immer noch die Möglichkeit,
    den Pat. nochmal zu sehen und sich nochmal zu verabschieden, wenn sie das möchten.
    Da versuchen wir dann auch immer, professionelle Hilfe (KIT) dazuzuholen.


    So, das war jetzt recht lang, aber ich wollte einfach mal noch ne andere Seite anführen.


    Aber letztendlich ist es schon eine sehr schwere Entscheidung,
    bei der es evtl. auch gar kein richtig oder falsch geben kann,
    zumindest nicht für jeden und für immer.

    Am Ende wird alles gut, und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende.

  • Danke, Luinil! Genauso finde ich das in Ordnung und gut - und ich behalte weiter meinen Organspendeausweis.


    Aber - mal 'ne andere Frage: Muss man den von Zeit zu Zeit erneuern? Also, verliert der nach ein paar Jahren seine Gültigkeit?

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • Ich sage "ja" zur organspende.


    meine mutter ist selbst nierentransplantiert. ich habe ihren leidensweg bis zur transplantation hautnah miterlebt und im moment sieht es so aus, als würde das transplantat nach 10 jahren langsam seinen dienst versagen und das ist so schlimm mit anzusehen. die angst meiner mutter bald wieder an der dialyse zu hängen, körperlich noch mehr abzubauen (die 8 jährige dialyse hat ihren körper schon total kaputt gemacht) wieder nur noch ein dasein fristen zu dürfen.


    nein, wenn ich tot bin brauche ich meine organe nicht mehr und sie dürfen gern jemandem wieder ins leben zurück helfen.

  • Nein, ich spende keine Organe und mir wäre auch gar nicht wohl dabei, fremde Organe zu bekommen.


    Eine Niere, die man von einem Lebenden bekommt, ist noch was anderes.
    Ich bin und war schon immer für Nein. Das ist mein persönliches Gefühl.
    Ehrlicherweise muss ich zugeben, mich noch nie zu dem Thema informiert zu haben.

  • Ich kenne Spender von Organen und ich kenne Empfänger von Organen. Ich habe den Hirntod bei vielen Patienten gesehen und habe nie jemanden leiden gesehen. Der Hirntod bei einem Patienten ist nicht zu übersehen und muß nicht mit reihenweisen schmerzvollen Diagnosen festgestellt werden, man sieht es, das ist ein komplexer Vorgang aus dem ich auch nie jemanden wieder "erwachen" sah weil es ist ein Teiltod.


    Ich habe auch Organempfänger kennengelernt, habe sie oft aufgenommen und für die Transplantation vorbereitet und ja jahrelange Dialyse ist ein wahrer Horror für die Patienten, aber oft hört der Horror nach der Transplantation nicht auf. Auch eine Transplantation ist keine Garantie für ein funktionierendes Organ. Ich kenne viele Transplantierte die die Tortour einer Transplantation hinter sich gebracht haben und weiterhin Dialysepatienten sind und dazu trotzdem die unglaublich große Medikation gegen Abstoßungsreaktionen weiter nehmen MÜSSEN.
    Ich kenne viele Patienten die nach wenigen Jahren WIEDER transplantationspflichtig geworden sind, aber ich kenne keinen Patienten der ein zweites Organ bekommen hat.
    Ich kenne viele Patienten die schwerste Probleme mit den hoch dosierten Medikamenten gegen die Abstoßung haben, ein Leben lang hoch dosiertes Cortison ist kein Zuckerschlecken. Klar eigentlich hat man keine andere Wahl als eine Transplantation wenn man Dialysepflichtig ist. Ich habe Transplantationen erlebt der eine Sepsis mit einem multiresistenten Bakterienstamm folgten.
    Im Frühling/Sommer brummte der Laden wenn die Motorradfahrer "tief fliegen", so nannte man das. Sehr makaber aber so war das wirklich. Ganz gruselig.


    Ich kann und werde die Industrie dahinter nicht vergessen.


    Wir Flugbegleiter wurden derzeit nachdrücklich gewarnt allein in China ins Taxi zu steigen oder allein unterwegs zu sein weil Gruppen von Organhändlern unterwegs sind auf der Suche nach Organen für zahlungskräftige Kunden in China und Japan.
    Ich könnte kotzen wenn ich lese dass China Schwerverbrecher als Organspender hinrichten ließ. Habt Ihr kürzlich den Bericht über Menschen im Kosovo und Serbien gesehen die ausgeschlachtet wurden für zahlende Kunden in Deutschland? Ich finde diese Industrie dahinter erschreckend.
    Vielleicht ist damit Schluß wenn wir uns alle als Organspender zur Verfügung stellen würden, und klar wird mich das nicht interessieren wenn es mich oder meine Familie betrifft, aber ich kann das nicht verdrängen.

    Die Entscheidung ein Kind zu haben, ist von großer Tragweite. Denn man beschließt für alle Zeit, daß das eigene Herz außerhalb des eigenen Körpers herumläuft.

  • Nein, ich spende keine Organe und mir wäre auch gar nicht wohl dabei, fremde Organe zu bekommen.


    Eine Niere, die man von einem Lebenden bekommt, ist noch was anderes.
    Ich bin und war schon immer für Nein. Das ist mein persönliches Gefühl.



    genau so seh ich das auch - alle Informationen, die ich so finden konnte, bestärken mich in dieser Meinung.
    Außerdem ist für mich der Sterbeprozess ein wichtiger letzter Lebensabschnitt und zwar nicht nur bis zum sog. Hirntod, sondern noch weit darüber hinaus.

    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)

  • Ich bin da ein wenig ambivalent.
    Mein Großvater lag im Koma und würde wohl nie wieder aufwachen. Es stand im Raum, ihn sterben zu lassen, damit er sich nicht mehr quälen müsse. Zwei Monate später wachte er wieder auf und lebte noch weitere sieben Jahre so agil wie in dem Alter eben möglich. (Als Spender kam er aufgrund seines Alters nicht mehr in Frage, aber die Geschichte hat dennoch ihre wesendlichen Paralellen.)


    Andererseits kann ich mich Hühnchen Argumentation recht gut anschließen, habe dennoch keinen Organspendeausweis. Ich will einfach nicht pauschal für eine eventuell eintretende Situation, die ich von meinem momentanen Standpunkt in keinster Weise überblicken kann, jetzt eine Entscheidung fällen. Das kann ich einfach nicht.
    Darüber hinaus habe ich aber auch nichts dagegen, dass, wenn ich meinen Körper nicht mehr brauche, er jemand anderem zweckdienlich wird. Falls die Seelentheorien stimmen, denke ich mir, dass meine Seele im Falle eines Hirntodes auch ganz gut ohne meinen Körper zurechtkommt.

    Ich hänge mich erst auf, wenn alle Stricke reißen!

  • Das Thema hat mich in den letzten Jahren sehr beschäftigt.
    Ich fand/finde es erschreckend, das eben kein CT etc. mehr gemacht wird. Und durch die Erkrankung meiner Mutter kam ich SEHR ins grübeln:
    Sie war quasi "Hirntod", über 5 Jahre. Allerdings atmete sie selbständig.
    Sie konnte aber nicht mehr schlucken. Die Körpertemperatur, etwas das bei den meisten Horntoten noch reguliert wird, konnte bei ihr nicht mehr richtig reguliert werden.
    Sie hatte Krampfanfälle. Alles sehr schlimm. Es wurde eine Ethikkommission eingeschaltet, weil es darum ging diese Frau sterben zu lassen.
    Das war gar nicht leicht durchzubekommen!
    Über ein Jahr wurde gewartet um ein 2. CT zu machen und nochmal weitgehend zu untersuchen, inwieweit sich das Gehirn regeneriert hat. Ja, Hirnzellen bilden sich nicht neu, sie verbinden sich nicht wieder aber in begrenztem Rahmen ist auc hier durchaus Regeneration möglich. Es ist möglich das vorhandene Regionen bestimmte Funktionen wieder übernehmen. Natürlich nur in begrenztem Umfang
    - aber inwieweit kann das beurteilt werden, ohne CT u.s.w.?
    Auch wurden ihr damals immer wieder schmerzmittel gegeben, denn der Körper verspürte Schmerzen, und man wollte auf Nummer "sicher" gehen.
    Auch Patienten in Narkose, die nicht bei Bewusstsein sind, gibt man Schmerzmittel - obwohl sie genausowenig bei bewusstsein sind. Bei Hirntod deklarierten für die Organentnahme aber nicht immer und sicher. Und dann würde ich auch sehr genau bestimmen wollen, WAS entnommen wird. Ich mag nicht als Extremersatzteillager ausgeschlachtet werden. Aber solange die o.g. Punkte nicht besser organisiert werden möchte ich momentan nicht für die Organspende bereit stehen. Und das ist eigentlich sehr, sehr schade, denn ich bin für das Leben und möchte gerne helfen. Auch muss ich zu meiner Schande gestehen das ich Probleme damit habe, das Organe durchaus auch bei "Eigenverschulden" gespendet werden. Raucher, Säufer und manche Drogenabhängige sind das Häufigste Klientel als Organempfänger und eben NICHT nur Menschen mit einer schlimmen Krankheit die sie selbst nicht beeinflussen konnten. Ich bin nicht so gut das ich einfach Mensch als Mensch sehen kann. Für die arme Frau mit angeborener Herzkrankheit würde ich evtl. sogar in Kauf nehmen unter Schmerzen zu sterben - wenn ich eh nicht mehr weiter leben kann, wenn ich ihr so noch einige Jahre schenken kann. Eine entfernte Bekannte aus dem Drogenmilieu, früher Kettenraucherin, hat mittlerweile ein Lungentransplantat, und obwohl sie das nicht darf und sollte raucht sie immer noch manchmal. Sogar in Anwesenheit ihrer Kinder, nix gelernt - und das ist gar nicht sooo selten! Und ich muss sagen, ich bin nicht so rein und gütig das ich dafür dann so sterben möchte (und ja, auch nicht wenn ich hirntod bin und eh sterben muss. Aber ich finde das Wort "sterben" ist eh noch nicht ausdiskutiert! Und auchd as Gehorn eines Hirntoten ist nicht tot. Es steht nicht still, es sorgt noch für eine Menge Funktionen. Was davon "beseelt" ist, bewusst ist - so ganz genau kanns keiner sagen, auch wenn das nicht mehr ich bin!).
    Edit, damit es nicht zu missverständnissen kommt: Für eine Organspende muss man eine gewisse Zeit "clean" sein, je nach Land... ich glaube in Deutschland ist es ein jahr. Ich finds trotzdem denkwürdig, das man sich die Organe wegsäuft/totraucht, und dann ein Spenderorgan bekommt - und gar nicht sooo selten werden die Leute rückfällig.

    Nichts ist so gewöhnlich, wie der wunsch außergewöhnlich zu sein (Shakespeare)

    Einmal editiert, zuletzt von katilein ()

  • Für mich ist, nach allem was ich jetzt zum Thema gelesen hab, ein Hirntoder, ein Sterbender. Hat man dann das Recht, das genaue Ende willkürlich zu bestimmen? In dem verlinkten Artikel aus der Berliner Zeitung fand ich das ganz interessant:

    Zitat

    Wenn man das Gehirn als übergeordnetes Steuerorgan aller elementaren Lebensvorgänge begreift, sollte man doch annehmen, dass mit dem Hirntod der Mensch in seiner Ganzheit gestorben ist.
    Ist er aber nicht. Was ich erlebt habe, ist keine Ausnahme. Der US-amerikanische Neurologe und Kinderarzt Alan Shewmon hat 1998 eine Studie durchgeführt, in der er mehr als 12 000 dokumentierte Fälle untersuchte, bei der Patienten das Abschalten der Beatmungsmaschinen länger als eine Woche überlebt hatten. Als verlässlich wertete er nur solche Fälle, bei denen der Hirntod korrekt diagnostiziert und dokumentiert worden war. Insgesamt fand er 175 Fälle, bei denen nach dem Abstellen der Beatmung nicht sofort der Tod eingetreten war. Zwischen Hirntod und Herzstillstand lag vielmehr ein Zeitraum von mehr als einer Woche bis hin zu 14 Jahren.


    Wie schriebst du Hühnchen? "Wie kurz vor der Endstation ist dir wurscht" Ne, irgendwie kann ich das nicht so abgeklärt sehen, da sträubt sich alles in mir, gleichwohl ich mein Unbehagen nicht direkt in Worte fassen kann.


    Den Artikel fand ich auch recht interessant (Der Student, der jüngst noch hirntod war)
    http://www.fr-online.de/wissen…war,1472788,15202820.html


    Klar, es ist ein Fall aus England, wo andere "hirntod" Kriterien gelten. Trotzdem, wer sagt mir, dass in 20, 30, 40, 50 Jahren die aktuellen Kriterien noch gelten?


    Und wenn auch nur 1 von 10.000 aus dieser "Reise ohne Wiederkehr" zurückgekonnt hätte, sollte man das ignorieren, da man mit der gängigen "Hirntod-Praxis" Tausenden mit einem Organ geholfen hat?


    Außerdem bedenkenswert ist, dass der Bedarf an Organen stetig steigt, gleichwohl die Zahl der Spender nicht abgenommen hat.


    @ Andacava, über China hab ich da echt schon diverse Gruselgeschichte gelesen, aber da mag ich mich gar nicht so reinvertiefen.

  • Ich habe einen Ausweis, in dem ist "nein" angekreuzt. Für mich ist der Hirntod ein Schritt im Prozess des Sterbens, den ich als solchen würdigen und nicht gewaltsam unterbrechen möchte.


    Was mich sehr ärgert ist, dass unter "Aufklärung" immer nur Werbung für Organspenden betrieben wird. Ich habe, als im TK-Magazin ein solcher "Aufklärungsartikel" war, mal an die TK geschrieben und daraufhin ein langes Telefonat mit einem TK-Mitarbeiter gehabt. Der hat mir nach einigem Hin und Her klar gesagt, dass die Regirrung beschlossen hat, den Anteil von Organspendern in der Bevölkerung zu erhöhen und diese Aufgabe an die Krankenkassen delegiert hat. Diese sollen nun durch "Aufklärung" ihren Teil dazu beitragen. Die TK tue dies gern, ein Vorstand sei transplantiert und wolle das auch anderen ermöglichen. Ich finde, dass etwas, was Werbung ist, auch Werbung genannt werden sollte - und nicht Aufklärung. Das fand der TK-Mensch nicht. Mich ärgert es richtig, dass als seriös geltende Stellen, wie Krankenkassen, sich dazu herablassen, ihre Mitglieder zu manipulieren. Auch dies führt dazu, dass ich skeptisch bin. Transplantation ist eien sauteure Sache. Wieso haben die KKs und der Staat Interesse daran?

  • Man muss bei allem, was Menschen machen, erstmal davon ausgehen, dass sie einen finanziellen Nutzen davon haben, z. B. ja auch die Blutspenden, die teuer verkauft werden oder die Altkleidersammlungen, die ganze Länder ruinieren etc. So wird es im Nachhinein auch bei den Organspenden sein. Bei Medikamenten ist es ja auch so (siehe Aids). Richtiges Gutmenschentum gibts höchstens noch bei Einzelpersonen. Staaten, Organisationen, Vereinen, Initiativen etc. traue ich das nicht mehr zu. :(

  • Welchen Nutzen sollten Krankenkassen davon tragen? Sie haben die Aufgabe per Gesetz delegiert bekommen und so ein Ziel lässt sich einfach am besten über die Krankenkassen koordinieren. Außerdem müssen sie ja noch zig Tausende an Medikamenten je transplantierten Patienten pro Jahr bezahlen. Ich denke auch nicht, dass man die einseitige Aufklärung als bewusste Manipulation bezeichnen kann.



    Und der Staat? Soweit ichs jetzt gesehen hab, stehen EU-rechtliche Vorgaben dahinter. Also insofern sehe ich da erstmal keine Verschwörungstheorie oder ähnliches.

    Einmal editiert, zuletzt von Polarwölfchen ()

  • Die Krankenkassen geben ja auch ihre Überschüsse nicht an die Kunden zurück, obwohl es per Gesetz so geregelt ist. Also haben die schon wirtschaftliche Interessen...


    Edit: Was haben wirtschaftliche Interessen mit Verschwörungstheorien zu tun? Das ist doch das Grundprinzip, oder? Alles andere fände ich dann doch etwas naiv...

    Einmal editiert, zuletzt von SimonsCat ()