Wie steht ihr zur Organspende?

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  • Insbesondere für sowas

    bin ich nicht geboren. Ich weiß nicht, wer hier wo die Grenze zieht und wer noch bestimmt, was lebenswert ist und was nicht.

    Niemand wird dafür geboren zu sterben.
    Trotzdem sterben Menschen, und es sterben auch Säuglinge.
    Auch wenn das natürlich schrecklich ist, können gerade die Organe dieser Kinder anderen das Leben retten.


    Und da frage ich mich schon: Wann bitte wäre es den vertretbar dem toten Baby die Organe zu entnehmen? (Oder ist jetzt der Herzstillstand auch nicht tot?)
    Das Problem mit Organen ist doch, dass sie sehr schnell transplantiert werden müssen, weil sie sonst geschädigt werden.

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

  • Ich finde es überhaupt nicht vertretbar.
    Ich für mich finde, das einem Baby, das schwerkrank geboren wird und dann sterben muss, zumindest ein friedliches und würdevolles Sterben zusteht.
    Wenn ich das schon lese, gerade bewusstlose Menschen und Babies ohne Gehirn wären ja super als Spender(frei wiedergegeben).
    Da schießt jemand weit übers Ziel hinaus.


    Hier, hab die Textstelle doch noch gefunden:


    Mögliche »Quellen für Transplantationsorgane« seien laut Savulescu dauerhaft bewusstlose Patienten oder auch ohne Gehirn geborene Säuglinge. Allein in Großbritannien, schätzt Savulescu, könnten auf diese Weise bis zu 2.200 Organe im Jahr mehr gewonnen werden.




    Da fällt mir nichts mehr ein.
    Organe gewonnen werden? Wir reden hier nicht von der Weizenernte.
    Menschen als Quellen für Transplantationsorgane....ohne Worte.

  • Und was ist mit den Menschenleben die dadurch gerettet werden können, Tortellini?

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

  • Die Kernaussage stimmt zwar, aber ich finde das dennoch sehr unsensibel geschrieben. Quelle stört mich auch, warum kann ich gar nicht so genau sagen. Immerhin geht es um Menschenleben - und zwar auf beiden Seiten. Das ist ein Mensch, der sein Leben verloren hat - keine Quelle für Organe.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • Ok, das stimmt, die Formulierungen sind sehr unsensibel.
    Aber ich verstehe Tortellini so, dass sie völlig unabhängig von der Formulierung dagegen ist von toten Säuglingen Organe zu entnehmen.


    Und darauf bezieht sich meine Frage.


    Oder verstehe ich dich da falsch, Tortellini?

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

  • Am meisten erschreckt mich, das es die Definition "Hirntot" erst gibt, seit dem es ein Transplantationsgesetz gibt.


    Ebenso werden zwar "verschärfte" Bedingungen für die Diagnose des "Hirntodes" gefordert (Technische Überprüfung, zb durch ein Szintigramm) aber nur selten praktiziert. Ein EEG zb ist eben durch gewisse Stoffwechselprozesse auch beeinflussbar.


    Eine gesetzliche Neureglung wird seit Jahren abgelehnt.


    Jeder kann selber entschieden was er will. Wir wollen es nicht mehr für uns, nicht solange diese, mMn elementaren Punkte nicht geändert werden.

    2 Mal editiert, zuletzt von Stille ()

  • Shevek, wenn Du so konsequent wärest, dürftest Du auch keine Blutspende annehmen. Ist doch egal WARUM Du nicht spendest, oder?

    Nur eines nimm von dem, was ich erfahren:
    Wer du auch seist, nur eines – sei es ganz!
    (mascha kaleko)

  • Das "Menschenleben retten"-Argument zieht bei mir nicht total und umunstösslich. Wenn ich mir vorstelle, ich würde eine Organspende annehmen (was ich für mich derzeit ablehnen würde) und könnte nicht sicher sein, auf welchen Wegen diese "gewonnen" wurde, also damit könnte/wollte ich nicht leben.
    Nun habe ich aber – so scheint mir – auch eine andere Sicht auf das Leben als bei dir durchschimmert, denn Lebensverlängerung um (fast) jeden Preis halte ich – für mich – nicht für erstrebenswert. Wichtig wäre in meinen Augen auch eine Diskussion darüber, wie wir mit Tod und Sterben umgehen, wie die Angst, damit in Berührung zu kommen, genommen werden kann usw.
    Von daher ist ja schon eine spannende Frage, warum für dich Shevek Lebensverlängerung einen so ungemein hohen Stellenwert hat. Damit wären wir wieder bei den philosphischen/religiösen Fragen ohne die es bei einem solchen Thema m.M.n. nicht geht.
    So hart es klingt und ist, der Tod gehört zum Leben dazu und viel zu oft trifft er auch junge Menschen, das ist hart und "ungerecht". Ich bin nicht gegen medizinische Entwicklung, aber nicht alles was medizinisch machbar ist, halte ich auch für ethisch vertretbar bzw mindestens sehr diskussionswürdig.

  • Shevek, wenn Du so konsequent wärest, dürftest Du auch keine Blutspende annehmen. Ist doch egal WARUM Du nicht spendest, oder?

    Nein, ist es eben nicht.


    Es ist ein Unterschied ob sich jemand entscheidet zu spenden und es nicht kann (ob Organe, Blut oder Knochenmark), oder ob man sich schon dagegen entscheidet.

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

  • Das "Menschenleben retten"-Argument zieht bei mir nicht total und umunstösslich. Wenn ich mir vorstelle, ich würde eine Organspende annehmen (was ich für mich derzeit ablehnen würde) und könnte nicht sicher sein, auf welchen Wegen diese "gewonnen" wurde, also damit könnte/wollte ich nicht leben.
    Nun habe ich aber – so scheint mir – auch eine andere Sicht auf das Leben als bei dir durchschimmert, denn Lebensverlängerung um (fast) jeden Preis halte ich – für mich – nicht für erstrebenswert. Wichtig wäre in meinen Augen auch eine Diskussion darüber, wie wir mit Tod und Sterben umgehen, wie die Angst, damit in Berührung zu kommen, genommen werden kann usw.
    Von daher ist ja schon eine spannende Frage, warum für dich Shevek Lebensverlängerung einen so ungemein hohen Stellenwert hat. Damit wären wir wieder bei den philosphischen/religiösen Fragen ohne die es bei einem solchen Thema m.M.n. nicht geht.
    So hart es klingt und ist, der Tod gehört zum Leben dazu und viel zu oft trifft er auch junge Menschen, das ist hart und "ungerecht". Ich bin nicht gegen medizinische Entwicklung, aber nicht alles was medizinisch machbar ist, halte ich auch für ethisch vertretbar bzw mindestens sehr diskussionswürdig.

    Eine Organspende ist ja nu eher der Gegenteil von "Lebensverlängerung um jeden Preis".
    Die Organe gehen ja an Menschen, die danach mit diesen Organen gut, teilweise völlig normal weiterleben müssen, während auf der anderen Seite ein Mensch dafür je nach Definition und Sichtweise etwas früher stirbt.
    Wie gesagt kenne ich ein kleines Mädchen, das nur durch eine Herztransplantation nun ein normales Leben führt. Dieses Kind wäre nun tot wenn nicht einem anderen Baby dieses Herz entnommen worden wäre.
    Da sehe ich nun keine Lebensverlängerung um jeden Preis.


    Die "Lebensverlängerung um jeden Preis" sehe ich da doch eher auf der Seite der Leute die ihre Organe nicht spenden wollen.


    Wenn du für dich selbst auch ablehnst Organe anzunehmen, dann ist das natürlich schon etwas anderes, nur haben das hier einige anders geschrieben.

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

  • Finde ich interessant Hilda,


    Jemand hatte hier mal eine tolle Sig über das Leben und sterben und da es am Ende zu wenig ist. Eloise? Ich weiß es aber nicht mehr. Ich finde mich in vielen Punkten wieder und habe das auch per Patientenverfügung so geregelt. Mein Mann sieht das selber für sich in einigen Dingen anders.


    Aber sehe ich das auch noch so, wenns "soweit" ist?


    Ich glaube ich bräuchte da auch einen ehrlichen Mediziner der sagt was Fakt ist.


    Sonst gerät man da in so einen Strudel. Blöder vergleich, aber diesen Strudel haben wir in der KiWu Zeit erfahren:


    Immer weiter, weiter und weiter, hier noch, da noch, dies noch.... Wir sind seelisch fast zerbrochen. Aber da gab es immer noch kleine Hoffnung, wenn...


    Wir haben es dann abgebrochen. Aber das hatte lediglich die Konsequenz: erstmal Kinderlos zu sein und nicht tot. :S


    Aber dieser Sog... Man sieht dann sicher den Wald vor lauter Bäumen nicht ...

  • Eine Organspende ist ja nu eher der Gegenteil von "Lebensverlängerung um jeden Preis".


    Für mich ist Organtransplantation Lebensverlängerung um jeden Preis, wenn dafür moralischer Druck auf Angehörige ausgeübt wird, wenn eine Definition für "Tod" erst neu er- oder gefunden werden muss, damit die Explantation überhaupt möglich wird und für mich ist es "um jeden Preis" wenn erschreckende Beispiele (Organentnahme bei verstorbenen Neugeborenen) mit dem "Lebensrettungs"-Arguemnt weggewischt werden.


    Ich bin da vermutlich zuallererst ein Stück näher an den potentiellen Spendern dran, was nicht heißt, dass ich nicht Menschen kenne, die mit gespendeten Organen leben, nicht unbedingt alle so toll gesund und unkompliziert und auch sind junge Menschen dabei. Für mich ist es völlig okay, dass jemand eine Organspende annimmt, einfach weil es die Möglichkeit nun mal gibt, aber ebenso ok ist es, wenn jemand Organtransplantation ganz oder teilweise für sich ablehnt. Das heißt auch, dass ich nicht verurteile, wenn jemand nicht Spender sein möchte, aber dennoch ein Organ annehmen würde. ich bin nicht Richter über die Ängste/ Bedenken … der Menschen.
    Was ich sehr vermutlich machen würde (ob selber annehmen, weiß ich nicht), wäre Lebendspende an nahestehende Menschen.


    Ablehnung von Organexplantation ist für mich keine Lebensverlängerung um jeden Preis, sondern einfach das Recht, in Würde zu sterben. Diese Würde kann auch in einem KH und an Apparaten gewährleistet werden, auch wenn das leider viel zu selten geschieht.



    edit: @Stille: Ja, vor diesem Sog hätte ich auch Angst und finde deinen Vergleich sogar sehr passend. Das ist doch die Frage: Wie weit gehen wir, lassen uns von medizinisch machbaren mitreißen oder schleifen. Interessant fände ich ja, wie damit umgegangen wird, wenn ein Patient eben Organspende (also Annahme) für sich ablehnt. Wird die Ablehnung respektiert und er weiter gut ärztlich betreut?

  • Für mich ist Organtransplantation Lebensverlängerung um jeden Preis, wenn dafür moralischer Druck auf Angehörige ausgeübt wird, wenn eine Definition für "Tod" erst neu er- oder gefunden werden muss, damit die Explantation überhaupt möglich wird und für mich ist es "um jeden Preis" wenn erschreckende Beispiele (Organentnahme bei verstorbenen Neugeborenen) mit dem "Lebensrettungs"-Arguemnt weggewischt werden.


    puh. Das find ich harten Tobak! Versuch es doch mal andersrum zu sehen, da ist ein anderes Neugeborenes das im Gegensatz dem das leider verstirbt eine CHANCE hat! Zu leben! Ich denke es gibt nix schlimmeres als sein eigenes Kind gehen lassen zu müssen. Aber wenn es die CHANCE gibt dass von zwei Babys nur eines gehen muss? Sollte man diese nicht nutzen??
    Und wegen dem Thema "Druck auf Angehörige etc" finde ich es eben wichtig und gut dass jeder gefragt werden muss. Die Infos müssen nun nur noch so hinterlegt werden dass man sie im Falle des Falles auch findet.
    UNd an der Definition von Tot rüttelt niemand. das Gehirn ist TOT, das ist kein Koma oder ähnliches, sondern es ist unwiederbringlich TOT. der Körper folgt dem ganzen UNAUSWEICHLICH. Und wenn es auch eine Stunde später sein mag. Aber das ist ein Zusatand an dem niemand was ändern kann.


    Und natürlich werden Patienten die Organe ablehnen weiterhin bestmöglich betreut!


    und Esche: Ich bin der festen Überzeugung dass die Regelung "Jeder ist Spender ausser er widerspricht dem ausdrücklich" diese Auswüchste von Organhandel etc deutlich(!) minimieren würden. Und mir ist es sogar (jaaa da können jetzt die Tupperschüsseln fliegen!!) EGAL wie der Empfänger an das von mir gespendete Organ kommt. Denn niemand ist Empfänger weil er das lustig findet , da liegt auch ein MENSCH der leidet. Klar finde ich es beschissen wenn die Listen umgangen werden, und ich bin dafür die Betrüger hart zu bestrafen. Aber die Folge wird sein dass die Spendenbereitschaft in der Bevölerung zurückgehen wird. Und das finde ich jammerschade. Denn wie Shevek schon schrieb: Wenn von vier Herzen eines über dunkle Kanäle läuft, dann kommen immer noch drei an. Und auch am Ende des dunklen Kanals liegt ein verzweifelter Mensch.

    Mäh! mit Pubertier (12/04) und kleinem Räuber (07/14)

  • Ich habe weniger ein Problem mit den Neugeborenen, da mag es
    ja Eltern geben, die darin noch einen Sinn sehen, die Organe zu spenden, das
    wird man ja sicherlich nicht ohne Einwilligung machen.



    Viel mehr Mühe machen mir die dauerhaft Bewusstlosen, wer
    darf so was entscheiden? Das ist kein hirntoter Mensch! Wo sind die Grenzen,
    wie bewusstlos muss man dazu sein? Da ist man ganz nah an Euthanasie...

  • Ich arbeite gerade an der Entscheidung Organspende, daher habe ich keinen wirklichen Standpunkt.


    Ich kann mir momentan vorstellen Organe zu spenden, wenn mein Mann und meine Angehörigen damit einverstanden wären.
    Bedeutet, wenn es für sie auch richtig wäre.
    Ich würde damit nicht weiteren Schmerz verursachen wollen. Aber wir sind da mit Gesprächen lange nicht durch.



    Für meine Kinder schließe ich das im Moment definitiv aus!


    Es sei denn sie sind in einem verständigen Alter(12 aufwärts) und äußern selbst spenden zu wollen.(und ich will bitte nie nie in diese Situation kommen und möchte bitte das alle meine Kinder mich überleben).


    Ein Baby oder Kleinkind würde ich in Frieden sterben lassen, ja.


    Einfach weil, aufgrund der verschiedenen Berichte, für mich nicht auszuschließen ist das sie bei der Organentnahme leiden, es irgendwie doch noch mitbekommen, und ich und kein lebender Mensch es überhaupt weiß wie es ist tot zu sein und was wir dann merken und was nicht.


    Für mich selbst bin ich momentan bereit das Risiko einzugehen und diese Entscheidung zu treffen. Für meine Kinder nicht.


    Das ist aber vielleicht auch eine Glaubensfrage? Weil ich einfach glaube das mit dem Tod nicht alles vorbei ist, aufgrund persönlicher Erfahrungen? #weissnicht






    Waaah, ich muss noch mehr schreiben, aber Baby will stillen, gleich....

  • öhm..ich galube auch nicht dass alles vorbei ist, aber was mit meiner "Hülle" geschieht is mir wurscht! Soll sie noch was nützliches tun bevor die Würmer sie kriegen oder ich verbrannt werde

    Mäh! mit Pubertier (12/04) und kleinem Räuber (07/14)

  • ich finde es hat gar nichts mit vorbei sein oder nicht zu tun.
    Vielleicht ist - egal was danach kommt - ganz einfach der Sterbeprozess an sich wichtig? Wie die Geburt eben auch?




    Shevek, ich komm mit Deinem Auge um Auge nicht klar. Was ist z.b. mit einem Notarzt, der ständig Menschen rettet weil er es eben kann, aber der nicht spenden würde - hätte so jemand nicht moralisch erst recht ein "Anrecht" auf ein Organ, WEIL er soviele schon gerettet hat, weil er noch mehr retten könnte? Wenn ja, was qualifiziert einen ausser selber "geber" zu sein, ein "Nehmer" werden zu dürfen?

    Nur eines nimm von dem, was ich erfahren:
    Wer du auch seist, nur eines – sei es ganz!
    (mascha kaleko)

  • UNd an der Definition von Tot rüttelt niemand. das Gehirn ist TOT, das ist kein Koma oder ähnliches, sondern es ist unwiederbringlich TOT. der Körper folgt dem ganzen UNAUSWEICHLICH. Und wenn es auch eine Stunde später sein mag. Aber das ist ein Zusatand an dem niemand was ändern kann.


    Für mich ist aber Hirntod ein Konstrukt (und bewußt irreführender Begriff), denn es handelt sich um einen Sterbenden. Ja, dieser Mensch wird unausweichlich sterben, aber auch wenn das Gehirn nicht mehr funktioniert, ist der Mensch nun mal noch nicht tot. Ich finde schon, dass man sich das klar machen muss. An der Definition von "Tot sein" wird sicher immer mal wieder gerüttelt werden, zuletzt als man die Definition "Hirntod" einführte und das nächste Mal, wenn man merkt, dass neuerer Geräte oder Erkenntnisse einen neue Beschäftigung mit dieser extra eingeführten Definition unumgänglich machen.


    ich leugne also auf keinen Fall, dass der Mensch, dessen Gehirn komplett (wissen wir das? nach heutigem Wissensstand muss man dazu sagen) seine Funktionsfähigkeit verloren hat, sterben wird. Mir geht es um den Umgang mit Sterben und Tod in unserer Gesellschaft.

  • edit: @Stille: Ja, vor diesem Sog hätte ich auch Angst und finde deinen Vergleich sogar sehr passend. Das ist doch die Frage: Wie weit gehen wir, lassen uns von medizinisch machbaren mitreißen oder schleifen. Interessant fände ich ja, wie damit umgegangen wird, wenn ein Patient eben Organspende (also Annahme) für sich ablehnt. Wird die Ablehnung respektiert und er weiter gut ärztlich betreut?

    Natürlich wird die Ablehnung respektiert! Ich arbeite ja auf einer Intensivstation, ich war bei einigen Gesprächen dabei und führe solche Gespräche auch inzwischen selber. Derjenige, der da liegt ist primär mein PATIENT (mit seinen Angehörigen), zu dem ich eine Beziehung aufgebaut habe, während er bei mir liegt. Meine Empathie liegt ganz klar bei meinem Patient. Die potentiellen Organempfänger sind mir in dem Moment schnurz, die kenne ich ja nicht. Dennoch wird man natürlich bei jedem, der hirntot ist und in Frage kommt (und das sind sehr wenige allein von den Krankheitsbildern her), das Gespräch führen und man trifft dann auch auf Angehörige, die froh über die Chance sind, dem ganzen einen Sinn zu geben. Sehr viel Spass machen solche Gespräche allerdings nicht, ich bin froh um jeden mit Organspendeausweis bzw. einer nicht allzu schwammig formulierten Patientenverfügung.
    Die ärztliche Betreuung bei einer Ablehnung besteht allerdings tatsächlich nur noch in einer möglichst guten, ruhigen Sterbebegleitung, da dem Menschen ja medizinisch nichts mehr geboten werden kann. Vor mir liegt weiterhin ein Mensch, dem wir nicht mehr helfen konnten mit unseren Massnahmen, das ist kein potentieller Organspender, der selber oder die Angehörigen abgelehnt hat.
    Und ich habe es auch nie an anderen Kliniken während der Weiterbildung erlebt, dass so was nicht in Würde ablief.

  • Mir geht es gar nicht darum ob mien Wunsch respektiert wird.


    Aber die Frage für mich ist:


    Kann ich das ERKENNEN, das es Zeit ist zu gehen?


    Bei meinem Großvater habe ich das nicht miterlebt. Da hat KEINER gesagt, das es keinen Sinn hat dies und das zu machen. MIR war klar, das es nicht mehr lange so geht (aufgrund der Blutwerte usw) aber das alles so schnell zu Ende geht. Ich habe hinterher den "Abschlußbericht" gelesen. Da hat kein Arzt in den Gesprächen so deutlich ausgedrückt, was da drin steht. Ich bin mir da nämlich sicher, das mein Großvater dann niemals die Tortour einer Chemo hätte mitmachen wollen. Niemals. Das wurde alles schön geredet: Das ist eine Chance, wenn das anschlägt, haben sie noch viele Jahre, blabla.