Hallo!
Meine Tochter ist 6 Jahre alt und war schon immer ein bedürfnis- und willensstarkes Kind. Sie hat früh, lange und ausgiebig gefremdelt und war schwer vom eigenen Willen oder Zwängen in der Kleinkindzeit abzulenken.
Vor allem abends kann sie schwer abschalten. Sie braucht oft sehr lange, um einschlafen zu können. Bücher anschauen und mittlerweile Lesen hilft ihr etwas beim Beruhigen.
Sie hat eine Gleichgewichtsstörung und ist in der motorischen Entwicklung verzögert, was leider erst spät festgestellt wurde (mit 5). Sie kompensiert vieles davon kognitiv.
Sie ist ein sehr wacher Geist und nimmt auditiv sehr viel auf (hört gerne und ausdauernd Hörspiele oder vorgelesene Geschichten, bekommt von Gesprächen "nebenbei" alles mit). Auch hier kann sie nicht wirklich abschalten.
Gerade heute abend hatte sie wieder einmal einen "Wutanfall", aus dem ich sie nicht herausholen konnte, sie ist dann schluchzend eingeschlafen.
Auslöser war, dass sie morgen Religionsunterricht in der Schule hat und den unerträglich langweilig findet, also wirklich so unerträglich, dass sie sich in ein Weinen/Jammern/Quietschen darüber hineingesteigert hat, aus dem sie zwei Stunden lang nicht herauskam. Sie kann da nicht hingehen, das ist so langweilig, so schlimm, was soll sie da machen, etc.
Ich habe (mal wieder) versucht, herauszufinden, was so unerträglich "langweilig" am Religionsunterricht ist. Wir sind ihre Hefte durchgegangen (auf ihre Initiative hin) und sie hat mir erklärt, was sie im Laufe des Jahres da so gemacht haben. Fand sie alles interessant, konnte sie mir alles erzählen. Sie erzählt immer mal, was sie gerne für Lieder in der Schule singt, u.a. Lieder aus dem Religionsunterricht.
Ich habe den Eindruck, sie versucht grade ihre Freundinnen zu imitieren, die über den Religionsunterricht schimpfen und ihn vielleicht wirklich langweilig finden und meint es damit zu gut und kommt dann aus ihrem Elend (das insgesamt länger dauerte, als sie in der Woche Religionsunterricht hat) nicht mehr heraus.
Ich habe ihr also zwei Stunden zugehört, versucht, herauszufinden, woran es liegen könnte, ihr erzählt, dass es einfach Fächer gibt, die man nicht so gerne mag, dafür mag man andere lieber, teilnehmen muss man aber an allen (in der Schule). Dass ich auch manche Fächer nicht mochte. Ich habe sie gefragt, wann ihr ein Ausflug mehr Spaß macht, wenn sie sich drauf freut und es auf sich zukommen lässt oder wenn sie sich vorher denkt, das wird blöd, ich habe gar keine Lust etc. (also mit "Stell Dir vor...").
Sie hat sich immer mehr reingesteigert und wollte immer wieder darüber diskutieren, dass sie morgen "krank" ist, damit sie da nicht hingehen muss.
Irgendwann habe ich dann gesagt, ich möchte nichts mehr hören und sie solle jetzt einfach ins Bett gehen und schlafen. Nein, das tut sie nicht und sie muss mir noch etwas sagen (sie erzählt dann dauernd, dass sie mir noch etwas sagen muss und ich weiß bis jetzt nicht, was sie mir sagen wollte. Wenn ich dann frage was denn, habe ich sie nämlich unterbrochen und muss doch aber zuhören, wenn ich nichts dazu sage, schreit sie rum, dass ich ihr zuhören soll).
Ich habe dann ihre Zimmertüre zugehalten, weil kein Durchdringen war und sie in dieser Schleife festhing und sich erfahrungsgemäß eher beruhigt, wenn sie für sich ist. Das Problem ist: sie kommt mir immer hinterher und tut mir auch gerne mal absichtlich weh (leichte Schläge oder Zupfen, richtig fest hat sie mich nur einmal geschlagen).
Wenn ich sage, ich möchte nicht geschlagen werden, bleib auf Abstand, bringt das nichts. Am Liebsten würde ich ihr in solchen Situationen eine runterhauen, damit sie zu sich kommt. Möchte ich aber nicht. Also bringe ich eine Tür zwischen uns und warte, bis sie sich beruhigt hat.
--> Wie mache ich das besser? Was habe ich für Alternativen?
Dann hat sie gesagt, ich solle sie sofort rauslassen und ihr zuhören, sonst würde sie aus dem Fenster springen und sich umbringen und dann wäre sie nicht mehr da und ich würde nie mehr glücklich werden, weil sie dann für immer weg ist.
Sie hat in solchen Situationen oft gesagt, sie würde mich umbringen oder mich schlagen, bis ich blute etc., darauf bin ich nicht weiter eingegangen bzw. habe (einigermaßen) ruhig gesagt "Das machst Du nicht." Irgendwann hat sie dann einmal gesagt: ...dann bring ich mich um. Darauf habe ich natürlich anders reagiert und gesagt, dass ich dann sehr sehr traurig wäre und nie mehr glücklich sein könnte, wenn sie weg wäre.
--> HILFE! Wo geh ich denn jetzt hin? Erziehungsberatung oder Kinderpsychologe? Was sage ich da?
Heute bin ich dann gleich zu ihr rein und habe sie in den Arm genommen, aber das wollte sie auch nicht.
Das bringt mich zum nächsten Problem im Wutanfall. Ich soll dableiben, aber weggehen. Sie trösten, aber nicht anfassen und nicht mit ihr reden. Sie möchte draußen bleiben, aber reingehen.
--> Was will sie, wie finde ich das raus und wie bleibe ich ruhig, wenn diese Schallplatte eine halbe Stunde dauert und sie sich dabei immer mehr aufregt?
Mein Mann, der selbst schnell schreit, ihr damit droht, draußen übernachten zu müssen, wenn sie so außer sich ist und herumschreit und ihr die Haut am Arm gegengleich verdreht hat, als sie ihn geschlagen hat, meint, auf ihn würde sie hören und ich würde zu viel diskutieren.
Ich würde mich über ein paar Tipps und vor allem Strategien freuen!