Nachts abstillen oder geht's auch anders?

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  • Boar, Malin, wir reden hier von Kindern rund um den 2. Geburtstag. Das was du aufführst klingt für mich vollkommen übertrieben.
    Alle die hier ihre Erfahrungen geschrieben haben, haben ihre Kinder bis in ein Alter herein gestillt, in dem das Kind mit eine weniger prompten Erfüllung von Bedürfnissen immer besser umgehen können.


    Ich stimme dir zu, dass eine Nichterfüllung von Bedürfnissen Spuren bei den Kindern hinterlässt. Aber gerade weil das Bedürfnis nach Stillen sowohl Hunger als auch Nähebedarf befriedigen kann, heißt das doch auch, dass man das Stillen reduzieren (die meisten haben ja noch nicht mal abgestillt hier) kann, ohne dass das Kind in seinen Bedürfnissen unbefriedigt bleibt!


    Das was du in deinem ersten Absatz schreibst, trifft in meinen Augen für bis zu 12-18 Monate alte Kinder im Bezug auf wirkliche Bedürfnisse (Nahrung, Nähe, Zuwendung, Sauberkeit...) zu.


    Das was du in den weiteren Absätzen schreibst klingt in meinen Augen nach einen vollkommen übertriebenen Übertragung der Folgen von wirklicher Vernachlässigung (Hungern lassen, Verlassen, Ablehnung und Erniedrigung, Verwahrlosung) von Kindern auf die Frage, ob man ein Kind um die zwei Jahre SANFT und begleitet weniger Stillen oder zeitweise abstillen kann.
    Natürlich ist es für die Kinder traurig, dass sie eine geliebte Gewohnheit nicht mehr haben. Und manches Kind leidet vielleicht wirklich unter dem zeitweisen Verlust des Stillens. Aber diese Kinder werden nicht allein gelassen mit den dahinter stehenden Bedürfnissen. Daher erleben sie keinen furchtbaren Verlust, sondern machen die Erfahrung, die normal ist, in der Auseinandersetzung mit der Welt, dass die innere Realität, gerade wenn man dabei auf einen anderen Menschen angewiesen ist, manchmal nicht (mehr) zur Außenwelt passt. Und wenn es dabei begleitet und liebevoll aufgefangen wird, dann kann es das aushalten bzw. den äußeren Bedingungen angleichen lernen.
    Und der positive Effekt, dass die Mutter dadurch wieder besser "alles geben" (was für eine überzogene Vorstellung vom Muttersein, aber gut...) kann, trägt noch dazu bei, das Ganze für das Kind zumindest nicht als traumatisches Ereignis erscheinen zu lassen.


    Wenn ich deiner Argumentation folge im Bezug auf das Stillen oder sie auf andere Bedürfnissen von Kindern übertrage und mir vorstelle, dass Eltern wirklich glauben, dass sie ihr Kind nur WIRKLICH glücklich machen können, indem sie, am besten noch freiwillig und ohne ein einziges schlechtes Gefühl (und am besten finden sie darin noch ihr größtes Glück), jedes Bedürfnis dauerhaft und sofort ohne Rücksicht auf eigene Grenzen und Bedürfnisse erfüllen, dann sind diese Eltern entweder nach spätestens 2 Jahren ziemlich überfordert, oder Heilige.
    Und den Kindern werden viele Herausforderungen in der Auseinandersetzung mit der äußeren Welt vorenthalten, an denen sie wachsen könnten.


    Ich glaube, dass es für Kinder wichtig ist, ihre Eltern mit ihren Grenzen und ihren Bedürfnissen erleben zu können. Mütter/Eltern die ihre Grenzen aus Aufopferung nicht wahren oder dauerhaft sehr stark verbergen, ignorieren oder einfach übersehen, können den Kindern keinen dauerhaft gesunden Umgang mit individuellen Grenzen vorleben. Und das ist nicht zu verachten.


    Die Absenkung der eigenen Grenzen der Eltern ist überlebensnotwendig am Lebensbeginn der Kinder. Aber beide können zusammen wieder wachsen.


    Natürlich wirst du meine Argumentation verbuchen unter "rauserklärt", aber dein Bild von der Beziehung zwischen Müttern und Kindern entspricht in meinen Augen nicht der Realität von zweijährigen Kleinkindern und darum erreichst du mit deinen "anrührenden" Worten nicht, dass ich mich schlecht fühle. Und somit werde ich mein Vorgehen nicht bereuen, zumal ich nicht den Eindruck habe, dass meine Tochter traumatische Erfahrung gemacht hat! Aber ach ja *achtungironie*, dann kann ich das Leid meiner Tochter wohl einfach nicht sehen! *irnoeoff*


    Katinki


    mit J. (3/2008) und G. (1/2011)



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    Einmal editiert, zuletzt von Katinki ()

  • Katinki, vielen Dank für deine tolle Antwort! Ich hätte es nicht besser schreiben können und stimme dir einfach uneingeschränkt zu!


    Malin, mir ist bewusst, welche Bedürfnisse Stillen befriedigt und das ist der Grund dafür, dass ich meine Tochter mit 2,5 auch noch stille :) Mich hat Odettes persönliche Erfahrung interessiert.


    Edit: Hast du denn Kinder (in dem Alter)? Ich stelle es mir sehr anstrengend und frustrierend vor in jedem eigentlich so üblichen Verhalten des Kindes eine Störung oder ein Trauma zu sehen. Es ist sogar beinahe schon gefährlich, weil für mich die Tendenz zur Pathologisierung gegeben ist. Zumindest liest sich das hier stark danach.

  • Huch ... ich wollte keinem auf den besagten Rockzipfel treten. Die Beispiele sollten nur verdeutlichen, was ich meine.


    Pathologisch? Nein. Oder viell. auch ja. Vernachlässigung fängt ja viel früher an, z.B., wenn man seinem Körper "zur Verfügung stellt", aber nicht wirklich da ist und mitbekommt, was das Kind gerade wirklich braucht. Möchte aber hier nicht den thread sprengen und mich nicht einmischen. Wollte nur sagen, dass mir das vollkommen klar ist, was Odette geschrieben hat. Man spürt sowas halt. Und klar, wenn man nicht in der Lage ist, sich dem hinzugeben, wie es ist, ist es leichter eine kleine Kröte zu schlucken als eine ausgewachsene. Wir sind alle Menschen mit ihren Begrenzungen. #flehan

    Die Menschen erstaunen mich,
    weil sie die Gesundheit aufs Spiel setzen, um Geld zu verdienen,
    danach geben Sie es wieder aus, um ihre Gesundheit wieder zu erlangen;
    und weil sie sehnsüchtig an die Zukunft denken,
    genießen sie die Gegenwart nicht,
    weshalb sie weder in der Gegenwart noch in der Zukunft leben.
    Und sie leben so, als ob sie nie sterben müssten.
    Und sterben so, als ob sie nie gelebt hätten.
    (Geshe Yonten)