Die Sehnsucht nach dem echten Leben

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Ainu: ich bin im Moment wegen meiner Tochter hauptsachlich daheim. Ich arbeite als Sachverstaendige und verdiene ganz gut.
    Und ich habe explizit gesagt, dass das selber machen zur Zeit zu kurz kommt. Und ja, der Fernseher hat damit viel zu tun (=meine Meinung). Ich kann dir nicht sagen, warum es funktioniert.

  • Nee, irgendwie aktualisiert sich das Forum nicht. Da bleiben immer Beiträge hängen und wenn ich dann eingestellt hab, sind danach schon wieder welche da. #gruebel

  • Das Forum ist groß und breit. Und es gibt vermutlich so viele Lebensträume wie user.


    Deher sind auch die Meinungen bei vielen Sachen breit.


    Es gibt Leute, für die ist Windelfrei selbstverständliche Bedürfniserfüllung, für andere ist es ein netter Bonus und wieder andere können damit gar nichts anfangen.
    Die einen sind dafür, daß Kindern auf alle Fälle gut tut, schon zeitig in eine Krippe zu gehen, andere sehen es eher kritisch.
    Die einen finden, daß eine emanzipierte Frau so früh wie möglich nach der Geburt wieder arbeiten geht, andere sehen es als Zeichen echter Emanzipation, sich auch bewusst dagegen entscheiden zu können
    Manche kaufen kaum neue Klamotten und wenn dann eher praktisch und haltbar, anderen ist es wichtig, auch als Mama stylisch auzusehen.
    Manche waschen ihre Haare so selten wiemöglich und wenn mit natürlichee Öko-Seife, manche täglich mit konventionellen Mitteln.
    Manche finden, wer niocht täglich duscht, stinkt unterGaranite und ist unhygienisch, andere finden, man kann sich auch mit Waschen sauberhalten und täglich Duschen ist aus diversen Gründen nicht so toll.
    Das Thema rasieren schneid ich mal lieber nicht an... ;) )
    usw.


    Und dazwischen liegt jeweil ein weites Feld und keins ist per se falscher oder unechter oder gar "unrabiger" als das andere.


    Warum sollte das beim diesem Thema anders sein und alle plötzlich geschlossen für einen sofortigen Ausstieg aus allem plädieren?


    Ich versuch mal ein Beispiel zu finden:


    Nicht wenige hier kennen Windelfrei zumindest vom lesen, manche haben es probiert, manche sind dabeigeblieben, andere hatten das Gefühl es ist nix für sie.


    Angenommen jemand schreibt, Windelfrei klingt spannend und nach etwas was zu dieser Familie passen könnte, würde ich auch sagen: Nur zu, probiert es doch einfach aus.


    Schreibt aber jemand, das Leben mit Baby würde sich so unecht anfühlen und es gäbe so wenig Kommunikation, weil es in Wegwerfwindeln gewickelt wird und dass man träumt davon, alle Windeln wegzuwerfen und dann wäre das Leben mit Baby endlich völlig anders, einfach "echter"... und außerdem würde man ja auch noch noch Zeit gewinnen weil man ja nicht mehr wickeln muss.


    Dann würde ich auch meine Bedenken schreiben. Das KANN alles so sein, ja. Aber auch, daß so ein Gefühl selten an einer einzigen Sache hängt und es nicht gesagt ist, daß mit Windelfrei Kind und Eltern dann plötzlich glücklicher und besser gebunden sind.


    Und ich würde erwähnen, daß es auch MEHR Zeit kosten kann, wenn man z.B. in "Cluster-Pielel-Zeiten" ständig aufs Klo geht oder/und nasse Sachen wäscht, daß Kind umzieht... Daß es auch anstrengender sein kann,wenn man z.B. noch ein Kleinkind am Bein hat, daß gerade dann Mama braucht, wenns Babylein pieseln muss usw. DAß man, um mit derWäsche rumzukommen, vermutlich anfangs etwas mehr Kleidung braucht...


    Und auch Wickeln kann sich gemütlich, kuschelig, kommunikativ und vor allem nach "echtem leben" anfühlen, es ist also nicht so,daß man nciht mit dem Baby "echt Leben" könnte, wenn man komplettes Windelfrei nicht hinkriegt.


    Und ich würde darum dazu raten, weder nur von Windelfrei zu träumen - noch einen Stress gegen den anderen auszutauschen, indem man tatsächlich alle Windeln wegwirft und wo hinzieht,wo man auch keine nachkaufen könnte.
    Sondern statt dessen zu schauen, was sich ganz real umsetzen lässt, z.b. sich und das Kind mal ein Wochenende zu beobachten, erst mal auf Stoffwindeln bzw. teilzeit-Windelfrei umzusteigen usw.


    Es gibt einfach viele Wege im Leben... und ich denke irgendwie, wer nicht immer irngedwie zumidenst ein gewisses Grund-Glückslevel in sich finden kann, der wird auch dann nur schwer glücklich sein, wenn alles rundherum optimal ist.

  • LemonySnicket, ich finde es toll, was du schreibst, und finde es sehr schade, dass du dich mit deinem bevorzugten Lebensmodell nicht gesehen fühlst. Es freut mich, dass ihr euren Weg gefunden habt. :)


    Mir ging das vor ein paar Jahren auch so, in Ansätzen. Da hatte ich meine intensive Selbermach-Hippiephase. Inzwischen bin ich zu den Techgeeks übergelaufen. ^^ Einige Sachen sind aber ganz ähnlich, wie ein sehr starker Hang zum Minimalismus.
    Aus heutiger Perspektive wollte ich nur vom Selbermachen träumen, aber es nicht tatsächlich tun. Das fand ich, wenn ich ehrlich mit mir selbst gewesen wäre, nämlich damals schon zu anstrengend. (Damit will ich nicht sagen, dass das bei anderen genauso ist, ich wollte es nur erzählen.) Naja, inzwischen bin ich Vollzeit damit beschäftigt, mich durch mathematische Probleme zu wühlen. Es gibt sicher ein paar Menschen, die das für sehr abstrakt halten, aber im Grunde ist es echter und grundlegender als alles andere. Finde ich. #nägel Ich wohne sehr zentral in Ffm, wo der Basic und der Alnatura nur 20m auseinander liegen. ;) Bibliothekenabhängig bin ich auch, so wie Ainu. Ich hab zwar kein MacBook, aber ein quasi containertes Thinkpad. #ja


    Äh, ich weiß nicht, ob das jetzt hilfreich war, aber ich musste gerade so an meinen Weg der vergangenen Jahre zurückdenken, und wie ich barfuß Ende März mit Baby im Tragetuch durch die Wiesen lief, Löwenzahn gepflückt und das dann zu Honig verkocht habe. #love Das tolle Gefühl, dass dann selbst bewerkstelligt zu haben, hachja. Finde ich aber auch nicht weniger toll als das Gefühl, irgendeinen kniffligen mathematischen Beweis selbst hinbekommen zu haben. :)

  • Tja, vermutlich sollte man es wirklich bei den Kinderthemen belassen. Ich hatte halt bislang den Eindruck gehabt, dass es auch daneben stimmig sei zwischen den Raben. War mein Fehler. Sorry.


    #weissnicht wie gesagt, es war schon immer, und ist ein bunter haufen an leuten... das schätze ich hier auch so. hier gibt es menschen, denen würde ich im rl niemals begegnen, weil mein leben ein völlig anderes ist. ich finde das spannend zu lesen, auch wenn ich durchaus nicht einer meinung bin mit allen, udn das auch so kommuniziere, und nicht verkehrt finde, dass ich es kommuniziere.


    ayala: ich hab seit jahren keinen fernseher, und gucke nicht mal serien auf dvd oder sowas, wie es viele meiner fernsehlosen freund/innen tun. nix. und dennoch... wo verschwindet meine ganze zeit hin?!? entweder ich lese bücher, schreibe oder bin mit den kindern unterwegs, ab und zu treffe ich alleine freund/innen (aber sehr selten, ich hab echt nicht oft ausgang ;) ) und einmal die woche musiziere ich in einem ensemble, mein einziger luxus, den ich nicht gewillt bin, aufzugeben. aber sonst? hier ist es halt immer: entweder ich mache was mit den kindern - also zusammen brot backen oder so klappt mit der grossen ganz wunderbar, oder ich muss mich entscheiden: diss oder brot. gna. #kreischen

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Bei mir war es Diss und Brot, aber kein Ensemble. Bei mir ist das selber machen eben das Hobby. Das soll jetzt andere nicht unter Druck setzen. War halt so. Mich hat es nur ab und zu verletzt, wenn andere Leute sagten: "Was DU alles machst- dazu haette ich ja keine Zeit!", als ob ich sonst nur rumgammeln wuerde. Ich stand 10h im Labor und hab dann als Ausgleich noch abends Seife machen gelernt. Das brauchte ich. Und die Leute, die das gesagt haben, waren eben oft Leute, die den ganzen Abend vorm Fernseher abhangen oder andere zeitintensive Hobbies hatten. Koennen sie ja meinetwegen auch. Ich hab manchmal das Gefuehl, dass sich manche andere durch mein Selbstmachen schlecht fuehlen und mir dann schlechte Motive unterstellen wollen.


    Lesen habe ich frueher auch ganz viel gemacht, aber das hat sich irgendwann verschoben.


    Musik finde ich auch toll, aber ich bin nicht so dss grosse Talent.


    Ich respektiere das alles aber ganz bestimmt als grossartige Hobbies

    • Offizieller Beitrag

    *seufz* Ainu, ich weiss was Du meinst. Ich wünschte gerade, jemand würde mich als Sachverständige brauchen können... Falsches Fach, fürchte ich.


    Ich möchte mich sozusagen den "kritischen Stimmen" anschliessen, bzw ich fand, viele haben einen extrem wichtigen Punkt erwähnt: WAS fehlt Dir (und auch Dir Lemony) denn genau?
    Ich denke, der Wunsch nach einem Garten, eigener Hände Arbeit, mehr Zeit mit den Kindern... das ist doch nur das "Bild", dass sich vordrängt, nicht der eigentliche Wunsch, oder?
    Der könnte zum Beispiel mehr Selbstbestimmtheit sein oder mehr Zeit für sich...


    Trins Beispiel vom windelfrei ist da toll: wem es bei der Wegwerfwindelkritik um mehr Freizeit und Lockerheit geht, dem wird windelfrei nicht helfen.


    Und so verstand ich all die "Kritik", die bei Euch so negativ ankam: horcht erst mal gut hin, WAS fehlt - und dann in klitzekleinen Schritten hinarbeiten.


    Wir hatten heute übrigens einen sehr ähnlichen Tag, wie er weiter oben beschrieben wurde - eine Menge Beobachtungen und Augenblicke genossen, obwohl eine Menge zu erledigen war und wir 10 Minuten vom Hauptbahnhof weg wohnen. Bewusst den Tag geniessen ist meiner Meinung nach in erster Linie die eigene Entscheidung, unabhängig von den Wohndetails.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich kenne dieses Gefühl, im "falschen" Leben zu stecken such sehr gut, allerdings hat es sich bei mit nahezu gelegt seitdem ich Kinder habe. Bei mir das Falsche aber nicht mangelnde Nähe zur Natur, sondern so eine generelle Entfremdung vom Alltag, oder auch einfach fehlender Sinn unsere Freizeitgestaltung. Aber im Nachhinein frage ich mich, ob ich in den Jahren vor den Kindern nicht such einfacv eine leichte Depression gehabt haben könnte. Denn nun ist meine Grundstimmung eine ganz andere. Das wollte ich nur mal als ganz anderen Ansatz in den Raum werfen.


    Bei mir wären mögliche Gründe für eine Deoression entweder die Pille (jetzt schon vier Jahre Hormonfrei!) oder auch beruflicher stress/versagensgefühle gewesen, letzteres ist nun auch weg.

    mit zwei Jungs (2010 und 2012) schon lange nicht mehr mit tapatalk unterwegs aber endlich wieder mit laptop im Forum

  • Aber im Nachhinein frage ich mich, ob ich in den Jahren vor den Kindern nicht such einfacv eine leichte Depression gehabt haben könnte. Denn nun ist meine Grundstimmung eine ganz andere. Das wollte ich nur mal als ganz anderen Ansatz in den Raum werfen.



    Das ist ein guter Punkt, finde ich. Ich dachte auch schon beim Eingangsposting an eine Freundin, die mal eine Phase hatte, in der sie sich fühlte, als lebe sie in einer "Spielzeugwelt", so nannte sie es. Alles kam ihr unecht und falsch vor. Sie ist tatsächlich durch eine persönliche Krise gegangen, in der sie depressionsartig gestimmt war. Es war bei ihr eine Mischung aus Ablöseprozessen auf verschiedenen Ebenen, Selbstentdeckung (auch auf verschiedenen Ebenen), Überarbeitung und zu-lange-in-derselben-Brühe-kochen. Geholfen hat eine Mischung aus vielen Gesprächen, Nachdenken, Trauer zulassen, sich selbst sortieren, umziehen, neue Tätigkeit beginnen, mehr ausruhen, mehr auf genügend Bewegung (Sport) und passende Ernährung achten… und ein Stück weit auch die Perspektive, durch eigene Aktivitäten und auch Zeitablauf immer weiter in eine Richtung zu gehen, in der sie sich wohl fühlt.

  • Tja, vermutlich sollte man es wirklich bei den Kinderthemen belassen. Ich hatte halt bislang den Eindruck gehabt, dass es auch daneben stimmig sei zwischen den Raben. War mein Fehler. Sorry.


    Lemony, ich glaube, Du bist einfach nicht besonders gut drauf gerade. Ich sehe auch keine Ablehnung in diesem Thread, nur gute Ratschläge, wie man dies und jenes umsetzen könnte. Darf ich Dir das #knuddel virtuell und aus vollem Herzen schicken?

  • Mich würde mal interessieren, wie es Wedekind mit den Antworten geht. Magst du nochmal was schreiben?
    Ich würde Wedekind jetzt auch ungern eine depressive Episode unterstellen.
    Sich in dieser Welt entfremdet zu fühlen ist meiner Meinung nach eher ein gesundes Gefühl, dess es kann eine bewusste Auseinandersetzung mit Problemen dieser Welt und im idealen Fall konstruktiven (Teil)lösungen mit sich bringen.
    In den Transition Towns, auf die ich oben verwiesen habe, ist das Gefühl der Ohnmacht, der Entfremdung, des Lebens in einem Wahnsinn ( wir verbrauchen alle Ressourcen unserer Kinder, Enkel und Folgenden binnen weniger Jahrzehnte und hinterlassen eine globale Müllkippe!) ein zentraler Bestandteil. In Herz und Seele Gruppen wird dann in den einzelnen Gruppen versucht mit den jeweils individuellen Problemen umzugehen. Das ersetzt sicher keine Psychotherapie, kann aber eine wichtige Gruppenerfahrung sein, aus der fruchtbares erwächst. Die Ambivalenz, einerseits sich eine "andere" Welt zu wünschen, aber gleichzeitig auch Teil des Problems zu sein, gehört immer dazu.

    Fix it even if you didn't break it

  • hihi :D #top ich hab mir schon allerlei kryptisches ausgemalt, was das denn wieder bloss bedeutet in internetnerdsprache, die ich nicht kenne :D

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • ich habe die diskussion aufmerksam verfolgt. heut abend sag ich nur kurz danke, dass ihr euch mit dem thema auseinandergesetzt habt. danke für die vielen großen und kleinen ratschläge und vor allem für die denkanstöße in die eine oder andere richtung.
    bin grad mit einem krankem und einem zahnenden kind sehr eingespannt. morgen werde ich euch mal ausführlich antworten.


    liebe grüße

    "Die Natur schafft immer von dem, was möglich ist, das Beste."

    Aristoteles