Ritalin für Gymnasialempfehlung

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  • Hallo,
    ich bin etwas geschockt: Gerade hat mir eine sehr nette Mutter erzählt, dass sie ihrem Sohn in der Vierten ein paar Monate lang ADHS-Medikamente gegeben hat, weil seine Noten so abgesackt waren. Er hat die Gymnasialempfehlung bekommen, sie haben die Medikamente abgesetzt. Er ist jetzt ein erfolgreicher, unauffälliger Gymnasiast.


    Ich finde da irgendwie ganz furchtbar, aber auch verständlich, von der Mutter aus gesehen. Und es kann gut sein, dass ich nächstes Jahr vor einer ähnlichen Entscheidung stehen werde...


    Was sagt Ihr dazu?


    lG
    Tigerauge

  • Hallo Tigerauge,


    ich verstehe Dein Post ehrlich gesagt nicht.
    Du bist einerseits entsetzt.
    Andererseits meinst Du dass Du in Zukunft vor einer ähnlichen Entscheidung stehen würdest?
    Wenn Du entsetzt bist gibt es doch gar nichts zu entscheiden.
    Und es ist mir auch neu dass die Kinderärzte neuerdings ADHS Medikamente verschreiben, als Medikament gegen absackende Schulnoten.
    Ich bin total irritiert.


    Viele Grüße
    Eumelmama


    Edit sagt: Ich finde das Vorgehen auch furchtbar und gar nicht verständlich sofern der Schüler kein ADHS hat

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  • Hi


    ich frage mich gerade, wie sie denn an die Medikamente gekommen ist - die sind doch rezeptpflichtig?
    Gibt es wohl Ärzte die so ein Vorgehen unterstützen?


    Und finden tu ich es absolut traurig. Das zeigt doch, was für einem enormen Leistungsdruck die Kinder vor dem Übertritt ausgesetzt sind. Und anstatt gegen dieses Vorgehen zu protestieren, greifen die Eltern dann mal eben unauffällig zur Dopingpille...


    Sorry, wenn das jetzt verletzend rüberkommt, aber ich find's schlimm.


    Liebe Grüße
    Sandra

  • kann es denn nicht sein dass das Kind ADHS hat (diagnostiziert) bislang aber keine Medikamente braucht.. bislang gibt es doch einfach zu wenig Infos - weder in die eine noch in die andere Richtung..

    -----------------------------------------------


    Wunder 1: 07


    Wunder2: 11

  • Ritalin hat durchaus dort seine Berechtigung wo eine ADHS-Diagnose vorliegt. Es einem Kind zu verschreiben zu lassen, nur damit es eine Gymnasialempfehlung bekommt, finde ich seltsam. Wenn das Schule macht (ooops...kleines Wortspiel), dann wird Ritalin über kurz oder lang zur "Gymnasialmedikation" #confused .

    Too many assholes, not enough axes!

  • Ohne Aussicht auf Erfolg protestieren die wenigsten. Und ja - solche Fälle kenne ich auch. Aktuell hab ich ein Mädel, bei dem das so ist. Ich bin ziemlich sicher, dass das bei ihrer Schwester nächstes Jahr ähnlich laufen wird.
    Und aufgrund des wirklich sehr schnellen und eigenmächtigen Handelns der Eltern glaube ich, dass die mit nem Arzt befreundet sind. *wildspekulier*


    Anders kann ich mir das nicht erklären. Denn die Diagnose ist für uns nicht nachvollziehbar.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • Hallo,


    Ich kenne es leider auch, daß damit Kinder, denen es mit ihrer aktuellen schulischen Leistung und auch ansonsten"drumrum" eigentlich gut geht und die vielleicht zufriedene Mittelschüler wären, so gepusht werden, weil es den Eltern nicht genügt. (Ich glaub, wenn man weiß, was man dem Arzt sagen muss, kommt man bei menchen Ärzten recht leicht damit durch... )
    So etwas finde ich ziemlich übel.


    Und es macht die Akzeptanz für diejenigen schwerer, deren Kinder das Medikament tatsächlich brauchen und die sich nach umfangreicher Diagnostik und vielen Überlegungen dazu entschlossen haben, weil es dem Kind ohne wirklich nicht gut geht.
    Die bekommen dann leider auch oft um die Ohren gehauen, sie wollten ihr Kind nur ruhigstellen oder es zu besseren Leistungen trimmen o.ä.

  • Öhm, es ist doch schon länger usus sich mit Amphetaminen auf ein Leistungsniveau zu bringen, dass gefordert wird.
    Im Job, im Abi, in der Schule.


    Was ich davon halte?
    Wunderbar! Sie haben dem Gehirn ihres Sohnes einen vermutlich irreparablen Schaden zugefügt.


    Aber hauptsache das Kind kann mithalten in der Leistungsgesellschaft.

  • Nein, das Kind hat keine ADHS-Diagnose, ist auch nicht in Behandlung oder so.


    Andererseits zeigt ja der (mühelose!) Erfolg auf dem Gymnasium, dass die Eltern schon recht hatten mit ihrer Einschätzung, wo das Kind hingehört. Ich muss sagen, dass ich die Eltern schon verstehe. Das Kind wird nicht "gepusht" und ist auf dem Gymnasium sehr zufrieden. Es war halt nur im Alter von 10 Jahren noch nicht in der Lage "auf den Punkt" Leistungen zu erbringen...


    lG
    Tigerauge

  • Ich finde da irgendwie ganz furchtbar, aber auch verständlich, von der Mutter aus gesehen.
    Und es kann gut sein, dass ich nächstes Jahr vor einer ähnlichen Entscheidung stehen werde...


    Was sagt Ihr dazu?


    Ich weiß nicht, was da verständlich ist?
    Und ich weiß auch nicht, vor welcher Entscheidung Du vielleicht stehen wirst?!


    Das Vorgehen der Mutter finde ich inakzeptabel.



    btw: Gymnasium ist nicht alles!
    Scheinbar muß man das mal sagen

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

  • Ja und? Das macht die Medikamentengabe für mich nicht besser.


    Dann hätte es später noch wechseln können, schließlich sind die ersten Jahre nicht umsonst Orientierungsstufe.


    Ein Sportler der gutes Potential hat, aber noch nicht den passenden Trainingsstand oder die nötige Reife, darf sich auch nicht einfach mit Doping zu den Leistungen bringen,die er später vielleicht mal auch ohne erreichen könnte.


    Wie geht das weiter? Später noch mal ein paarJahre,damit der Notendurchschnitt fürs erwünschte Studium geschafft wird? Und dann noch mal, damit man das durhchält? Und im Job dann irgendwelches Doping, damit man den Erwartungen stand hält?
    Ichmeine,wer keine Skrupel hat, seinem kleinen Kind so etwas zu geben bzw. wer gelernt hat, daß Medikamente eine feine und legitime Lösung sind, der wird dann später kaum Hemmungen haben.


    Ich finde, Ritalin ist für einige Kinder durchaus ein Segen. Die sollten es nach gründlicher Diagnostik und Kontrolle und unter begleitenden Therapien auch bekommen.


    Einem Kind dagegen ohne Grund (und eine Gymnasialempfehlung ist für mich KEIN Grund) ein Medikament zu geben, daß derart in den Hirntstoffwechsel eingreift, ist in meinen Augen eine Straftat.

  • Wer hat denn was von Amphetaminen geschrieben?


    Methylphenidat ist ein Derivat, aber kein Amphetamin.

  • Nein, das Kind hat keine ADHS-Diagnose, ist auch nicht in Behandlung oder so.


    Andererseits zeigt ja der (mühelose!) Erfolg auf dem Gymnasium, dass die Eltern schon recht hatten mit ihrer Einschätzung, wo das Kind hingehört. Ich muss sagen, dass ich die Eltern schon verstehe. Das Kind wird nicht "gepusht" und ist auf dem Gymnasium sehr zufrieden. Es war halt nur im Alter von 10 Jahren noch nicht in der Lage "auf den Punkt" Leistungen zu erbringen...


    lG
    Tigerauge


    und der Lerneffekt den ich vermute ist folgender: Wenn ich nicht richtig "funktioniere" nehme ich Tabletten (Drogen oder anderes) und dann schaff ich das was andere! von mir erwarten.


    Da kann man die Eltern zu dieser Superidee nur beglückwünschen! #kreischen


    Im Ernst: Ich kann nicht nachvollziehen wie man so denken kann.... #stumm


    Viele Grüße
    Eumelmama


    Edit fragt: Und vor welcher ähnlichen Entscheidung könntest Du dann bald stehen?

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  • Naja, "absackende" Noten bedeuten ja nicht, dass das Kind auf dem Gymnasium falsch sein muss. Sowas kann ja vielfältige Ursachen haben - Probleme mit Lehrern, Mitschülern, Eltern, Unterforderung, Langeweile ...
    Ob die Einschätzung der Eltern richtig war, wird sich dagegen auch nicht unbedingt in den ersten 1-2 Jahren zeigen, während dieser Zeit unterscheiden sich die Anforderungen am Gymnasium noch nicht grundlegend von denen in Real- oder Gesamtschule. (Dass die Kinder später einen ganz anderen Leistungsstand haben können als mit 9 oder 10 Jahren ist klar, das zeigt, wie blöd das System ist.)


    Kinder mit Medikamenten auf gewünschte Leistungen zu dopen ist ein Weg in eine sehr, sehr gefährliche Richtung.
    Wenn das schon mit 10 Jahre anfängt und offenbar so "erfolgreich funktioniert", wo soll das dann enden?

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Andererseits zeigt ja der (mühelose!) Erfolg auf dem Gymnasium, dass die Eltern schon recht hatten mit ihrer Einschätzung, wo das Kind hingehört. Ich muss sagen, dass ich die Eltern schon verstehe. Das Kind wird nicht "gepusht" und ist auf dem Gymnasium sehr zufrieden. Es war halt nur im Alter von 10 Jahren noch nicht in der Lage "auf den Punkt" Leistungen zu erbringen...


    Wie alt ist er denn jetzt bzw. in welche Klasse geht er denn? Was meinst Du mit "mühelosem Erfolg", hat er bereits das Abi nach G8 geschafft? Ist er schon durch die Pubertät?


    Warum wäre es ein Problem gewesen, ihn erstmal in die Realschule einzuschulen und bei guten Noten auf das Gymnasium wechseln zu lassen? Oder ihn nach der 10 Klasse Realschule bei guten Noten auf eine Gesamtschule bzw. aufs Gynmasium wechseln zu lassen, um das Abitur aufzusatteln?


    Mal davon abgesehen, dass er auch mit Realschulempfehlung auf ein städtisches Gynmasium hätte angemeldet werden können und angenommen worden wäre.

  • Ich habe zwar keine Kinder in dem Alter, aber ich finde dieses Vorgehen ehrlichgesagt unmöglich und hab auch keinerlei Verständnis dafür. Ob das jetzt nun ein Amphetamin ist, oder ein Derivat ist mir dabei ehrlichgesagt einerlei, es ist ein Medikament, was eine klare Indikation braucht, um verabreicht zu werden. Und es ist ja auch nicht frei von Nebenwirkungen.
    Muss denn ein 10 jähriges Kind schon so in die Leistungsgesellschaft gepresst werden? Mit Doping?


    und der Lerneffekt den ich vermute ist folgender: Wenn ich nicht richtig "funktioniere" nehme ich Tabletten (Drogen oder anderes) und dann schaff ich das was andere von mir erwarten.


    Ja, das hab ich mir auch gedacht! Und in 20 Jahren fragen wir uns, ob unsere Welt nur noch von "angepassten Zombies" bewohnt wird. :stupid:


    Trin: Deinen Beitrag find ich wieder mal wirklich passend und unterschreibe da auch.


    Tigerauge: Du denkst hoffentlich nicht ernsthaft darüber nach, dass Deinem Kind anzutun, oder? Falls doch, dann frage Dich doch bitte, wie das mit einer bedürnisorientierten Erziehung zusammenpasst. Das meine ich nicht ganz so provokant, wie es vielleicht klingt, aber mal Hand aufs Herz, Du weißt schon, dass so ein Vorgehen moralisch mehr als fraglich ist, oder?

    ...und Punkte sind doch Rudeltiere...



  • Was ich davon halte?
    Wunderbar! Sie haben dem Gehirn ihres Sohnes einen vermutlich irreparablen Schaden zugefügt.

    Solch eine Behauptung halte ich für sehr verletzend für Eltern, die schon alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft haben und ihren Kindern tatsächlich Ritalin geben MÜSSEN, weil es ohne nicht geht.


    btw: Gymnasium ist nicht alles!
    Scheinbar muß man das mal sagen

    Danke, das schoss mir auch durch den Kopf. Heutzutage stehen einem so viele Bildungswege offen, da verstehe ich den Druck überhaupt nicht. Kinder, die aufgrund ihrer Leistungen auf jeden Fall zum Gymnasium gehören, wird es immer genug geben.

    Liebe Grüße
    #herz Ebun (F84.5G) mit Mausi (*04), Hasi (*06, F84.5G) und Knödel (*08, F90.0G)



    Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Lichter entzündet werden.

  • Ich finde das auch sehr krass...


    Aber aus Erfahrung weiß ich, wie leicht man Ritalin verschrieben bekommt...


    Meine älteste war immer ein "Verdacht auf" Kind... Als ich bei der letzten U in diesen grünen Zusatzheften den Fragebogen ausfüllte, meinte der (neue) Kinderarzt: oh, klingt ja sehr nach ADHS, wollen sie es mit Tabletten versuchen?


    Äh nein! Will ich nicht...


    Denn wir haben keinerlei schlimmen (also außer der normalen pubertären) Probleme mit unserer Tochter... Ja, sie ist ein Vielfaches anstrengender als ihre Schwestern, aber ist das ein Grund, sie mit Medis zuzudröhnen?


    Allerdings merken wir auch, wie sie in der Schule notentechnisch stark unter ihrem Potential bleibt, weil ihr einfach am Ende raus die Konzentration fehlt... Viel ist halt da auch einfach Tagesform... Ihre Noten schwanken innerhalb der einzelnen Fächer enorm...


    Ich habe mich schon die ein oder andere Minute heimlich gefragt, ob ich es ihr unnötig schwer mache, weil ich ihr die Medikamente verwehre...

  • Ebun, ein Medikament hat dann Berechtigung, wenn die Indikation vorliegt.
    Wenn nicht, ist es schädigend, ein unnötiger Ein- und Übergriff.


    Dazu noch die psychische Komponente:
    eine Mischung aus "ich genüge nicht", "das lässt sich mit Medikamenten richten" und "Leistung ist was zählt" :(


    Auch das ist etwas völlig anderes, als bei einem sehr kranken Kind.

    Süsskram aus den Jahren 2009 und 2012 <3

  • Wer hat denn was von Amphetaminen geschrieben?


    Methylphenidat ist ein Derivat, aber kein Amphetamin.


    Methylphenidat ist ein Amphetamin-Derivat, es hat ein ähnliches Wirkspektrum. Es ist damit was man Umgangssprachlich zu "den Amphetaminen" zählt, wenn Amphetamin ansich auch ein definierter Stoff ist...
    Also ist der Bezug zu "Amphetaminen" durchaus gegeben.
    Ein ansonsten gesundes Kind mit sowas zu pushen damit es "Leistung auf den Punkt" bringt finde ich völlig daneben und nein, auch nicht nachvollziehbar aus der Sorge um die Zukunft des Jungen. Eine gerade Schullaufbahn ist nicht alles, ist Gesundheit weniger wert??? Was lernt der Junge denn damit? Das man nur ein paar pillen einschmeißen muss um Leistung "auf den Punkt" zu bringen?
    Ich hab zwei Kinder auf dem Gymmi, die hatten zwar eine Reibungslose Empfehlung dazu, haben sich aber beide im ersten Jahr mit der Umstellung schwer getan. Die eine hat sogar in Teilbereichen ein nachgewiesene Hochbegabung, das spiegelt sich aber absolut nicht in den Noten wieder. Ich käme aber niemals auf die Idee ihr irgendwas in der Richtung zu geben damit "die Leistung stimmt". Die entwickeln sich nach ihrem Tempo. Und das ist gut so. Je weniger wir uns einmischen, je weniger Druck wir machen, desto selbständiger machen sie ihre Sachen und umso sicherer und lockerer können sie ihre Schulzeit auch genießen. Unsere Kinder sind glücklich, das ist doch die Hauptsache! Ich finde diesen Leistungsdruck so unsäglich schädlich und habe in der Mehrheit der Fälle von denen ich höre den Eindruck, dass es eben nicht die Schule und der geforderte Stoff ist unter dem die Kinder leiden sondern die Eltern, die nur zufrieden sind wenn die Kinder Topnoten mit heim bringen.