Ab wann soll man "windelfrei" anfangen?

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  • Hallo ihr lieben,


    mein Mondscheinchen ist jetzt genau 1 Jahr alt und hat von Geburt an Plastikwindeln an gehabt. Wir haben uns nie wirklich Gedanken darüber gemacht wann windelfrei werden, Töpchen, sauberwerden etc. Wir dachten immer es hat noch vieeel Zeit. Ich erinnere mich, in ein paar Zeitschriften gelesen zu haben, dass man den Babys damit vieeeel Zeit lassen soll, da die Schießmuskulatur eh richtig ab 3 Jahre funktionieren kann.


    Nun, meine Mutter sagt mir seit ein paar Monaten wir sollen dem Kind ein Töpfchen kaufen und ihr das jetzt schon beibringen. Ich habe das noch nicht gemacht da irgendwie hatten die Zeitungen in meinem Kopf die Meinung gebildet, es darf nicht zu früh damit angefangen werden usw... Aber gestern habe ich hier im Rabeneltern.org in der Rubrik Wissenswertes diesen Artikel gelesen


    http://www.rabeneltern.org/ind…ys-brauchen-keine-windeln


    der mich aber teilweise irritiert hat und teilweise habe ich jetzt das Gefühl, wir sind zu spät und meine Mutter recht hatte. Ein Satz aus dem Artikel kann ich einfach NICHT verstehen und zwar: "Sie (windellose Kinder) haben wesentlich weniger Koliken (da sie nichts anhalten müssen)". Ich hätte gedacht, dass gerade die Kinder MIT Windeln nichts anhalten müssen ?!? Kann mir jemand bitte die Logik erklären? #confused


    Und, ich brauche ein paar Impulse und Rate, wie, wann ich anfangen soll. Und ob meine Mutter sich da einmischen soll/darf? (Wir fliegen in Urlaub zu ihr und sie hat vor ein Töpfchen zu kaufen und ihr das beibringen).


    lieben Dank,
    L.

  • Hallo Lalena!
    Ich bin jetzt nicht so Profi auf dem Gebiet, aber versuche trotzdem mal was hilfreiches zu schreiben.
    "Windelfrei" im Sinne dieser Rabeneltern-Info meint, Babys von Anfang an ohne Windeln aufwachsen zu lassen und auf Ihre Signale zu achten und sie dann bei Bedarf abzuhalten, damit sie Pipi oder Kaka machen. Dabei kommt es sehr darauf an, die Signale des Babys zu erkennen oder alternativ nach Gefühl und Timing abzuhalten. Die meisten gewindelten Kinder geben das signalisieren irgendwann auf und verlieren auch erstmal das Gefühl dafür, dass sie gerade Pipi machen weil sich ja niemand dafür interessiert, wann das in die Windel geht.
    Irgendwann später (habe schon Altersangaben zwischen 18 Monaten und 4 Jahren gehört) beginnen die Windelkinder dann wieder, sich ihrer Ausscheidungen so bewußt zu werden - erst nachdem sie gemacht haben, dann auch im voraus Bescheid zu sagen dass sie müssen und lernen dann auch langsam, anzuhalten bis sie am geeigneten Ort sind. Dieser Schritt kommt so weit ich das verstanden habe von alleine, wenn das Kind soweit ist. Fördern kann man das mit viel unten ohne lassen, damit sie sehen, das was aus ihnen raus kommt, und mit offenen Türen (kind mitnehmen, wenn man selber auf Toilette geht).
    Ich denke, ihr ein Töpfchen kaufen schadet nicht, aber einem immer gewindelten Kind nun im Urlaub "beizubringen" wie man das benutzt, wird wohl nicht klappen und nur Streß verursachen. Man kann auch in dem Alter deiner Tochter noch mit "Windelfrei" anfangen, aber das braucht viel Zeit und Geduld und klingt nicht nach dem, was Deine Mutter vorhat.
    Ich würde mir da jede Einmischung sehr deutlich verbitten und selber darauf achten, wann Deine Tochter sich für das Thema interessiert.
    das mit dem Anhalten meint glaube ich, dass sehr kleine Babys häufig noch nicht "gelernt" haben, dass eine Windel der richtige Ort für kaka ist und deshalb oft anhalten, bis man ihnen die Windel abmacht, um dann zu machen - dann können sie davon Koliken bekommen. Ein windelfreies Baby muß nicht anhalten (länger!) weil es wenn es signalisiert schnellstmöglich abgehalten wird.
    Wie gesagt, kein Anspruch auf wissenschaftliche Korrektheit...
    Stina

  • Stina82 hat es schon sehr schön beschrieben. Ich habe auch noch einige Bemerkungen dazu, wenngleich auch nicht wissenschaftlich.


    Ich selber habe auch eine von Geburt an Windelfrei-Tochter, die jetzt mit 13 Monaten schon sehr schön aufs Töpfchen geht. Dennoch geht auch viel daneben, aber hey, ist ja fast ausschließlich nur Pipi.


    Eine Freundin von mir hat einen 18 Monate alten Sohn, der ganz konventionell mit Wegwerfwindeln gewickelt wird und sie versucht ihm schon seit einigen Monaten sanft das Töpfchen näher zu bringen, was sich als durchaus zäh gestaltet (für ihn ist das eher ein Ort um Bücher anzuschauen, als sich zu entleeren). Also, wenn man es nicht mit der Methode unserer Elterngeneration versucht, also das Kind solange auf dem Pott sitzen lässt, bis es endlich gemacht hat, obs nun heult oder nicht, kann das durchaus länger dauern. Das diese Methode fernab von jeder Bedürfnisorientierung ist, ist ja wohl klar. Dennoch wird nicht jedes Kind eine Neurose davon tragen, welches länger auf dem Pott sitzen musste (sonst wären ja alle ehemaligen DDR-Bürger neurotisch... ;) )


    Das der Schließmuskel nicht richtig funktionieren soll, halte ich persönlich für ein Märchen. Eher ist es so, wie es Stina beschrieben hat, dass die Kinder sich erst wieder ihrer Körperfunktionen bewusst werden müssen.
    Durch eine schön aufsaugende Pampers merken ja Kinder die Feuchtigkeit nicht wirklich, die sie "absondern" und dadurch, dass sie auch immer etwas untenrum anhaben, sehen sie auch nicht, was passiert.



    Es ist echt schön zu beobachten, wie Kinder ihren Körper und dessen Funktionen entdecken. :)


    Jedenfalls kannst Du es sicherlich gerne probieren, Deinem Kind das Töpfchen anzubieten, allerdings ohne Zwang. Davon wird es sicherlich keinen Schaden davon tragen.
    Es gibt so ein paar Momente, wo Kinder ziemlich sicher müssen, zum Beispiel nach dem Schlafen (geht uns ja auch so) oder nach längerem Tragen im Tuch oder einer Tragehilfe.


    Was aber für mich gar nicht gehen würde, wäre wenn sich meine Verwandten da einmischen würden, so wie das Deine Mutter macht. Da wär ich ehrlichgesagt etwas (Achtung Wortspiel #hammer ) angepisst.

    ...und Punkte sind doch Rudeltiere...



  • Liebe Lalena,
    meine beiden wurden gewickelt, ich glaube, beim nächsten würde ich mich trauen, es von Anfang an windelfrei zu versuchen. Ich kann Dir also zu windelfrei leider nichts aus Erfahrung sagen, aber vielleicht sind auch Erfahrungen mit dem "Trockenwerden" bei einem Windelkind für Dich hilfreich.
    Hier ist meine Erfahrung, dass es das Beste ist, dem Kind wirklich den Zeitpunkt selbst bestimmen zu lassen. Kinder wollen neues lernen, sich entwickeln und haben denke ich von sich aus das Bestreben, wie die Großen aufs Klos zu gehen - wenn der Zeitpunkt dafür da ist. Und das kann glaube ich sehr unterschiedlich sein, unsere Große hat erst im dritten Lebensjahr immer mal wieder zu verstehen gegeben, dass sie mal muss, manchmal auch erst im Nachhinein, wir hatten dann eine Zeitlang tagsüber Windelhöschen, die man auch schnell mal runterziehen konnte. Soweit, dass sie zuverlässig gesagt hat, dass sie jetzt muss, und auch dass sie ohne Windel sein will, war sie dann erst um ihren dritten Geburtstag herum (davor gabs schon eine kurze Phase, sie wollte dann aber plötzlich wieder eine Windel, weil, wie sie selbst sagte, "sie gewickelt werden wollte", die kleine Schwester war doll krank, und sie brauchte wohl eine Zeitlang mehr Zuwendung..) - und dann gings wirklich wie über Nacht, dass sie von heute auf morgen ohne Windel unterwegs war, und es klappt seitdem spitze. Dagegen waren die Eltern, die ich kenne, die ihr Kind, bevor es aus eigenem Impuls aufs Klo wollte, dazu angehalten haben, monatelang mit einem Berg Wechselklamotten unterwegs, weil ständig doch mal was in die Hose ging.
    Nachts hat auch die Große immer noch eine Windel an, mal schauen, wie sich das entwickelt. Ich selbst war wohl schon sehr früh zu allererst in der Nacht trocken, ganz von allein, meine Mutter ist dann immer mit mir direkt aufs Töpfchen.
    Soviel dazu. Ich fände es aber sehr interessant, zu hören, ob jemand mit einem Windelkind noch umgestiegen ist auf windelfrei und wie das ging - ich spiele bei meiner Kleinen immer mal wieder mit dem Gedanken, sie zeigt oft dass sie muss und will dann auch aufs Töpfchen, aber eben nur ab und zu und längst nicht immer.. aber ich trau mich nicht so recht, bzw. weiß nicht, wie ich es angehen könnte.


    Liebe Grüße!!

  • Danke euch allen für die hilfreichen und interessanten antworte!


    Camille ich weiß auch nicht ob ich jetzt noch windelfrei machen kann, weiß vor allem nicht wie das praktisch geht:-)

  • Wir haben 1 Jahr Www verwendet, dann Stoffwindeln. Mit 18 Monaten auf Unterhosen umgestellt und bei Pipi/Kaka auf den Topf gesetzt. Mittlerweile (mit 23 Monaten) ist sie quasi trocken. Meiner Meinung nach kann man immer damit anfangen, nur wenn man mit 1 Jahr beginnt wird es zur wirklichen Trockenheit idR länger dauern, als wenn man mit 3 erst anfängt und dem Kind schon vorher alles erklären kann, es die Hose schon selbst runterziehen kann etc. Dafür ist man halt (absolut gesehen) früher fertig. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, ein Dreijähriges noch ständig zu wickeln, finde es aber auch nicht 'schlimm', oder schädlich, so lange zu warten. Dass man weder beim Töpfchen lernen noch beim Wickeln Druck und Zwang anwenden sollte, erklärt sich von selbst. Das geht total nach hinten los...