Du musst immer arbeiten, Mama!

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  • diesen Satz hab ich vor einiger Zeit schon mal von meiner Tochter (5) zu hören bekommen und neulich hat sich sich auch bei einer befreundeten Mutter darüber beschwert.


    Unabhängig davon, dass das natürlich mein Wunder Punkt ist und das schlechte Gewissen sowieso an mir nagt - nicht genug Zeit für den Job und nicht genug Zeit für die Kinder - warum gilt das nur für mich?


    Es stimmt schon, ich arbeite relativ viel. Ich bin aber auch diejenige, die sie 4 Mal die Woche vom Kindergarten abholt, mit ihnen zum Sportverein, zum Schwimmen, zum Spielplatz, usw. geht. Ich binge sie an 6 von 7 Tagen ins Bett, lese ihnen gefühlt unendlich viele Geschichten vor, bastle mit Ihnen, nehme ihre Kindergartenfreunde mit nach Hause.... und ihr Papa? Der kommt irgendwann nachts nach Hause, wenn sie längst schlafen, außer einmal in der Woche, da löst er kurz vor dem Schlafengehen, die Babysitterin ab, muss auch am Wochenende manchmal los und bekommt solche Sätze NIE zu hören.
    Warum? Wäre doch naheliegend, dass sie sich bei ihm beschweren, so ganz rational betrachtet...

  • Hm, ich denke sie vergleicht dich mit den Mütter der Freundinnen? Kann das sein? Vielleicht vermisst sich dich auch (momentan) eher, als den Papa.
    Lass dich nicht traurig machen #kuss , die Phase geht sicher bald vorüber. Vielleicht fragst du sie mal, ob sie sich eine schöne Unternehmung mit dir wünscht. Das hilft sicher (subjektiv) sehr.

  • vielleicht meint sie da gar nicht so negativ, wie es klingt. Vielleicht will sie einfach nur ausdrücken, dass ihre Mutter arbeitet, so ganz ohne Wertung. Und du interpretierst diese Wertung hinein. Ist das möglich?


    Und wenn sie es doch negativ meint, könnte ich mir auch denken, dass du es zu hören bekommst, weil du es ausstahlst. sie spiegelt es dir nur, wenn auch unbewusst.


    ich arbeite auch, sogar Vollzeit. bis vor einigen monaten hatte ich diesen zwiespalt auch in mir, dieses ewige gefühl beiden bereichen nicht richtig gerecht zu werden, da latent schlechte gewissen. dann habe ich mir diese baustelle ganz bewusst angeschaut und hinterfragt und bin zu dem schluss gekommen, dass ich es aus vielen gründen wert finde auch weiterhin zu arbeiten und es meinen kindern "zumute".


    was mir große erleichterung gebracht hat war der satz bzw. die Affirmation:
    ich bin eine gute mutter auch wenn ich arbeite.


    Es ist nun mal nicht alles schwarz und weiß, es gibt ganz viele grautöne. ebenso finde ich ein "sowohl als auch" deutlich konstruktiver als ein "entweder oder".


    ich möchte sowohl ernsthaft berufstätig sein als auch eine gute Mutter. Und das bin ich.


    Sprich mit deiner Tochter darüber, warum du arbeiten MÖCHTEST, nicht musst. Warum es dir wichtig ist, was es dir gibt, dass es dich zB glücklich macht und so.

    Basia mit Schlumpf (08.2007) & kleiner Maus (08.2009) & Kröti (12.2016)

  • möglicherweise spiegelt sie auch nur die gesellschaftliche Realität, die sie umgibt.


    oder sie hat den papa eh abgeschrieben. #weissnicht

  • oder sie hat den papa eh abgeschrieben. #weissnicht



    das schätze ich auch. was soll sie an dem dann vermissen. sie will mehr von dem GUTEN, was du mit ihr teilst, und was sie genießt. wie alles gute glaube ich auch, dass bei der zeit fürs kind eine gewisse verknappung nicht das allerschlechteste ist. too much of anything will do you harm, wie es so schön heißt.


    ich kenne das problem dahingehend, dass mein sohn auch gerne mehr zuwendung hätte, inzwischen eher praktischer natur (z.b. MITTAGESSEN, wenn er aus der schule kommt). ich bin hier alleine mit ihm und daher muss naturgemäß der rubel rollen. das macht es für mich, auch wenn es schwer ist (zumal ich unter dem job leide), wieder einfacher. für mich ist intern klar: zu meiner berufstätigkeit gibt es _keine alternative_. das sähe ich auch so, falls ich jemals einen mann haben sollte, denn ich weiß, wie viel "verlass" auf die ist und dass meine wirtschaftliche sicherheit da in den denkbar schlechtesten händen wäre. dies kann man auch kindern in jeder altersstufe nahebringen.


    wichtig ist, klarzuhaben:


    a) ich MUSS arbeiten.


    b) das muss für uns alle NICHT immer toll, befriedigend, unkompliziert sein.


    c) frustration darüber kann aufkommen, muss dann auch mal ausgehalten werden und es muss auch von den einzelnen familienmitgliedern ausgehalten werden, wenn andere familienmitglieder gerade frustration darüber empfinden und die rauslassen wollen (wie deine tochter eben ab und an).


    d) das sind temporäre erscheinungen, die man kommen und wieder ziehen lässt. dann siegt wieder, dass alle gemeinsam das beste aus der nun mal gegebenen situation (= geld wächst nicht auf bäumen) machen.



    es wird immer, immer, immer ein spannungsfeld bleiben. da bin ich sicher. aber wenn man sich klar ist, dass die situation _gegeben_ ist, kann man die überwiegende linie positiv fahren. je älter deine tochter wird, desto besser geht das auch.



    lg, patrick

  • Vielen Dank für Eure Antworten!


    Das Umfeld kann nur teilweise als Erklärung herhalten. Da sie in einem Ganztagskindergarten ist, arbeiten eigentlich auch fast alle anderen Mütter in ihrer Gruppe. Nur ganz wenige Vollzeit, aber ich weiß nicht, ob sie den Unterschied merkt (außer vielleicht an dem einen Tag, an dem ich auswärts bin und wir einen Babysitter haben. Das fällt ihr und auch ihrer Schwester schon auf).
    Obwohl ... manche Nachmittagsaktivitäten scheitern tatsächlich daran, dass ich länger arbeiten muss. So würde sie beispielsweise gerne noch ins Ballett, aber das klappt zeitlich bei mir einfach nicht mehr.


    Es stimmt schon beim Papa ist es sicher Gewohnheit. Ich hatte sie eigentlich immer eher als Papakind eingeschätzt, aber es ist einfach das Normale, dass sie ihn unter der Woche nur morgens sieht.


    @ Basia
    Vielleicht sollte ich mir auch so einen Satz überlegen und mir selber vorsagen.
    Ich sehe es allerdings nicht nur als arbeiten WOLLEN. Vielleicht könnten wir uns jetzt irgendwie so einschränken, dass es mit einem Gehalt ginge, aber spätestens für die Altersvorsorge und auch die finanzielle Unabhängigkeit sehe ich eigentlich keine Alternative.


    Vielleicht sollte ich ihr den Zusammenhang mit Geld verdienen und ausgeben nochmal erklären....
    Und auch mir tatsächlich öfter die Gründe für meine Berufstätigkeit vor Augen halten, denn zum Teil spiegelt sie da sicher meine eigenen Zweifel/Ängste/Gewissensbisse

  • hier wird sich auch nur bei mir/ über mein Arbeiten beschwert. Schon immer und beim "Kleinen" immer noch.


    Das war lange sehr schwierig für mich, dabei habe ich zunächst extrem Stunden reduziert und bin erst seit 1,5 J. annähernd Vollzeit tätig. Und sie müssen auf gar nichts an Aktivitäten verzichten, weil Papa und Oma die übrige Betreuung machen (also nach Kiga bzw. Mittagsbetreuung i.d. Schule, beide kommen immer um 14:00 Uhr heim).


    Trotzdem immer das "warum mußt Du arbeiten" "schon wieder mußt du arbeiten" "das ist unfair".


    Ich habe es als Spiegeln meiner eigenen Unsicherheit in diesem Punkt gesehen.


    Und tatsächlich: seitdem ich mir zusichere, daß ich eine gute Mutter für meinen Kinder bin, auch wenn ich arbeite, kann ich die positiven Aspekte anscheinend so rüberbringen, daß es beim Kind landet.


    Klar vermissen sie mich mal, das tue ich umgekehrt auch und das dürfen/ sollen sie auch ausdrücken. Und ohne mein schlechtes Gewissen kann ich diese Gefühle jetzt auch besser annehmen und scheinbar rücken sie dadurch mehr in den Hintergrund.


    Versteht man, was ich meine? #gruebel

    Viele Grüße
    Elena mit Mini1 (*2004) und Mini2 (*2006)

  • Ich kenne diese Aussage von den Kindern einer guten Freundin, die das wohl auch mit ihren Freunden verglichen haben, wo die Mutter nachmittags präsenter war. Tatsächlich glaube ich aber auch, dass meine Freundin da selbst im Zwiespalt war (und wohl keine gute Antwort hatte warum sie arbeitet).


    Bei uns war das noch nie der Fall - es ist halt einfach so.
    Tatsächlich fragen sie manchmal ganz erstaunt wo denn jetzt Papa ist, der in der Kinderbetreuung aber auch sehr präsent ist.


    Ich denke, das ist auch ein Grund, warum sie sich bei Dir "beschweren" - Du bist greifbar und der Hauptansprechpartner.


    Und klar will man vom Gutem mehr ;)

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Liebe Lilablassblau,


    ich würde mich so freuen, das mal von meinem Sohn (5) zu hören.
    Ich arbeite auch voll. Aber nicht, dass mein Sohn mich vermissen würde - wann immer mein Mann abends da ist und ich meinen Sohn ins Bett bringen möchte, quengelt er, dass der Papa das machen soll, denn den hat er ja so wenig gesehen ("nur" den halben Tag...).
    Mein Mann kriegt solche Sätze ("Immer musst Du arbeiten") auch oft zu hören.


    In meiner Rolle fühlt es sich irgendwie auch nicht richtig gut an. So ein bisschen vermisst werden kann doch auch eine Art Bestätigung sein...

  • Ich würde die Aussage der Tochter nicht als Vorwurf nehmen. Vielleicht bist Du ihr wichtiger als Papa. Sie empfindet Dich als Hauptbezugsperson und will Dich immer dabei haben. Du fehlst ihr.


    Das ist doch kein Gespräch von Erwachsenen zu Erwachsenen, wo es um gerechte Arbeitsverteilung geht. Das ist ein Appel des Kindes "Mama, ich mag dich immer bei mir haben!"


    Bei meiner Tochter (das Gleiche im Grün) rede ich über meine Arbeit, warum ich arbeite, was ich tue und so weiter. Mittlerweile ist sie sogar über Rentensituation im Bilde :) Sonst versuche ich sie nicht nur rumzufahren, hier abholen, da hinbringen, sondern auch Zeit mit ihr zu verbringen. Lieber weniger Termine und mehr gemeinsame Zeit.

  • Vielleicht sagst Du das einfach selbst zu oft, so daß sie das von Dir übernommen hat?
    Bei uns war das eine Zeitlang so, ohne daß es mir richtig auffiel.


    Da hatte ich eine enorm stressige Zeit und habe oft zu meinem Kind gesagt, daß ich noch kurz arbeiten müsse und dann könnten wir noch was spielen etc. (habe damals viel zu hause gearbeitet) und ich hörte das dann auch oft.


    Erst als ich selbst weniger die Arbeit zum Thema gemacht habe (obwohl ich genauso viel gemacht habe wie vorher), änderte sich das wieder.

  • Vielen Dank nochmal für die vielen Anregungen, es war wirklich viel dabei was zutrifft: mein schlechtes Gewissen, Sätze wie "ich muss noch ein bisschen arbeiten", die Forderung nach mehr Aufmerksamkeit/Exklusivzeit...


    An meiner eigenen Einstellung und Überzeugung muss ich sicher langfristig arbeiten. Ich stehe nämlich rational gesehen voll hinter der Berufstätigkeit, aber unterbewußt sind da sicher viele Glaubenssätze meiner Kindheit und meiner Familie, die mir im Weg stehen.
    Mehr Exklusivzeit ist sicher auch wichtig. Sie hängt sehr an ihrer kleinen Schwester, aber die Kleine fordert stark meine Aufmerksamkeit ein, während die Große dann zurücksteckt. Von daher geht Exklusivzeit wirklich nur, wenn wir z.B. getrennte Ausflüge unternehmen (ich mit der Großen, mein Mann mit der Kleinen) und das tut ihr wirklich gut.


    Also noch Mal Danke für Euere Gedankenanstöße und Erfahrungswerte!

  • Erklär ihr doch, warum du arbeiten musst, und was anders wäre, wenn du es nicht tätest.
    Das würde ja weniger Geld für euch bedeuten.

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

  • Ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass diese Aussage nichts mit deiner Arbeitszeit zu tun hat. Ich höre die auch und ich beschreib dir mal meinen Arbeitstag:


    Ich bin Freiberufler und arbeite morgens/mittags/über den Tag verteilt/wie ich dazu komme, wie mich die Kinder lassen so 2-3h, eher 2. Ich arbeite dann, wenn die beiden sowieso gerade alleine spielen wollen, weggehen, die Tür hinter sich zumachen. Wir haben es als Routine entwickelt, dass das morgens nach dem Frühstück ist für 1h und dann nochmal nach dem Mittagessen, da hören die beiden meist Hörspiel oder gucken ein Buch an und ruhen sich aus. (Das hat sich von allein entwickelt, ursprünglich hatte ich gearbeitet, während die zwei mittags schliefen) Die übrige Zeit verbringen wir aktiv zusammen. Hier geht keiner in den Kiga, alle sind Zuhause. Erst wenn die Kinder im Bett sind, arbeite ich dann die liegengebliebenen Sachen, auch nochmals so 2-3h. Ich komme also insgesamt auf eine 25h-Woche, so wie andere in TZ auch.


    Ich empfinde aus meiner Sicht, dass kaum andere Kinder so viel Zeit mit ihrer Mutter verbringen, wenn diese arbeitet. Ich denke, dass das keine subjektive Empfindung ist. Dennoch fragt mich mein Großer in letzter Zeit gehäuft, warum ich denn schon wieder arbeiten müsse.


    Also kein schlechtes Gewissen, bestimmte Dinge sind notwendig, die Kinder müssen lernen damit umzugehen und ich denke die Nachfragen sind eher interessiert als vorwurfsvoll, so auch bei dir die Vorwürfe, die vermutlich keine sind. Du arbeitest, um deinem Kind ein Leben zu bieten und nicht, um es aus deinem Leben auszusperren also kein Grund für Vorwürfe.