Spiegel-Artikel zu Job/Familie

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  • Bei meinem Ex-Arbeitgeber gabs unbefristete Verträge nur bis TvL9. Alles ab TvL10 wurde befristet, und das so lange wie möglich, unter den lustigsten Begründungen. Und das sind eben grade die Leute, die tatsächlich ne gute Ausbildung haben und sowas wie "Karriere" machen KÖNNTEN, und nicht ihr ganzes Leben Schreibkraft bleiben.

  • Glaubst du den, das sind die Leute, die nie über die Zukunft nachgedacht haben?
    Kennst du die gründe für ihre Entscheidungen?
    Schön, wenn Frau ein abgeschlossenes Studium hat. Aber ich kenne viele, die trotzdem ständig improvisieren. Kaum jemand den ich kenne arbeitet in seinem studieren Beruf, Männer und Frauen.


    Und was sind die gründe, warum alleinerziehende trotz Vollzeit so ein armutsrisiko haben?
    Vielleicht weil sie in ihrem Beruf keine Stelle bekommen, besonders mit Kind. So ist es zumindest bei denen die ich kenne.


    Ui, jetzt setze ich mich kräftig in die Nesseln, aber was solls.


    Ehrlich gesagt, glaube ich schon, dass die Leute, die Jahrzehnte durch verschiedene Studiengänge törkeln, nicht wirklich über die Zukunft nachdenken. Oder nicht produktiv. Das trifft auf die, die ich selber kenne. Das gilt nicht nur dem Studium, sondern auch der Ausbildung. Ich kannte sehr nah einen Menschen, ganz intelligent übrigens, aber stinkfaul, der 3 Ausbildungen innerhalb insgesamt etwa 10 Jahren ohne Abschluss abgebrochen hat, und jetzt im Bereich unqualifizierte Arbeitskraft arbeitet, wobei er dafür noch deutlich besser bezahlt wird, als der entsprechenden Durchschnitt, und jeden Tag darüber jammert, dass er ohne Berufsabschluss keine Chancen hat. Aber warum? Ziel- und Planlosigkeit. Ich kenne auch andere in gleicher Sutiation, aber nicht so nah. Nichtdestotrotz gut genug, um zu sehen, das das Wort Zukunft für sie nicht mehr als ein Wort ist. Ich finde auch, dass bei jungen Menschen die Eltern sehr gefragt sind. Nicht jeder Jugendliche kann die Folgen des fehlenden Berufsabschlusses wirklich überblicken.


    Bei vielen ist einfach auch das Problem, dass sie nie herausgefunden haben, was sie wirklich wollen und auch können.


    Und sorry, aber auch bei nicht Wenigen heisst das Problem einfach Durchhalten. Viele wollen sich nicht anstrengen.


    Damit will ich nicht sagen "alle". Eine junge Mutter, die Familie hat und merkt, das Studium schafft sie nicht, ist was Anderes - da würde ich aber mich auch erstmal hinsetzen und drüber nachdenken, was und wann ich dann mache - oder ob ich nach einer Pause später weiter studiere.


    Alleinerziehende, die Vollzeit arbeiten, haben nicht so ein Verarmungsrisiko. Eher die, die gezwungen sind, eine Weile auszusteigen - klar, wenn ich alleine bin und mein Kind 6 Monate alt, bin ich verarmt - ich gehe nicht arbeiten und bin somit ein Fall für Harz IV. Unabhängig von meiner Bildung und Beruf. Das hat nichts damit zu tun, dass es sich nicht lohnen würde, ein Beruf zu haben und ein Abschluss vorweisen zu können. Irgendwann ist das Kind älter, und hier hat eine Mutter mit einem Beruf bessere Wiedereinstiegschancen, als eine ohne, und bessere Verdienstaussichten, und somit bessere Zukunftsaussichten für sich wie für ihr Kind.


    Das "irgendwo" was zum Leben auftreiben, wie Du geschrieben hast, ist keine Dauerlösung. Mal Zeitungen austragen oder Aushilfsarbeiten übernehmen, kann kurz über die Runden helfen, aber für Lebenlang? Meines Erachtens keine Lösung.

  • Oh Mann. Die Lösung ist auch nicht, dass ich aus politischen Gründen meine Kinder schlecht fremdbetreuen lasse, statt mich selbst um sie zu kümmern, wenn ich das möchte.


    Und dein Mann möchte das nicht? Warum möchten nur Frauen sich um ihre Kinder kümmern?


    Kommt jetzt wieder das Argument, dass der Mann mehr verdient und deshalb die Frau zu Hause bleibt. Wo bleibt denn da die Wahlfreiheit der Frau? Frau wird dann doch gezungen zu Hause zu bleiben, weil der Mann mehr verdient.

    Liebe Grüße von junis



    "Bitte hör`nicht auf zu träumen, von einer besseren Welt!" Xavier Naidoo

  • Trotzdem stelle ich mir die Frage, was dazu führt, warum wir hier eben nicht von einem Einzelphänomen sprechen können. Die außerfamiliären Widerstände sind natürlich nicht wegzudiskutieren und müssen auf gesellschaftlicher Ebene angepackt werden. Doch die "klassische" Rollenverteilung, die einfach noch so wahnsinnig verbreitet ist, ist zunächst ja eine persönliche Entscheidung. Und gerade die führt so viele Frauen in die "Falle", die sich sicher viele so hätten nicht vorstellen können.

    Da hast du sicher Recht, das ist nicht wegzuleugnen.
    Aber was spricht dagegen, dass man sich selbst informiert, bevor man sich nach Möglichkeit bewusst für oder gegen ein Lebensmodell entscheidet?
    Es mag viele geben, das das nicht können, die die Problematik und die Langzeitfolgen nicht sehen, oder die einfach zu naiv sind - OK. Aber gerade in Zeiten des Internet mit vielen guten Infos, an die man jederzeit schnell und einfach herankommen kann, sehe ich noch viel stärker die Pflicht des einzelnen, sich zu informieren. Früher musste man sich Infos erst mühsam besorgen, heute kann es nahezu jeder, der es will.
    Von daher gibt es für mich eine eindeutige Entwicklung in der Bevölkerung zu mehr Selbstbestimmtheit und Eigenverantwortung, mit all seinen Folgen, im Guten wie im Schlechten.


    Das muss aus meiner Sicht mit einer fehlenden Sensibilisierung für die Konsequenzen zu tun haben, was wiederum auch ein gesellschaftliches Phänomen ist.

    Auch hier stimme ich Dir zu. Ich denke jedoch, dass man bestimmte Leute einfach nie erreichen wird, wie gut oder umfangreich die Aufklärung auch sein mag. Wer es gewohnt ist, dass schon alles immer gut wird, dass für ihn gesorgt wird, der weiß, dass ihm im Grunde nichts existentiell schlimmes passieren kann, der sieht sich nicht genötigt, mal an die ganz schlimmen Zeiten zu denken.
    Ich gebe zu: Ich habe noch nie Hartz IV bezogen und kann da im Grunde nicht mitreden. Ich glaube gern, dass das kein Zuckerschlecken ist, es sogar an einigen Basics mangelt und man schwer wieder rauskommt. Aber im Grunde geht es auch den Armen hier immer noch besser durch unser Sozialsystem, als in USA oder anderen Ländern ohne dieses System. Ich lasse mich da aber auch gern vom Gegenteil überzeugen, denn ich betone nochmals, dass ich eigentlich keine Ahnung von Hartz IV habe.


    Das macht die Entscheidung der Frau, ihrem beruflichen Weiterkommen keine Priorität einzuräumen, nicht mehr zu einer reinen Privatsache, weil die Gefahren, die das birgt einfach zu wenig transparent sind. Ich glaube, dass die meisten Menschen schon davon ausgehen, über echte "Lebensrisiken" schlicht automatisch informiert zu werden. Man geht einfach davon aus, dass die größten Klippen bekannt sind, was in dem Bereich aber leider nicht der Fall ist.

    Das kann ich mir gut vorstellen. Ich denke gerade an meine Schwiegermutter, die 4 Kinder im Abstand von 14 Jahren geboren hat, deren Mann nach 25 Jahren Ehe sich scheiden ließ und die heute in Altersarmut lebt. Sie würde heute sicherlich einiges anders machen als damals. Sagt sie selbst
    Aber sie sagt auch, dass sie es genossen hat, bei ihren Kindern zu sein. Sie hat es auch genossen, nicht schuften gehen zu müssen und das Geld, das ihr Gatte rangeschafft hat, ausgeben zu können.
    Sie ist sehr von Traditionen geprägt, sodass sie damals, vor knapp 50 Jahren kaum eine andere Wahl hatte. Heute ist das glücklicherweise anders. Und doch muss auch morgen jede Frau ihre Entscheidung verantworten, die sie heute getroffen hat. Das ist ja beim Impfen, etc. nicht anders.
    Und da finde ich eben, dass es in dieser Gesellschaft nicht nur Vorteile des Sozialsystems gibt, sondern auch Nachteile.
    Der Vorteil ist klar, dass man in seinen existentiellen Bedürfnissen abgesichert ist, auch wenn man vom Partner verlassen wird, er stirbt oder man seinen Job verliert oder lange krank ist. Das soll auch so bleiben!
    Aber der Nachteil ist in meinen Augen, dass man durch das Wissen, dass dieses Sozialsystem da ist und im Notfall greift, zu wenig gefordert ist, sich selbst Gedanken auch für die Zukunft zu machen "unter der Brücke werde ich schon nicht schlafen müssen und was zu essen bekomme ich auch, auch wenn es nicht immer frisches Obst ist".


    Vielleicht geht hier gleich der Sturm der Entrüstung los, da ich so ahnungslos bin und die Dinge völlig falsch einschätze, ohne jeglich fundiertes Wissen oder eigene Erfahrungen zu haben. Ich lasse mich da gerne belehren.
    Aber mein Eindruck ist, dass ein zu generöses Sozialsystem die Unselbstständigkeit des einzelnen fördert. Ich habe das auch schon in anderen Ländern vergleichen können - wer sich nur auf den Staat verlässt, ist eher (nicht pauschal !!!) weniger eigenverantwortlich.


    Und jetzt darf getuppert werden... #tuppern


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Armut wäre manchmal auch ein selbstgewähltes oder nicht als Manko empfundenes Schicksal, in diesem Kontext einordnen soll.

    das musst du ja auch gar nicht, denn das habe ich nicht geschrieben.


    ich schrieb, dass es subjektiv ist, was jemand als armut empfindet. der eine empfindet sich als arm, wenn er - überspitzt formuliert - nicht 3x im jahr eine flugreise machen kann.
    der andere lebt knapp über harz 4 und fühlt sich nicht sonderlich beeinträchtigt, - weil er eben andere prioritäten hat.



    jetzt mal ein extremes extrembeispiel - nur zur verdeutlichung, hat nichts mit dem eigentlichen thema zu tun - es gibt einen nonnenorden, dessen mitglieder sich selbst verpflichten freiwillig so zu leben, wie die ärmsten der welt.


    die leben mir 3 schwestern in einem zimmer. haben ein bett. aber kein elektrisches nachtlicht - denn das haben die ärmsten auf dieser welt auch nicht. das bett scheint wohl ein zugeständnis zu sein.
    sie arbeiten den ganzen tag, freizeit ist abends vor dem schlafen noch 10 min bei kerzenlicht bibel lesen.


    ABER (knackpunkt): => sie empfinden sich nicht als *arm*. weil ihnen weltliche güter nichts bedeuten.


    das funktioniert so natürlich nur, wenn es freiwillig gewählt ist und hat mit der situation alleinerziehender nichts zu tun.

    Denn ja, natürlich gibt es die glücklichen Menschen, die auch bewusst dem Konsum entsagen. Und Menschen, die problemlos mit einem niedrigeren Lebensstandard klarkommen. Das ist in diesem Zusammenhang allerdings irrelevant.

    nein, ist es nicht.


    wenn frau sich überlegt, dass sie a) in ihren erlernten beruf nicht zurückwill, weil sie entweder vor der babypause gemerkt hat, dass der doch ncihts für sie ist oder b) sie einfach jetzt mit kind ihren lebensmittelpunkt da nicht mehr sieht, sondern c) ihre neue passion im vollblut-mutter-sein entdeckt hat und glücklich und zufriden ist, mit den kindern plätzchen zu backen, das haus jahreszeitlich zu dekorieren und zwischendurch klamotten zu nähen und d) sehr wohl weiß, dass das mit der rückkehr in den alten bruf nichts wird und ihre rente mager aussieht, wenn sie sich nicht zeitig umorientiert und überhaupt sie doof dasteht, wenn die partnerschaft auseinandergeht.


    aber sich eben trotzdem entscheidet, dass sie *jetzt* so leben will, dass sie das umsetzt, was ihr *jetzt* wichtig ist. in dem bewusstsein, dass sie im falle des falles womöglich auf harz 4 angewiesen sein würde - wenn auch vermutlich nur vorübergehend - und dass ihr lebensstandart - und der ihrer kinder - vermutlich deutlich unter dem liegt, was sie derzeit hat UND das für sie kein horrorszenarium ist, sondern unter herausforderungen des lebens fällt, die dann gemeistert werden, wenn sie eintreten - dann wird sie diese auch meistern, wenn sie eintritt.


    dann ist sie nicht in der babypause zu blöd gewesen, an die zukunft zu denken, weil sie hormongesteuert einem biedermeier trend erlegen ist.


    dann hat sie einfach ein anderes lebensmodell, mit anderen idealen und prioritäten verfolgt.


    und dazu hat sie das recht, weil das hier ein freies land ist und niemand das recht hat druck aufzubauen, man müsse aber so-und-so-viele stunden teilzeit arbeiten, weil das das einzig vernünftige lebensmodell ist und überhaupt ist es unemanzipiert bei den kindern zu hause zu bleiben, das tun nur vertrottelte, hormongesteuerte muttis von gestern. die moderne frau ist nämlich von allem total unabhängig. oder bildet sich das wenigstens ein.


    und genau das suggeriert der artikel - forderung nach 32 WS als vollzeit hin oder her.


    ich habe übrigens mal überlegt. ich kenne in der tat keine alleinerziehende, die dauerhaft auf harz 4 angewiesen war. übergangsweise ja - aber dann haben alle irgendwelche fortbildungen gemacht, sich neu orientiert und sind - zum teil über kleine und nicht sehr tolle jobs - *irgendwann* beim IRGENDWO angekommen.


    die eine verdient nicht viel, aber hat immerhin mehr als zu harz 4 zeiten - eine andere verdient mittlerweile recht gut. die anderen sind irgendwo dazwischen.


    ich muss sie mal konkret fragen, ob sie die zeit bereuen, die sie "nur" mit ihren kindern verbracht haben - aber ich vermute, nein.

    Und warum glaubst du, dass ich nicht über die konkrete Situation von AE hinausschauen kann?

    ich weiß nicht, ob du es nicht *kannst* oder nicht *willst*. schrib ich auch weiter oben. dass es eins von beidem sein muss, schließe ich daraus, dass du es nicht tust. #weissnicht


    Und dein Mann möchte das nicht? Warum möchten nur Frauen sich um ihre Kinder kümmern?

    mein mann hat nach dem ersten jahr mit dem großen allein zu haus (es war sein zweites lebensjahr) für sich festgestellt, dass er das leben mit (klein-)kind zuhause nicht erfüllend findet und gerne eine umschulung machen möchte.


    aber wir haben ja schon festgestellt: es liegt daran, dass er sich keine hobbies wie stricken, ikebana oder wengistens holzspielzeuge schnitzen zugelegt hat.


    sind es vielleicht am ende die hormone?



    BTW habe ich gerade meinen mann gefragt. er ist noch nie von irgendwem darauf angesprochen worden, wie es mit seiner rente aussieht, wo er doch jetzt nur einen minijob hat.
    als ich ihn fragte, wie es ihm damit geht, dass er so abhängig von mir ist und was er machen würde, wenn wir uns jetzt scheiden ließen meinte er: "ich verklage dich auf rentenausgleich!"


    das könnten natürlich frauen auch einfach tun.

    Denn Gott in seiner Weisheit hat es den Menschen unmöglich gemacht, mit Hilfe ihrer eigenen Weisheit Gott zu erkennen.
    Stattdessen beschloss er, alle zu retten, die einer scheinbar so unsinnigen Botschaft glauben. 1 Kor 1,21


  • ...
    BTW habe ich gerade meinen mann gefragt. er ist noch nie von irgendwem darauf angesprochen worden, wie es mit seiner rente aussieht, wo er doch jetzt nur einen minijob hat.
    als ich ihn fragte, wie es ihm damit geht, dass er so abhängig von mir ist und was er machen würde, wenn wir uns jetzt scheiden ließen meinte er: "ich verklage dich auf rentenausgleich!"


    das könnten natürlich frauen auch einfach tun.


    Na dann verarmen beide. Das geht nur, wenn einer wirklich wirklich viel verdient und eine große Rente haben wird. Bei 2000 Euro Rente reicht es nicht für 2 getrennte Haushalte - nur wenn einer oder beide Immobilien haben, die bereits bezahlt sind. Reicht Dein Gehalt dafür, eine ganze Familie zu unterhalten und Immobilie zu bezahlen? Sodass ihr in der Rente keine Miete zu zahlen habt? Wenn nicht, wird es auch zusammen nicht so einfach, und getrennt schon ganz knapp.

  • Dein Gehalt dafür, eine ganze Familie zu unterhalten und Immobilie zu bezahlen? Sodass ihr in der Rente keine Miete zu zahlen habt?

    das geht nur meinen mann und mich was an.

    Denn Gott in seiner Weisheit hat es den Menschen unmöglich gemacht, mit Hilfe ihrer eigenen Weisheit Gott zu erkennen.
    Stattdessen beschloss er, alle zu retten, die einer scheinbar so unsinnigen Botschaft glauben. 1 Kor 1,21

  • Junis: während ich den Höhepunkt meiner Karriere bereits erreicht habe, steht mein Mann am Anfang seines Berufslebens.


    Und ja tatsächlich: es gibt Menschen, die finden es NICHT erfüllend, bei den Kindern zuhause zu sein.
    Zu denen gehört mein Mann.

    Süsskram aus den Jahren 2009 und 2012 <3

    • Offizieller Beitrag

    Sich Gedanken um das mögliche Scheidungsrisiko zu machen bedeutet doch nicht, dass man der Ehe von vornherein keine Chance einräumt?
    Im Gegenteil, ich finde gerade weil man sich aktiv auch mit den möglichen unschönen Seiten auseinandersetzt, anstatt sich romantisierten Vorstellungen von absoluter Treue, immerwährender Liebe und perfekter Konfliktlösung hinzugeben, hebt man die Ehe doch auf eine Ebene, wo man zeigt, dass man sie absolut ernst nimmt.
    Dass der Gedanke an ein Ende der eigenen Ehe natürlich persönlich betrachtet kein angenehmer ist, keine Frage. Aber da muss man halt abstrahieren können. Menschen können sich ändern, Umstände können sich ändern, Gefühle können sich ändern.


    Wenn ich eine Haftpflicht abschließe, dann ja auch nicht in der Vermutung dass ich morgen fahrlässig die Bude eines anderen abfackeln werde - sondern rein aus der theoretischen Überlegung heraus, dass ich mir einen etwaigen Schadensfall einfach nicht leisten kann und dass es ein bestimmtes statistisches Risiko gibt, dass dieser Schadensfall eintreten kann.


    Bei der nüchternen Betrachtung von Scheidungsrisiken gilt imho das gleiche: Kann ich mir eine Scheidung mit all den finanziellen (und auch emotionalen) Beeinträchtigungen "leisten"? Und wenn nein, was muss ich jetzt ändern, um es doch zu tun?
    Und in Anbetracht der Tatsache, wie wenige Leute sich einen Ehevertrag zulegen und wie die Situation von alleinstehenden geschiedenen Frauen gerade auch im Alter so aussieht, muss man leider sagen, dass ein Großteil der Leute es nicht wirklich tut. Sich damit zu beschäftigen heißt halt nicht, sich ein wenig kurz zu überlegen, wie das mal aussehen könnte sondern sich konkret Zeit zu nehmen und die Rechtslage anzusehen, sich ggf. anwaltliche Beratung dazu zu leisten und einen konkreten Finanz- oder Vorsorgeplan zu erstellen. Sich konkret schlau zu machen, wie welcher berufliche Einstieg wieder gelingen kann.
    Sich auf späteres Hartz4 zu verlassen finde ich einfach nur fahrlässig. Und im Hinblick auf das Rollenbild, was man seinen Kindern vorlebt, auch alles andere als verantwortungsvoll.


    Und ja, so eine konkrete Vorsorge und Zukunftsplanung machen einfach noch zu wenige der Elternteile, die aufgrund der Kinder auf die Schaffung bzw. Weiterverfolgung einer soliden Berufsgrundlage verzichten (und solange man eben kein Vermögen andernweitig zur Verfügung hat, bleibt halt ein vernünftiger Job die Einnahmequelle #1).

  • Und ja tatsächlich: es gibt Menschen, die finden es NICHT erfüllend, bei den Kindern zuhause zu sein.
    Zu denen gehört mein Mann.

    Aber warum ist das so? Wenn man jetzt alles andere weglassen würde. Warum wollen mehr Männer als Frauen nicht zu Hause bleiben? Für Männer könnte es doch auch erfüllend sein: Zu sehen, wie die Kinder größer werden. Mit ihnen Fußball spielen, schwimmen gehen, angeln, wandern,... Ihnen bei den Hausaufgaben helfen. Gemeinsam kochen. ...

    Liebe Grüße von junis



    "Bitte hör`nicht auf zu träumen, von einer besseren Welt!" Xavier Naidoo

  • Und ja tatsächlich: es gibt Menschen, die finden es NICHT erfüllend, bei den Kindern zuhause zu sein.

    Es gibt sogar MÜTTER, auf die das kurz-, mittel- oder langfristig zutrifft.
    Und für die ist es dann sehr schade, wenn sie, sobald sie wieder ins Berufsleben zurückkehren wollen, feststellen, dass sie gar nicht oder nur unter sehr schlechten Bedingungen wieder eine Berufstätigkeit aufnehmen können.


    Und übrigens: Das wir hier in Deutschland immer sagen können: zur Not lebe ich halt von Hartz 4, das geht schon auch irgendwie, ist ein absoluter Luxus des deutschen Sozialsystems! Annie schrieb es ja bereits, dass diese trügerische "Sicherheit" vielleicht auch dazu beiträgt, Entscheidungen zu treffen, die man ohne diese minimale Absicherung nicht in Betracht zöge. Es ist sicher berechtigt, dass es diese Absicherung gibt, aber ich persönlich würde mich da nie darauf verlassen wollen, sondern in jeder Situation anstreben, auf eigenen Beinen stehen zu können. Es ist mir wichtig, zu wissen, dass ich, solange ich meinen Beruf ausüben kann, auch einigermaßen alleine für meine Kinder sorgen könnte (es gibt ja nicht nur die "Gefahr" Scheidung, sondern auch Dinge wie Unfall/Krankheit/Berufsunfähigkeit/Tod des Partners, die zu einer Alleinverdienersituation der Frau führen können).

    • Offizieller Beitrag

    Danke! So klar hätte ich das nicht formulieren können, unterschreibe aber jedes Wort!

    aber sich eben trotzdem entscheidet, dass sie *jetzt* so leben will, dass sie das umsetzt, was ihr *jetzt* wichtig ist. in dem bewusstsein, dass sie im falle des falles womöglich auf harz 4 angewiesen sein würde - wenn auch vermutlich nur vorübergehend - und dass ihr lebensstandart - und der ihrer kinder - vermutlich deutlich unter dem liegt, was sie derzeit hat UND das für sie kein horrorszenarium ist, sondern unter herausforderungen des lebens fällt, die dann gemeistert werden, wenn sie eintreten - dann wird sie diese auch meistern, wenn sie eintritt.


    dann ist sie nicht in der babypause zu blöd gewesen, an die zukunft zu denken, weil sie hormongesteuert einem biedermeier trend erlegen ist.


    dann hat sie einfach ein anderes lebensmodell, mit anderen idealen und prioritäten verfolgt.

    Ich kann nicht glauben, dass sich das ein relevanter Anteil der Frauen, die dann in der Situation landen, vorher bewusst gemacht hat! Das ein kleiner Prozentsatz das tut, ok, möglich. Aber über ein Drittel aller AE sind auf ALG2 angewiesen! Anzunehmen, dass ein Großteil von ihnen sehenden Auges in die Situation gerutscht ist, nä, das kann doch keiner wirklich annehmen.
    Btw. könnte man das selbst dann nicht hinnehmen, wenn alle Frauen diese Weg aus freien Stücken gut informiert und entschlossen gehen. Denn das kann sich nunmal keine Gesellschaft leisten. Gilt auch für die Altersarmut in die das dann führt.


    ich weiß nicht, ob du es nicht *kannst* oder nicht *willst*. schrib ich auch weiter oben. dass es eins von beidem sein muss, schließe ich daraus, dass du es nicht tust.

    Spätestens ab hier fühle ich mich tatsächlich persönlich beleidigt von dir! Es ist echt ziemlich dreist, das zu behaupten. Meine Haltung hat nichts mit meiner Situation zu tun, ich hätte vor einem, zwei oder drei Jahren genau dasselbe geschrieben! In diesem Strang diskutiere ich seitenweise mit ohne auch nur in die nähe einer AE-Thematik zu kommen. DAS finde ich echt unverschämt und zwar ganz persönlich.....

  • Zitat von »Lavendula2012«
    Wenn ich in meinem Beruf 30 Stunden in der Woche arbeiten gehen würde, wären meine Kraftreserven dort komplett aufgebraucht und meine Familie käme definitiv zu kurz, von mir ganz zu schweigen. Dabei mache ich meinen Beruf sehr gern und fühle mich wohl auf Arbeit (wenn ich nicht gerade in Elternzeit bin)


    Warum ist das so?
    Wäre das auch so, wenn Dein Partner auch 30 (32) h arbeiten würde und Ihr Euch Haushalt und Kind(er) zu gleichen Teilen widmen würdet?


    Nein, ich arbeite in der Seniorenbetreuung und hätte bei einer 30h Woche einfach keine Kraft mehr mich meiner Familie überhaupt noch probat zu witmen, unabhängig davon wieviel Arbeit zu Hause schon erledigt wäre. Dann bräuchte ich nur noch meine Ruhe für mich alleine.
    Ich nutze meine Kraft aber sehr gern auch für meine Familie ;)

  • Ich habe ja den Eindruck, wir schreiben ganz schön aneinander vorbei. #gruebel


    Anscheinend kennen auch einige hier ganz andere Menschen als ich.
    Ich kenne hier sehr viele Alleinerziehende (ich habe den Eindruck, Heiraten ist eine aussterbende Mode). Einige haben mal (kurzfristig) Harz4, meist wenn das Kind noch recht klein ist.
    Aber ALLE machen sich Gedanken um ihre berufliche Perspektive! Oft machen sie ein Studium oder eine Ausbildung, um dann später voran zu kommen.


    Glaubt ihr wirklich, eine gut ausgebildete Frau mit super bezahltem Job hört einfach so auf, ohne sich Gedanken zu machen??
    Möglicherweise bindet sie euch nur nicht alle ihre Gründe auf die Nase. Das ist ja auch sehr persönlich.


    Und das Armutsrisiko von Alleinerziehenden liegt meines Erachtens an der Wirtschaft.
    Die gut ausgebildeten mit super Job werden selten da rein rutschen. Aber die Krankenschwester, die nur Nacht- und Wochendenddienste angeboten bekommt. Wie soll sie von ihrem Verdienst noch einen Babysitter für die Zeit bezahlen (falls sie das wollte)?
    Sie bewirbt sich halt immer weiter und wird derweil bei einer Zeitarbeitsfirma ausgebeutet.

  • BTW habe ich gerade meinen mann gefragt. er ist noch nie von irgendwem darauf angesprochen worden, wie es mit seiner rente aussieht, wo er doch jetzt nur einen minijob hat.
    als ich ihn fragte, wie es ihm damit geht, dass er so abhängig von mir ist und was er machen würde, wenn wir uns jetzt scheiden ließen meinte er: "ich verklage dich auf rentenausgleich!"


    das könnten natürlich frauen auch einfach tun.


    Meines Wissens nach passiert der Rentenausgleich bei Scheidung im Regelfall automatisch, da braucht es keinen gesonderten Antrag oder eine gesonderte Klage. Dass dennoch viele Frauen von Altersarmut betroffen sind, dürfte also nicht daran liegen, dass Frauen anders als Männer ihren Ex-Ehepartner nicht "auf Rentenausgleich verklagen".

  • Dass der Gedanke an ein Ende der eigenen Ehe natürlich persönlich betrachtet kein angenehmer ist, keine Frage. Aber da muss man halt abstrahieren können. Menschen können sich ändern, Umstände können sich ändern, Gefühle können sich ändern.

    ich finde es aber schon bezeichnend, zu porpagieren, sich mit dem ende der ehe auseinanderzusetzen.


    wäre es nicht wesentlich zielführender, man würde sich zur eheschließung einen paartherapeuten augucken, mit dem beide können?


    weil man eben nicht gleich das komplette scheitern der ehe in betracht zieht, sondern erstmal (realistisch) davon ausgeht, dass man mal eheprobleme bekommen wird? und dann gewillt ist, daran zu arbeiten? in einer konfliktsituation erst einen therapeuten zu finden, der beiden genehm ist, ist sicher nicht so einfach.


    wär doch schlau, den moderator schon an der hand zu haben, mit dem beide können.


    ich kann allerdings auch nichts anfangen mit der haltung "wir heiraten jetzt mal und bleiben so lange zusammen, wies eben passt. wenn wir lieber wieder unser eigenes ding machen wollen, dann trennen wir uns eben wieder".

    Aber warum ist das so? Wenn man jetzt alles andere weglassen würde. Warum wollen mehr Männer als Frauen nicht zu Hause bleiben? Für Männer könnte es doch auch erfüllend sein: Zu sehen, wie die Kinder größer werden. Mit ihnen Fußball spielen, schwimmen gehen, angeln, wandern,... Ihnen bei den Hausaufgaben helfen. Gemeinsam kochen. ...

    *möglicherweise* sind die interessen bei männlein und weiblein eben doch nicht so vollkommen gleichv erteilt, wie uns das gender mainstreaming klar machen möchte.
    *möglicherweise* prägen sich die hormone spätestens in der elternphase eben doch unterschiedlich aus.
    *möglicherweise* sind männer und frauen - unterm strich, nicht jedes individuum - eben doch irgendwie unterschiedlich. ohne sich an rollenklischees aufzuhängen. ausnahmen bestätigen die regel.


    Ich kann nicht glauben, dass sich das ein relevanter Anteil der Frauen, die dann in der Situation landen, vorher bewusst gemacht hat! Das ein kleiner Prozentsatz das tut, ok, möglich.

    über den prozentsatz sprach ich nicht. mir ging es um das prinzip.


    und der artikel zielt IMo schon darauf ab, dass sich möglichst viele frauen den schuh anziehen, dass ihr lebensmodell inakzeptabel ist, weil es nicht dem mainstream entspricht. unmodern ist. und rückständig. und irgendwie lächerlich. dass sie als frau nur etwas zählen in dieser gesellschaft, wenn sie mindestens teilzeit arbeiten.


    ich glaube nicht daran, dass es in dieser diskussion um den puren altruismus und sorge um die altersversorgung der vollzeitmütter geht.


    das ist eine gesellschafts und rollenbilddiskussion.


    die moderne frau von heute hat gefälligst teilzeit zu arbeiten. sonst verstärkt sie das klischeebild der 50er jahre und hält den fortschritt der emanzipation auf.


    wer kennt eigentlich eine feministin mit kindern? mir fällt grad keine ein. gibts die?


    Aber über ein Drittel aller AE sind auf ALG2 angewiesen! Anzunehmen, dass ein Großteil von ihnen sehenden Auges in die Situation gerutscht ist, nä, das kann doch keiner wirklich annehmen.

    das habe ich auch nicht behauptet.

    Spätestens ab hier fühle ich mich tatsächlich persönlich beleidigt von dir! Es ist echt ziemlich dreist, das zu behaupten. Meine Haltung hat nichts mit meiner Situation zu tun, ich hätte vor einem, zwei oder drei Jahren genau dasselbe geschrieben!

    was hat es mit deiner situation zu tun, dass du immer wieder an den
    allerinerziehenden mit alg 2 kleben bleibst? ich weiß nicht, warum du
    das tust. aber seit du das aufgebracht hast, als ultimatives argument,
    warum es für jede frau sinnvoll sein muss, mindestens teilzeit zu
    arbeiten, kommst du immer wieder damit an.


    siehe absatz direkt hier drüber.

    Und das Armutsrisiko von Alleinerziehenden liegt meines Erachtens an der Wirtschaft.

    genau das denke ich auch. alleinerziehende kriegen die volle breitseite der elternfeindlichkeit der arbeitgeber zu spüren.


    der ideale angestellte ist mindesten 6/7 tagen mindestens 20/24 stunden total flexibel, nie krank und bereit quer durch die republik zu ziehen.
    da können eltern nicht mithalten. und alleinerziehende noch weniger.

    Denn Gott in seiner Weisheit hat es den Menschen unmöglich gemacht, mit Hilfe ihrer eigenen Weisheit Gott zu erkennen.
    Stattdessen beschloss er, alle zu retten, die einer scheinbar so unsinnigen Botschaft glauben. 1 Kor 1,21

  • wer kennt eigentlich eine feministin mit kindern? mir fällt grad keine ein. gibts die?


    Hier! #bitte


    Okay, nicht KindER, sondern nur ein Kind, aber weiterer Kinderwunsch, zählt das auch?

    Zum Thema: Ich arbeite in einem klassischen Männerberuf und ich finde es großartig, dass hier die ersten jungen Männer auftauchen, die nicht 24/7 verfügbar sind, weil sie Familie haben, die in Elternzeit gehen und Teilzeit arbeiten. Hallelujah! Die leisten der Gleichberechtigung Vorschub, weil sie zeigen, dass Männer auch ein Ausfallrisiko wegen der Kinder haben. Und natürlich ist das in einem hochqualifizierten, gut bezahlten Job wesentlich einfacher als für den Monteur auf der Baustelle, der jede Woche woanders auf Montage ist.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)