Manna, du scheinst da aber ein recht kooperatives, verstaendnisvolles Kind zu haben. Aber nicht alle Kinder sind so. Wenn ich hier meine Kinder so viel mitbestimmen lassen würde, dann würden sie nach kürzester Zeit mir sagen was ich tun und lassen soll. Den ganzen Tag. Ich muss hier immer aufpassen meinen Rang als Chefin nicht zu verlieren...
Ich war als Kind so wie dein Kind. Meine Schwester war eher so wie meine Kinder. Und das obwohl wir relativ gleich erzogen wurden. Es hat eben nicht immer etwas mit der Erziehung/dem Umgang zu tun, sondern hängt von der Persoenlichkeit des Kindes ab.
Das glaube ich gerne bzw. ich gestehe auch ein, dass ich das nicht wirklich beurteilen kann. Als Ein-Kind-Mutter habe ich ja nu wirklich einen nur sehr begrenzten Erfahrungsschatz. Obwohl ich vom Grundsatz her denke (wie gesagt, nur in der Theorie), dass man auf besonders "starke" Kinder gerade erst recht besonders nachgiebig reagieren sollte, weil es sonst unweigerlich in einem Machtkampf ausartet. Ich fühle mich eh nicht wie eine "Chefin"und will das auch gar nicht sein. Ich übernehme je nach Situation und nach außen hin die Verantwortung, das schon. Und ich versuche vor allem meine eigenen Grenzen zu wahren, und zwar so deutlich wie möglich und nötig. Es gibt bestimmte Lebenbereiche, da habe ich das sagen und meine Tochter kein Mitspracherecht. Gibt sogar Bereiche, da hat selbst mein Mann kein Mitspracherecht. Aber deshalb empfinde ich mich noch lange nicht als "Chefin". Ich bin generell ein sehr entscheidungsunwilliger Mensch und habe schon sehr früh aus Bequemlichkeit oder auch aus einer gewissen Unfähigkeit heraus angefangen, meiner Tochter Entscheidungen zu überlassen, die ich selbst nicht treffen wollte oder konnte. Das eine oder andere mal ging das auch schief, weil ich sie damit überfordert hatte. Aber im Großen und Ganzen habe ich das Gefühl, dass sie von dieser relativ großen Entscheidungsfreiheit letztlich profitiert hat und sehr kompetent und verantwortungsvoll geworden ist.
Stimmt schon, das funktioniert nicht bei jedem Kind in gleichem Maße und schon gar nicht, wenn man nach 5 Jahren von einem Tag auf den anderen den Schalter umlegt. Eigenverantwortung ist ein jahrelanger Reifungsprozess. Wie gesagt, ich habe für meinen Teil eben nur den Eindruck, dass meine Tochter deshalb so verständnisvoll und kooperativ ist, weil sie auch uns als Eltern umgekehrt als sehr verständnisvoll und kooperativ erlebt. Bei uns gilt eben das "Eine Hand wäscht die andere" Prinzip, wir verstehen uns als Team und nicht als Eltern mit Kind.
Vielleicht sind meine Eindrücke aber grad auch ein bisschen verklärt, weil wir wirklich einen ganz tollen und sehr harmonischen Urlaub zusammen verbracht haben. Mal gucken, wie schnell mich der Alltag wieder einholt und ich meine ganz normale 5-jährige Trotz-Ziege wieder zurück habe ...
Edit: Um Missverständnissen vorzubeugen: Nein, ich behandle meine Tochter nicht wie eine Miniatur-Erwachsene oder ein gleichwertiger Partner, sondern schon immer noch wie ein Kind, was sie ja auch ist und sein darf und sein soll. Und es gibt auch bei uns Regeln, die die Eltern aufstellen und die auch nicht verhandelbar sind. Ich gebe mir einfach Mühe, ein gesundes Gleichgewicht aus notwendiger Autorität und Eigenverantwortung hinzubekommen.
Und @flughexe: Auch ich sehe mich einem Wutanfall in der Öffentlichkeit hilflos gegenüber, vor allem wenn das Kind nicht mehr ansprechbar ist und auf Tröstversuche und Alternativ-Angebote nicht mehr reagiert. Ich versuche meiner Tochter im Nachhinein Feedback zu geben, warum mir ihr Verhalten nicht gepasst hat und wie ich mich dabei gefühlt habe. Möglichst wertfrei, aber ich bin auch nur ein Mensch und reagiere dann auch manchmal beleidigt und trotzig. Aber es hilft, wenn man das weiß und wo es herkommt und dass ich für meine eigenen Gefühle immer noch selbst verantwortlich bin und nicht meine Tochter ...