Unbegründete Ängste - Schwierigkeiten Loszulassen

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  • Hallo,


    es ist ganz willkürlich passiert, dass ich nun hier schreibe. Ich habe mich wollen für den neuen Rabenflohmarkt registrieren lassen und wurde nett darauf hingewiesen, dass ich doch öfter mal wieder aktiv sein könnte. Das stimmt, ich hab mich immer sehr wohl gefühlt hier. Wenn ich aber mal online war in der letzten Zeit habe ich nur gelesen.


    Nun aber zu meinem Problem. Ich hoffe auch, dass ich hier richtig bin..


    Durch das Schmökern hier, stieß ich auf das Forum "Trauer um Kinder" - da kam ein Thema nun wieder hoch, dass ich vor einigen Monaten mit meinem Mann schon ausführlich besprochen hatte udn damit auch irgendwie umgehen konnte.


    Eine gute Bekannte hatte einen Sohn im Alter meines Sohnes, diesem kleinen Zwerg wurde mit ca 3,5 Jahren Leukämie diagnostiziert. Sie haben so sehr gekämpft. Ich kann mich an Gespräche erinnern, wo der kleine Mann zu seiner Mama sagte, dass sie nicht traurig sein soll, wenn er stirbt. Er habe keine Angst, er habe nur Angst, dass sie dann nicht mehr lachen würde, wo sie doch so ein wunderbares _Lachen hätte... dinge wie diese gingen mir sehr an die substanz. Wollte ich aber doch diese gute Bekannte, wenn auch keine so enge Freundin, nicht abweisen, wenn wir uns mal trafen und sie das Bedürfnis hatte zu reden.


    ... Der kleine Mann ist nun vor ca. 6 Monaten gestorben. Lange gekämpft und doch verloren...


    Das geht mir so nach. Ich schaue meinen Sohn an und fange an zu heulen. STelle mir (ich weiß das ist dumm!) vor, was wäre wenn er nicht mehr da wäre... ich heule und heule.


    die Folge dessen ist, ich kann ihn nicht loslassen. Selten ohne ihn weggehen, und ist es auch nur kurz. Immer habe ich Angst es könnte was passieren, Angst ihn nicht mehr wieder zu sehen.


    mit meinem Mann kann ich darüber nicht wirklich sprechen. Er ist zu rational für sowas.


    Mein Sohn spiegelt mich aber... Er mag nicht wenn ich weggehe und heult dann ganz bitterlich. Er hätte mich doch so lieb und ich solle doch hier bleiben...
    genaus im Kindergarten. Abgeben ist das schon schwer und nicht selten weine ich im Auto noch bevor ich losfahren kann..


    Ich kann damit nicht umgehen. Immer denk ich an den kleinen Bub, wie er lachte, die zwei zusammen spielten...und dann kommen automisch diese Horrorgedanken, dass mein Mäusekind nicht mehr da ist. ich hole ihn nachts zu mir ins bett. Gut er schläft eh m it seinem BEtt neben meinem Aber ich hol ihn rauf zu mir um ihm ganz nah zu sein. So kann ich natürlich nicht richtig schlafen. Er ist mittlerweile fünf und braucht schon Platz. wenn ich mal schlafe, träume ich ganz furchtbar und wache ständig tränenüberströmt auf. Auch jetzt grad fliesen die Tränen.


    ich weiß einfach nicht, wie ich das bewältigen soll. Und vor allem denk ich, ich mach mich total lächerlich. MEIN KIND IST GESUND!!! was will ich also. ich steigere mich da so sehr rein, dass ist nicht mehr schön...


    ....

  • Hallo,


    fühl Dich erstmal gedrückt.


    Ich kann das sehr gut nachempfinden bzw in Teilen geht es mir ähnlich. Ich bin auch jemand, der Angst vor solchen schlimmen Schicksalsschlägen hat und sich da die fruchtbarsten Dinge vorstellen kann, obwohl es dafür faktisch derzeit keine Grundlage gibt.


    Durch die Geburt unseres Sohnes vor gut 3 Jahren hat sich für mich vieles verändert. Ich war zuvor immer sehr viel allein, weil unsere Familien weit weg wohnen und mein Mann wochentags viel unterwegs war und die Wochenenden meistens mit seinem Sohn aus einer anderen Beziehung bei seinen Eltern verbracht hat. Als dann unser gemeinsamer Sohn da war, war ich plötzlich nicht mehr allein und ich genieße die Zeit umso mehr mit ihm. Zudem empfinde ich es unglaublich verletzend wenn dann Familienmitglieder versuchen, da rein zu grätschen. Damit kann ich überhaupt nicht umgehen, weil ich es schlichtweg doof oder sogar unverschämt finde, dass ich dann wieder alleine bleiben soll. Natürlich ist es auch mal schön, Zeit für sich zu haben, aber ich hatte in den letzten Jahren so viel Zeit für mich, dass ich die Zeit mit unserem Sohn wirklich genieße. Zumal meine Eltern wie auch meine Schwiegereltern die Tendenz haben, dem Kind immer vermitteln zu wollen, dass wir als Eltern eh alles falsch machen, dass der Junge bei ihnen besser aufgehoben wäre usw. Es fällt ihnen unglaublich schwer zu akzeptieren, dass wir erwachsen sind und unsere Vorstellungen von Erziehung durchziehen - auch ohne ihr Einverständnis als Großeltern. Und das alles sorgt unterm Strich dafür, dass ich mich meinem Sohn umso stärker verbunden fühle und mich noch schwerer von ihm trennen kann. Zumindest eben wenn er zu Menschen soll, die mich als seine Mutter nicht anerkennen.


    Ich kann also sehr gut nachempfinden, dass Du Dich Deinem Sohn so sehr verbunden fühlst. Wie man das lockerer sehen kann, das weiß ich nicht.

    Sternenkind 11/2004 #kerze
    Junge 10/2010 #herz
    Junge 8/2013 #herz
    Sternenkind 9/2015 #kerze

  • danke für deine worte.


    es tut gut zu wissen, dass man verstanden wird, bzw. jemand sich in einen hineinfühlen kann.


    Wir hatten einen schweren Start. Not-KS nach über 29 Stunden (geburtstillstand - heute weiß ich, dass Verwacshungen von Endometriose ihm den Weg versperrten und nicht möglich machten sich zu senken) - dann war er knapp drei tage auf der Babyintensiv auf der Stsation gegenüber. Ich musste mir am dritten Tag mein Kind erkämpfen. Soviele hatten ihn vor mir auf dem ARm, während ich ihn nur von einem Foto kannte, weil es mir noch nicht gut genug ging aufzustehen.


    Tragen und Stillen (was ja angeblich nie möglich gewesen wäre lt der Schwestern da) schweisten uns sehr zusammen. Wir sind lzs (er hat sich mit 38 monaten selbst abgestillt) und haben ausschließlich getragen. er lies sich kaum bis nie ablegen, somit verbrachte er überwiegend die Babyzeit im Tuch. Genau deswegen musste ich auch kämpfen. Ich verwöhne ihn ja und weil er ja auch immer gleich gestillt würde blabla... und familienbett ist sowieso so schlimm...


    Wir schwammen schon immer gegen den Strom.


    Es hat uns wirklich zu einem besonderen Team gemacht und wir beide fühlen ganz genau, wann es dem anderen schlecht geht, egal wo der grad ist. Das ist wirklich schön. Macht es aber mit dieser Situation umso schwerer. Ich kann dabei nicht klar denken... verliere mich in diesem hypochondrischen Schmerz...


    Das tut mir nicht gut. Es kommt meist nur hoch wenn wir allein sind oder nachts.

  • Also wie gesagt, bei uns ist es der Umstand, dass ich immer viel allein war und es alle für selbstverständlich hielten, dass ich damit klar komme. Bin ich unterm Strich ja auch, aber schön fand ich es nicht und es hat mich immer sehr verletzt, dass sich über mich da nie sonderlich jemand Gedanken gemacht hat. Ähnlich ist es eben jetzt auch, dass man meint, ich müsse ihn nun rumreichen und wie ich das finde, da fragt dann gar niemand nach.


    Gestillt haben wir auch volle zwei Jahre und er schläft in seinem Bett bei uns im Zimmer. Und wie Du auch beschreibst, uns verbindet auch ein starkes Band, weil wir eben oft nur uns haben. Er vermisst den Papa zwar auch total, wenn der unterwegs ist, aber jetzt während meiner schwierigen Schwangerschaft ist es manchmal schon kurios, wie er direkt merkt, dass es mir nicht gut geht. Oder dass er enorm rücksichtsvoll für sein Alter ist, wenn ich mal nicht so kann, wie normal.


    Was Krankheiten betrifft, da bin ich nicht so ängstlich bzw. eben generell nur - wie sicher die meisten Eltern - dass ihm etwas Schlimmes zustoßen könnte. Darunter fällt ja so ziemlich alles an Krankheiten, was man niemandem, vor allem dem eigenen Kind nicht wünscht.

    Sternenkind 11/2004 #kerze
    Junge 10/2010 #herz
    Junge 8/2013 #herz
    Sternenkind 9/2015 #kerze

  • Ich kenne diese aengste.
    Letztes jahr ist ein baby einer rabin verstorben, das kurz nach meinem mini geboren wurde. Ich mochte ihn wochenlang keine sekunde ablegen.
    Und immer wenn ich von sterbenden muettern hoere, die ihre kinder zuruecklassen, bekomme ich herzrasen und luftnot vor angst. Kuegelchen haben jetzt ein bisschen geholfen.


    Es tut mir leid fuer dich, dass du mit dem schicksalsschlag im bekanntenkreis konfrontiert bist!

  • danke ihr zwei. ich merke schon, dass mir die worte ein wenig helfen.


    angefangen hatte das ganze damals mit torti... ich weiß ein heikles thema, aber das sitzt auch noch ganz fest im hinterkopf.


    solche schicksalschläge sind schlimm. und man ist ja immer so eingestellt, ach uns trifft das schon nicht. aber garantieren kann einem das niemand.



    ich weiß es sehr zu schätzen, dass wir alle gesund sind. gut, meine endo könnte sich mal echt vom acker machen, aber es ist nichts, woran man stirbt.


    und bioschnitte ich danke dir, dass du mir einen tritt in den popo verpasst hast.


    ich merk heut abend grad wieder, wie gern ich immer hier war. es ist schon halb 1 und ich kann mich gar nicht lösen...

  • Hallo Hutzelpuh,


    vielleicht hilft es dir, die Ebenen ein wenig zu sortieren: Da dein Kind ja glücklicherweise gesund ist, ist die Bedrohung nicht real - aber die Ängste sind real. Die Gefühle sind genau so wie sie sind und es nutzt nach meiner Erfahrung wenig, wenn man selbst versucht, sie sich auszureden. Dann kämpfen Kopf und Herz und es kostet viel Energie.
    Statt dessen könntest du dir einen Ort suchen, an dem diese Ängste wirklich sein dürfen. Zum Beispiel abends eine halbe Stunde. Dann nimmst du dir vielleicht was schönes zu trinken und ein Schreibheft (oder was auch immer sich richtig anfühlt) und widmest dich ganz diesen Gefühlen, schreibst alles auf, was dir dazu einfällt, was du befürchtest, wie es sich anfühlt, wann es besser ist, wann es schlimmer ist... und nach dieser Zeit (können auch zehn Minuten sein, das ist ganz individuell) sagst du den Ängsten, dass du morgen wieder Zeit für sie hast (aber nicht vergessen). Wenn die Ängste sich dann tagsüber deutlich melden, kannst du sie daran erinnern, dass du dir abends wieder Zeit für sie nimmst und sie bis dahin warten sollen. Damit kannst du tagsüber den Kopf ein wenig freier bekommen.


    Denn die Gefühle sind ja ganz real, auch wenn die Bedrohung es nicht ist. Und es ist wichtig, dass die Gefühle auch erst genommen werden. Die eigenen ebenso wie die von anderen, natürlich.
    Und wenn der Tod von Tortie und der schwere Start bei und nach der Geburt eine Rolle spielen (wovon ich sicher ausgehe), dann sind das seelische Narben, die nur sehr langsam heilen können. Und jede "Berührung" an diesen Narben tut sehr weh und führt u.U. auch dazu, dass sie wieder zu bluten beginnen - im übertragenen Sinne.


    Da sich die Sorgen bei dir ziemlich massiv anhören, könntest du auch darüber nachdenken, dir noch andere Hilfe zu holen als hier im Forum. Eine Möglichkeit wäre ein Gespräch mit einer guten Hebamme, manche bieten Gespräche an zur Verarbeitung traumatischer Geburtserlebnisse. Aber auch Gespräche in einer Beratungsstelle (Frauen- oder Familienberatungsstellen haben oft auch kurzfristig Termine) oder eine Psychotherapie finde ich denkbar. Es ist wichtig, dass es sich für dich gut und richtig anfühlt und du dich unterstützt fühlst.


    Es ist gut, wenn du deine Sorgen und Befürchtungen als Gefühle sehr ernst nimmst und dich gut darum kümmerst - und auf der "realen" Seite immer im Blick behältst, dass es eben Gefühle sind. Das heißt, dass du dein Kind so gut versorgst, wie es sinnvoll ist, es aber nicht überstark beschützt, damit die Ängste kleiner werden. Das ist natürlich nicht so einfach, aber es wird leichter, wenn du dich gut um deine Ängste und Sorgen kümmerst, ohne ihnen die Kontrolle über dein Leben zu geben. Und wenn das zu schwer fällt: dafür sind Psychotherapeutinnen ja da!


    Alles Gute für dich!

  • Hutzelpuh, ich kann Dir keinen Rat oder so geben, aber fühl Dich verstanden und wenn Du magst #knuddel .


    Ich kann es bestens nachempfinden. Das ist der Grund, warum ich nie "Trauer um Kinder" lese. Ich kann es nicht verarbeiten. leider habe ich beruflich recht viel mit Sterben zu tun, und das geht einem immer wieder mal sehr nach. Und deswegen kenne ich alles, was Du beschreibst. Ich will meine Tochter auch nicht abgeben, heute noch nicht, und nicht alleine lassen, usw. Vermutlich spiegelt sie mich da sehr und ich weiß gar nicht, wie viel Angst ich ihr unbewusst vermittelt habe - weiß aber auch nicht, was ich dagegen tun kann.