Dialektplauderei: warum, wieso, weshalb...

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    • Offizieller Beitrag

    Dazu kommt, daß eben in meinem Dialekt vieles so ausgedrückt wird, daß es in anderen Regionen ganz klar nach "falschem Deutsch" klingt. Das heißt, es IST oft falsches Deutsch, auch wenn es im dialekt richtig wäre und wird in anderen Regionen auch eher von bestimmten Schichten so verwendet.

    Aber wenn es nicht nur regional gefärbte Standardsprache ist, sondern wirklich ein eigenständiger Dialekt, dann *kann* der doch nicht falsch sein #weissnicht. Dialekt ist in meinen Augen eine "fertige" Sprache und wie ich oben schon schrieb kein "Hochdeutsch für Arme".

  • Ich habe eine Frage:


    hier und anderswo hieß es, im jeweiligen Dialekt ließen sich Gefühle besser ausdrücken.
    Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Könnt ihr mir das erklären? oder Beispiele geben?


    im dialekt gibt es oft 2-3 zusätzliche worte, die es im hochdeutschen (vielleicht/teilweise) nicht (mehr) gibt.


    nimm ein grimm-märchenbuch. die schreiben schönstes hochdeutsch, und es ist DEUTLICH wortreicher als die heutige standardsprache. viele kinder verstehen die worte schon nicht mehr und man muss mit "alltagsworten" übersetzen, doch dabei gehen nuancen verloren, die die bedeutung ausmachen.


    so ist es für mich mit dem dialekt: manches wort bezeichnet das gleiche, es bringt aber eine ganz spezielle färbung mit, die besonders meine gefühle zu diesem gegenstand heraus klingen lässt. darum auch die bessere ausdrucksweise, wenn es um gefühle geht.


    beispiel: "des wägele laufd subber!" wägele ist liebevoll, ich höre das heraus. "der wage goht wie narret!" wage + narret zeigt auch ohne ton dem insider, dass da schon respekt/angst mitschwingt. inhalt ist der gleiche.


    war das verständlich?

    Es wünsch mir einer was er will, es geb ihm Gott 2x soviel

  • Hallo,


    Zitat

    Aber wenn es nicht nur regional gefärbte Standardsprache ist, sondern wirklich ein eigenständiger Dialekt, dann *kann* der doch nicht falsch sein #weissnicht. Dialekt ist in meinen Augen eine "fertige" Sprache und wie ich oben schon schrieb kein "Hochdeutsch für Arme".

    Tja, aber so wird es nun mal häufig EMPFUNDEN. Zumindest bekommt man das so gespigelt. Ich habe mal gehört, daß Prüfungen außerhalb von Sachen schon mal schlechter ausfallen können, wenn sie mit stark sächsischem Einschlag vorgetragen werden, unabhängig vom Inhalt. Ob das so stimmt, kann ich nachprüfen, aber es passt zum Bild.


    Hast du mal geschaut, wer in Filmen, Serien so ein richtig starkes Sächsisch (also nicht nur leichten einschliff) spricht? Das sind eher nicht die, die als intelligent dargestellt werden sollen. Sobald in einem Film einer stark sächselt "weiß man, woran man ist". Ossi, (klar), rückständig und vielleicht pfiffig, aber nicht wirklich intelligent. Keiner würde bei einem Berliner, Kölner ... Dialekt sofort so empfinden.


    Wie gesagt, ich finde das sehr schade, aber es macht mir auch keine große Lust, in meinem Alltag mehr und bewusster sächsisch zu sprechen als es "einfach so rauskommt".

  • im dialekt gibt es oft 2-3 zusätzliche worte, die es im hochdeutschen (vielleicht/teilweise) nicht (mehr) gibt.


    Das stimmt!


    nimm ein grimm-märchenbuch. die schreiben schönstes hochdeutsch, und es ist DEUTLICH wortreicher als die heutige standardsprache. viele kinder verstehen die worte schon nicht mehr und man muss mit "alltagsworten" übersetzen, doch dabei gehen nuancen verloren, die die bedeutung ausmachen.


    Das hier wage ich zu bezweifeln.
    Klar, jedes Jahr verschwinden Wörter aus der Sprache (auch aus dem Duden), aber es kommen auch ständig viele neue dazu.
    Ich kenne zwar keine Studie dazu, aber ich kann mir nciht vorstellen dass die Sprache als ganzes heute weniger Worte und Nuancen hat als zu Grimms Zeiten.



    Trin, doch, meiner Meinung nach hat ne echte Berliner Kodderschnauze den gleichen Effekt. Und Ruhrpott auch #freu
    Ich glaube das Kiezdeutsch (Mischung aus hochdeutsch, Dialekt und Einwanderersprachen) ist bei den meisten noch deutlich weiter unten als der stärkste Dialekt.

  • Trin, doch, meiner Meinung nach hat ne echte Berliner Kodderschnauze den gleichen Effekt


    aba janz sicha, ey!


    edit: was ich übrigens immer sehr schätze ist das prinzip "jeder darf, keiner muss".
    so ist das hier und ich bin extrem froh darüber. hier in berlin würde niemand auf die idee kommen, dialektsprech einzufordern oder nichtdialektsprechende menschen als aussenseiter/nichtintegrationswillige zu betrachten.

  • Ich hab lange damit gehadert, wie ich mit meinem Dialekt umgehen soll. Ich wohne im Saarland, da spricht jeder mehr oder weniger Dialekt, man kann oft bis auf einzelne Dörfer eingrenzen, woher jemand kommt ;). Mein Problem ist/war, dass ich mich außerordentlich schwer tue, Hochdeutsch zu reden. Nicht, weil ich es nicht kann, sondern weil ich mir so dermaßen dämlich vorkomme, wenn ich Hochdeutsch rede, vor allem mit Leuten, die ich kenne und von denen ich weiß, dass sie *eigentlich* auch Dialekt reden #weissnicht. Ich hab also beschlossen, ich rede Dialekt. Mit meinen Kindern, beim Einkauf, mit meiner Familie sowieso. Ich sorge dafür, dass meine Kinder zusätzlich "richtiges" Hochdeutsch beherrschen, fertig. Wir bauen das meistens ins Spiel ein: Spielen wir Rollenspiele, reden wir Hochdeutsch, CDs und Bücher tun ihr übriges - das funktioniert wirklich gut. Ich sehe es als Vorteil, meine Kinder wachsen zweisprachig auf ;), Dialekt ist ja kein "Hochdeutsch für Arme". Und mittlerweile bin ich mit meiner Entscheidung ziemlich im Reinen, denn mir ist es lieber, die Kinder können beides richtig - so einen "Halbhochdeutschaberdochnichtperfektmischmasch" finde ich da wesentlich gruseliger
    ...


    praktisch, da kann ich gleich unterschreiben. - nur komme ich aus Ö - Grenzgebiet zu Bayern.


    wobei ich durchaus in der Lage bin Hochdeutsch oder Standarddeutsch zu sprechen, aber es klingt für mich immer distanziert.
    Mit meinen Arbeitskollegen würde ich auch nie Hochdeutsch sprechen (das wäre auch eher nachteilig) mit Geschäftskontakten außerhalb meistens schon - Wobei es auch da von Vorteil sein kann, Dialekt zu beherrschen.
    In der Schule hatte ich nie Schwierigkeiten, obwohl meine Eltern Hochdeutsch nur mit Mühe sprechen. - Vorlesen bildet, sag ich da nur.


    Zu den Gefühlen: Dialekt hat für mich einfach mehr Zwischentöne.
    und mir fällt auf, dass Dialekt wieder eher positiv besetzt ist. oder ich wohnen nun weit genug weg von der Hochburg das Schönsprechs (Salzburg). #gruebel

  • Nein, schweizer Dialekte werden nicht geschrieben


    Bei Facebook schon!


    Das interessiert mich jetzt wegen Sächsisch, das als Beispiel erwähnt wurde: welche deutschen Dialekte haben denn welchen Ruf?


    Also das norddeutsche Spektrum (Hamburg, SH, Nord-Niedersachsen, Meck-Pomm): wahlweise cool/lässig oder arrogant.
    Ruhrpott-Regiolekt: bildungsfern, prollig
    Kölsch: leutselig/jovial/filzig

  • empfinde ich auch so.


    berlinerisch (hart gesprochen, also eher das ostberlinerisch) hat ein ähnliches image wie der ruhrpott-dialekt.
    sächsisch finde ich außerordentlich sympathisch und freundlich. viele wessis allerdings finden es ganz grauenvoll und so, wie von trin beschrieben.

  • Ich habe eine Frage:


    hier und anderswo hieß es, im jeweiligen Dialekt ließen sich Gefühle besser ausdrücken.
    Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Könnt ihr mir das erklären? oder Beispiele geben?


    Doch, das ist echt so. Es gibt ein paar österreichische Worte, die es viel besser "sagen" als ich es im hochdeutschen je konnte.


    Gschamig zum Beispiel. Das klingt besser als ein schüchterner Mensch. Und es trifft es auch besser. Oder etwas was grindig ist (schmutzig/dreckig/heruntergekommen). Oder leiwand. Es sind auch einfach schöne Worte, die ich gerne höre. Die melodisch sind.


    Auch, wenn es nicht "mein" Dialekt ist (weil nicht tiroler Oberland), aber zum Beispiel bei Liedern von STS ist das zum Teil echt schön. Ja ja ;) Geschmacksverirrung, aber es ist mal ein hören wert: STS - Großvater


    Und: Hier wird auch viel im Dialekt geschrieben, aber man sieht, dass es keine standardisiertes Schriftbild gibt. Wäre auch sinnlos, da sich die Dialekte von Dorf zu Dorf unterscheiden (Bsp: kann - ku - kunt - kannat... zwischen den verschiedenen Aussprachen liegen nur 5km ).

    Girl keep your head up,
    We've still got miles to go,
    Were lead by starlight through,
    The rain and the snow.

  • “Sächsisch“ gibt es doch eigentlich gar nicht. Ob da jemand aus Leipzig spricht oder aus Dresden oder ein erzgebirgischer Löffelschnitzer ist doch ein riesiger Unterschied! Ich persönlich mag den erzgebirgischen Einschlag übrigens am liebsten, der klingt nicht so “prollig“ wie die Dresdner, grundsätzlich finde ich aber alle sehr sympathisch. Überhaupt habe ich den Eindruck, dass dialektsprechende Menschen im Fernsehen eher sympathisch sein sollen als intelligent, egal, ob sächselnd, fränkelnd oder bayrisch sprechend.


    Ich finde unseren regionalen Dialekt (wenn es überhaupt einer ist) so gräßlich, dass ich ihn nicht gern benutze, es kommt aber durchaus vor, dass ich meine “Kinnor ausm Kinnorjartn“ abhole...

  • Ich komme aus Berlin und sollte nicht Dialekt sprechen, weil der als unterschichtig verschrieen war. Erst in der Uni :D ist das mehr geworden, da hatte ich viele Ostberliner/Brandenburger Freunde, da ist das etwas abgefärbt.


    Jetzt lebe ich im Exil in Niederbayern und spreche natürlich kein bayerisch. Erstens fehlt mir da eine Sprachbegabung, zweitens gibt es eben nicht DAS Bayerisch was ich übernehmen könnte. Mein Mann und die Schwiegereltern sprechen schon leicht unterschiedlichen Dialekt (wie rasselbande schrieb: in jedem Dorf anders), unser Wohnort nochmal, Radio und Fernsehen sowieso, vermischt wahrscheinlich noch mit Österreichisch. WENN ich mal (spaßeshalber) versuche was auf bayerisch zu sagen lacht mein Mann mich immer aus und macht Kommentare wie "Wo hast du denn das her, das sagt doch kein Mensch?" Dabei habe ich das von ihm #motz (also Begriffe, die flasche Aussprache ignoriert er wohlwollend)


    Was ist benutze sind einzelne Wörter und Redewendungen (Bulldog, weißeln, am Gang(statt auf dem Flur), das wird kaputt...) da kann ich gar nicht anders.
    Mein Mann schwankt je nach Gesprächspartner, oft kann ich an seiner Sprache erkennen wer am telefon ist :D Da er mit mir aber meist sowas wie Hochdeutsch spricht werden die Kinder wohl keinen ausgeprägten Dialekt lernen. #weissnicht


    Ich finde Dialektsprechen auch nicht so erstrebenswert, dass ich für meine Kinder wert drauf legen würde. Ich glaube das liegt daran, dass ich keinen habe. Der dient ja der Abgrenzung gegenüber den "anderen" und weil ich keinen eigenen habe ist das immer eine Ausgrenzung für mich #gruebel Also so erkläre ich mir das. Ganz schlimm finde ich leute die dann absichtlich besonders exotische Dialektwörter verwenden #augen Mein Schwiegervater ist ein bissl so, dabei ist der fast der einzige in meiner Umgebung den ist auch so mehrheitlich nicht verstehe #schäm


    LG
    cloudy

  • Hallo,

    Zitat

    “Sächsisch“ gibt es doch eigentlich gar nicht. Ob da jemand aus Leipzig
    spricht oder aus Dresden oder ein erzgebirgischer Löffelschnitzer ist
    doch ein riesiger Unterschied!

    Aber ist das nciht in allen Dialkten so? Daß man genau hört, aus welchem Dorf derjenige kommt?


    Das Erzgebirgische ist, genau wie das Vogtländische (das genau genommen sprachlichwenn, dann zum oberfränkischen gehört) zum ein eigenständiger Dialekt, kein sächsisch.


    Mit ist das Dresner Sächsich das liebste, ich finde die "singen" so schön melodisch beim Sprechen (Auch wenn unser Dresder Freunde immer behaupten, wir würden "singen ;) )


    In Umfragen wird unser Dialekt übringes mit schöner Regelmäßigkeit mit deutlicher Mehrheit zum unbeliebtesten, unsysmpatischsten gewählt... :S

  • Ich glaube das liegt daran, dass ich keinen habe. Der dient ja der Abgrenzung gegenüber den "anderen" und weil ich keinen eigenen habe ist das immer eine Ausgrenzung für mich


    dann berliner doch einfach zurück. :D
    (ich habe das tatsächlich mal in erwägung gezogen, als ich noch in einer gegend lebte, in der man ohne dialekt niemals hätte dazugehören können. aber es war mir dann doch zu albern. und hätte sprachlich auch so gar nicht gepasst.)

  • Ich bin ursprünglich thüringisch und muss zugeben, dass ich meinen Heimatdialekt auch schauderhaft finde. (Ich werde wirklich ungern 'Guddjoah' genannt.) Und ja, bei uns daheim (Region Nordthüringen) lässt sich ganz klar beobachten, dass der Dialekt mit der Schichtzugehörigkeit verbunden ist. Vielleicht rührt daher auch das schlechte Image des 'Ossideutschs'.


    Außerdem ist es genau genommen schon längst kein Dialekt mehr, sondern eine sprachliche Einfärbung (sehr guttural, verwaschen und ohne reine Vokale). Meine Großeltern haben teilweise noch richtig schönes Platt gesprochen, das habe ich sehr gerne gemocht und das hatte wenig mit dem gemein, was heute so gesprochen wird.


    An den österreichischen oder generell südlichen Dialekten mag ich sehr, dass alte Begriffe weiterleben dürfen. Ich glaube, daher kommt diese warme/weiche in der südlichen Sprache, was man auch hier im Frankenland schon spürt. Ganz verliebt bin ich in das Wort 'heuer' und auch das 'arg' mit dem gerollten R, das ich leider nicht beherrsche, finde ich richtig herzerfrischend. Und ja, ich merke auch, dass ich hier auffalle, weil ich sehr hochdeutsch spreche, aber ein antrainiertes Fränkeln würde sich noch seltsamer für mich anfühlen. Immerhin sag ich, obwohl Heidin, 'Grüß Gott' und 'Adé'.


    Rassel: Ich würde anstelle von 'gschamig' vielleicht verschämt sagen und 'grindig' gibt es in meiner Heimatregion auch. ^^


    Ach ja, übrigens glaube ich nicht, dass es weniger Worte in der Hochsprache gibt, nur werden viele selten benutzt. Ich bin ja passionierte Wortsammlerin und wenn man neu und alt und regional beisammen nimmt, dann kann man sich in jeder Situation angemessen gewählt oder schnodderig ausdrücken. #nägel

    Es grüßt das Döderlein



    Das Leben ist ein kompliziertes. (Und grienhild macht es nur noch schlimmer. :D)

  • Zitat

    Hallo,

    Aber ist das nciht in allen Dialkten so? Daß man genau hört, aus welchem Dorf derjenige kommt?


    Da kenne ich mich einfach mal viel zu wenig aus. :o Ich meinte das eher in Bezug darauf, dass Sächsisch gemütlich klingen/ für bestimmte Zwecke eingesetzt werden soll. Das finde ich schwierig, weil es eben ganz unterschiedlich klingt, je nachdem, wo in Sachsen man gerade ist. Ich liebe es, wenn die Kollegen meines Mannes anrufen, weil die so schön sächseln (Leipzig). Aber bei “Go Trabi go“ krieg ich Brechreiz, das klingt entsetzlich. Und ist doch beides Sächsisch. Verstehste? ;)

  • Ich habe zwei Hochsprachen gelernt. Meine Eltern sind so gesehen beide nicht hier im Rheinland heimisch, mein Vater als flüchtiger Ostpreuße, meine Mutter als Kind eines Gastarbeiters hergekommen. Beide hatten also keine sprachliche Bindung an z.b. das Kölsch. Von meiner Mutter lernten wir Kinder italienisch und nicht Dialekt. Ich finde das richtig, denn es ermöglichte uns tatsächlich in ganz Italien zu kommunizieren. Dialekt verstehe ich inzwischen fast durchgängig, würde ihn aber nicht natürlich sprechen. Der Dialekt ist aber inzwischen wieder eher "in" bei Jugendlichen. Die Färbung in der Sprache ist bei mir aber sehr deutlich, in Rom wurde ich sofort gefragt, ob ich aus der Region X komme. Mit ihren Geschwistern sowie ihrer Mutter spricht meine Mutter mehr Dialekt als italienisch.
    Mein Vater hätte uns gar keinen Dialekt beibringen können, er war ja ganz aus dieser Welt gerissen und auch bei meiner Oma habe ich nie eine Sprachfärbung empfunden.
    Aber beide haben eben auch die Sprache selbst unterrichtet, ich denke da achtet man auch eher auf eine "korrekte" Sprache bei den Kindern.
    Mein kölscher Mann wurde auch Hochdeutsch gelehrt von seinen Eltern, tatsächlich weil seine Mutter, die mit Kölsch aufgewachsen ist, Schwierigkeiten in der Schule hatte und das für ihr Kind nicht wollte. Durch ihn habe ich aber viel Kölsch gelernt, v.a. Im Umgang mit den Großeltern, die ich zum Teil am Anfang wirklich schwer verstanden habe. Fürs Baby habe ich "Kölsch för et ströppche" gekauft, ein kölsches Bilderbuch und die baldige Uroma hat sich darüber riesig gefreut. Ob sie denn mit dem Baby Kölsch reden dürfe. Ja natürlich darf sie!
    Ich empfinde Dialekte als eigenständige Sprachen, wie sie ja auch zum Teil von der Wissenschaft eingestuft werden. Sie können durchaus eine Bereicherung für Kinder sein.
    Allgemein scheint es ja einem Trend zum Lokalstolz zu geben, weil die Heimatstadt oder Region ja doch mehr Möglichkeiten zur Identifikation bietet, als das große, abstrakte Deutschland. In diesem Zusammenhang könnten auch Dialekte wieder Boden gewinnen. Sie vermitteln doch das Lebensgefühl vor Ort ganz anders. Sprache hat so viel mit der Lebenswelt zu tun, ganze Gedankenwelten sind darin verankert und lassen sich entdecken und das ist ein großer Schatz, den wir uns nicht so einfach aus den Händen nehmen lassen sollten.

  • Wie schön, dass gerade jetzt der Thread kommt, weil mich das Thema nämlich auch gerade beschäftigt...


    eigentlich kann ich Dialekt sprechen. Das ist ja leider in Deutschland kein Normalzustand mehr.


    Ich spreche aber automatisch hochdeutsch mit den Knülchen. Das finde ich irgendwie schade.. auf der anderen Seite möchte ich aber auch, dass sie nicht nur Dialekt sprechen, sondern eben hochdeutsch können.
    Zumal mein Dialekt wie so viele auszusterben droht.


    Ich überlege schon, ob ich nicht langsam mal anfange damit. Einfach mal so jeden Tag zwischendrin? Oder nur an manchen Tagen, dafür aber durchgängig?


    Was ist denn da sinnvoll?

  • Ich bin aus der Schweiz. Bei mir ist es so, dass ich meinen Freunden sehr wohl in Dialekt Texte schreibe via Mail und auch sms gehen im Dialekt weg. Beruflich brauche ich das Hochdeutsch (schweiz) für Briefe, Mails. Am Telefon meistens Dialekt, ausser der andere am Telefon versteht mich nicht - versuch ichs auf Hochdeutsch. Oder dann eben auf Englisch.


    Es ist aber so, dass wir in der Schweiz je nach Region unterschiedliche Dialekte haben: so etwa das Walliser Deutsch, Solothurner Dialäkt, Innerschwyzer Dialäkt (wobei dieser auch wieder mehrere unterschiede hat, teilweise sogar von dorf zu dorf verschieden - ein muotathaler dialekt wird nicht zwingend vom schwyzer (dorf) dialekt verstanden).


    ich selber bin grossteils mit dem schwyzer dialekt aufgewachsen, kenne einige muotathaler ausdrücke und heute kenne ich auch das solothurnische.


    hochdeutsch - schwyzer dütsch - muotithaler dialekt
    Kartoffeln - gummeli
    Taschentuch - Nastuech - facenetli


    Armbanduhr - uhr - quellerettli

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