Der bedürfnisorientierte Weg kann verdammt steinig sein... zum Dranhängen

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  • Ich möchte mal was einwerfen, was mich vielleicht unbeliebt macht.


    Bedürfnisorientiert heißt auch, dass ich meine Bedürfnisse verteidige und sie notfalls auch gegen den Protest des Kleinkindes befriedige.
    Schließlich bin ich momentan das größte Vorbild meines Kindes.
    Wenn ich immer hintendran stehe und nie das mache, was ich eigentlich will, wenn ich Schmerzen und körperliche Versehrheit in Kauf nehme, was lernt dann mein Kind?
    Gerade ein Kleinkind ist eben kein Neugeborenes mehr!
    Ich würde nicht in allen Bereichen ansetzen. Meine Kleine ist auch sehr schnell unruhig und zu irritieren.
    Z.b. Restaurant oder Besuche von nicht kleinkindaffinen Menschen in geschlossenen Räumen gibt es momentan eben nicht. von dem Stress hat keiner was. Dann trifft man sich woanders oder ohne Kind.


    Aber z.B. das alleine schlafen lassen, damit ich abends noch was machen kann, das ist mir so heilig und exestentiell für mich, das habe ich zugegebenerweise meiner Tochter schon etwas antrainiert. In kleinen Schritten und ich bin auch immer hin wenn sie wach wurde. Aber nie geblieben und ich hab ihr das auch immer klar kommuniziert. Das ist meine Zeit und du schaffst das jetzt auch ohne mich.


    Auch als ich ihr klar kommunziert habe, dass ich abstillen werde, ist sie plötzlich von 10 mal nachts aufwachen auf 0-3 mal runter. Ganz plötzlich, ich habe es einfach nur klar und sehr sehr ernst gemeint.
    Und sie hat verstanden, was auf dem Spiel steht.
    Nämlich darum, dass wir beide Bedürfnisse haben und dabei beide kooperieren müssen.


    Ansonsten kann ich nur noch einwerfern, dass die Mütter die ich auf meiner Kur kennegelernt haben, fast alle sehr streng mit ihren Kindern waren und sie nur herumkommandiert haben.
    Keine einzige diese Mütter wirkte besonders ausgeschlafen, glücklich oder entspannt.
    Alle hatten große Probleme trotz oder gerade wegen ihrer unglaublichen Strenge und aggressiven Art mit den Kindern umzugehen.
    Ich denke immer mehr, dass es wirklich nicht Ferbern oder Strenge ist die zum Erfolg führt, auch nicht bedingungsloses Aufgeben jeglicher eigener Bedürfnisse sondern eine Klarheit darüber was ich als Mutter eigentlich will und ein respektvoller Umgang mit den Kindern sowie mit mir selbst. ( soweit die Theorie...mal sehen, was morgen die Praxis sagt) #augen

    Fix it even if you didn't break it


  • #ja

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7


  • Ansonsten kann ich nur noch einwerfern, dass die Mütter die ich auf meiner Kur kennegelernt haben, fast alle sehr streng mit ihren Kindern waren und sie nur herumkommandiert haben.
    Keine einzige diese Mütter wirkte besonders ausgeschlafen, glücklich oder entspannt.
    Alle hatten große Probleme trotz oder gerade wegen ihrer unglaublichen Strenge und aggressiven Art mit den Kindern umzugehen.
    Ich denke immer mehr, dass es wirklich nicht Ferbern oder Strenge ist die zum Erfolg führt, auch nicht bedingungsloses Aufgeben jeglicher eigener Bedürfnisse sondern eine Klarheit darüber was ich als Mutter eigentlich will und ein respektvoller Umgang mit den Kindern sowie mit mir selbst. ( soweit die Theorie...mal sehen, was morgen die Praxis sagt) #augen


    Mich würde interessieren, was du in diesem Zusammenhang als streng bzw. aggressiv empfindest und wo ein Herumkommandieren bei dir anfängt, damit ich einschätzen kann was du meinst.

  • Einige Beispiele:


    Kind (20 Monate) spielt mit Liegestuhl. Mutter genervt hinter ihm her, zieht ihn weg.
    "Immer nur spielt er mit Technik, nie mal einfach im Sand"
    Kind (15 Monate) spielt im Sand, Mutter die ganze Zeit daneben: "Du machst dich dreckig, lass das", bei Bedarf gab es auch Klappse auf die Hand, energisch wurde er dann aus der Sandkiste weggezogen.
    Vorteil: Kind war nicht dreckig, weniger zu waschen.
    Beim Essen, grundsätzlich nur Drohungen: "Iss ordentlich, sitz oordentlich" usw, da durch entstand ein großes Geschrei, aber die Kinder waren allesamt sauberer als meine.
    Beim Rausgehen wurde nicht auf das Tempo der Kinder gewartet, sondern sie wurden einfach mitgeschleift, oder in die Kinderwägen gesteckt.
    Obwohl sie es gewohnt waren, haben sie aber dennoch oft dagegen protestiert und im Allgemeinen gab es viel Geschrei uns Aggressionen unter den Kindern.

    Fix it even if you didn't break it

  • das sind genau die beispiele, die mich darin bestätigen, dass der "bedürfnisorientierte" weg eben nicht anstrengender ist.
    die von dir genannten fälle zeigen aber auch erwachsene, die so gar nicht gelassen über den dingen stehen können, sondern sich selbst einem dauernden reglementieren unterworfen haben. das ist bemitleidenswert.



    ich empfand das "bedürfnisorientierte" bzw. alternative ja nach dem ersten kind einfach nur noch als entspannt. ernsthaft. anstrengend war es nur beim ersten, als ich noch haderte und dachte, es müsste zu messbaren ergebnissen führen. oder als ich dachte, ich müsste sachen vor anderen rechtfertigen.


    als ich aber aufhörte zu vergleichen und über außenwirkung nachzudenken, war es einfach nur noch einfach. so rückblickend ;) . (es kam aber auch nicht mehr zu diesen extremen sachen, wie stündlichem wachwerden über monate hinweg oder trotzattacken. mein jüngster hatte gar keine nennenswerte "trotzphase". in selbstgefälligen momenten führe ich das auf unsere tolle erziehung zurück. in geerdeteren momenten denke ich dankbar, dass es schön ist, das gesamte spektrum an kinderverhaltensweisen kennengelernt zu haben #super .)


    im übrigen bin ich "streng", aber ich hoffe irgendwie, dass es nicht dumme strenge ist (wie deine beispiele von anderen, gestressten müttern beispielsweise), sondern eher "klarheit".




    m.


    ps. danke, "ich", für die zustimmung. :)


  • Strange. Danke, dann habe ich es für mich richtig eingeordnet.


    ich empfand das "bedürfnisorientierte" bzw. alternative ja nach dem ersten kind einfach nur noch als entspannt. ernsthaft. anstrengend war es nur beim ersten, als ich noch haderte und dachte, es müsste zu messbaren ergebnissen führen. oder als ich dachte, ich müsste sachen vor anderen rechtfertigen.


    Ja, genau das macht mir vielleicht manchmal noch Probleme. Dass ich in bestimmten Situationen noch zu viel und lange überlege und dann unsicher werde. Dann ist das Kind schon in den Brunnen gefallen und die Situation unentspannt.
    Ich empfinde es aber auch als schwierig, wenn man selbst eine mehr oder weniger stark reglementierende Erziehung erlebt hat, seine angelernten Denkmuster dann beim eigenen Kind abzulegen. Auch wenn ich es nicht will, falle ich doch hin und wieder zuerst in alte Denkmuster zurück bis ich selbst merke, wie daneben das gerade ist.

  • Bei mir war es beim ersten Kind eher umgekehrt. Gut, ich habe meine Überzeugungen ein wenig extremistisch nach außen hin vertreten #angst , war aber insgesamt in einer glücklichen Dauerstill-Trage-Windelfrei-Blase des Glücks. Ich habe diese Babyzeit als kein bisschen anstrengend empfunden, das kam erst mit dem zweiten Kind. Die war zwar ein wenig "pflegeleichter" (ließ sich auch mal ablegen und schlief dann von selber ein, schlief bei anderen auf dem Arm ein, als die erste Phase vorüber war), aber es hat mich zerrissen, gleichzeitig auf die Bedürfnisse meines Babys und meines Kleinkindes eingehen zu wollen. Ja, ich habe meine eigenen derartig vernachlässigt, dass sie mir gar nicht mehr bewusst waren. :(



    Und jetzt? Ich empfinde meinen Weg nicht als Erfolg versprechender als den der Rumbrüllmütter. Aber ich fühle mich besser, wenn ich auf die Kinder eingehe. Ob ein Kind stur bleibt, nachdem man gesäuselt oder geschrien hat, kommt aufs Gleiche raus - nur dass man nach dem Brüllen heiser ist und es gar nichts gebracht hat. ;) Aber das mit den Denkmustern ist in dem Falle halt schwer. So alte eingefahrene Muster und blöde Textbausteine, die dann im Hirn aufgerufen werden. ;( Kenn ich, arbeite ich auch dran.

  • Ich glaube ich bewege mich in der Mitte zwischen Rumbrüllen und Säuseln. Säuseln fällt mir zugegebenermaßen schwer (wäre auch nicht authentisch und das merkt mein Großer sofort) und Brüllen macht halt keinen Spaß. Kommt aber leider vor, wenn er zum dritten Mal seine Schwester umschubst, sich nach 10 Aufforderungen nicht in den Kindersitz setzt und lieber nach vorne klettert und wir sowieso schon spät dran sind o.ä.


    Bei vielen Selbstbeschreibungen, die ich hier lese, kommt es mir so vor, als würde Euch das nie passieren. Oder täuscht das? Ich fühle mich schlecht, weil ich das Gefühl habe, viel zu streng zu sein.


    Andererseits, wenn ich die Beschreibung dieser Mütter aus der Kur lese, dann fühle ich mich wieder besser, weil ich so definitiv nicht bin und diese Anlässe mich garantiert nicht aus der Ruhe bringen. :S

  • du, das sind so situationen, in denen ich auch laut werde. und ich kann seeeehr laut sein... #schaem aber hinterher fuehle ich mich scheisse. da beherrsche ich mich lieber und zische wuetend. oder ich entschuldige mich direkt danach fuer meinen unangemessenen tonfall oder die wortwahl. ich bin keineswegs perfekt. aber ich kann versuchen, ein freundlicher mensch zu sein und manchmal auch geduldig. ;) #yoga

  • Danke Reisetomate! Ich kann mich nur vollkommen anschließen.


    Ich wahre auch meine Bedürfnisse u. kann im Gegenzug genau deshalb sehr geduldig u. bedürfnisorientiert bleiben.

  • du, das sind so situationen, in denen ich auch laut werde. und ich kann seeeehr laut sein... #schaem aber hinterher fuehle ich mich scheisse. da beherrsche ich mich lieber und zische wuetend. oder ich entschuldige mich direkt danach fuer meinen unangemessenen tonfall oder die wortwahl. ich bin keineswegs perfekt. aber ich kann versuchen, ein freundlicher mensch zu sein und manchmal auch geduldig. ;) #yoga


    Das beruhigt mich. Und das schlechte Gewissen plagt mich nach solchen Szenen auch immer. Entschuldigen und Extrakuscheln glätten die Wogen und ja klar, meistens läufts ja auch deutlich besser, wenn ich in der Lage bin, Ruhe zu bewahren...

  • In Momenten des Zweifelns am bedürfnisorientierten Miteinander landen wir immer wieder an einem Punkt: Wir können nicht anders. Anders zu handeln wäre für uns nicht authentisch, nicht kompatibel mit unseren Gefühlen und Einstellungen und deshalb wahnsinnig anstrengend. Dann stellen wir fest, dass wir ohnehin keine Wahl haben und das beste draus machen müssen. Im Akutfall mündet das in einer kurzen Absprache, wer gerade völlig fertig ist und wer noch Ressourcen hat, die gerade einsatzbereit sind.

  • In Momenten des Zweifelns am bedürfnisorientierten Miteinander landen wir immer wieder an einem Punkt: Wir können nicht anders. Anders zu handeln wäre für uns nicht authentisch, nicht kompatibel mit unseren Gefühlen und Einstellungen und deshalb wahnsinnig anstrengend. Dann stellen wir fest, dass wir ohnehin keine Wahl haben und das beste draus machen müssen. Im Akutfall mündet das in einer kurzen Absprache, wer gerade völlig fertig ist und wer noch Ressourcen hat, die gerade einsatzbereit sind.


    #ja Dem muss ich glatt mal zustimmen.

    ...und Punkte sind doch Rudeltiere...



  • Zum Kindertisch: Bei meiner Tante gab es zu Geburtstagen immer einen Kindertisch. An dem mussten wir sitzen bleiben, durften solange nicht aufstehen bis das Essen beendet war und zu trinken gab es nur etwas wenn man aufgegessen hat. So hab ich mir dann immer die Wiener Würstchen runter gequält :(

  • Zum Kindertisch: Bei meiner Tante gab es zu Geburtstagen immer einen Kindertisch. An dem mussten wir sitzen bleiben, durften solange nicht aufstehen bis das Essen beendet war und zu trinken gab es nur etwas wenn man aufgegessen hat. So hab ich mir dann immer die Wiener Würstchen runter gequält :(


    #kreischen Wie abartig #knuddel


  • #kreischen Wie abartig #knuddel

    Also das mit dem Trinken ist echt abartig. Ich hasse es, wenn ich nichts zu trinken habe, während des Essens.


    Aber die Idee, dass die Kinder an einem Kindertisch sitzen bleiben und erst aufstehen, wenn das Essen beendet ist finde ich nicht mal so schlecht #schäm Einmal wieder in Ruhe essen, ohne Kind auf dem Schoss, Handtappern auf der Bluse und verschüttetem Getränk ....seufz

    Jedes Kind ist mein Einziges
    Miriam Gillis-Carlebach

  • Also das mit dem Trinken ist echt abartig. Ich hasse es, wenn ich nichts zu trinken habe, während des Essens.


    Aber die Idee, dass die Kinder an einem Kindertisch sitzen bleiben und erst aufstehen, wenn das Essen beendet ist finde ich nicht mal so schlecht #schäm Einmal wieder in Ruhe essen, ohne Kind auf dem Schoss, Handtappern auf der Bluse und verschüttetem Getränk ....seufz


    Ja, klar ist die Vorstellung schön, dass das Kind in Ruhe sitzen bleibt, bis das Essen beendet ist, eine schöne.


    Das aber wirklich zu Erwarten, oder das Klein(!)Kind mit entsprechenden Mitteln dazu zu zwingen, ist halt wieder andere Sache.

    "Liebe mich dann am meisten, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten."


    "Die Tragik der gut erzogenen Menschen besteht darin, daß sie als Erwachsene nicht merken können, was ihnen angetan wurde und was sie selber tun, wenn sie es als Kind nicht haben merken dürfen." - Alice Miller, Am Anfang war Erziehung

  • Bei vielen Selbstbeschreibungen, die ich hier lese, kommt es mir so vor, als würde Euch das nie passieren. Oder täuscht das?


    #lol Nee, das täuscht gar nicht...ich werde niiiieeeee laut #schäm ...naja, selten...nur so täglich mal 8o .


    Nein,mir passiert das auch und es kommt auch häufiger vor dass ich mich bei den Zwergen entschuldigen muss, denn wenn ich gestresst bin neige ich schonmal dazu Dinge einger zu sehen als sonst und das verwirrt meine Kinder (zumindest die Kleine, die große zuckt dann schon mal mit den Schulter und warnt ihren Vater vor : "Mama ist gestresst, sei vorsichtig!"... #ja


    Gruß Kiwi

  • #lol Nee, das täuscht gar nicht...ich werde niiiieeeee laut #schäm ...naja, selten...nur so täglich mal 8o .


    Nein,mir passiert das auch und es kommt auch häufiger vor dass ich mich bei den Zwergen entschuldigen muss, denn wenn ich gestresst bin neige ich schonmal dazu Dinge einger zu sehen als sonst und das verwirrt meine Kinder (zumindest die Kleine, die große zuckt dann schon mal mit den Schulter und warnt ihren Vater vor : "Mama ist gestresst, sei vorsichtig!"... #ja


    Gruß Kiwi


    Ich glaube dieses "laut werden" ist auch einfach eine Sache des Temperaments. Ich schreie nicht. So bin ich einfach. Ich werde schwer wütend, und schreie im Grunde eigentlich nie. Wenn, dann bin ich echt schon am Ende.


    Ich schreie mein Kind eigentlich nur in Gefahrensituationen an, dann aber nicht aus Wut, sondern aus dem Impuls heraus, dass er jetzt auf der Stelle stehen bleiben muss, sonst wird's Gefährlich. Und da entschuldige ich mich danach dafür, dass ich ihn erschreckt habe, und erkläre, dass ich laut war weil ich mich selber erschreckt habe, weil z.B. da die Straße ist, und das sonst gefährlich ist.


    Dafür wird mein Freund hin und wieder laut, aber richtig schreien tut er auch nicht.


    Dafür machen wir halt andere Fehler ;). Es ist eine Sache des Temperaments, und das wissen Kinder denke ich auch einzuschätzen. Wenn ein Temperamentvoller Mensch mal laut wird, sieht man das im allgemeinem sicherlich auch viel lockerer, als wenn jemand der absolut ruhig ist, plötzlich losbrüllt. Das erschreckt viel mehr, wenn man das von einem Menschen nicht kennt.


    Und dass man sich entschuldigt, ist finde ich das A und O. Nicht nur Kinder müssen Fehler machen dürfen, auch Eltern dürfen das. Und vielleicht ist es ja sogar authentischer mal zu schreien wenn einem danach ist, und "man so ist"?

    "Liebe mich dann am meisten, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten."


    "Die Tragik der gut erzogenen Menschen besteht darin, daß sie als Erwachsene nicht merken können, was ihnen angetan wurde und was sie selber tun, wenn sie es als Kind nicht haben merken dürfen." - Alice Miller, Am Anfang war Erziehung