"Die Grünen" und die Pädophilen...

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Schaffe es erst jetzt, hier wieder reinzulesen.
    Danke für die lebendige Debatte, die zumindest mir bei meiner Wahlentscheidung am Sonntag weitergeholfen hat.
    Auf die Raben ist Verlass - es wird reichlich kontrovers diskutiert :D und viele Punkte eingeworfen, auf die ich so nie gekommen wäre #top


    Falls jemandem noch weitere Punkte oder Kommentare einfallen - nur zu...


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Na ja, wenn der Zeitgeist nicht anders gewesen wäre, wieso konnte Cohn-Bendit so etwas sagen oder schreiben ohne Strafverfolgung? Oder wenigstens einen grossen gesellschaftlichen Aufruhr? Heute könnte das kein politischer Mensch in der Oeffentlichkeit sagen ohne Konsequenzen. Das bedeutet ja aber nicht, das wir das Verhalten damit entschuldigen. Es hilft aber zu verstehen wieso so etwas passieren konnte.


    Und natürlich war auch der Zeitgeist in den 30ern ein anderer-sonst hätte man die Juden nicht so darstellen und behandeln können.


    Ich verstehe nicht so richtig wo euer Befremden ob dieses Wortes liegt. Es erklärt ein gesellschaftliches Denken und Verhalten-mehr nicht.

  • Es gibt einen Unterschied zwischen Zeitgeist und zeitgeschichtlichem Kontext. Die grünen spiegelten zu Beginn ihrer Geschichte ein sehr spezielles Milieu wieder, das mit der damaligen Mehrheitsgesellschafter kaum Berührungspunkte hatte und mitnichten repräsentativ für die Gesellschaft der bundesrepublik war. Die grünen haben zu diesem Zeitpunkt, also ende der 70er und in den 80ern, nicht den Zeitgeist verkörpert. Sie waren zu Zeiten der hier diskutierten äußerungen auch parlamentarisch kaum vertreten und galten als Bürgerschreck und schmuddelkinder, daran war jemand wie Cohn-bendit mit seinen Äußerungen im übrigen nicht ganz unschuldig. Strafrechtlich verfolgen konnte man ihn nicht, weil es keine Opfer, also auch keine Anklage gab. Zudem waren diese Äußerungen in der öffentlichkeit auch kaum bekannt, weil jemand wie cohn-bendit keine Rolle spielte - seit er europaparlamentarier ist, wird er auf diese Dinge immer wieder angesprochen. Zu diesem Zeitpunkt glaubte in der Öffentlichkeit kaum jemand an die gesellschaftliche Relevanz dieser kleinen, chaotischen grünen Partei. Der Zeitgeist der 70er und der 80er war alles, aber ganz bestimmt nicht Grün;-))

  • Ok, zeitgeschichtlicher Kontext, nicht Zeitgeist.


    Ich möchte noch einmal betonen, dass *ich* von Jürgen Trittin geschrieben habe, der mein Leben (deutlich positiv!) über einige Jahre begleitet hat. Ich bin in diesem "sehr speziellen Millieu" in Göttingen groß geworden.
    Ich kann nachvollziehen, wie es dazu kam, dass er seine Unterschrift unter das kommunale Wahlprogramm mit der zu recht kritisierten Passage gesetzt hat.
    Und ich kann seine Entschuldigung annehmen und nachvollziehen. Wir alle sind gereift und haben aus den Erfahrungen und den unheilvollen Ideen von damals gelernt.


    Danke voodoo für Deine Ausführungen, Du schreibst es besser als ich es je könnte.


    @johanna h81
    Es gab keine Opfer, weil sie keine Chance hatten, dass es ernst genommen, angeklagt und verurteilt wurde. Damals galt auch noch eine Verjährungsfrist von 10 Jahren.
    Das ist heute deutlich anders, meist wird das Opfer ernst genommen, auch wenn es keine körperlichen Schäden oder körperliche Gewalt gab. Und es wird eher ernst genommen und respektiert, auch wenn der Täter wegen zu wenig handfester Beweise nicht verurteilt werden kann ("im Zweifel für den Angeklagten").


    Mit Cohn-Bendit will ich mich gar nicht näher befassen, das ist glaube ich eine klare Sache.

  • Bei Jürgen Trittin sind wir uns völlig einig, das kann ich auch nachvollziehen. Diese Unterschrift hat aber wenig mit dem zeitgeschichtlichen Kontext zu tun, als mit dem inneren funktionsmechanismus von Parteien, zumal von parteineugründungen;-)) das sind ja immer formelkompromisse, die CDU hatte ganz zu Beginn ihrer parteiengeschichte auch einmal einen Sozialismus aus christlicher Verantwortung in ihrem Programm;-)) zudem ist es ein kommunalprogramm, die sind meistens vergleichsweise dilettantisch zusammengeschustert.

  • Ich finde das hochspannend, wie unterschiedlich man solche Dinge beleuchten kann.


    Du, johanna, tust es offensichtlich sehr analytisch, vermutlich mit Fachwissen aus Geschichte/Gesellschaft.
    Ich habe die Zeit als Kind/Jugendliche erlebt. Habe zwischen Chaoten, Hausbesetzern, Alternativen, Studenten, Bürgerinitiativen, Flüchtlingen etc. gelebt.

  • Danke für den Artikel!


    "Es gab kein Bewusstsein, dass irgendetwas falsch daran wäre."


    Das ist meines Erachtens der zentrale Satz dieses Artikels.


    Edit: ...was damals sicher auch zum Missbrauch an mir geführt hat.
    Ich bin gespannt, ob diese öffentliche Diskussion endlich auch dazu führt, dass gewisse Personen mal umdenken und die Rollen "Opfer" und "Täter" richtig sortieren. In meinem Umfeld ist da noch mindestens eine Rechnung offen.


    @all, die mitfühlen: Ich hab das für mich gut sortiert und aufgearbeitet. Trotz der offenen Rechnung bin ich mit dem Thema durch und habe meinen Frieden und ein gutes Leben.

  • Für mich ist das eher ein Argument dafür so mind. zwei Wochen vor einer Wahl die Medien zu meiden. Mich nervt das Dreckgeschleudere von allen Seiten. Am Ende bleibt keine Partei mehr die man wählen möchte.

    Viele Grüße
    Juana

    Einmal editiert, zuletzt von Juana ()

  • Mich bringt das Ganze zumindest zum Nachdenken, vor allem dieser Artikel hier:


    http://www.welt.de/politik/deu…iner-gruenen-Kommune.html


    Ich muss das erst noch mal für mich sortieren.



    Mich auch, ich glaube dem Opfer. DAS ist keine Schlammschlacht mehr, das ist ein ganzer Sumpf und unabhängig von der Wahl muss das wirklich aufgearbeitet werden. Wen wundert es, dass das jetzt vor der Wahl kommt, ansonsten hat man wohl nicht die Motivation, zu buddeln, sonst hackt die Krähe der anderen kein Auge aus. :(

  • Das Thema kommt nicht vor der Wahl....ich lese schon lange darüber, es war auch sehr einfach darauf zu stoßen.
    Das Ganze kochte hoch, als ein italienischer Politiker und ehemaliger EU-Parlamentarier und damit Kollege von Cohn-Bendit ihn im italienischen Fernsehen als Pädophilen beschimpfte. Es wurde erst als übles Nachtreten und Unsinn abgetan, doch einige gruben eben tiefer.


    Natürlich finden zur Wahl mehr politische Themen in der Press statt. Aber das ist nicht nur dreckiger Wahlkampf.

    Je kaputter die Welt draußen, desto heiler muss sie zu Hause sein. Rheinhard Mey

  • Bettina röhl, die Tochter von Ulrike Meinhof, hat 2001 zwei Dinge publiziert, einmal ging es um bis dahin unbekannte Fotos von Joschka Fischer, auf denen dieser Steine auf Polizisten wirft und in der anderen Sache wies sie auf die bis dahin unbekannten aussagen Cohn-Benedits in diesem Text von 1975 hin. Während die Sache mit dem Außenminister und den Polizisten große Wellen schlug, blieben die Anschuldigungen an Cohn-bendit zunächst unbeachtet, bis der englische observier sie aufgriff, französische Zeitungen nachzogen und schließlich auch deutsche Zeitungen reagierten.


    Dazu gibt es einen interessanten Artikel in der Emma, - ich hoffe die Verlinkungen klappt. Alice Schwarzer schildert da auch noch einmal ganz genau in welchem Umfeld diese Liberalisierung von kindesmissbrauch und kindlicher Pornografie stattgefunden hat.


    Ich erinnere mich auch dunkel daran, dass ich das damals gelesen habe.

  • Zitat

    Das Thema kommt nicht vor der Wahl....ich lese schon lange darüber, es war auch sehr einfach darauf zu stoßen.
    Das Ganze kochte hoch, als ein italienischer Politiker und ehemaliger EU-Parlamentarier und damit Kollege von Cohn-Bendit ihn im italienischen Fernsehen als Pädophilen beschimpfte. Es wurde erst als übles Nachtreten und Unsinn abgetan, doch einige gruben eben tiefer.


    Natürlich finden zur Wahl mehr politische Themen in der Press statt. Aber das ist nicht nur dreckiger Wahlkampf.


    Richtig.
    Es interessiert sich sonst nur keiner dafür.
    Das als schmutzigen Wahlkampf abzutun, finde ich daneben.
    Ist aber wohl auch so gewünscht. Dann ist das Thema hinterher durch und man kann sich dem Hier und Jetzt zuwenden und so tun, als seien das olle Kamellen. #hammer

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • Der verlinkte EMMA-Artikel ist von 2001(!):
    "Dieselben Journalisten, die die schlagkräftige Vergangenheit des Außenministers begierig – wenn auch abwiegelnd – aufgriffen, dieselben Journalisten ließen die sexuellen Übergriffe des Europa-Politikers auf Kinder links liegen. Es dauerte Wochen, bis Ende Januar eine englische Zeitung, The Observer, den Skandal aufgriff. Und es verging noch ein Monat, bis auch die französische Presse einstieg.(...)
    Nur wenige nutzten den Anlass zu einem (selbst)kritischen Blick zurück auf die (pseudo)revolutionäre Moral von damals, die zwar der alten Doppelmoral den Garaus gemacht, dafür jedoch das unverhüllte Recht des Stärkeren eingeführt hatte. Diese neue Moral leugnete die Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen ebenso wie die zwischen Erwachsenen und Kindern. Ausgerechnet die „sexuelle Revolution“ ebnete der kapitalistischen Vermarktung und sexistischen Brutalisierung der Sexualität vollends den Weg."

    Je kaputter die Welt draußen, desto heiler muss sie zu Hause sein. Rheinhard Mey

  • Also, sehr interessanter Thread. Ich finde Herr Trittin hat sich recht passend geäußert und für mich ist die Sache ok.


    Aber ich verstehe das mit dem Cohn-Bendit nicht ganz. Ist der jetzt noch bei den Grünen? Warum schmeißen sie ihn dann nicht gleich raus?


    Die NPD finde ich mit ihren derzeitigen Wahlplakaten auch nicht weichgespült.
    "Lieber Geld für Sinti und Roma, statt für die Nazi-Oma" (irgendwie so ging das doch oder ...?) ist doch schon aussagekräftig.

    So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.

  • Ja, das fand ich auch sehr interessant.


    Das Thema ist sicherlich einmal dem wahlkampf geschuldet, aber ich denke, dass auch die missbrauchsdebatten über die Kirchen, insbesondere die katholische Kirche, und auch in Bezug auf reformpädagogische Einrichtungen, wie die odenwaldschule, eine Rolle spielen.


    Ich meine mich auch zu erinnern, dass Bettina röhl ihren vater beschuldigt hatte ihre Schwester missbraucht zu haben und dabei spielte auch das spezielle lins-Alternative Milieu eine Rolle wieder mit dem verweis auf cohn-bendit u.a. Da gab es auch Berichte im Spiegel und in der faz. Und wenn ich mich nicht irre, wurde röhl dabei auch unterstellt einen privaten Rachefeldzug zu verfolgen. Hmm, irgendwie ist das schon merkwürdig, dass das Thema so lange vor sich hin köchelte.


    Den verlinkten Welt-Artikel fand ich übrigens sehr erschütternd, das so etwas möglich war. Aber das mit der odenwaldschule finde ich auch unbegreiflich, das sowas über Jahre funktioniert, obwohl viele Schüler und vermutlich auch einige Eltern und Lehrer Bescheid wussten.


    Was mir allerdings hierzu einfällt ist, dass es an meiner Schule zwei Mädchen gab, die zwei Jahrgänge über mir waren und die lose zu meiner Clique gehörten, die von unserem sozialkundelehrer sexuell belästigt wurden und darüber sehr glaubhaft voneinander unabhängig erzählt haben. Ich habe das damals meiner großen Schwester erzählt, die schon aus der Schule raus war und sie konnte auch mit einigen Geschichten und Gerüchten aufwarten. U.a. Soll er schon mal die Schule wegen einer Affäre mit einer Schülerin gewechselt haben. Der Lehrer unterrichtet immer noch und war auch vor drei Jahren auf unserem jahrgangstreffen...


    Was ich damit sagen möchte : Vielleicht ist sexueller mißbrauch wirklich ein Thema, wo viele nicht so genau hinsehen bzw. etwas unternehmen können, weil ohne Opfer, die der Anklage ein Gesicht und eine stimme geben, ist es schwierig. Möglicherweise hatten die Journalisten 2001 noch eine Art beißhemmung, weil viele Cohn-bendit kannten und die aussagen als provokation und röhls agieren tatsächlich als versuchten Rufmord abtaten? Vielleicht ist ihnen erst durch die Berichterstattung über die odenwaldschule klar geworden, dass pädophile die ideen der sexuellen Liberalisierung für ihre Interessen schamlos ausgenutzt haben und dass darüber lange geschwiegen wurde?

  • Ja, das fand ich auch sehr interessant.


    Das Thema ist sicherlich einmal dem wahlkampf geschuldet, aber ich denke, dass auch die missbrauchsdebatten über die Kirchen, insbesondere die katholische Kirche, und auch in Bezug auf reformpädagogische Einrichtungen, wie die odenwaldschule, eine Rolle spielen.


    Ich meine mich auch zu erinnern, dass Bettina röhl ihren vater beschuldigt hatte ihre Schwester missbraucht zu haben und dabei spielte auch das spezielle lins-Alternative Milieu eine Rolle wieder mit dem verweis auf cohn-bendit u.a. Da gab es auch Berichte im Spiegel und in der faz. Und wenn ich mich nicht irre, wurde röhl dabei auch unterstellt einen privaten Rachefeldzug zu verfolgen. Hmm, irgendwie ist das schon merkwürdig, dass das Thema so lange vor sich hin köchelte.


    Den verlinkten Welt-Artikel fand ich übrigens sehr erschütternd, das so etwas möglich war. Aber das mit der odenwaldschule finde ich auch unbegreiflich, das sowas über Jahre funktioniert, obwohl viele Schüler und vermutlich auch einige Eltern und Lehrer Bescheid wussten.


    Was mir allerdings hierzu einfällt ist, dass es an meiner Schule zwei Mädchen gab, die zwei Jahrgänge über mir waren und die lose zu meiner Clique gehörten, die von unserem sozialkundelehrer sexuell belästigt wurden und darüber sehr glaubhaft voneinander unabhängig erzählt haben. Ich habe das damals meiner großen Schwester erzählt, die schon aus der Schule raus war und sie konnte auch mit einigen Geschichten und Gerüchten aufwarten. U.a. Soll er schon mal die Schule wegen einer Affäre mit einer Schülerin gewechselt haben. Der Lehrer unterrichtet immer noch und war auch vor drei Jahren auf unserem jahrgangstreffen...


    Was ich damit sagen möchte : Vielleicht ist sexueller mißbrauch wirklich ein Thema, wo viele nicht so genau hinsehen bzw. etwas unternehmen können, weil ohne Opfer, die der Anklage ein Gesicht und eine stimme geben, ist es schwierig. Möglicherweise hatten die Journalisten 2001 noch eine Art beißhemmung, weil viele Cohn-bendit kannten und die aussagen als provokation und röhls agieren tatsächlich als versuchten Rufmord abtaten? Vielleicht ist ihnen erst durch die Berichterstattung über die odenwaldschule klar geworden, dass die sexuelle Liberalisierung von pädophilen im links-Alternativen Milieu für ihre Interessen schamlos ausgenutzt wurde und dass darüber lange geschwiegen wurde?

  • U.a. auch über Bettina Röhl:


    http://www.aliceschwarzer.de/index.php?id=5372
    "Nach dem Schock der Enthüllungen aus der Odenwaldschule hat die taz nun erstmals mit einer selbstkritischen Aufarbeitung ihrer Rolle bei der Verharmlosung, ja Propagierung des sexuellen Missbrauchs begonnen. Das Blatt, das Anfang der 1980er Jahre ein zentrales Forum der Pädophilie-Propaganda war, schreibt rückblickend: „Aus heutiger Sicht ist das erschreckend.“ Wie wahr. Es war übrigens schon damals erschreckend. Und es gab immer schon Gegenstimmen."



    Nix Zeitgeist. Ehrlich, umso mehr ich mich mit dem Thema befasse, umso mehr möchte ich kotzen, ob diesen Ausdrucks.

    Je kaputter die Welt draußen, desto heiler muss sie zu Hause sein. Rheinhard Mey

    Einmal editiert, zuletzt von Locke87 ()