Rassistische Kacke im Alltag und sonstwo

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  • Also, wenn man Yasemin Yadigaroglu glaubt, dann ist die Verwandtenehe durchaus ein Problem und führt eben auch zu mehr Kindern mit Behinderungen.

    Ich habe da mal ein wenig gegoogelt und nachgelesen, ich lasse Euch die Links hier:

    http://www.taz.de/!5111122/

    https://www.waz.de/staedte/dui…andten-ehen-id178785.html
    https://www.berliner-zeitung.d…haftlichen-tabus-30073974

    Das Fazit der BZ kopiere ich mal her:
    "...Die Anzeige der Sozialverbände erschien in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Ebendort las man 2011 eine Recherche über die Tabuisierung von Erbkrankheiten in Verwandtenehen.

    Berichtet wurde von der Sozialwissenschaftlerin Yasemin Yadigaroglu, die versuchte, in Schulen über erzwungene Cousin-Cousinen-Ehen aufzuklären und auf massive Proteste von Eltern und religiösen Gemeinden stieß. Jugendliche – türkische, griechische, tamilische, alevitische – vertrauten ihr an, sie seien einem Verwandten versprochen.

    Die Forscherin erhielt Preise und Drohungen. Sie gab auf. Die Dissertation zum Thema kam nicht zustande. Wissen aber wäre Macht über unhaltbare Zustände. Daher die Bitte: Erbarmt euch der Schwachen und überlasst das Thema nicht der AfD..."

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

  • Ich wollte es grad schreiben. Ich habe dazu schon oft etwas in seriösen Zeitungen gelesen.


    Muss aber sagen das mir das noch nie begegnet ist. Zumindest nicht bewusst.

  • Mir ist das beruflich schon ab und zu mal begegnet.

    (Habe früher in einer Behinderteneinrichtung gearbeitet und arbeite jetzt in der Schule mit Kinder mit Förderbedarf)

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

  • Das ist aus genetischer Sicht vollkommen plausibel, dass bei Ehen Verwandter eine höhere Wahrscheinlichkeit für Erbkrankheiten vorliegt. Jeder von uns ist Überträger von im Schnitt 4 - 6 Erbkrankheiten. Bei genetisch eng verwandten Partnern ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die gleiche mutierte Erbanlage zusammentrifft und beim Nachwuchs zur Ausprägung kommt.


    Eine ähnliche Aussage bezüglich ebendieser statistischen Häufung von Erbkrankheiten bei Verwandtenehen in eben diesem multikulturellen Kontext hatte ich übrigens von einem befreundeten Kinderarzt, ist also bei nahem Verwandtschaftsgrad nicht vollkommen aus der Luft gegriffen.

  • Ich hätte Cousins allerdings nie als "nahen Verwandtschaftsgrad" eingeschätzt. Allerdings habe ich beim europäischen Adel auch schon gehört, dass diese Praxis zu Problemen mit erhöhten Erbkrankheiten geführt hat.

  • wieder was gelernt...und sorry fürs ot


    Bisher dachte ich das nur Cousin/Cousine 2ten Grades heiraten dürfen....gerade wegen evt Erberkrankungen...


    Für mich sind Cousins 1ten Grades sehr enge Verwandten.

    Und die Vorstellung das mein Neffe meine Tochter heiraten würde...ne...

    Hab die Beide gewickelt und rumgetragen....

    ...neeee...die Vorstellung..

    Ähm..ne

    LG paulina mit paula (11.05)
    + paul (04.08)

    Einmal editiert, zuletzt von paulina ()

  • Mir sind zwei streng endogame Gruppen bekannt:
    -Jesiden https://de.wikipedia.org/wiki/Jesiden

    -der frühere europäische Adel


    In beiden Gruppen war/ist die enge Verwandschaft m.W, tatsächlich ein genetisches Problem (gewesen)

    Mir fallen noch verschiedene Amish-Gruppen in den USA ein.


    Nebenbei: Diese Gruppen dienen gerne als Forschungsgegenstand, weil man durch die Häufung einer Erkrankung, besser den genetischen Mechanismen auf die Spur kommt.


    Ich vermute eine Cousin-Cousine-Ehe macht nicht so viel Probleme bzgl. Erbkrankheiten. Aber wenn immer wieder innerhalb einer Gruppe geheiratet wird, in etlichen Generationen nacheinander, leidet schon die genetische Vielfalt.

  • Ich habe das auch schon von einem Kinderarzt gehört, der in der Kinderhämatologie arbeitet. Sie behandeln dort wirklich sehr häufig Kinder aus Bevölkerungsgruppen, die Endogamie leben.

    Vor einiger Zeit habe ich auch mal gelesen, dass es in Island extra eine Datenbank gibt, zu der jeder Isländer Zugang hat, bzw. gibt es diese Datenbank auch als App. Durch die Insellage und die wenigen Isländer, die es gibt, wollen sie gerade vermeiden, dass es Gendefekte durch verwandtschaftlich zu nahe Beziehungen gibt.

  • ... nur dass niemand damit Politik macht, dass "diese Isländer / Amish / Adligen" aber auch dermaßen doof sind und immer die eigene Verwandtschaft heiraten. Zwischen der rein medizinischen Tatsache, dass das über mehrere Generationen hinweg zu Problemen führen kann, und "türkische Kinder sind behindert oder sterben eh gleich als Säuglinge, weil..." ist noch ziemlich viel Platz, würde ich sagen.

    ~~ Luxa


    Sometimes something will change and that change

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  • Zum Thema LB und (Verdacht auf) GB: Ein Augenöffner war für mich kürzlich "Best of Schule" von Niki Glattauer, in dem er schrieb, daß viele Kinder mit Migrationshintergrund keine Sprache wirklich beherrschten. Ich war in meiner Naivität bisher davon ausgegangen, daß diese Kinder zu Hause und im Freundeskreis ihre Muttersprache sprechen (und auch perfekt beherrschen), mangels Kontakt mit Deutschsprachigen jenseits des Lehrers in der Schule aber Probleme beim Erwerb von Deutsch hätten.


    Es ist jedoch offenbar so, daß bereits viele der in D oder Ö geborenen Eltern selbst nie perfekt ihre Muttersprache Türkisch/Albanisch/Rumänisch/... (um nur einige zu nennen) erlernt haben. Das führt dazu, daß ihre Kinder in beiden Sprachen, ihrer Muttersprache und Deutsch nur so halb bewandert sind, und sich in ihrem gesellschaftlichen Umfeld einer vereinfachten Alltags-Pidgin-Sprache unterhalten. Aber sie beherrschen keine Sprache, keine Grammatik perfekt.


    Niki Glattauer nannte in einem Beispiel eine Mutter, die die das Infoblatt für eine Impfung nicht versteht, obwohl sie extra die türkische Version bekommen hat. "Seine Mutter kann nicht so gut Türkisch" sagen die Mitschüler sinngemäß, als der Lehrer nachfragt.


    Das Ergebnis sind Menschen, die sprachlich im Limbus hängen und dadurch größte Schwierigkeiten haben, jemals eine höhere Bildung zu erlangen, weil ihr Sprachvermögen in BEIDEN Sprachen nicht ausreicht, Lehrer und Literatur zu verstehen. Ganz normal intelligente Kinder, die von ihren Anlagen her theoretisch alles Mögliche werden könnten, aber nie erreichen werden. Sie sind nicht bild-bar. Diese fehlenden Zukunftschancen und -perspektiven machen mich sehr traurig.


  • Jepp, das gibt es gar nicht so selten und es ist auch schon lange bekannt. Zumindest habe ich es vor langer Zeit schon einmal gelesen.

    Sprache ist doch so viel mehr als das was zuhause am Abendbrottisch gesprochen wird. Und genau das fehlt vielen die zuhause in einer anderen Sprache aufwachsen. Klar gibt es auch die sehr gebildeten Türken, Araber, Albaner suchteseuchaus die privat ein tieferes Verständnis der Sprache vermitteln und literatur lesen. Ist aber nicht jeder.

    Besser haben es da die Kinder die in binationalen Familien mit zwei Sprachen aufwachsen, da wird eine Sprache dann tatsächlich perfekt gelernt und die zweite oft auf mittersprachlerniveau.

    Schoko

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Das Problem dabei ist auch, dass viele Eltern es besonders gut machen wollen und mit den Kindern eben nicht in der Muttersprache sprechen, sondern deutsch, obwohl sie es nur schlecht beherrschen. Die Tatsache, dass die Kinder sehr schnell und korrekt in der Kita deutsch lernen, auch (oder gerade) wenn sie zuhause die elterliche Muttersprache sprechen, ist noch längst nicht überall bekannt. In unserer alten Kita gab es da durchaus schiefe Blicke auf Eltern, die mit dem Kind arabisch geredet haben statt sich auf deutsch einen abzubrechen.

    ~~ Luxa


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  • Ja, ich wußte es nur bisher nicht. Gerade bei Menschen, die sich sehr stark mit der Nicht-deutschen Kultur ihrer familiären Herkunft identifizieren und sich fast ausschließlich in ihren Communities bewegen, wäre mir nie in den Sinn gekommen, daß sie teilweise die "eigene" Sprache nicht gut beherrschen.


    Ich finde es schlimm, weil hier so viel geistiges, handwerkliches und künstlerisches Potential von Menschen einfach so verpufft! Sie bleiben ihr Leben lang ungebildet, haben keine Chance auf sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg.

    • Offizieller Beitrag

    Das Problem dabei ist auch, dass viele Eltern es besonders gut machen wollen und mit den Kindern eben nicht in der Muttersprache sprechen, sondern deutsch, obwohl sie es nur schlecht beherrschen. Die Tatsache, dass die Kinder sehr schnell und korrekt in der Kita deutsch lernen, auch (oder gerade) wenn sie zuhause die elterliche Muttersprache sprechen, ist noch längst nicht überall bekannt. In unserer alten Kita gab es da durchaus schiefe Blicke auf Eltern, die mit dem Kind arabisch geredet haben statt sich auf deutsch einen abzubrechen.

    Genau!

    Der Druck kommt sehr oft von aussen: "DIE sollen gefälligst deutsch mit ihren Kindern sprechen!"

    Aber das passiert natürlich nur bestimmten Ausländern, die Professorengattin faucht niemand böse an, wenn sie englisch mit ihren Kindern spricht..


    Das Problem ist ein bekanntes - es gibt auch spezielle Förderprogramme dagegen: Bibliotheken werden auch mit fremdsprachigen Kinderbüchern versorgt, hier gibt es zusätzlichen Schulunterricht in "heimatlicher Kultur und Sprache".

    Sprachvorbilder sind nötig, meinte ein Bekannter von mir letzthin (Schulpsychologe), die Sprache sei eigentlich zweitrangig.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich weiß noch, wie sehr ich als Elternsprecherin immer wieder gefragt wurde, ob sie es richtig machen, mit dem Kind nur türkisch bzw. arabisch zu sprechen, aber es sei ihnen gesagt worden, das sei besser als Deutsch mit starkem Akzent. Ich habe die Mütter immer sehr darin bestärkt. Und die Kinder lernten gut deutsch, akzentfrei.

  • wie verhält es sich bei den mir bekannten familien, die zu hause nur einen bestimmten deutschen (starken) dialekt lernen und im schulalltag einen weiteren?

    hätten wir theoretisch hier nicht den gleichen fall?

    • Offizieller Beitrag

    Doch, haben wir - und der Umgang damit unterscheidet sich von Land zu Land extrem. Während in Deutschland in vielen Regionen Dialekt von der jüngeren Generation kaum noch gesprochen wird, ist man in Österreich, Südtirol und der Schweiz offenbar entspannter. Das Schriftdeutsch als erste Fremd"Sprache" gelernt werden muss, stört da wenig (ist ja auch nicht so, dass die Kinder nicht häufig damit in Kontakt kommen würden, es gibt ja Medien).


    Schwieriger wird es für fremdsprachige Migrantinnen - es müssen quasi 2 Landessprachen gelernt werden, das ist schon noch aufwendiger.


    Liebe Grüsse


    Talpa