Rassistische Kacke im Alltag und sonstwo

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  • gestern war Elternabend. Ich habe danach noch mit ein paar Mamas da gestanden und mich unterhalten. Es ging um Kritik am kiga. Seit diesem Jahr gab es keine osternester mehr. Da meint die eine: sie will ja nicht ausländerfeindlich sein aber wir erlauben hier Moscheen und dürfen nicht mehr unsere Kreuze aufhängen! Und jetzt auch keine osternester mehr! #blink#blink#blink ich war so perplex dass ich nicht mehr wusste was ich dazu sagen soll #confused


    Zumal es die Nester nicht mehr gibt weil oft Nester über die Ferien noch da gestanden hätten und das ja auch nicht so gut ist #weissnicht


    Wie hätte ich da reagieren können?

    Du hättest erstmal sagen können, dass das nicht der Grund für die fehlenden Osternester ist. Oder was war da bei der Frau falsch angekommen?

    Grauenhaft sowas. Vor allem die Einleitung "Also ich will ja nicht....". Das habe ich sowas von gefressen.

  • Bei uns hat heute Vormittag der Kindergarten zum "Müttercafé" eingeladen: die Kinder hatten Kuchen gebacken, Lieder eingeübt, Tische gedeckt und geschmückt, und jedes Kind hatte eine Schürze um und hat die eigene Mutter mit Kuchen und Getränken bedient. Sogar die berufstätigen Mütter haben sich die eine Stunde freigenommen, es waren bis auf eine wirklich alle Mütter da, fröhliche Stimmung, gute Gespräche.


    Es gab drei Tischgruppen, an meinem Tisch saßen außer mir nur Muslimas, die mir zuliebe deutsch gesprochen haben (wär für mich auch okay gewesen, wenn nicht, aber es hat mich schon gefreut, daß sie mich so an der Unterhaltung haben teilnehmen lassen). Zwei dieser Frauen haben sich trotz Ramadan von ihren Kindern bedienen lassen (weil es den Kindern offenkundig Riesenspaß bereitet hat), aber halt nichts davon gegessen, nichts getrunken. Zwei andere haben ihre Kinder gebeten, stattdessen andere Mütter zu bedienen. Eine hat sich bedienen lassen und ihr Kuchenstücklein dann mir angeboten.


    Soweit alles super.


    Beim Rausgehen sprach mich eine deutsche Mutter an: "Du Arme", es hätte ihr so leid getan, aber bei ihr am Tisch war halt kein Platz mehr. Ich hab erst gar nicht kapiert, was sie meint. Offenbar ging sie davon aus, ich hätte mich mit den Muslimas unwohl gefühlt. Ich wollte gerade sagen, daß ich mich an dem Tisch sehr wohlgefühlt habe, da kam eine andere deutsche Mutter dazu und sagte, sie habe ja "eigentlich nichts gegen die" (das scheint eine typische Einleitung für rassistische Kackscheiße zu sein), aber sie finde es nicht okay, "daß die dann überhaupt kommen, wenn sie eh nichts essen", das sei ja "Verschwendung".

    Daraus entstand ein echt unschönes Gespräch.

    • Offizieller Beitrag

    Ich find's total schoen, dass die Mütter dennoch gekommen sind und das Event fuer ihre Kinder möglich machten :) Ich frage mich aber auch, ob man das Mütterfest anders feiern koennte, oder beim nächsten Mal einfach etwas verschieben, damit es nicht auf den Ramadan faellt?

    sagte, sie habe ja "eigentlich nichts gegen die" (das scheint eine typische Einleitung für rassistische Kackscheiße zu sein), aber sie finde es nicht okay, "daß die dann überhaupt kommen, wenn sie eh nichts essen", das sei ja "Verschwendung".

    Das ist echt schade, dass das so tief in den Köpfen steckt.

  • Ich frage mich aber auch, ob man das Mütterfest anders feiern koennte, oder beim nächsten Mal einfach etwas verschieben, damit es nicht auf den Ramadan faellt?

    Es war anläßlich des Muttertages. Letztes Jahr haben sie kein Café gemacht, sondern eine Müttermassage, ohne Essen. Diesmal halt so. Ich glaube, an den Ramadan hat von den Erzieherinnen niemand gedacht. Die muslimischen Familien feiern sonst auch die christlichen Jahresfeste mit (es ist ein katholischer Kindergarten). Und es hat heute die Muslimas und ihre Kinder gar nicht gestört, oder ich habe es nicht bemerkt. Sie nehmen ja während des Ramadans auch sonst am gesellschaftlichen Leben teil, auch wenn da gegessen und getrunken wird. Sie selbst lehnen es halt für sich ab und sitzen so mit am Tisch. Why not? Ramadan heißt ja nicht, daß sie daheim bleiben sollen.


    Nächste Woche findet eine Gruppensitzung nachmittags bei mir daheim statt, da ist auch eine Muslima dabei. Ich werde trotzdem wie immer Getränke und was zu knabbern hinstellen. Es paßt für mich nicht, die Sitzung wegen Ramadan zu verschieben oder den Tisch leer zu lassen oder gar die Muslima auszuladen. Sie ist mir herzlich willkommen und ich lasse die Entscheidung bei ihr, basta.


    Im Kindergarten wird übrigens drauf geachtet, daß angebotenes Gebäck gelatinefrei ist (also z.B. keine Gummibärchen auf den Muffins, kein Glibber auf dem Obstkuchen). Das fand die deutsche Mutter, mit der ich heute gesprochen habe, auch blöd.

    Einmal editiert, zuletzt von casa ()

  • @casa , wie schön, dass die Mütter trotz Ramadan teilgenommen haben! Und wie traurig, dass manche das nicht so sehen können. Ich habe eh das Gefühl, dass Rassismus in Form von Islamophobie gerade total salonfähig ist.

  • Oh man. Du Arme, dass dir nach dem schönen Müttercafe so ein blödes Gespräch aufgezwungen wurde :). Was du vom Cafe schreibst klingt echt schön.

    Lg

    Annanita


    *wartet schon aufs Adventskalenderwichteln* #nägel

  • Ich grätsche mal rein, weil ich Hilfe beim einsortieren brauche. Es geht um das Lied "Lustig ist das Zigeunerleben".


    Ukulele-Gruppe. Wir treffen uns informell ein Mal pro Woche, um zu singen und schrummeln. Lieder bringt der Gruppenleiter mit, es können auch alle anderen was mitbringen. Beliebt ist "lustig ist das Zigeunerleben". Manchmal besuchen wir eine Demenz-Abteilung im Altersheim, die können das auch alle mitsingen und freuen sich.


    Hm. Ich find das Lied inhaltlich blöd, muss wohl hier nicht erklären warum. Und jetzt?


    Gedanken dazu:

    - Stopp-Versuch würde den anderen den Spass am Singen verderben

    - ist es anmassend, wenn ich, die mit der Thematik direkt überhaupt nichts zu tun hat, hier was fordere? Ich masse mir dadurch immerhin Deutungshoheit an, was jemand anderen stören könnte

    - Wie ich die Singgruppe einschätze, würden einige bis die meisten um des lieben Friedens willen aufhören, das Lied zu singen, würden aber nicht verstehen, was das Ganze soll.


    Wie seht ihr das?

  • Ich würd mit der Leitung sprechen und versuchen mit ihr gemeinsam ein neues Lieblingslied zu finden. Dieser Generation bekannt, leicht singbar und fröhlich würd ich sagen sind die Kriterien, die bei dem besagten Lied ne Rolle spielen. Da gibts auf jeden Fall mehr die besser passen.

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

  • Meine Freundin (Sinteza) findet es immer sehr amüsant was wir uns für Gedanken machen was sie komisch oder verletzend finden könnten. Da steht sie zumindest in ihrer Familie nicht alleine da.

  • Meine Freundin (Sinteza) findet es immer sehr amüsant was wir uns für Gedanken machen was sie komisch oder verletzend finden könnten. Da steht sie zumindest in ihrer Familie nicht alleine da.

    Na ja, ich zumindest mache mir solche Gedanken, weil sich andere Sinit beschwert haben.


    In diesem konkreten Fall würde ich mich wahrscheinlich zurückhalten oder eher vorsichtige Bemerkungen machen. Und vielleicht nach Alternativen suchen.

  • Susan Sto Helit


    Das ist es ja, nen Allgemeingültigen Fahrplan gibts da nicht. Ich sag betreffende Wörter trotzdem einfach nicht mehr. Tut mir nicht weh, anderen vielleicht schon.

  • Mich hat @casa s Geschichte sehr betroffen gemachut. Ich konnte eine Weile hier echt nicht mehr Reinschauen.


    Ich finde diese ausweglose Situation so traurig: gehen die muslimischen Eltern nicht hin, heißt es, die interessieren sich ja auch nicht, die grenzen sich ab, Parallelgesellschaft usw. Gehen sie hin, auch wenn es für sie gerade gar nicht so gut passt, werden sie dafür auch angefeindet. Was soll man denn noch tun?


    Ich kenne so viele muslimische Familien, die seit Jahren und Jahrzehnten engagiert in Deutschland leben. Die für andere in der Schule und bei Ärzten übersetzen, die zum Elternabend gehen und viel für die Bildungskarrieren ihrer Kinder tun. Und das wird von der Mehrheitsgesellschaft nicht, nicht, nicht gesehen. Da wird immer nur das Kopftuch gesehen.


    Ich sage zu Leuten inzwischen: Was wollt ihr noch tun? Ihr bemüht euch seit 20 Jahren. Jetzt kämpft statt um Anpassung mal um eure Rechte. Lasst euch in den Gemeinderat wählen. Organisiert euch. Werdet sichtbar. Ihr seid viele.