Rassistische Kacke im Alltag und sonstwo

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    • Offizieller Beitrag

    Da liest man gemütlich die Zeitung und dann erfährt man, dass Herr Seehofer eine Studie zum racial profiling bei der deutschen Polizei abgesagt hat, weil es unnötig ist nach was zu gucken, was eh verboten ist. #haare


    https://www.zeit.de/gesellscha…inisterium-horst-seehofer

  • Da liest man gemütlich die Zeitung und dann erfährt man, dass Herr Seehofer eine Studie zum racial profiling bei der deutschen Polizei abgesagt hat, weil es unnötig ist nach was zu gucken, was eh verboten ist. #haare

    #blink Dazu fällt mir noch nicht Mal mehr ein bissiger Kommentar ein...

    #herzKleiner Zwerg 07/14

    #herzMinizwerg 06/17

    ticker?TT=bdy&TT1=bdy&CL=&CT=&CG=F&O=m_chick&T=t_b14&D=2017-06-07&M1=&D1=&T2=&T1=Minizwerg&T3=&CC=0&CO=FFFFFF&CO2=&W=&TS=&R=A&SC=green

  • Kann aber sein, dass das eigentlich gut ist... für mich stellt sich nämlich die Frage, wie man das überhaupt in einer Atudie untersuchen will - wenn ich die Polizisten befrage, fallen mir z. B. sofort ne Menge Formulierungen ein, die im Studiendesign schon dafür sorgen würden, dass eine tatsächlich stattfindende Auswahl von zu komtrollierenden Personen nach rassistischen Kriterien verschleiert oder "gerechtfertigt" wird. Und am Ende hätte man dann eine Studie, die schön verkauft wird mit "haben wir untersucht, existiert nachgewiesenermaßen also nicht!" - und das ist am Ende schlechter als "Seehofer will garnicvt erst so genau hingucken, man könnte ja was finden". Jetzt nur von der Seite der "Öffentlichkeitsarbeit" her gesehen.

    Denn faktisch und wirklich frage ich mich auch: wie will man solche Effekte "untersuchen", mir fällt da nichts zu ein.

    Man könnte mal untersuchen, ob z. B. rassistische Stereotype bei Menschen im Polizeidienst verbreiteter oder ausgeprägter sind als bei der durchschnittlichen Bevölkerung - und dann mal anständige und ernsthafte Ansätze entwickeln, wie das in Ausbildung und Alltag des Berufs immer wieder adressiert wird. Denn am Ende muss es ja nicht um die Feststellung eines Problems gehen, sondern doch lieber um Erweiterung der Kompetenzen der handelnden Personen, damit das Problem nicht mehr zum Tragen kommt.


    OT, aber das sollte generell auch jenseits rassistischer Stereotype geschehen, weil es natürlich auch für andere Merkmale solche Beobachtungen gibt.

  • enfj-a , man könnte zum Beispiel prüfen, wie kontrolliert wird. Werden überproportional dunkelhäutige Menschen kontrolliert?

    Überproportional zu was? Zur Gesamtbevölkerung? Des Landes, der Stadt, des Viertels? Und wenn man bestimmte Orte häufiger kontrolliert, z. B. In Bahnhofsnähe, dann verzerrt das ja auch direkt, weil dort andere Leute unterwegs, z. B. jüngere Menschen und solche, die sich ein Auto nicht leisten können. Sind unter denen proportional mehr, die unter "Migrationshintergrund" fallen würden, oder wie man das nennen will? Oder in einem Park, standen die da in Gruppen zusammen? Werden Gruppen häufiger kontrolliert?! Oder nur, wenn die Gruppe vorwiegend nicht-deutsch aussieht? Oder wenn sie rein männlich sind?

    Also ich weiß nicht, was man mit der reinen Zahl wollen würde. In meiner Heimatstadt z. B. wäre das was völlig anderes (deutschlandweit einer der höchsten Anteile von Einwohnern "mit Migrationshintergrund) als in der Stadt, in der ich jetzt wohne (kleinbürgerlich - aber mit Flüchtlingsunterkunft).


    Nach meiner Beobachtung ist es doch vor allem das eher anlasslose Kontrollieren, das häufiger passiert wenn man nicht-deutsch aussieht. Und DAS, also dass das anlasslos war, sieht ja der Polizist schobmal völlig anders. Kann ich durch Befragung von Polizisten also sowieso nicht rauskriegen.


    Wie sollte man denn sonst überhaupt die Daten erheben? Vielleicht stell ich mich auch blöd an, aber ich kann mir da echt nichts taugliches vorstellen.

    Das ist ja gerade das Problem: da, wo Rassismus nicht mehr im Wortlaut besteht, also eigentlich eine Gesellschaft frei und gleich ist nach dem Buchstaben des Gesetzes, ist er eben deswegen ja noch nicht weg. Er wird schwerer greifbar, er bewegt sich manchmal nur im Bereich "anekdotischer Evidenz", aber trotzdem ist er real!!

    Korrelation, Kausalität - tausend andere Faktoren, wenig Möglichkeiten sauber zu messen... sowas droht halt, dem ganzen Problem noch die Glaubwürdigkeit zu nehmen statt sie zu verstärken. Jedenfalls für mich. Ich weiß, dass das so pauschal (leider) nicht gilt, es wird ja in vielen Bereichen gerne auch mit Statistiken um sich geworfen, die lückenhaft sind - aber Statistiken in der öffentlichen Debatte nur lückenhaft dargestellt. Ich finde es halt sehr wichtig.

  • Es werden mit Sicherheit mehr dunkelhäutige Menschen kontrolliert. Beispiel der hiesige Görlitzer Park mit Drogenhandel. Gehört man zu der Gruppe afrikanischstämmiger Männer wird man dort automatisch häufiger kontrolliert, weil überwiegend Männer aus dieser Gruppe den Umschlag machen.

    Ich finde es für beide Seiten schwierig: Als unbescholtener Schwarzer würde ich mich nicht trauen mich da aufzuhalten wegen Generalverdacht. Als Polizist mit dem Ziel den Drogenhandel einzudämmen macht es mit diesem Wissen aber auch wenig Sinn sich auf asiatische Gruppen oder deutsche Frauen bei der Personenkontrolle zu fokussieren.

    Die Ursachen für dieses Ungleichgewicht liegen aber woanders: Die Delikte "auf der Straße" werden bevorzugt auf bestimmte Ethnien ausgelagert während die Hintermänner (Drogenbosse etc) sauber daheim sitzen.

    • Offizieller Beitrag

    Wie sollte man denn sonst überhaupt die Daten erheben? Vielleicht stell ich mich auch blöd an, aber ich kann mir da echt nichts taugliches vorstellen.

    Das ist ja gerade das Problem: da, wo Rassismus nicht mehr im Wortlaut besteht, also eigentlich eine Gesellschaft frei und gleich ist nach dem Buchstaben des Gesetzes, ist er eben deswegen ja noch nicht weg. Er wird schwerer greifbar, er bewegt sich manchmal nur im Bereich "anekdotischer Evidenz", aber trotzdem ist er real!!

    Korrelation, Kausalität - tausend andere Faktoren, wenig Möglichkeiten sauber zu messen... sowas droht halt, dem ganzen Problem noch die Glaubwürdigkeit zu nehmen statt sie zu verstärken. Jedenfalls für mich. Ich weiß, dass das so pauschal (leider) nicht gilt, es wird ja in vielen Bereichen gerne auch mit Statistiken um sich geworfen, die lückenhaft sind - aber Statistiken in der öffentlichen Debatte nur lückenhaft dargestellt. Ich finde es halt sehr wichtig.

    Darum ist es nicht ohne Grund ein Studium, zu lernen solche Fragen zu stellen - und zwar korrekt zu stellen. Aber es ist durchaus möglich, messbare Daten zu bekommen.


    Die hiesige Polizei war wohl selbst überrascht, wie gut belegbar die unterschiedliche Behandlung war.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Aber nur weil etwa keinen rassistischen Ursprung hat, kann es den doch entwickeln.

    Genau, gutes Beispiel ist eben das "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann"-Spiel.

    Meine Oma hat mir immer gesagt, dabei ginge es um den Kohlenmann; den, bei dem wir Kohlen gekauft haben. Bei dem gab es aber diese kleinen Kirschlollis, vor dem hatten wir Kinder natürlich keine Angst. Gruselig fanden wir tatsächlich den einzigen Schwarzen, den wir hin und wieder an der Bushaltestelle gesehen haben.


    Da die wenigsten Kinder Kontakt zum Köhler haben und der Schornsteinfeger auch nicht mehr als rußverschmiert bekannt ist, sondern mit dem Laptop kommt, ist die naheliegendste Assoziation eben "Angst vor einem schwarzen Menschen".

    Soweit ich weiß, ist das Spiel noch viel älter und bezieht sich auf den Tod, den schwarzen Tod, bzw. Pestbringer, wobei das wohl nicht ganz klar ist. Es gibt auch Behauptungen, dass Schornsteigerfeger gemeint waren.

    Das halte ich aber für nicht sehr wahrscheinlich, da der Schornsteinfeger eher ein Glückssymbol war und ist. Er sorgt schließlich dafür, dass man Heizen konnte, ohne zu ersticken.

    Meine Assoziation als Kind war immer, ein skelettartiger, bleicher Mann mit langem, schwarzem Umhang und schwarzer Kapuze. Ich bin nie auf die Idee gekommen, einen Menschen mit brauner Haut darin zu sehen. Und das zu einer Zeit, wo das N-Wort noch normal war.

  • Und das zu einer Zeit, wo das N-Wort noch normal war.

    Wahrscheinlich gerade deshalb. Ich wäre als Kind nie auf die Idee gekommen, dass mit „schwarzer Mann“ ein Schwarzer Mann gemeint sein könnte, da ich diese Bezeichnung nicht kannte.


    Trotzdem finde ich das Spiel heute unangebracht. Eben weil die Kinder heute den bpoc assoziieren können.

  • Bei uns heisst es seltsamerweise "Oma liest die Zeitung". #confused

    When you’re a kid, they tell you it’s all… Grow up, get a job, get
    married, get a house, have a kid, and that’s it. But the truth is, the
    world is so much stranger than that. It’s so much darker. And so much
    madder. And so much better.

    • Offizieller Beitrag

    Soorma. Das ist erfreulich, dass Seehofer Gegenwind bekommt. Im Artikel steht aber auch, dass die Justizministerin da eigentlich keinen Einfluss hat.


    Eigentlich sollten doch alle mit der Studie zufrieden sein - gibt es kein racial profiling bei der deutschen Polizei, ist doch alles wunderbar, und wenn doch, weiß man, dass was getan werden muss und zwar mehr als nur ein verbot aussprechen.


    Ich bin mir übrigens sicher, dass racial profiling nicht nur ein einzelfall ist. Lasse mich aber gerne belehren, und werde beeindruckt sein, Falls es dich nur Einzelfälle sind.


    Werden die Einzeltäter eigentlich dann bestraft? Also hat das Konsequenzen?

  • Ich freue mich auch über den Gegenwind. Fürchte jedoch, das das wenig bringt. Gibt es schon eine Petition zum mitzeichnen?


    Da es anscheinend nicht mal wirklich Zahlen zu Fällen gibt wird es mit Tätern und Konsequenzen sicher schwierig. Hab jetzt das gefunden:


    Spiegel


    Zitat:

    Weder in der Polizeilichen Kriminalstatistik noch in der Staatsanwaltschaftsstatistik finden sich Zahlen dazu, wie oft Polizisten rassistisches Profiling oder rassistische Gewalt vorgeworfen wurde - oder auch nur, wie viele Anzeigen es aus diesen Gründen gegen Beamte gab.

    • Offizieller Beitrag

    Zitat:

    Weder in der Polizeilichen Kriminalstatistik noch in der Staatsanwaltschaftsstatistik finden sich Zahlen dazu, wie oft Polizisten rassistisches Profiling oder rassistische Gewalt vorgeworfen wurde - oder auch nur, wie viele Anzeigen es aus diesen Gründen gegen Beamte gab.

    Wenn man nicht hinguckt, dann findet man halt nichts, oder umgekehrt, wenn man mehr hinguckt findet man auch mehr.

  • Es werden mit Sicherheit mehr dunkelhäutige Menschen kontrolliert. Beispiel der hiesige Görlitzer Park mit Drogenhandel. Gehört man zu der Gruppe afrikanischstämmiger Männer wird man dort automatisch häufiger kontrolliert, weil überwiegend Männer aus dieser Gruppe den Umschlag machen.

    Ich finde es für beide Seiten schwierig: Als unbescholtener Schwarzer würde ich mich nicht trauen mich da aufzuhalten wegen Generalverdacht. Als Polizist mit dem Ziel den Drogenhandel einzudämmen macht es mit diesem Wissen aber auch wenig Sinn sich auf asiatische Gruppen oder deutsche Frauen bei der Personenkontrolle zu fokussieren.

    Die Ursachen für dieses Ungleichgewicht liegen aber woanders: Die Delikte "auf der Straße" werden bevorzugt auf bestimmte Ethnien ausgelagert während die Hintermänner (Drogenbosse etc) sauber daheim sitzen.

    Das hier.

    ich hab keine Polizistenerfahrung kann mir aber gut vorstellen, dass man nach einigen jahren bei der Polizei da einen sehr anderen Blick drauf hat.

    Erinnere mich noch an ein Dossier bei der Zeit, wo ein Richter, Polizist.. usw... zu Wort kamen... da wundert man sich dann nicht mehr - so frustrierend wie der Joballtag ausschaut.

    Statt jetzt wieder Studien in Auftrag zu geben, fände ich es ja sinnvoller, dass Geld würde direkt in die Polizei investiert.

    Schulung, bessere Ausstattung.....


    weil keine Ahnung... wenn ihr euch selbst in die Lage versetzt und bei einer Autokontrolle in Autos schaut - nach was orientiert ihr Euch

    Finde ich vollkommen logisch dass das Stereotype ins Spiel kommen - irgendwie sind die ja auch mal aus Erfahrung gebildet worden - dann hat man 2 Möglichkeiten... man handelt danach oder man handelt ganz bewusst nicht danach .. und letzteres ist glaube ich auch nicht unbedingt zielführen.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Da gebe ich dir grundsätzlich Recht. Das Ding ist, solang da kein offizielles Problembewusstsein da ist und da sein darf, gibt es auch keine Ansätze, zu handeln. Und da braucht es in diesem schönen Land immer erst Mal eine Studie.