Rassistische Kacke im Alltag und sonstwo

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  • Ich habe ihr jetzt geantwortet und von allen von euch Gedankenstückchen geklaut. Danke dafür #blume

    Habe nochmal betont, dass es nicht um ihr Kind gehen soll und mit dem geschützen Raum argumentiert. Rattenkind , danke!

    Ich erzähle euch, wie es weitergeht...Wobei ich ja insgeheim darauf hoffe, dass sie jetzt nicht mehr schreibt.

  • Rattenkind es gibt doch ein Antidiskriminierungs und Antisrassismusgesetzt in Deutschland. Danach werden und wurden Menschen auch verurteilt, die rassistische Reden https://de.wikipedia.org/wiki/Artikel_261bis_StGB :

    "Wer öffentlich gegen eine Person oder eine Gruppe von Personen wegen ihrer Rasse, Ethnie oder Religion oder sexuellen Orientierung zu Hass oder Diskriminierung aufruft,wer öffentlich Ideologien verbreitet, die auf die systematische Herabsetzung oder Verleumdung dieser Personen oder Personengruppen gerichtet sind,wer mit dem gleichen Ziel Propagandaaktionen organisiert, fördert oder daran teilnimmt,wer öffentlich durch Wort, Schrift, Bild, Gebärden, Tätlichkeiten oder in anderer Weise eine Person oder eine Gruppe von Personen wegen ihrer Rasse, Ethnie, Religion oder sexuellen Orientierung in einer gegen die Menschenwürdeverstossenden Weise herabsetzt oder diskriminiert oder aus einem dieser Gründe Völkermord oder andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit leugnet, gröblich verharmlost oder zu rechtfertigen sucht,wer eine von ihm angebotene Leistung, die für die Allgemeinheit bestimmt ist, einer Person oder einer Gruppe von Personen wegen ihrer Rasse, Ethnie, Religion oder sexuellen Orientierung verweigert,wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft."

    Das ist ein Gesetz aus der Schweiz.


    Für Deutschland gibt es das so nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Susan Sto Helit du hast recht. #schäm


    Ich habe da echt nicht richtig mitgelesen. Magst du sagen, was das deutsche Pendant dazu wäre? Ich dachte, dass es auch in Deutschland auch ein antirassismusgesetz gäbe, aber dem scheint ja gar nicht so zu sein? Es gibt wohl eine antidiskrimierungsstelle, aber da geht es gar nicht wirklich um wörtliches hetzen im Alltag

  • § 130 StGB - Volksverhetzung

    https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__130.html

    und die danach folgenden §§.


    § 166 StGB - Beschimpfung von Religonen

    https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__166.html


    §§ 185 ff. StGB - Beleidigung & Co.

    https://www.gesetze-im-interne…JNR001270871BJNG005102307


    und das AGG

    https://www.gesetze-im-interne…JNR189710006BJNG000100000


    das enthält aber mE keine Strafvorschriften.


    Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

  • Vielleicht ein banaler Gedanke, aber gibt die Schulordnung da vielleicht etwas her, auf das man sich klar beziehen kann?

    Und wenn nicht, warum nicht?

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Meinungsäusserung und Beleidigung sind nun mal nicht erlaubt, und zweites ist verboten.

    Rassismus läuft doch immer auf Beleidigungen oder Verleumdungen hinaus.


    Bei einer Schülerin würde ich wohl glatt das genauer angehen, schauen,was sie für Außerungen bringt und auseinandernehmen, was daran noch Meinung ist und was eben Beleidigung oder Verleumdung ist.



    In meinen Kursen reagiere ich auf rassistische Anwandlungen mit zur Schau getragenem, komplettem Unverständnis.

    Ich weiß gewöhnlich schon, woher es kommt, antworte aber mit "Ne, kann ich mir nicht vorstellen?" "Das passt aber nicht, das haben sie nicht gut gezeichnet" etc.

    Ich behandel es als Unwissenheit und Unvermögen, und stelle mich dann auch auf die Seite der Opfer, die dann - durch mich gestärkt - erklären können, wie es wirklich ist.

    Eben, wie man jemanden der keine Ahnung hat aufklärt.


    Das hat bisher immer gut funktioniert.

    Ich weiß aber nichtl ob das auf eine Schulklasse übertragbar ist.

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

  • Was mir noch eingefallen ist:

    Zur genaueren Erklärung (als Argumentationshilfe, ich denke schon, dass das hier klar ist, aber manchmal kann man es nicht so genau benennen): Ich finde blonde Haare schöner als schwarze Haare ist eine Meinngsäusserung und damit noch ok (allerdings ist es unhöflich es ungefragt Schwarzhaarigen auf die Nase zu binden). Schwarzhaarige sind blöde Sumpfkühe hingegen ist eine Beleidigung und alle Schwarzhaarigen klauen ist eine klare Unterstellung und Verleumdung.

    Wenn nun die Mädchen sich im Rahmen von "ich mag das nicht" und damit der Meinungsäusserung bewegen, würde ich schon mal daran arbeiten, warum sie es ständig mitteilen müssen.

    Auch Meinungen können verletzen und man sollte sie auch mal für sich behalten. Das schont das gesellschaftliche Klima.

    Wenn den Kindern diese Fähigkeit abgeht, würde ich da doch mal dran arbeiten.


    So als Idee für einen Umgang mit diesem elendigen "Ich sag nur meine Meinung."

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

  • Das Problem ist oft, dass diese Sprüche meist in eine Richtung gehen, die man nicht klar unter Beleidigung einsortieren kann, sondern eher unter "dramatischer Empathielosigket". Da kommt oft nicht "Die XY sind alle blabla!", sondern eher sowas wie: "Die sollten bleiben, wo sie herkommen und ihr Land wieder aufbauen!"

    Das ist nicht weniger dumm und verletzt sogar noch mehr, aber die Beleidigung darin kommt nur um die Ecke daher, das macht es schwieriger, mit klarer Kante darauf einzugehen.

    Für die Betroffenen selbst ist das oft gar nicht möglich. Hinter der Flucht einer Familie steht ja oft jahrelange Angst vor politischer Verfolgung - in manchen Fällen seit Generationen. Das kann man nicht in einem derart ungeschützten Rahmen, wo dir jemand gegenüber steht, der klar sagt "Du bist hier nicht gewollt".

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    • Offizieller Beitrag

    Ohnezahn - es scheint auch so zu sein, dass Beleidigungen in Deutschland nur gegen eine bestimmte Person aber nicht gegen eine Gruppe gehen koennen, zumindest vom gesetzlichen Standpunkt her. Und bei Volksverhetzung steht da noch das "Störung des öffentlichen Friedens" mit dabei. Heisst das, dass Kommentare ("geht zurueck wo ihr herkommt"), so lange die nur geflüstert werden, gar nicht als strafbar angesehen werden. Gleichzeitig kann ein Mittelfinger beim Autofahren bis zu 4000 Euro kosten....


    Und wieder einmal mehr denke ich, dass Rassismus-Erziehung in den Kitas anfangen muss. Dazu gehören eben auch Fragen wie "wie denkst du, fuehlt sich der andere, wenn er das hört?"

  • Das würde ich glatt thematisieren:


    Eventuell grundlegend: Sollen wir alle da bleiben, wo wir geboren wurden?

    Oder wo unsere Vorfahren herkommen?
    Warum eigentlich?


    Und wie weit darf man sich wegbewegen?


    Und dann auch an die Fluchtgründe gehen.

    Und die Frage stellen, wie sich die Kinder es vorstellen, dass die Leute ihr Land wieder aufbauen.

    Und warum die Kinder, die die Sprüche machen, nicht hingehen, und das Land aufbauen.


    Wenn dann kommt, das es nicht ihr Land ist: Was bedeutet dieses "mein Land" eigentlich?

    Nur weil man zufällig irgendwo geboren wurde?

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    (Big Bang Theory)

    • Offizieller Beitrag

    Shevek ich kann mir das was du beschreibst echt super vorstellen und habe solche Diskussionen auch in meinem französisch Kurs in Frankreich geführt - denn auch dort tauchte das Thema Rassismuserfahrungen auf - klar, wir waren ja alles Nicht-Franzosen.

  • Ich habe in meiner einen Klasse(16 bis 19jährige) ein unterschweilliges Rassismusproblem. Geflüchtete Schülerinnen werden ausgegrenzt, ausgelacht, belächelt und neulich kamen auch Stimmen a la "die sollen doch bleiben wo sie sind". Nun habe ich im Zuge dessen jegliche Äusserungen dieser Art quasi verboten.

    In meiner Klasse wurden damals auch Leute ausgegrenzt, anlässlich ihrer Herkunft oder ihres Körpers (Übergewicht, spastische Lähmungen etc.).


    Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Versuche der Lehrkräfte, da mit Moral und Verboten zu argumentieren, hilfreich waren, eher im Gegenteil.


    Ich weiß nicht, ob vielleicht z.B. mehr Arbeit in Zweierteams etwas geholfen hätte? Also wenn man quasi gezwungen ist, zu zweit zusammen zu arbeiten, das aber auch unbeobachtet von der Clique tun kann und dann feststellt, dass die andere Person doch ganz ok ist?

    • Offizieller Beitrag

    Das gezwungene MIteinanderarbeiten kann auch ganz schoen schiefgehen, meiner Erfahrung nach. Deshalb es gibt doch Rassismusberatungsstellen und da waere es schon gut, wenn da jemand auch von aussen nochmal guckt.

  • An euch alle vielen Dank für eure guten Gedanken!

    ich weiß, dass das oft kontraproduktiv ist.

    In der Situation ging es nicht anders. Ich bin eben auch nur ein Mensch und schaffe es nicht, immer pädagogisch wertvoll zu agieren. Ich werde sehr gereizt, wenn rassistische Äußerungen fallen(auch etwas, an dem ich arbeiten muss...also am "nicht gleich so ausflippen").

    In der konkreten Unterrichtssituation bin ich sogar noch relativ ruhig geblieben, aber als ich die Schüler*innen dann nach der Stunde nochmal ansprach und da so krasse Stammtischparolen kamen (nach dem Motto "Warum sind die denn her?" und "Die ganzen jungen Männer, die herkommen...." --> in der Klasse sitzen drei sehr zart wirkende geflüchtete minderjährige Mädchen), bin ich deutlicher geworden.

    Der Schüler, dessen Mutter sich dann beschwerte, hat von mir verlangt, dass ich verbiete, dass in der Klasse bzw. unter den Mädchen Persisch gesprochen wird und hat ständig gesagt, dass das eben seine Meinung wäre und dass er die in "unserem freien Land ja wohl noch haben dürfe". Da habe ich ihm gesagt, dass er seine Meinung nicht mehr in meinem Klassenraum haben darf. Ja, das war falsch. Und dennoch muss ich da eben auch Grenzen setzen.


    Die Schulsozialarbeit ist schon länger involviert. Sie hilft mir ganz gut und ich bin ganz froh. Die Klasse trennt sich im Juni. Bis dahin versuche ich den Schaden möglichst gering zu halten. Gruppenarbeiten etc. haben wir alles schon durch und ich habe auch vorher nie moralisch argumentiert. Bei den Gruppenarbeiten nehmen aber die geflüchteten Mädchen mehr Schaden, wie Nachtkerze schon schrieb. Da muss ich echt aufpassen.

    Die Schulsozialarbeiterin hat mir gestern erzählt, dass die Schüler*innen ihr gegenüber noch ein neues "Argument" auf den Tisch brachten, als sie für etwas mehr Empathie warb. Und zwar war die "Forderung": "Die sollen sich dann doch mal vor die Klasse stellen und von der Flucht erzählen und ob das wirklich so schlimm war."

    Ich bin echt froh, dass ich da nicht dabei war. Das macht mich so unglaublich wütend.


    Das Postive: Dank eurer Hilfe konnte ich der Mutter, die sich beschwert hat, echt gut antworten(die Schulsozialarbeiterin hat meine/eure Worte sehr gelobt #schäm) und siehe da...die Mutter hat eingelenkt, hat geschrieben, dass sie das Problem nun versteht und findet es nun gut, dass es ein Gespräch gibt. Das fand ich richtig toll!

    Morgen ist nun das Gespräch und ich hoffe, dass es für alle Beteiligten okay wird.

  • Natürlich nicht repräsentativ, aber ich wollte es trotzdem kurz anführen: eine Freundin von mir sollte damals in meiner Schulzeit mit einem Mitschüler zusammenarbeiten, der sich gerne über sie lustig gemacht hat. Sie hat direkt furchtbar angefangen zu heulen und man konnte sie kaum noch beruhigen, weil sie einfach so große Angst davor hatte, mit ihm enger zusammenarbeiten zu müssen. Dazu sei gesagt, dass er der typische "Klassenclown" war, aber seine dummen Sprüchen haben ausgereicht, um sie völlig zu verängstigen.


    Also blase ich nur nochmal verstärkend in das Horn, das auch Nachtkerze angestimmt hat: gezwungene Gruppenarbeit kann ziemlich schief gehen.

    Aber das hat sich ja eigentlich erledigt, Ana ist ja auch der Meinung :)

  • Ana


    Für heute drück ich dir die Daumen. K h wünsche dir, dass du die richtigen Worte findest und sie bei den Jugendlichen auch ankommen.



    Das letzte " Argument" der SuS lässt mich echt das Atmen üben. Ich bin ja echt einiges gewohnt und wurde mit ähnlichen Sachen aus der Rassismusecke konfrontiert. Aber das ist echt heftig. Und es ist so <X

    btw. Ich kann bei sowas oft auch nicht ruhig und freundlich bleiben. Ich gehe da mittlerweile auch an die Decke.