Rassistische Kacke im Alltag und sonstwo

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  • sendlingerin ja Thema Sachkunde. Die Texte sind so wie beschrieben, berechnenden sollen sie dann wieviele Tipi Stangen sie brauchen, wieviele Flut Steine, wieviel Karton im den Kopfschmuck zu machen, ob das Geld für einen Museumsbesuch reicht etc.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Ich habe gerade in dem Mathearbeitsheft meines 4.Klaesslers ein Kapitel zum Thema "Eingeborene in Nordamerika" entdeckt. Und es ist so furchtbar zu lesen - das war ein Genozid und es wird total verharmlosend dargestellt. Kolumbus entdeckte Amerika (ein Satz, der auf so vielen Ebenen falsch ist). Er etablierte Handel (kein Wort ueber die Ausbeutung, die Versklavungen, das absichtliche Verbreiten von Krankheiten). Die Kinder sollen sich Kopfschmuck basteln mit Feder dran (auch das spricht fuer so viel Ignoranz), Tipis sollen gebaut werden, kein Treib wird beim Namen genannt.


    Das Thema muss nicht ins Mathearbeitsheft, aber wenn schon, dann nicht in diesem rosaroten kuscheligen Kolonialherrenlicht.

    Das würde ich an die Schule rückmelden und ebenso an den Verlag.

    Sowas muss doch echt nicht mehr sein. Nein, das musste noch nie sein, aber heute darf das einfach nicht mehr sein.

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • sendlingerin ja Thema Sachkunde. Die Texte sind so wie beschrieben, berechnenden sollen sie dann wieviele Tipi Stangen sie brauchen, wieviele Flut Steine, wieviel Karton im den Kopfschmuck zu machen, ob das Geld für einen Museumsbesuch reicht etc.

    Ich glaube, je nach meiner Stimmung würde ich da tatsächlich dem Verlag rückmelden, dass sie die Berechnung vergessen haben, wie viele Gewehrkugeln gebraucht werden, um 100 Eingeborene niederzumetzeln, wie viele Massengräber dafür ausgehoben werden müssen, wenn im Schnitt 10 Eingeborene reinpassen, und wie viele Jahre noch vergehen, bis man so einen Mist nicht mehr in Schulbüchern vorfinden muss.

  • Die Karl May Festspiele in Bad Segeberg sind nach Corona Pause wieder gestartet. Es ist so schade, dass sich da nichts ändert. Kritisch hinterfragt werden die Spiele wenig bis kaum. Die Berichte und Interviews im NDR waren zT unsäglich.

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  • Das Kind bringt eine Lesehausaufgabe zur "Entdeckung" Amerikas durch Kolumbus nach Hause. Das meiste immerhin inhaltlich richtig, wenn auch nur aus europäischer Perspektive bzw. Der Perspektive Kolumbus erzählt. Dann der letzte Satz

    Zitat

    An dieser Stelle beginnt die Geschichte von Amerika.

    #kreischen

  • Ja. Was mich erschreckt ist, dass es anscheinend haufenweise solches Material gibt.

    Der Lehrperson will ich erstmal keinen Vorwurf machen, im Stress greift man schon mal auf Material zurück, dass irgendwie da ist ohne es detailliert anzugucken und übersieht schon mal was.

    Aber wieso gibt es im Jahr 2022 solches Material überhaupt?


    Ich hab ihr geschrieben, dass ich es schwierig finde einen solchen Text unkommentiert im Unterricht zu verwenden und dass es ein guter Anlass wäre darüber zu sprechen, dass Geschichte häufig aus europäischer Sicht erzählt wird, aber dass "die Indianer" eine eigene Geschichte haben und es ohnehin "die Indianer" nicht gibt oder so...


    Ich hab versucht freundlich zu schreiben und ohne Vorwürfe. Agressiv rummotzen bringt ja nichts und ich unterstelle jetzt erstmal, dass es ihr schlicht durchgegangen ist.


    Aber ich bin entsetzt, dass es solches Material gibt.

  • Ich vermute, dass der Text jetzt kein geschichtswissen vermitteln sollte, sondern zum lesetraining diente.... dann hätte ich es vermutlich auch so gemacht. Sollte allerdings der Inhalt tatsächlich wissen vermitteln, würde ich ein Fass aufmachen.


    Dass die Verlage da eigentlich in der Pflicht sind, ist zwar klar, aber es ist so undurchsichtig, selbst für die Lehrpersonen

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Super, dass du geschrieben hast FrauMahlzahn !


    Mein Sohn hatte in der 9. Klasse eine total tolle Geschichtslehrerin, die das Thema mit ihnen sehr vielschichtig betrachtet hat. Er war ziemlich geschockt damals, weil ihm das so auch nicht klar war.


    Edit: sie hatten damals ein Video geschaut. Ich suche das mal.

    Es war so ähnlich wie dieses(nur länger):

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  • Das meiste immerhin inhaltlich richtig, wenn auch nur aus europäischer Perspektive

    Das kann ich mir jetzt irgendwie gar nicht so richtig vorstellen. Inhaltlich korrekte Darstellung von Kolumbus in Amerika als Lesehausaufgabe? Ist das nicht viel zu brutal für lesen lerndende Kinder?

  • Danke Anaba


    Es ist eine vierte Klasse, und die "Indianer" werden eine Unterrichtsreihe. An dieser Schule werden häufig Themen dann in verschiedenen Fächern behandelt. Sprich: Zum Sachunterrichtsthema werden dann auch in "Lesen" Texte gelesen. Das ist ja auch grundsätzlich sehr gut.


    Ich hab eine nette Antwort bekommen, dass demnächst auch die Vielschichtigkeit der indianischen Kulturen (ist jetzt sicher falsch ausgedrückt, ich bin nicht so gut in den korrekten Worten) thematisiert wird und auch die Auswirkungen der Kolonialisierung auf die Bevölkerung. Außerdem stimmt sie mir zu, dass der zitierte Satz nicht unkommentiert stehen bleiben sollte.


    Damit kann ich gut leben, allerdings bin ich ja auch nicht im Thema drin. Ich finde den Text immer noch nicht gut, aber im Gesamtkonzept ist es vielleicht in Ordnung (abgesehen vom letzten Satz).


    Aber ich bin froh, was gesagt zu haben. Manchmal ist man ja selbst blind oder übersieht einfach was.

    Ich warte dann einfach mal ab, was da noch so kommt. Ich kann mir aber vorstellen, dass es unglaublich schwierig ist als Lehrperson zu diesem Thema gutes Material für Viertklässler zu finden.

  • Das meiste immerhin inhaltlich richtig, wenn auch nur aus europäischer Perspektive

    Das kann ich mir jetzt irgendwie gar nicht so richtig vorstellen. Inhaltlich korrekte Darstellung von Kolumbus in Amerika als Lesehausaufgabe? Ist das nicht viel zu brutal für lesen lerndende Kinder?

    Es ist ein kurzer Text: Kolumbus suchte einen Seeweg nach Indien, landete auf einer Inselgruppe der Bahamas und nannte die dort lebenden Menschen "Indianer". Dann endet der Text mit obigem Satz.

  • Ah, OK, so kurz geht es natürlich.


    Ich hatte damals in der Schule solche Sachen erzählt gekriegt wie dass die Leute vorher geglaubt hätten, die Erde wäre eine Scheibe und dass Kolumbus schlauer gewesen wäre. In Wirklichkeit war es aber wohl eher so, dass er dümmer war.

    Die Portugiesen wollten ihm kein Geld für seine geplante Reise geben, weil sie ziemlich genau wussten, wo China und Indien im Verhältnis zu Europa auf dem Globus liegen, und weil der Weg über Atlantik+Pazifik viel weiter ist als wenn man um Afrika rum segelt. Nicht weil sie dachten, die Erde wäre eine Scheibe.


    Außerdem war Columbus einfach nur ein goldgieriger Verbrecher. Die volle Geschichte finde ich gerade nicht, aber ein Satz aus der Wikipedia dürfte diese Tatsache auch schon unterstreichen:

    Zitat

    Entgegen Kolumbus’ Ankündigung war es der Expedition nicht gelungen, große Goldvorkommen zu finden. Und dies blieb so trotz des Einsatzes von Sklaven, denen zur Strafe die Hände abgehackt wurden, wenn sie kein Gold fanden.[29]


  • 'Indigene Völker (Amerikas)' ist ein Begriff der verwendet werden kann. Aber auch '(amerikanische) Indianer' ist wohl OK laut verschiedener Quellen.

  • I*****r wird eigentlich von ziemlich allen Menschen als Begriff abgelehnt. Es ist ein deutscher Begriff, den die Kolonialherren nutzten, der rassistische Bilder und Konnotationen hervorruft. Es mag den einen oder anderen betroffen Menschen geben, der ihn akzeptiert, aber im grossen und ganzen wird er wohl eher abgelehnt.


    Um so schlimmer, dass in den Schulen immer noch I = I***r in den Anlauttabellen benutzt wird mit einem kleinen rassistischen Bildchen dazu... Einfach traurig. Ich finde es einfach krass, wie üblich diese rassistischen Bilder und Themen in der Grundschule sind und es sich wirklich durch viele Fächer zieht.


    Für die USA nutzt man am besten den Begriff des jeweiligen Stammes oder fragt nach. Ansonsten Native Americans oder American Indians (je nach Präferenz, deswegen -> nachfragen!). In Kanada sind es meist die First Nations.


    Zu den Begrifflichkeiten gab es doch gerade auch eine Größere Diskussion wegen des Filmes "der Sohn des Winnetou" - Ravensburger hat da nach Protesten das dazugehörige Buch zurückgezogen. Der Film laeuft leider immer noch.


    Das Kind bringt eine Lesehausaufgabe zur "Entdeckung" Amerikas durch Kolumbus nach Hause. Das meiste immerhin inhaltlich richtig, wenn auch nur aus europäischer Perspektive bzw. Der Perspektive Kolumbus erzählt. Dann der letzte Satz

    Zitat

    An dieser Stelle beginnt die Geschichte von Amerika.

    #kreischen

    Der Satz ist auf so vielen Ebenen falsch. Mit diesem Schritt begann die Versklavung und der Genozid des Volkes der Lucayans auf den Bahamas. Columbus war der erste, der von dort Sklaven mit nach Spanien mitbrachte. Wenige Jahrzehnte spaeter lebte keiner der Lucayans mehr. Wenn man schon das Thema aufgreifen muss in der Grundschule, dann gehoert das auch mit dazu. Wenn man das zu frueh fuer Kinderseelen findet, dann sollte man zumindest aufhören falsche Bilder in die Köpfe der Kinder zu pflanzen. Und das Thema dann zumindest der Mittelstufe bis Oberstufe behandeln.

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  • Die Anlauttabelle hat für Ch - einen Chinesen gewählt - mit gelbweisser Haut, schwarzem Bowlcut und einer traditionellen Veste.


    Und ja diese Bilder setzten sich in den Koepfer der Kinder fest. Diese Kinder werden zu erwachsenen Menschen, die dann die typischen "Was ist denn da mit drin?" - Gespräche fuehren..


    Fuer das harte "ch" steht da ein Buch. Warum kann man da fuer das weiche "ch" nicht eine Fichte nehmen? oder Kirche, Milch, Licht, Wichtel?

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