absolut verzweifelt, bitte um hilfe

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das Team von Rabeneltern.org
  • Liebes Expertenteam,


    ich bin neu hier im Forum, lese aber schon sehr lange bei den Rabeneltern mit und bräuchte dringend eure Hilfe. Leider habe ich es nicht geschafft, mich kurz zu fassen.


    Zu unserer Familiensituation:
    Mein Sohn wurde im Juni 3 Jahre alt, unsere Tochter wurde vor 3 Wochen geboren. Mein Mann geht ganztags arbeiten, seine Freizeit verbringt er fast ausschließlich auf der Baustelle unseres Hauses, in das wir in den nächsten 1-2 Monaten umziehen. Wir wohnen momentan in einer kleinen Wohnung im 3. Stock.


    Ich habe seit dem Ende meiner Schwangerschaft das Gefühl, mein Leben nicht mehr auf die Reihe zu kriegen. Ich bin relativ allein mit meinen Problemen. Unterstützung von der Familie gibt es nicht, und selbst wenn, dann wird mir das Gefühl vermittelt, ich sei unfähig, denn andere schaffen es schließlich auch. Verständnis gleich null. Freunde zum ausheulen sind keine vorhanden, denn keine meiner "Freundinnen" hat es verstanden, dass ich mir "das freiwillig nochmal antue" (also nochmal schwanger werde). Mein Mann hat für meine Probleme keinen Kopf, da er durch Arbeit und Baustelle geistig derart überlastet ist, dass ich selbst wenn ich ihm mein Leid klage merke, dass seine Gedanken ganz wo anders sind.


    Nun möchte ich ins Detail gehen.


    Mein Sohn.
    Er ist ein sehr sensilbles Kind, hochsensibel so die Meinung seines Vaters. Er ist ausgesprochen willenstark (zuhause! Außerhalb der Wohnung ausgesprochen ruhig, zurückhaltend, schüchtern) und eigentlich nicht mehr zu bändigen. Übrigens war das bereits vor der Geburt des Geschwisterchens so. Das Verhalten hat sich ein bisschen verstärkt seit der Geburt, aber im Großen und Ganzen war das Verhalten schon früher so.
    Z.B. Beißt uns mein Sohn seitdem er Zähne hat. Früher noch zum Spaß. Ich habe nie eine Möglichkeit gefunden, ihm dies "abzugewöhnen". Er biss ohne Vorwarnung während dem Spiel zu. Teils so stark, dass ich sichtbare Wunden am Körper hatte, auf die ich von Außenstehenden angesprochen wurde. Dies war auch der Grund, warum ich mit 10 Monaten abstillte. Mittlerweile ist er 3 Jahre alt und beißt (schlägt, kratzt oder zwickt) sobald ihm etwas gegen den Strich geht. Er hat solch eine Kraft, dass er uns meist wirklich verletzt. Das das absichtliche Verletzen nicht okay ist, sage ich ihm, seit er es tut. Aber das scheint ihn nicht zu intressieren. Es gab Zeiten in den wir so verzweifelt waren (auch weil er andauernd Besucherkinder verletzte), dass wir ihn in diesen Fällen ins Zimmer brachten und erst nach paar Minuten wieder rausließen. Ich weiß dass dies falsch ist, daher wende ich mich nun endlich an euch.
    Außerdem schimpft er "Du bist blöd. Ich will dich nie mehr sehen. etc.). Das tut mir persönlich mehr weh, als die Schläge. Auch wenn ich weiß, dass er ein Kind ist und es nicht so meint.
    Abgesehn davon ist es mir praktisch nicht möglich, mit ihm das Haus zu verlassen. Vor allem jetzt mit 2. Kind. Z.B. Sind wir mit dem Rad am Spielplatz und er weigert sich einfach, nach Hause zu fahren. Er besteht darauf, dass ich ihn heimtrage. Und wenn er dies so meint, dann ist er auch mit keinen Ablenkungen, Lockmitteln, etc zu überreden. Oft drohe ich ihm in meiner Verzweiflung damit, dass ich allein fahre und er müsse dann eben alleine hierbleiben. Manchmal funktioniert es dann. Abends wenn er dann endlich schläft, weine ich bitterlich, weil es mir so leid tut und ich mich so hilflos fühle.Ich möchte nicht zu solchen Mitteln greifen müssen, weil ich es schlicht und einfach falsch finde. Ich möchte meinem Kind keine Angst machen. Ähnliches Beispiel: Stiegensteigen in den 3. Stock (unsere Wohnung). Er geht die Stiegen nicht freiwillig hinauf. In der Schwangerschaft habe ich ihn oft trotzdem hinaufgeschleppt, weil mir die Tränen so weh tun. Jetzt mit Baby ist es praktisch unmöglich. Er setzt sich auf den Boden im Stiegenhaus und schreit. Jeder Versuch von mir, ihn zum Raufgehen zu bewegen scheitert. Und ja ich habe schon alles versucht. Auch das Locken mit Süßigkeiten etc. Mein letzter Ausweg: Dann musst du eben allein hier sitzen bleiben und ich gehe allein rauf. Spätestens wenn ich aus der Sichtweite bin kommt das absolut verzweifelte, ja sogar panische Weinen meines Kindes und er eilt mir nach. Aus Angst. Ich habe Tränen in den Augen, wenn ich es erzähle. Weil ich weiß, dass es falsch ist. Bitte bitte helft mir. Ich traue mich schon nicht mehr aus dem Haus, weil ich so Angst vor den Ausbrüchen habe. Grundsätzlich kommt es mir vor, als würde er immer das Gegenteil von dem machen, was ich gern hätte, um was ich ihn bitte. Warum?
    Ein weiteres massives Problem: Wenn er wütend ist (und das ist er zig Mal am Tag): Schmeißt er mit Spielsachen oder anderen Dingen herum (oder auf uns) und zerstört diese dadurch oder er bricht absichtlich Dinge von Spielsachen ab vor lauter Zorn. Oft weint er danach bitterlich, weil er so traurig darüber ist, dass sein geliebtes Spielzeug kaputt ist. Oft ist es ihm aber auch vollkommen egal. Geredet haben wir schon viel darüber, doch es scheint in diesen Momenten alles vergessen zu sein, was wir besprochen haben.


    Ich.
    Leider bin ich schon immer sehr nahe am Wasser gebaut. Vor allem jetzt nach der Geburt. Ich breche laufend vor ihm in Tränen aus, da ich so verzweifelt bin und nicht mehr weiter weiß. Das verunsichert ihn sehr und oft bittet er mich aufzuhören und versucht mich zu trösten und sagt mir wie lieb er mich hat und dass er nie mehr schlimm ist. Es tut mir so leid, dass ich ihm das zumute. Ich kann mich jetzt noch erinnern wie schlimm es für mich war, meine Mutter als Kind weinen zu sehen. Mein Sohn sieht mich momentan jeden Tag mind. ein Mal weinen, oft sogar öfter. Und er weiß, dass er "Schuld" daran hat. Dabei weiß ich doch, dass ein Kind niemals Schuldgefühle haben sollte. Doch wie soll ich meine Gefühle vor ihm verbergen? Selbst wenn ich aufs Klo flüchte sieht er es nachher in meinen Augen. Er ist sehr feinfühlig. Es entgeht ihm nie, dass ich geweint habe und er bespricht es immer.


    Mein Mann.
    Leider ist mein Mann der Ansicht, Kinder sollten Respekt vor Erwachsenen haben und Grenzen erfahren. Oft streiten wir wegen unseren verschiedenen Ansichten. Er ist der Meinung, dass wir die Probleme mit meiner Art der "Erziehung" nicht in den Griff bekommen. Und da hat er ja nicht so unrecht. Denn was wir als Phase betrachtet haben dauert nun schon Monate/Jahre. Wenn unser Sohn ihn verletzt wird er teilweise so wütend, dass ich ihn aufforderen muss den Raum zu verlassen. Er würde den Jungen gerne mit Konsequenzen und Strafen spüren lassen, dass er sich falsch verhält und ist der Meinung, dass er sich dann vlt "zusammenreißen" würde.


    Zwei Kinder.
    Ich schaffe es kaum meinen Alltag zu bewältigen, bin hoffnunglos überfordert mit den zweien. Die Kleine ist zwar im Verhältnis zu meinem Sohn in dem Alter sehr pflegeleicht. Doch ich kann sie nie unbeaufsichtigt lassen, da ich Angst habe, der Große könnte sie unabsichtlich verletzen. Absichtlich hat er sie Gott sei Dank noch nie verletzt. Er liebt sie sehr und sagt ihr das zig Mal am Tag. Doch man merkt trotzdem die Eifersucht, da sie sehr ausgiebig stillt und ich in diesen Momenten nicht für meinen Sohn dasein kann.
    Wann soll ich kochen? Oder aufräumen? Oft setze ich den Sohn neuerdings vor den Fernseher, da ich keine andere Möglichkeit mehr sehe. Doch ich bin eine große Gegnerin des Fernsehens. Es muss doch auch anders zu schaffen sein!?


    Ich kommen nun endlich zu einem Ende, obwohl ich noch ewig weiterschreiben könnte. Bitte helft mir! Ich bin verzweifelt und dankbar für jeden Tipp! Oder sollte ich mich vielleicht an einen Familientherapeuten wenden?? Wenn es etwas bringt würde ich es sofort tun!
    Danke fürs Lesen und dafür, dass ich mein Herz ausschütten durfte!

  • Hallo,


    vielleicht kann Dir dein Frauenarzt oder Hausarzt eine Haushaltshilfe verschreiben? Das wäre was für den Alltag.


    Ansonsten fühl Dich gedrückt und Du sollst kein schlechtes Gewissen haben weil Du bei deinem Sohn weinst.
    Bei der Häufigkeit aber würde ich mich schon zu einer guten Therapeutin /Therapeut wenden...

  • Hallo! Herrje, das klingt ja wirklich nach totaler Überforderung! #liebdrück


    Mir fiel als erstes eine Erziehungsberatung ein, ich weiß nicht, wo du wohnst, ich persönlich habe sehr gute Erfahrungen mit outlaw gemacht. Dort kannst du deine Sorgen lassen und die können dir helfen!


    Außerdem fände ich es wichtig, dass du dir Hilfe für den Alltag holst. Der Vorschlag mit der HH kam schon, versuch das bitte.


    Und zum Thema Treppe laufen fiel mir ein: Ich habe die Große (damals auch so um zwei) immer gebeten, unten zu warten, bis ich den Kleinen hochgebracht hab. Dann würde ich sie holen kommen. Die ersten Male war es laut im Treppenhaus, dann ging es wunderbar.


    Und ja! Andere schaffen das auch. Haha! Du kannst allerdings niemandem hinter den Kopf gucken und keiner kann mit Bestimmtheit sagen, um welchen Preis andere das schaffen! Was weiß deine Familie denn, ob die toughe Nachbarin sich nicht abends vor Erschöpfung in den Schlaf weint oder der tolle Vater der Kinder von gegenüber nicht säuft aus Frust? Lass dich davon nicht irre machen, oft sind es Fassaden!


    Fühl dich gedrückt und versuche, dir Freiräume zu schaufeln. Irgendwie.

  • Darf ich antworten? Ich bin zwar nicht vom Team, aber vielleicht tut es Dir ja gut, schonmal ein paar Gedanken zu lesen, bis der Expertinnenrat kommt?


    Erstmal Hut ab, dass Du die ersten Wochen mit Baby quasi ohne Hilfe meisterst! Drei Jahre ist schon ohne Baby ein echt anstrengendes Alter. Ich würde mir wohl auch erstmal eine Haushaltshilfe holen. Wer wäre in so einer Situation nicht überfordert?


    Unser großer Sohn ist auch hochsensibel und einiges, was Du schreibst, kommt mir bekannt vor. Druck ist halt kontraproduktiv und dann entstehen solche Situationen wie Du sie beschreibst. Dazu ist (bei uns) die Grenze zwischen Jammern und Überforderung oft schmal und schwer zu erkennen, was man nun verlangen kann und muss und was nicht.


    Die Treppe (4. OG, ich weiß, wovon Du sprichst) habe ich oft aber nicht immer spielerisch in den Griff bekommen: Wir waren Rennautos und mussten in jedem Stockwerk an einer imaginären Tankstelle tanken, manchmal hatte ich Kraftbrezeln, die Energie für ein Stockwerk freisetzten. Am besten war es, wenn der Nachbar aus dem dritten Stock gleichzeitig nach Hause kam und wettete, dass er zuerst oben sein würde. Aber wir waren auch im ganzen Haus bekannt als die, deren Sohn sich schon vor dem ersten Absatz schreiend auf die Treppe warf, wenn er nicht getragen wurde.


    Wenn Du mit ihm auf dem Spielplatz bist, habt Ihr dann so ein Ritual, dass er noch eine oder zwei Sachen machen darf, bevor Ihr geht? Das hat bei uns geholfen. Hochsensible Kinder müssen noch mehr als andere wissen, was kommt, um sich darauf einstellen zu können. "Wir gehen jetzt" ohne Vorwarnung geht bei uns gar nicht. Aber mit ein paar Minuten Vorlaufzeit ist es oft gar kein Problem. Falls Du das schon so machst, vielleicht kannst Du vor dem Spielplatzbesuch mit ihm klären, wie Du Dir das Nachhausegehen vorstellst? Und wenn es nicht klappt, könnt Ihr das nächste Mal halt nicht zum Spielplatz, weil Du Dich darauf verlassen musst, dass Du auch gehen kannst, wenn Du willst. Solche Konsequenzen kann ein Dreijähriger schon verstehen. Und bei uns wirkt es Wunder, wenn vorher die Erwartungshaltung klar ist.


    Beim Stillen habe ich gerade am Anfang oft vorgelesen. Ich habe einen Notenständer für das Buch benutzt, weil ich ja auch nur zwei Hände habe, und dann waren das ganz schöne stressfreie Momente.


    Vielleicht kann Dein Mann Dir trotz allem wenigstens ab und zu mal zwanzig Minuten Zeit für Dich freischaufeln? Mamas sollten nicht vor Erschöpfung weinen müssen *find*. Ich wünsche Dir viel Kraft!

    Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es verstehen.


    Konfuzius

    Einmal editiert, zuletzt von undine ()

  • Ich habe keine Erfahrung mit hochsensiblen Kindern, das vorweg.


    Ich finde, aus meiner Sicht mit 2 normalsensiblen Kindern, einige der geschilderten Situationen aber völlig normal für das Alter. Z B die Sache mit der Treppe oder dem Nachhauseweg.
    Ich finde es, aber das ist meine persönliche Sicht, NICHT grausam, das Kind die logische Konsequenz spüren zu lassen.
    Also auch außer Sichtweite zu gehen. Es besteht ja nicht die Situation, dass du dein Kind ausgrenzt, ihm drohst, es zu verlassen etc. Du forderst es auf, gemeinsam mit dir nach Hause zu gehen. Du kannst dies sogar begründen (deine Müdigkeit, Essenszeit usw ). Dein Sohn entscheidet aber für sich, noch bleiben zu wollen. Wenn du mit Ankündigung ohne ihn losgehst, spürt er, dass das Alleinebleiben doch schlimmer ist als das Mitkommen. Ich finde das hilfreich. Sobald er weint oder dir nachläufst kannst du ihn mit deiner Stimme beruhigen und auf ihn warten.
    Und er lernt, dass er deine Ankündigungen ernst nehmen sollte und du nicht erpressbar bist.
    Ich finde schon, dass die Eltern das Recht haben, solche Entscheidungen auch ohne Einverständnis der Kinder treffen dürfen und müssen. Also, falls der Einwand kommt, das sei ja andersherum auch Erpressung. Wir Eltern sind Fürsorgeverpflichtet. Wir MÜSSEN entscheiden, ob wir eine durchmachte Nacht auf dem Spielplatz wirklich sinnvoll finden, um es etwas überspitzt auszudrücken.
    Und den von anderen genannten Tip mit der Ankündigung kann ich voll unterschreiben.
    Vergewissere dich am besten, "hast du gehört? Jetzt noch 8x Schaukeln, dann gehen wir los!"


    Auch die Sitation im Treppenhaus ist wohl den allermeisten Eltern vertraut.
    Ja, es ist völlig in Ordnung und toll, wenn man positiv motivieren kann. Wie das von anderen genannte Spiel mit den REnnautos usw. Falsch finde ich den Versuch, mit Süßigkeiten zu bestechen. Für Selbstverständlichkeiten sollte kein Belohnsystem eingeführt werden. Zudem ist so eine Prägung :"Leistung gleich Süßigkeiten" für den ein oder anderen langfristig ungesund.
    (Natürlich kenne ich die Verzweiflung und habe meine Kinder schon genauso bestochen)
    Deine Nachbarn können es schon mal eine Weile aushalten, wenn das Treppenhaus von deinem Sohn zusammengeschrien wird. Und falls es sie nervt, sollen sie es ihm mitteilen. Vielleicht beeindruckt ihn das ja.



    Was seine Aggressionen betrifft bin ich wesentlich ratloser. Wie reagiert er auf deine Schmerzensbekundungen? Hat er dann Mitleid?
    Kannst du ihm, wenn du merkst, da bahnt sich so ein Ausbruch an, mit körperlicher Nähe beruhigen?
    Ich würde auch eine Erziehungshilfe aufsuchen. Vielleicht auch den Kinderarzt um Rat fragen.
    Und auch den Verdacht der Hochsensibilität mitteilen. Vielleicht kann euch da von Fachleuten geholfen werden.
    Achja, treten diese Attacken in immer ähnlichen Situationen auf? War es vorher sehr laut, hektisch oder ähnliches?


    Liebe Grüße

    Lene mit 2 Jungs (04/06)

    Einmal editiert, zuletzt von Kanin ()

  • Geht der Große mit drei denn noch nicht in den Kindergarten? Ich glaube, ein paar Stunden am Vormittag alleine mit dem Baby könnten dich entlasten, so dass du am Nachmittag wieder mehr Kraft hast, dich ihm liebevoll (und nicht genervt und erschöpft) zuzuwenden. Oder mal eine Babysitterin nachmittags 1-2 Stunden mit dem Baby zum Spaziergang losschicken. Entlastung kann ja nicht nur von der Familie kommen, sondern auch von liebevollen externen Personen. Das Geld ist gut investiert.


    Die Treppensituation kenne ich bestens. Oder das nicht laufen wollen. Ich habe öfter mal das Baby im Tuch heimgetragen und den 2-3 jährigen "Großen" (der mitnichten groß ist) im Wagen heimkutschiert. Oder auf dem Kiddy-Board.


    Wenn deine Kinder älter sind, wirst Du merken, das 3 Jahre echt noch winzig ist. Dir kommt der Junge nur groß vor, weil das Baby noch winziger ist. Wenn dann mal das jüngste 3 ist, verlangt man oft viel weniger Vernunft von ihm.


    Könntest du den Großen ein bißchen klötern, z.B. mal die Treppe hochtragen wenn er müde und in schlechter Verfassung ist oder ist das zu anstrengend? Immerhin hat er mit der Geburt des Babys auch ne Menge wegzustecken.

    hanna

    Einmal editiert, zuletzt von hanna ()

  • Liebe noch nicht vorhanden,


    das hört sich wirklich nach viel zu viel auf einmal an. Wenn deine Tochter erst drei Wochen alt ist, dann bist du wahrscheinlich noch gar nicht wieder voll belastbar, geschweige denn mit der neuen Situation vertraut. Vermutlich bist du überforderter, als du dir selbst eingestehen möchtest und es kann ein erster Schritt sein, sich selbst zu erlauben, am Ende aller Kräfte zu sein. Ich finde, das ist ein Notfall und sollte auch so behandelt werden.


    Das sollte zuallererst (nach dir selbst jedenfalls) dein Mann verstehen. Sicherlich ist Baustelle, Arbeit und Umzug wichtig, aber Frau und Kinder sind noch wichtiger. Versuche ihm in vernünftigen klaren Worten zu sagen, dass du nicht mehr kannst. Und sage ihm ganz konkret, welche Hilfe du wann und wie oft von ihm brauchst. Also nicht "hilf mir, ich kann nicht mehr" sondern
    "sei bitte heute spätestens um 17 Uhr zu Hause und kümmere dich um unseren Sohn, so dass er noch Bewegung, frische Luft und Abendesssen bekommt und ins Bett gebracht wird". Sollte er ablehnen, ok, dann musst du eine andere Lösung finden. Aber so weiß er jedenfalls genau, was du brauchst und muss nicht Rätsel raten - das geht unter Stress nicht gut und er ist vermutlich ebenfalls nicht gerade entspannt zur Zeit :) Wird alles wieder werden, wichtig ist aber, dass es JETZT Hilfe gibt und zwar schnell.


    Dann würde ich ebenfalls dringend zu einer Haushaltshilfe raten. Wenn deine Familie nicht hilft und kein Verständnis hat, ist das schade, aber es gibt Organisationen, die einspringen können. Frag deine Hebamme oder deinen Hausarzt, vielleicht gibt es Wellcome bei euch in der Nähe? Auch da kannst du deinen Mann einbinden und ihn bitten, ggf. ein Telefonat oder das Googeln einer Telefonnummer für dich zu übernehmen.


    Was deinen Sohn angeht, so scheint es ein akutes und ein längeres Problemfeld zu geben. Das akute kommt vermutlich wieder ins Lot, sobald du dich ein wenig erholen konntest und nicht mehr völlig erledigt und überfordert bist. Allerdings hattet ihr ja auch schon Schwierigkeiten vor der Geburt eurer Tochter und die würde ich auf jeden Fall angehen. Für dein eigenes Wohlergehen, aber natürlich auch für das deines Sohnes. Du beschreibst sehr einfühlsam eure Interaktionsmuster und es kann sein, dass er tatsächlich Schuldgefühle hat, so wie du es befürchtest. Eine Erziehungsberatung kann eine Anlaufstelle sein, du kannst dich ggf. aber auch direkt an eine Kinder- und Jugendtherapeutin wenden und sie um Rat fragen. Schildere die akute Notlage und frage, was es für Hilfen gibt, die jetzt und zeitnah greifen können und die andererseits nicht zu viel von dir abverlangen. Auch hier könnte es hilfreich sein, deinen Mann einzubinden.


    Wenn du wieder etwas klarer siehst und zu Kräften gekommen bist, könntest du dich mal mit deinem Sohn zusammensetzen und überlegen, wie ihr z.B. die Spielplatzsituation lösen könnt. Er ist erst drei, aber er scheint ein kluger kleiner Kerl zu sein, mit dem man schon ein wenig reden kann. Eine gute Frage ist "was kann dir helfen, wenn wir vom Spielplatz nach Hause gehen müssen?" Wichtig ist: DASS ihr geht, steht gar nicht zur Diskussion. Nur WIE ihr das macht. Und vielleicht hat er eine Idee. Wenn nicht, macht es auch nichts, in diesem Fall kannst du nach und nach Dinge ausprobieren. Wichtig ist, dass du neue Ideen für mindestens ein bis zwei Wochen testest, bevor du entscheidest, ob sie euch weiterhelfen.
    Ankündigen kann helfen, ein Küchenwecker, der dann piept oder klingelt. Ein kleines Picknick auf halber Strecke, eine Wasserflasche, aus der er alle paar Schritte auftanken darf. Kleine Spielchen (ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm, vorwärts, rückwärts, seitwärts...) oder Lieder, ... da gibt es tolle Ideen und hier im Forum bestimmt noch jede Menge davon. Dazu könntest du später auch einen eigenen Thread aufmachen und dir Ideen holen. (Aber ich denke nicht, dass du jetzt und heute damit anfangen solltest, akute Entlastung und professionelle Hilfe scheint mir dringender!)


    Dass dein Mann und du unterschiedliche Ansichten zur Erziehung habt, scheint mir zunächst einmal kein großes Problem zu sein, solange ihr euch einig seid, dass eure Kinder liebevoll und respektvoll behandelt werden. Vielleicht versucht er auch auf seine Art, wieder Ruhe in die Familie zu bringen und merkt nicht, dass er dich zusätzlich unter Druck setzt. Auch da könnte eine klare Ansage helfen "bitte gib mir keine Ratschläge in den nächsten zwei Wochen, danach können wir gern darüber reden. Im Moment brauche ich vor allem... [konkrete Bitte um konkrete Handlung]..."


    Vielleicht sprichst du auch mit deiner Hebamme (ich hoffe, du hast eine nette, die dir beisteht?) auch mal über die Möglichkeit einer Wochenbettdepression. Für mich hört es sich nach Überforderung und Erschöpfung an, aber ich möchte da aus der Ferne keine unzureichenden Ratschläge geben und finde es wichtig, dass du gut für dich sorgst und auch diese Möglichkeit im Blick behältst.


    Du kannst dich auch gern noch mal melden, wenn du das Gefühl hast, konkretere oder andere Hilfen zu brauchen, vielleicht finden wir noch etwas, was dir weiterhilft!


    Alles Gute und kümmere dich gut um dich! Das hilft deiner ganzen Familie am besten und schnellsten, und du fühlst dich hoffentlich schnell viel besser! (und nicht mehr "nicht vorhanden")

  • Ich finde es auch überhaupt nicht schlimm, einen Dreijährigen im Treppenhaus sitzen zu lassen, wenn er die Stufen nicht hochgehen mag. Dann schreit er halt im Treppenhaus, das können die Nachbarn schon ab. Irgendwann wird er schon kommen. Und ihn hin und wieder vor die Glotze zu setzen, damit du mal was schaffen kannst, wird ihn auch nicht umbringen. Und vom Spielplatz würde ich auch einfach ein Stückl weggehen, sofern die Verkehrssituation das zulässt (also keine stark befahrenen Straßen in der Nähe sind).


    Kannst du ihn nichts vielleicht in der Kita anmelden? Dann wäre er vormittags weg und du hättest mehr Zeit für dich und das Baby und könntest ein bisschen Kraft tanken. Oder einen Babysitter engagieren oder so ehrenamtliche Omas oder Opas, das gibt es in vielen Städten.


    Wegen seiner aggressiven Ausbrüche (dass er euch Eltern so schlimm beißt) würde ich glaube ich mal zur Erziehungsberatung gehen, vielleicht haben die eine Idee.


    Hagendeel

  • Ich möchte dir auch gern einen Knuddler da lassen, wenn du magst #knuddel


    Du magst wahrscheinlich nicht schreiben wo du wohnst? Vielleicht gibt es ja ein paar nette Raben in der Nähe.


    Ich wollte dir noch vorschlagen mal nach Emotioneller Erster Hilfe zu schauen. Ich hatte nach der Geburt meiner Tochter eine Hebamme gefunden die das anbietet und mir hat es sehr geholfen.


    Schau dass du nicht vor Sorgen um die Kinder dich selbst aus dem Blick verlierst. Ich weiß das sagt sich leicht, aber guck dass es soweit wie möglich DIR gut geht und du dich auch um dich kümmerst.


    Ich wünsch dir alles Gute!