Lesestoff zensieren?

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  • Meine Eltern haben mir "die Wolke" weggenommen, als ich 10 Jahre alt war... zum Glück! Sie erklärten mir, warum und ich bekam ein Kinder-Sachbuch über Atomkraft stattdessen, das fand ich damals sehr fair von ihnen. Natürlich hat es mich trotzdem furchtbar gejuckt, aber das Buch war ab da unter Verschluss.


    Mein Vater hat sich dann eine tolle Alternative ausgedacht - er hatte immer was Neues zu Lesen da. Wenn ich Lust auf ein neues Buch hatte, bin ich zu ihm und da gab es immer was für mich. Das hat sich wunderbar eingependelt - und ich bin ihm auch noch heute dankbar dafür..

  • Bei uns wird auf jeden Fall zensiert, wenn es soweit ist.
    Ich habe auch in sehr jungem Alter z.b. viel Steven King gelesen und ein Buch von einer Mutter deren Kind gestorben ist, danach war ich ein paar Tage lang krank.


    Ich würde/werde halt versuchen im Gespräch zu bleiben und Alternativen anzubieten, so wie es Ernie beschreibt, das finde ich gut.

  • Bei Bücher die sie liest kann ich nicht mehr zensieren die liest sie schon lange selber aus, stadbiblio, schulbiblio, bücherlaxen. sie liest soviel..ich wäre nur schon mit den Beschreibungen der bücher überfordert.


    aber bei zeitungen passe ich schon auf. letztin war in einem magazin ein artikel über ein kindersuizid (12 Jahre) den hat sie nicht bekommen, obwohl sie wollte.


    sie liest auch schon bravo, mädchen, etc. da fragt sie mich ab und zu Sachen.


    letztin hat sie mich gefragt was ein bordell ist. ich fragte sie von wo sie das wort hat: sie: habe ich in den nachrichten im radio gehört. sie hört immer radio wenn sie daheim ist.
    tja. habe es ihr erklärt und gut war.


    sie ist 10 jahre alt.

  • Ernie: die wolke habe ich den film gesehen. der hat mich also auch tagelang beschäftigt!


    stephen king habe ich fast alles gelesen aber erst so mit 14. shinning finde ich nach wie vor furchtbar. oder diese geschichte mit dem clown. ochnee.
    auch der film shinning habe ich 1x geschaut aber nicht zu ende. ihhh. da finde ich psycho fast harmlos dagegen.

  • Ich lese interessiert mit und stolpere gerade über die Tageszeitungen. In unserem Kindergarten gibt es extra ein Projekt um die Kinder ans Medium Tageszeitung heranzuführen. Klar, die Kinder können nicht lesen. Es wird eher damit gebastelt, Bilder ausgeschnitten etc. Aber wenn ich euch so lese Frage ich mich ob das wirklich so gut ist wie es dargestellt wird.


    Ich habe bisher nur Kindergartenkinder. Ich zensiere beim Vorlesen weniger als ich es bei Filmen mache, bzw. eher gar nicht, sondern lese vor was gewünscht aber klar, die Auswahl bleibt auf Kinderbücher beschränkt.

  • Ansadi, echt jetzt? Was soll den der Quatsch? Da würde ich die glatt fragen, ob sie wo dran gelaufen sind. Das geht doch gar nicht.

  • Meine Eltern haben auch zensiert und mir bestimmte Bücher verboten (Das Tagebuch der Anne Frank, Die Wolke, Die letzten Kinder von Schewenborn...), ich habe mir die Bücher dann anderweitig besorgt, von Nachbarskindern die älter waren geliehen, aus der Schulbücherei... Gelesen habe ich sie alle, allerdings ohne dass meine Eltern es wussten und ich mit ihnen darüber sprechen konnte, weil mir bewusst war, dass ich etwas verbotenes tue.
    In der fünften Klasse hatte ich mir "Nicht ohne meine Tochter" aus dem Bücherregal meiner Mutter "geliehen", das stand auch in zweiter Reihe, deshalb fiel es nicht auf. Gelesen habe ich es in den Schulpausen und wurde dort von meinem Klassenlehrer erwischt, der natürlich nachmittags umgehend bei meiner Mutter anrief und mich verpetzt hat. Wir haben dann über das Buch gesprochen und auch darüber was ich bereits alles gelesen habe und sind übereingekommen, dass meine Eltern zwar wissen möchten was ich lese, mir aber nichts verbieten, sondern eher Empfehlungen aussprechen.


    ZiKiTa (Zeitung in die KiTa) gibt es bei uns auch, aber dort wird schon drauf geachtet, was angeschaut wird. Meist die Seite mit den Kindernachrichten, aber auch Geburts- und Todesanzeigen sind ein Thema, die Kinder gestalten z.B. eigene Geburtsanzeigen, sie sind als Reporter unterwegs, führen Interviews, machen Fotos, es wird eine eigene Zeitung gedruckt. Dieses Jahr gab es während der ZiKiTa Zeit (ist in allen KiTas der gleiche Zeitraum) einen Reporter der versucht hat einen gewissen Zeitraum ohne Strom zu leben, da wurde darüber gesprochen, wie es überhaupt ohne Strom ist, haben bei Kerzenschein im Gruppenraum gesessen, überlegt wie es wäre kein warmes Wasser oder eine Heizung zu haben, am Ende wurde gemeinsam ein Brief an den Reporter geschrieben in dem sie ihn für seinen Einsatz gelobt haben und alle einstimmig meinten, wie tapfer er sei.
    Allerdings ist dieses Projekt nur für unsere Vorschulkinder gedacht.

  • Hm. Ich hab ein nicht sehr leserattiges, aber wissbegieriges Großkind. Ich zensiere LESESTOFF nicht - und eigentlich halte ich das auch für richtig. Die Bilder im Kopf können immer nur das durch Text Evozierte abbilden aus dem, was bereits da ist. Im Gegensatz zu Filmen und Fotos. Die zensiere ich heftig. Schnupp darf z.B. Harry Potter bis zum bitteren Ende lesen, aber die Filme nur bis zum 3. sehen.


    Ich leih' mir mal Goethe, zum "Beleg" (aus den Zahmen Xenien):


    Dummes Zeug kann man viel reden,
    Kann es auch schreiben,
    Wird weder Leib noch Seele töten,
    Es wird alles beim alten bleiben.
    Dummes aber, vors Auge gestellt,
    Hat ein magisches Recht;
    Weil es die Sinne gefesselt hält,
    Bleibt der Geist ein Knecht.


    Ich weiß noch, dass ich von vielen Büchern nur wenig aufgenommen habe und später beim Nochmal-Lesen erstaunt war, was ich alles ausgeblendet hatte.


    Das geht mir bis heute so.


    Zeitungen und Zeitschriften halte ich komplett von den Kindern (7 und 9) fern.


    Wäre hier lebensfern: Geo und Tageszeitung liegen hier rum. Sollte ich die wegschließen?


    Wenn Dein Kind den Fernseher und das Internet selbst bedienen kann, lässt Du es dann allein an alles Kanäle und auf alle Sites, in dem Glauben, dass es sich schon selbst zensieren wird?


    Mir geht es hier nur um Bleiwüsten! S.o.


    Wir zensieren - Bildbände zu Themen wie Holocaust, Chinesische Kulturrevolution, Stalinismus etc. stehen ganz oben im Regal, wo die Kinder nicht rankommen. Und ähnliche Bücher ohne Bilder auch.


    Bei Bildbänden würde ich das evtl. bedenken (ich hab nur Kunstbildbände und Altes Rom und Garten und so...), aber die Geschichtsbücher stehen auf Nasenhöhe. Das ist das Leben! Ich bin ja als Gesprächspartner und "Auffänger" da.

  • Ich bin an anderer Stelle in diesem Thread auch über die Tageszeitungen gestolpert.
    Ich würde sie keinesfalls verbannen. Wir achten schon drauf, dass die krassen Teile nicht zugänglich sind, aber ganz wegsperren würde ich Zeitungen nicht. Sie gehören für mich dazu, und über kleine Artikel, Fotos oder die Kinderseiten der Tageszeitung kann man sehr gut mit Kindern sprechen und Interesse wecken.
    In meiner Kindheit gab es keine Tageszeitung zu Hause und ich finde schon, dass da etwas gefehlt hat.

  • Ansadi, echt jetzt? Was soll den der Quatsch? Da würde ich die glatt fragen, ob sie wo dran gelaufen sind. Das geht doch gar nicht.


    das frage ich mich also auch, echt! da gibt es so viele horrorbilder, und das sollen die kigakinder dann ausschneiden??

    zwei tolle Jungs: 19 + 24 Jahre alt #banane

  • Ich zensiere bisher nicht, meine Tochter macht das eher selber. Ich musste letzte Woche etwas unterschreiben, dass sie jetzt auch Buecher der 5. und 6. Klasse lesen darf (sie ist Ende 3. Klasse und fast 9). Bei ihr bin ich mir im Moment sicher, dass sie sich keine fuer sie unpassenden Buecher aussucht. Sie ist eine Leseratte aber Harry Potter will sie z.B. nicht. Ihr Bruder liest nicht so gern, ist aber recht wissbegierig. Der liest also eher Sachbuecher und da stehen wir dann fuer Fragen bereit und erklaeren. Tageszeitungen gibt es hier nicht, wir lesen eher im Netz und das international.

    Regina (9/75) mit L. (3/03) und K. (12/04) und einem Sternchen das ueber uns wacht.


    The only thing worth stealing is the kiss of a sleeping child.


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  • Ich habe mit 10 versehentlich "Friedhof der Kuscheltiere" gelesen und bin unbedingt für Zensur!


    Ich war 14 und sehe das ähnlich.


    Zensur, aber mit Bedacht und Verstand. Es muss immer genug Lesestoff da sein, und das Kind muss immer auch zu einem kommen können, auch wenn es heimlich was gelesen hat, was ihm Angst macht.


    Es geht weniger um Verbote, mehr um eine enge Begleitung, die dem Kind ermöglicht, Selbstzensur zu machen, bzw. wenige begründete Neins zu akzeptieren.


    Danke für das Goethe-Zitat, Aoide. Es mag auch sein, dass der Freidhof der Kuscheltiere damals nur bereits vorhandene Ängste in ein Bild gebracht hat- aber auch das hat mir auf diese Weise geschadet.


    Tageszeitung zensiere ich nicht, aber wenn die Schlagzeile schlimm ist, lege ich sie schon schnell weg. Nicht ohne den Kindern zu erklären, was da passiert ist- soweit sie es eh mitbekommen haben der klar ist, dass das nicht zu vermeiden ist. Da interessieren sie sich aber bislang auch nicht dafür.

  • hm.. also beim tagebuch der anne franck war ich 11... das war ok. eigentlich so gerade das richtige alter, finde ich so im nachhinein.
    die wolke hab ich später gelesen, aber vielleicht so mit 12/13?
    stephen king hab ich erst so mit 14/15 gelesen. das war ok.
    generell konnte ich aber auch sehr gut abstrahieren und mich selbst schützen.
    am schlimmsten hab ich unendliche geschichte in erinnerung, da war ich 8 und zu jung, da hatte ich angst. und im nachhinein betrachtet, ist das ein harmloses buch.


    meine lesen ja noch nicht selbst. und wir haben viele viele bücher (zwei geisteswissenschaftler auf einem haufen...). ich denke mal, wir werden gewisse bücher einfach raufstellen - mein mann hat den kompletten de sade - das muss ein grundschulkind nicht lesen. (andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass ein grundschulkind das unbedingt sehr anmachend finden würde, ich meine das cover schreit ja nicht unbedingt "lies mich!")
    ansonsten werde ich aber nicht gross zensieren, sondern vor allem gesprächsbereit sein.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7


  • DANKE!!! (ich habe da die verschiedensten medialen "inhalte" im hinterkopf.)

  • mir fällt noch eins ein: die schwarze spinne von gotthelf. also ich hoffe schwer dass meine kinder dieses buch nicht lesen müssen. buah..das fand ich harter stoff...und wir mussten das lesen. auch so 13/14.

    • Offizieller Beitrag

    Ich war auch so um die 9, 10 herum, als ich anfing Bücher über das Dritte Reich etc. zu lesen. Von meiner Patentante bekam ich damals ein "Lesebuch der Menschenrechte" mit Geschichten über die Frauen vom Plaza de Mayo - würdet ihr diese Erfahrungen echt missen wollen? Klar hat mich das lange beschäftigt - aber das fand und finde ich auch gut.


    Bisher fliegen hier auch Tages- und Wochenzeitungen rum, allerdings präsentiert sich das Problem nicht so, da sich Nepomuk vor allem für die Sportseite interessiert. Und die letzte Seite von Feuilleton mit den Nachrichten aus Wissenschaften (viele Tierbilder!). Anderes hab ich eher als Gesprächsaufhänger genommen.


    Als Kind hab ich eher einen Bogen um das Regal meiner Eltern gemacht, da mich die Bücher nicht so interessiert haben. Erwachsenenliteratur war tendenziell langweilig. #augen

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

    ---

    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • Hermine, nein missen wollen würde ich sowas nicht. ich hab auch die ganzen Klassiker gelesen und ungefähr alle dtb? junior(hießen die so? die mit verschieden gefärbtem Streifen je nach Themenzugehörigkeit)
    aber manche Sachen muss man mit acht oder auch zehn einfach noch nicht lesen. das reicht auch mit zwölf oder so.


    und gerade das "ich wundere mich, wie viel ich nicht aufgenommen/überlesen habe" heißt für mich eher: von dem Buch hätte ich zwei Jahre später viel mehr gehabt, weil ich Sachen snders verstehe bzw. bestimmte Zusammenhänge kenne #weissnicht

    Viele Grüße,
    Austernfischer


    Waruum? Warum denn??


    Bücher sind Schokolade für die Seele. Sie machen nicht dick. Man muss sich nach dem Lesen nicht die Zähne putzen. Sie sind leise. Man kann sie überall mitnehmen, und das ohne Reisepass. Bücher haben aber auch einen Nachteil: Selbst das dickste Buch hat eine letzte Seite, und man braucht wieder ein neues.
    Richard Atwater

  • Also, #gruebel #weissnicht ich war eine fürchterlich gierige Leseratte und habe regelmäßig das Regal meiner Eltern geplündert. Und ich weiß, dass ich bei Trygve Gulbranssen fürchterlich geheult habe und bei Leo Tolstoi entsetzlich mit meinem Anfängerfranzösisch gerungen habe (seitenweise reden die da Französisch, falls es euch entfallen sein sollte). Bücher mit dem Titel "Wir wollen nicht mehr nach Holland fahren" sowie "Ophelia lernt schwimmen" waren "außer Sicht" gelegt und ich hab sie mir natürlich genau deshalb irgendwann geschnappt. Ersteres war eine Auseinandersetzung mit dem §218 - das ging mir damals am Bielefeld vorbei, da war ich 12, zweiteres eine ziemlich enttäuschende Erotikschmonzette um eine 40-jährige. Ich las sie und dachte: Ist das p.e.i.n.l.i.c.h!
    Ich kann mich an kein Buch erinnern, das mich traumatisiert hätte, aber an viele, die ich weglegte, weil ich nicht recht reinkam. (Und die ich zum Teil viele Jahre später mit Genuss las - Max Frischz.B. und Arno Schmidt und John Irving).


    Ich lass es drauf ankommen ;)

  • aoide: ja genau, das hab ich auch in erinnerung, dass ich viele bücher nach 20/30/50-seiten weglegte... moby dick #kreischen huckleberry finn (im original, ich bin zweisprachig aufgewachsen), i claudius (das hab ich später auch mit genuss gelesen)... vieles hab ich mir dann erst wieder im studium gegeben.


    und sorry, aber gotthelfs schwarze spinne gehört zum schweizer literaturkanon, wie bücher von frisch, dürrenmatt, keller etc. das sollte man imho schon gelesen haben.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7