Sich wehren -zurück schlagen

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  • Huhu.


    Heute Gabs wieder mal eine lebhafte Diskussion mit einigen befreundeten Müttern. Thema war die zunehmende Gewalt zum Beispiel an schulen. Und obwohl die Mütter (von Freunden aus dem kiga) eher rabig eingestellt sind, war dort übereinstimmend die Meinung, ein Kind müsse sich wehren können und halt auch mal zurück schlagen.


    Die eine hat ihren sohndeshalb auch beim Tea-kwon-do ( wie schreibt sich das?) angemeldet. O-ton: dann haut er einmal richtig zurück und die anderen lassen ihn dann in ruhe....


    Ich stand mit meiner "Gewalt ist keine Lösung" Meinung ziemlich allein, und mir fehlten irgendwie auch die Argumente. Ich habe angebracht das sich das Kind im Fall von Gewalt Hilfe suchen muss (Mitschüler, Lehrer,...) aber dann sei das auch nur petzen. Finde ich zwar nicht aber naja.....


    Trotzdem hat mich die Diskussion irgendwie bestürzt zurück gelassen. Lasse ich mein Kind damit irgendwie ins Messer laufen? Sollte ein Kind sich mit Gewalt wehren, wenn es angegriffen wird? Wo ist da die Grenze?


    Also ich hoffe ihr habt gute Argumente parat....ich brauche da mal ein paar Meinungen...


    Lg minchen

  • Ja, ein echt schweres Thema. Manchmal habe ich das Gefühl, wenn jemand der Meinung ist, man (kind) sollte grundsätzlich zurückschlagen, lässt er sich sowieso nicht durch (gute) Argumente davon abbringen #weissnicht
    Mein Mann ist auch tendenziell eher für wehren können, während ich maximal für ABwehren bin und meinen Kids auch gerade einen Safety-Kids-Kurs organisiere.
    Mein Lieblingsargument, warum zurückschlagen doof ist, ist immer, dass das Gegenüber stärker sein könnte und/oder andere stärkere Verbündete haben könnte und dann würde es im Falle eines Falles für mein Kind ganz finster aussehen.
    Nun habe ich Mädchen und die sind auch eher die peacigen Typen, bekommen hier zu hause keine Gewalt vorgelebt UND wir wohnen in einem absoluten ANTI-Brennpunkt. Ich habe keine Ahnung wie ich denken würde, wenn unsere Grundschule eine andere wäre oder ich Jungs hätte oder oder. Vermutlich gibt es gar kein RICHTIG oder FALSCH, wobei es natürlich IMMER eine deeskalierende Lösung der Konflikte geben sollte, aber möglicherweise ist das Wunschdenken. *edit* aber ich möchte nicht diejenige sein, deren Kids in den Kreislauf eingebettet sind, sondern möchte mit meiner Erziehung dazu beitragen, dass Gewaltkreisläufe unterbrochen werden.


    Und bei meinem kleinsten Mädchen auf dem Spielplatz wünsche ich mir manchmal schon, sie würde mal von einem gleichaltrigen Kind gehauen, denn sie ist immer sehr stürmisch und auch mal "brutal".

    "Erziehen heißt Vorleben, alles andere ist höchstens Dressur."

    Einmal editiert, zuletzt von AnnaD. ()

  • Die Sache mit dem Tae-Kwon-Do wird (aus Sicht der Mutter) vermutlich nach hinten losgehen. Eine seriöse Schule bildet da keine Kampfmaschinen aus.


    Ich finde abblocken okay, anschreien auch und bis zu einem gewissen Grad (großes Kind gegen Kleines) auch wegschubsen. Alles darüber toleriere ich nicht und greife auch ein. Allerdings mache ich aus "im Reflex zurückgehauen" auch kein Drama, wenn ich sehen kann, dass es wirklich eine automatische Reaktion war, das läuft irgendwie noch unter "blöd gelaufen".


    Nachdem meine große Tochter ein echtes Opferkind war und ich durchaus oft mit Groll auf der Spielplatzbank saß, sind die Zwillinge deutlich dominanter. Das Mädchen ist immer, grundsätzlich und unmissverständlich der Chef und bisher haben nicht viele Kinder gewagt, sie auch nur verbal anzugehen- und der Käferjunge wird auch schon mal körperlich. Jetzt sitz ich also in Habacht-Stellung auf der Spielplatzbank, jederzeit bereit für den Sprung zwischen die Fronten...


    Diese seltsame Phantasie, der/diejenige bräuchte nur mal eine richtige Lektion, dann wäre die Sache ein für allemal geregelt, ist doch bei Kindern völlig utopisch ( vom Grundsatz/Menschenbild mal ganz zu schweigen). Kinder donnern beim Laufenlernen x-mal mit dem Kopf gegen die Couchtischkante. Die machen trotzdem weiter. #weissnicht

    Das B in Pegida steht für Bildung.

  • Sich angemessen wehren zu können finde ich sehr wichtig. Die 100%-ige Pazifismus finde ich zwar ehrenhaft, aber unter Umständen etwas naiv.
    Ich, als Erwachsene, kam zweimal in richtig gefährliche Situationen - und ich konnte mich nur durch Gegengewalt retten. Ich musste mich erstmal befreien können, um überhaupt zu flüchten und Hilfe zu holen. Mit Schönreden wäre es nicht gegangen und es hätte mir sehr traumatisch enden können.
    Ich bin froh, dass meine Eltern das Abwehren und Verteidigen mir niemals versucht haben auszureden und blokieren - trotz gewaltfreie Erziehung.

  • ebenfalls, ich war ebenfalls schon einmal in einer solchen Situation.

    Ich hänge mich erst auf, wenn alle Stricke reißen!

  • Ich auch. Es geht dabei ja nicht darum, jemanden aus Rache zurück zu schlagen. Mir geht es darum, sich zur Wehr zu setzen, wenn man attackiert wird.

  • huhu,


    seitdem meine Tochter in der ersten Klasse das Opfer einiger Mädchen wurde und sich tagelang nicht gewehrt hat...


    und dann nicht mehr in die Schule wollte...
    bin ich auch eher dafür, das sie sich körperlich wehrt (in ihrem Fall hat sie halt zurückgeschubst)...denn seitdem wird sie in ruhe gelassen


    und ja, sie hatte versucht bei den Erwachsenen Hilfe zu holen...leider wurde ihr nicht recht geglaubt und dann hat sie nichts mehr gesagt.


    dafür war ich dann etwas lauter, als ich das rausbekommen habe

    LG paulina mit paula (11.05)
    + paul (04.08)

  • Ich war auch ein Anhänger von Hilfe holen und nur wehren, aber nicht mit Gewalt. Hat Timon aber in der Kita bei einem Kind nichts gebracht, es hat diese Sprache nicht verstanden. Und dann erzählte mir die Erzieher, dass Timon sich jetzt mal "richtig" gewehrt hat und das andere Kind hat sich dabei leider weh getan, aber seitdem war zwischen den Beiden Ruhe und sie fingen sogar an zu spielen.


    Nun sagen wir gar nix mehr. Wir sind in der Situation nicht dabei, wir versuchen eher Timon darin stark zu machen, dass er weiß, wie er sich wehren kann. Wenn es nur mit Gewalt geht, weil der Gegenüber es nicht anders versteht, dann muss er das machen. Wenn er sich wehren kann, durch Hilfe holen, dann soll er das tun, wenn er den anderen nur wegschubsen muss, damit dieser nicht körperlich werden kann, so soll er das tun. Egal was er macht, er muss lernen die Situation richtig einzuschätzen und dann richtig zu handeln.


    Man kann nicht grundsätzlich sagen, dass welches Wehren auch immer grundsätzlich falsch ist. Also wir können das nicht mehr. Und ich vertraue Timon, dass er nun langsam weiß, was er wann macht.

    Liebe Grüße
    Sinsiria mit Timon 03/08 + Pumbaa 07/11 + Simba 06/13
    ___________________________________________________________________________________________________________________

    Be calm, be a unicorn



    Mitglied im Reboarder-Verein

  • Wehren und Gewalt sind zwei sehr unterschiedliche Sachen.
    Laut Duden:Wehren
    zu seiner Verteidigung jemandem körperlich Widerstand leisten
    etwas nicht einfach hinnehmen, sondern dagegen angehen, sich dagegen verwahren
    sich widersetzen, sich gegen etwas sträuben
    (gehoben) jemandem, einer Sache entgegenwirken, dagegen angehen, einschreiten
    (gehoben veraltend) verwehren, untersagen
    Gewalt:
    Macht, Befugnis, das Recht und die Mittel, über jemanden, etwas zu bestimmen, zu herrschen
    unrechtmäßiges Vorgehen, wodurch jemand zu etwas gezwungen wird
    [gegen jemanden, etwas rücksichtslos angewendete] physische oder psychische Kraft, mit der etwas erreicht wird
    (gehoben) elementare Kraft von zwingender Wirkung


    Mein Antwort ist: ich bin GEGEN Gewalt, ich bin FÜR Weren

  • Ich bin da ganz bei Drachenmami.


    Ich habe hier ja nun einen sehr lieben, sanften Sohn, der nicht zuschlagen mag und wiederholt erlebt, wie er von deutlich kleinere Jungs übelst attaktiert wurde.
    Eingreifen von Erwachsenen hat nichts gebracht.
    Nachdem er einmal zugehauen hat, hats aufgehört.


    Ich kanns nicht ändern, offenbar gibt es wirklich auch Kinder, die auf diese Weise Grenzen gezeigt bekommen müssen, sonst geben sie keine Ruhe.
    Ein Junge der nicht haut scheint für manche Kinder dann doch eine Art Provokation darzustellen.


    Und da finde ich, dass ein Kind einfach das Recht hat sich zu wehren.


    Das ist keine Verhaltensvorschrift, sondern eine Möglichkeit.
    Mit meinen Kindern spreche ich über solche Situationen, frage sie nach ihren Vorstellungen und wir sprechen über die verschiedenen Möglichkeiten damit umzugehen, wenn z.B. ein anderes Kind sie haut. Da finden sie meist schon recht gut eine für sie passende Strategie, die ich dann auch bisher immer (zumindest moralisch) unterstützt habe.


    Ich habe aber auch in meiner eigenen Kindheit erlebt, das die Bereitschaft sich selbst zu verteidigen deutlich besser schützt, als sich Hilfe von Lehrern zu holen.
    Was machst das Kind, wenn die Lehrer mal nicht da sind?
    Und ich bin auch nicht der Meinung, dass Hilfe holen petzen ist, das nützt meinem Kind aber nichts, wenn die Klasse dass so sieht. Mit der Klasse muss dann auch nicht ich den Tag verbringen.


    Da bin ich ganz froh über den Klassenrat hier in Hamburg an den Schulen. Da können Probleme angesprochen werden, ohne dass es als "Petzen" angesehen wird. Sowas braucht aber die Zusammenarbeit mit den Lehrern und der Schule, zum Einrichten des Klassenrats.

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

  • Kinder die wissen dass sie sich wehren könnten, strahlen das auch aus und werden seltener Opfer- das ist auch bei Erwachsenen so. Selbstverteidigungskurse zielen in der Regel auch genau darauf ab.
    Kinder die sich eben nicht wehren können- auch verbal nicht- werden dann bis zu ihrer Grenze getriezt und dann schepperts, weil Kinder sind ja nicht blöd, die ärgern dann wenn kein Erwachsener danebensteht. Das ist im Kindergarten bei uns gerade brandaktuell.
    Wir versuchen den Kindern schon beizubringen dass ein deutliches Stop vom gegenüber akzeptiert werden muss. Gegenwehr ist imho OK wenn vorher andere Möglichkeiten nichts fruchteten. Wobei gegenwehr auch laut polterndes Schimpfen und wegschubsen sein kann. Damit hat sich meine 4 jährige einigermassen Ruhe vor ein paar triezenden Vorschulkindern verschafft. Leider löst dies nicht das generelle Problem mit dieser ungünstigen Kinderkonstellation- jetzt sind andere Kinder Opfer. Die Erzieherinnen haben im Augenblichk ech eine schwierige Gruppe: Einige Kinder die sehr schlecht sprechen und daher erhöhte Aufmerksamkeit brauchen und daneben ein paar Jungs die reif für die Schule sind und aus Langeweile(?) viel Quatsch machen. Und sich so die Aufmerksamkeit holen die ihnen sonst fehlt. " sind ja die Grossen, die können sich selbst beschäftigen".
    schoko

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Vielen Dank für eure Meinungen,


    Ich glaube für mich ist der Knackpunkt der Unterschied zwischen sich wehren (Notwehr) und es dem anderen zurückzahlen (Auge um Auge). Klar soll sich mein Sohn wehren. Erst verbal "stop", dann Hilfe suchen, ggf. Auch wegschubsen, abhauen oder zurückrempeln....


    Aber ich hab ein großes Problem mit dem, wenn er dich haut dann haust du "genauso" zurück. Dann schaukelt sich dass doch auf.


    Ich glaub so will ich das meinem Kind auch vermitteln....dass es ok ist sich zu wehren, man sich nicht alles gefallen lassen muss aber weg von dem Gedanken sich zu rächen...wenn einer Haut, hat mein Sohn nicht automatisch das Recht zurück zu schlagen....


    Ich habe zumindest eine klarere Vorstellung was ich will,....hoffentlich muss mein großer das nicht so bald anwenden :)


    Lg

  • Das ist ein echt schwieriges Thema. V.a. auch für die Kinder zu unterscheiden, wann welche Reaktion "angemessen" ist. Eine Frage der Verhältnismäßigkeit.
    Wie gut können die Kinder sich schon ausdrücken? Was können Kinder untereinander klären? An welchem Punkt ist es sinnvoll, Erwachsene einzuschalten (ohne zu "petzen")? Wie sind die Kräfteverhältnisse zwischen den Streitenden?


    Es gibt ja z.B. auch immer wieder den Vorschlag, sich aus Geschwisterstreitigkeiten herauszuhalten, solange die nicht "blutig" enden (das fällt mir auch ziemlich schwer).


    Meine 20 Monate alte Tochter haut z.B. nach ihrem 9-jährigen Bruder, wenn dieser ihre Grenzen und ihr "Nein" nicht akzeptiert. Das finde ich ok, weil sie sich einfach nicht anders zu wehren weiß. Was soll sie auch machen?
    Wenn allerdings der Große nach der Kleinen haut, weil sie ihm sein Lego kaputt gemacht hat, dann finde ich das nicht ok. Er hat ganz andere Möglichkeiten, sich zu wehren und schon ein ganz anderes Verständnis.


    Körperlich Schwächere "zurückzuschlagen" ist mMn ziemlich feige. Sich gegen ebenbürdige oder stärkere Kinder zur Wehr zu setzen, dagegen schon wichtig, um nicht in eine Opferrolle zu geraten.


  • Körperlich Schwächere "zurückzuschlagen" ist mMn ziemlich feige. Sich gegen ebenbürdige oder stärkere Kinder zur Wehr zu setzen, dagegen schon wichtig, um nicht in eine Opferrolle zu geraten.


    Es gibt aber auch körperlich Schwächere die diese Haltung knallhart ausnutzen, und dann auf die Stärkeren gnadenlos losgehen.
    Der Starke darf ja nicht hauen, und ist damit irgendwann wehrlos.
    Das gilt sicher nicht bei Babys, aber bei kleinen Kindern passiert das schon.


    minchen: Das sehe ich auch so. Schwierig ist die Grenze zwischen Rache und Wehren.
    Also, wenn jemand eben immer wieder haut, weil ihm ja nichts passiert, dann bin ich auch der Meinung, dass es irgendwann legitim ist, wenn ein Kind wirklich zurück haut.
    Aber das muss man abschätzen können, das stimmt.

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)