welche weiterführende Schule? Gymnasium/Realschule

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  • Hier noch eine stimme für die Realschule. Ich selber war ein IGS-Kind und das werden meine Kinder auch. Gymnasien sind mir nicht geheuer. Zu viel Druck, zu wenig Freizeit, zu hohe Ansprüche. Und bei uns in NDS gibt es zig Möglichkeiten, nach der 10. Klasse. Und wenn ich einen Lebenslauf in der Hand halte, in dem steht, dass jemand vom Gymmi auf die Real gewechselt hat, macht das m.E.n. einen "schlechteren" Eindruck, als wenn jemand auf der Realschule war und hinterher noch (Fach)abitur draufgesattelt hat #ja

    "Erziehen heißt Vorleben, alles andere ist höchstens Dressur."

  • schwierige entscheidung... ich habe hier eine tochter bei der es immer klar war, die gehört aufs gymnasium, von den noten, der perönlichkeit dem einsatz her. sie ist immer noch eine wirklich gute schülerin aber ich sehe, wie sie arbeiten muss. und ich habe ein kind das wir entgegen ihrer eigenen priorität auf eine igs geschickt haben. auch wenn sie auf dem gymnasium vermutlich zurecht gekommen wäre, schön wäre es nicht. auf der igs jetzt ist sie gut zufrieden...


    ich habe immer noch den satz eines real- und hautschulrektors im ohr als es um die schullaufbahnempfehlungen bei der Großen ging, der sagte: natürlich können sie ihr Kind auf die nächsthöhrere Schulform schicken aber bedenken sie, falls das Kind scheitert und doch bei uns landet brauchen wir ein Halbjahr mindestens, manchmal ein Jahr um diese Schülerinnen und Schüler wieder aufzubauen. Das Gefühl des Versagens steckt manchmal sehr tief und führt uU dazu das sie auch wenn sie die Schule gewechselt haben noch nicht ihr volles Potenzial aussschöpfen können.
    Hier habe ich es zudem so erlebt das die Gymnasien wirklich schnell sind mit dem "nach unten" durchreichen, es ist schlicht keinerlei Kapazität da schwächere Schüler zu fördern weil die Klassen übervoll sind.


    Von mir eher eine Stimme dafür sie auf die Realschule zu geben und ihr Luft nach oben zu lassen.

  • Was bitte hast du tolles studiert, wo man bis ins 10. Semester kommen konnte, ohne zu lernen?


    Ein Abi machen ohne LANGE zu lernen, das geht (weiß ich). Da hab ich auch prokrastiniert bis 2 Tage vorher (dann aber Panik bekommen). Aber im Studium wäre allerspätestens dann Schicht im Schacht gewesen, als ich hab Vordiplom machen müssen, weil ich dafür Scheine gebraucht habe, wo es ohne lernen nicht ging. Ich bin jetzt echt interessiert, wie man das macht, bis zum 10. Semester nicht ernsthaft zu lernen (oder ob das jetzt eine leichte Übertreibung deinerseits war, um deine Argumentation schlüssiger zu machen ;) )?


    Architektur, da ging das tatsächlich. 8o
    Klar hab' ich mir vor Klausuren auch schon in der Schule abends den Stoff noch mal angeguckt, auch mal Vokabeln gelernt. Und in der Uni habe ich dann auch mal 2-3 Tage vorher angefangen, musste ja. Aber dass das nichts mit ernsthaften Lernen zu tun hatte, war mir bei meiner Wiederholungsprüfung bzw. dann im Staatsexamen klar. Solche Paukerei braucht bestimmt kein Kind in der 5.,6. oder sonst welcher Klasse, da bin ich ja bei allen anderen Beiträgen hier dabei.


    Aber ich wollte auch nicht angeben oder so, sondern nur deutlich machen, dass es nicht gesagt ist (oder zumindest mal war, zugegebenermaßen ist mein Gymnasialerfahrung 20 Jahre her), dass sich Noten oder Aufwand dafür auf der weiterführenden Schule gegenüber der Grundschule verändern und man auch als fauler Schüler die Möglichkeit hat, einen vernünftigen Abschluss auf dem Gymnasium zu machen.

    mamaraupe (*1973) mit paparaupe (*1969), großer raupe (*06/06), und kleiner raupe(*02/10)

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  • Danke für eure ganzen Meinungen.
    Sie haben uns wirklich weitergebracht und wir haben nun noch mehr zum Nachdenken. #haare #augen
    Eine endgültige Entscheidung steht noch aus.
    Nur kurz ein paar Punkte die mir aufgefallen sind:
    Am Schlaumeiertisch sitzt sie natürlich, weil es ihre engsten Freunde sind, aber der Tisch heißt klassenintern nicht zuletzt wegen ihr so.
    Mündlich ist sie das stärkste Kind der Klasse, wie die Klassenlehrerin mir seit 2 Jahren jeden Elternsprechtag sagt. Sie kann ganz lebendig erzählen, verfügt über viel Allgemeinwissen und beteiligt sich einfach auch gern.
    Die 5 erkläre ich mir so, das die Klassenlehrerin sehr stark im Stoff angezogen hat, in dieser Arbeit gab es davon ab zum allerersten Mal überhaupt 5en und davon nicht wenige. Es war ein Ausreißer und wird auch so gewertet werden. Ich finds aber auch einfach keinen Beinbruch, ich bin nicht notenfixiert und keine Mutter die permanent dahintersteht und ihr Kind zum Lernen anhält.



    Zu der Gesamtschule: Ich selbst war jahrelang felsenfest der Überzeugung das J. auf die Gesamtschule kommt und habe das auch im Forum immer wieder geschrieben. Dann wurde das Ganze langsam konkret und ich habe mich an besagter Schule hingestellt um einen Eindruck zu bekommen und das ging einfach überhaupt nicht. Ich bekomme ganz arge Magenschmerzen bei dem Gedanken daran das mein Kind dort bald auch auf dem Schulhof mitlaufen soll. Der Umgang dort ist gelinde gesagt unter aller Kanone.
    Erst danach habe ich meine Zweifel geäussert und mehrfach gehört das die Schule einen schlechten Ruf hat.
    Ich bin also eigentlich von dem Gedamtschulkonzept angetan, aber ganz speziell unsere Schule hier geht einfach nicht.
    Und die nächste Gesamtschule mit besserem Ruf ist zu weit weg und für J. nur mit mehrfach umsteigen mit dem Bus zu erreichen. Das kommt nicht in Frage.


    Zum Gymnasium: Ich denke nicht das man "unsere" Zeit auf dem Gymnasium mit der heutigen Situation vergleichen kann.


    Ich war auch lernfaul und bin dennoch bis zur 9.Klasse so mitgeschwommen ohne eigentlich nennenswert zu lernen (außer Französisch das ich wählen musste und so sehr gehasst habe, args #sauer ).
    Aber heute scheint das anders zu sein. Ich habe in meinem Umfeld einige Kinder auf einem Gymnasium und die Meisten sind wirklich viel viel viel mit Schule beschäftigt oder haben große Probleme und zeitgleich wird einfach hammerhart aussortiert weil "jeder Hans und Franz heute meint er muss sein Kind aufs Gymnasium schicken"(Zitat Schulleiter) Die Gymnasien sind ja heute auch riesig finde ich, und Individualität geht einfach viel verloren.


    Bei der Realschule bin ich halt auch echt im Zweifel ob sie nicht vollkommen unterfordert ist. Und ich finde, einen Wechsel von unten nach oben macht man nicht so einfach, die Anforderungen sind ungemein hart und dieser Schritt sehr schwer, sich an das Tempo und den Umfang anzupassen.
    Während, wenn man vom Gym runter geht, Realschule echt sehr sehr sehr einfach ist.
    Wir haben zum Glück ja noch etwas Zeit. #yoga

  • wenn man allerdings nach dem Realschulabschluss noch ein Abitur dranhängen will, mag das zwar mühsam sein,
    aber dann _will_ man das eben. Und Motivation ist die halbe Miete, würde ich sagen.


    Ich kann dir natürlich auch nichts raten, wir haben diese saublöde Entscheidung schon zweimal hinter uns gebracht und ich kann dir immer noch nicht mit Sicherheit sagen, ob die Entscheidungen jeweils richtig waren. Beim jüngeren Kind sieht es so aus, die haben wir auf eine Gesamtschule geschickt.


    Was ich aber immer mit Vorsicht behandeln würde wäre die Aussage, dass eine Schule reinen schlechten Ruf hat. Meist können die Leute, die sowas sagen, nämlich garnicht genau sagen, warum eigentlich. Also was denn nun bitte schlecht an dieser Schule sein kann.
    Ungeeignete Lehrer gibt es jedenfalls überall.


    Die Gesamtschule z.Bsp., auf der meine Tochter jetzt ist sieht zum davonlaufen aus, zum Teil schon heruntergekommen, sie ist riesig und liegt in einem naja..mit Vorurteilen schwer behafteten Stadtteil.
    Das hat sicherlich viele sofort abgeschreckt. Die nächste Riege ist dann weggebrochen, als auf dem Elternabend sich sehr viele Eltern einfach nicht vorstellen konnte, wie das gehen soll, wenn alle Schüler von der Hauptschul- bis zur Gymnasialempfehlung bis zur 10 zusammen unterrichtet werden sollen.


    Unsere Tochter jedenfalls findet es dort super und hat sich sofort wohlgefühlt. Sie kommt froh und glücklich von der Schule heim...und das ist für mich erstmal das allerwichtigste.

    "A complex system that works is invariably found to have evolved from a simple system that works. The inverse proposition also appears to be true: A complex system designed from scratch never works and cannot be made to work. You have to start over with a working simple system. "

    John Gall, The Systems Bible

  • Während, wenn man vom Gym runter geht, Realschule echt sehr sehr sehr einfach ist.


    rein vom Stoff her mag das stimmen, was aber die Misserfolge, das aussortiert werden mit der Seele und dem Selbstwertgefühl eines Menschen anstellen kann sollte man nicht aus den Augen verlieren.


    Für mich hätte der Weg für die jüngere Tochter, wenn es hier nicht die IGS gegeben hätte aber dafür eine für uns in Frage kommende Realschule da gewesen wäre vermutlich so ausgesehen das sie nach der Realschule in der zehnten Klasse in die zehnte Klasse Gymnasium gewechselt wäre. Sie hätte das dann zwar wiederholen müssen aber das wäre dann eben so. Mit dem Gedanken das sie es dann wirklich will und auch realistisch einschätzen kann ob sie das packt.


    Abnehmen kann euch die Entscheidung niemand, ob wir richtig entschieden haben sehen wir auch erst später. Mir war ein zufriedenes zehnjähriges Kind das es zum Start an der weiterführenden Schule einfach mal einfach hat wichtiger als ein Abitur in fünf Jahren oder so...


    Aber wenn du schreibst sie ist einfach sehr stark in der Schule ist sie ja vielleicht doch eine Kandidatin fürs Gymnasium.

  • Mir war ein zufriedenes zehnjähriges Kind das es zum Start an der weiterführenden Schule einfach mal einfach hat wichtiger als ein Abitur in fünf Jahren oder so...

    Mir doch auch!! :S
    Ich bin wirklich die Allerletzte die meint das das Kind aufs Gymnasium muss. Oder Leistung will.
    Glücklich soll sie sein. Punkt.
    Aber sie selbst möchte lieber aufs Gymnasium. Oder auch nicht. Sie ist unschlüssig, genau wie wir.


    Waaah, das ist so schwierig. #kreischen
    Vielleicht warten wir das Halbjahreszeugnis ab und entscheiden dann.

  • Ich hatte nicht den Eindruck dass du dein Kind aufs Gymasium pressen willst :) und ich weiss wie schlecht es sich anfühlt wenn man einfach zwischen allen Stühlen hängt. Meine wollte auch aufs Gymnasium, noch in der dritten Klasse sah es aus als wenn sie auch eine dahingehende Empfehlung bekommen würde, tja in der vierten hat es dann nicht gelangt. Das Quentchen mehr "Hintern an die Wand" und was tun was ihre beste Freudin an den Tag gelegt hat hat ihr gefehlt.


    Vielleicht sprichst du nochmal in Ruhe mit ihr, erforscht warum sie aufs Gymnasium möchte zeigst ihr Alternativen auf um zum Abi zu kommen, erklärst ihr das sie vermutlich viel arbeiten muss. Aber wahrscheinlich hast du das alles schon gemacht hmm?


  • Bei der Realschule bin ich halt auch echt im Zweifel ob sie nicht vollkommen unterfordert ist. Und ich finde, einen Wechsel von unten nach oben macht man nicht so einfach, die Anforderungen sind ungemein hart und dieser Schritt sehr schwer, sich an das Tempo und den Umfang anzupassen.
    Während, wenn man vom Gym runter geht, Realschule echt sehr sehr sehr einfach ist.

    Bist du da sicher?
    Meine Tochter hat immer noch viel Kontakt zu ihrer ganzen Grundschulklasse. Die sind jetzt auf siebte Klassen von Gymnasien, Realschulen und untersch. Gesamtschulen verteilt und abgesehen davon, dass die eine im einen Fach mal was weiter sind und die anderen im anderen Fach sowie in der Wahl des 4. Hauptfaches, sehe ich noch keine großen Unterschiede im Stoff. Sehr wohl in der Art, wie sie dahin kommen, im Gymnasium wird schon mehr Druck gemacht, das ja. Warum weiß ich nicht, denn die anderen lernen ohne viel Druck denselben Stoff. Unterfordert ist das Kind an einer anderen Schule sicher nicht.
    Es kommt sicher immer stark auf die jeweilige Schule an, und es wird in den oberen Klassen vermutlich noch anders - aber bis dahin vergeht auch wieder einiges an Zeit, die Kinder verändern sich und die Schulmotivation kann nach oben oder unten gehen.

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Ja, bin ich. Aus Erfahrung. ;)


    Das Tempo ist ein Anderes, die Lehrer erklären deutlich mehr und öfter, der Umfang der Hausaufgaben ist deutlich geringer und man muss sich deutlich weniger selbst erarbeiten.

  • Schwierige Entscheidung. Ich weiß das sich das doof anhört, aber habt Ihr noch eine Hauptschule? Hier gibt es nämlich keine mehr, bei uns auf der Realschule wird das nicht so gut aufgefangen, das Niveau relativ niedrig. Das würde ich bedenken :)

  • hier wird grundsätzlich von schulleitungen und lehrern empfohlen, zunächst die "einfachere" schulform zu wählen, wenn das kind keine eindeutige empfehlung erhalten hat.


    ich kann das auch gut nachvollziehen.
    es ist immer toll, wenn man sich - vielleicht sogar mit leichtigkeit! - einen aufstieg erarbeiten kann. der wechsel stünde dann nach der q10 an, da sind die kinder jugendliche und wissen schon viel besser, worauf sie sich einlassen, wenn sie noch abi machen wollen. muss man von einer schule wieder runter, weil "man es nicht bringt", so ist das ein echter schlag ins getriebe. damit muss man erst mal fertig werden.


    aus eigener erfahrung kann ich von verzweifelten kindern berichten, die das gymnasium wieder verlassen und sich vorher ein bis zwei jahre eine niederlage nach der anderen stellen mussten. und auf der anderen seite von hoch motivierten ehemaligen realschülern, die zu uns in die oberstufe kamen und nicht nur fast alle auch abi gemacht haben, sondern auch zu den jahrgangsbesten gehörten. die waren echt extrem motiviert!

    liebe grüße von gesa mit nick (02/03) und linn (10/05)

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  • Schwierige Entscheidung. Ich weiß das sich das doof anhört, aber habt Ihr noch eine Hauptschule? Hier gibt es nämlich keine mehr, bei uns auf der Realschule wird das nicht so gut aufgefangen, das Niveau relativ niedrig. Das würde ich bedenken :)

    Sommerwind, nein, eben nicht.
    Die Hauptschulen machen dicht, die Letzte 2014 oder 2015 glaube ich, aber Fünftklässler werden gar nicht mehr aufgenommen.
    Auch ein Punkt über dem wir grübeln, natürlich. :wacko:

  • ich glaube kaum, dass es an der realschule "leichter" ist als am gymnasium. bzw. ich habe viel nachhilfe gegeben und weiß, dass das kaum ein niveauunterschied ist.
    und die empfehlung der lehrerin ist NICHT gymnasium. das würde ich ganz ganz schwer gewichten.



    was sommerwind schreibt, ist aber echt ein problem.


    hier wird auch immer mehr auf "gemeinschaftsschulen" umgestellt (haupt-/realschule gemeinsam mit EXTRA gymnasium). das finde ich das schlimmste, was man sich bildungspolitisch reißen kann und verstehe den furor, der sich hier im kreis erhoben hat, als man die wenigen (guten) realschulen dichtmachen und die hauptschulen zu gemeinschaftsschulen ummodeln wollte. es bewegt sich immer noch alles, aber diejenigen, die jetzt ihren platz auf den realschulen haben, machen da auch ihre mittlere reife.


    die gesamtschulen hier sind zum glück allesamt gut bis sehr gut, platzen aber aus den nähten. von denen, die jetzt das gymnasium meines sohnes verlassen mussten, hat nur einer (!) einen platz an einer fahrbaren gesamtschule bekommen. zwei sind umgezogen, damit die schüler nach DO zur gesamtschule gehen können, weitere sind auf der realschule, aber da ist auch irgendwann schicht im schacht. wie gesagt, es wurden schon gym-gescheiterte auf die hauptschule durchgereicht, das geht dann gar nicht.


    im grunde finde ich, dass eine gesamtschule doch am besten klingt in eurem fall. man hat einfach viel mehr zeit, auch noch kindliches abzulegen. damit muss auf dem gym sofort schluss sein, habe ich den eindruck.


    gibt es noch andere aus der klasse deiner tochter, die zur gesamtschule wechseln? vielleicht sogar zu der weiter entfernten, so dass man irgendwelche fahrgemeinschaften aufziehen könnte oder sowas? oder kannst du einschätzen, wer jetzt auf eure GS so kommt? woher kommt deren "schlechter ruf"? ich würd sie mir noch mal genauer anschauen. das gesamtschulkonzept finde ich auch sehr gut übrigens.



    lg patrick

  • wir haben es geraden hinter uns - ein Kind mit sehr guten Grundschulnoten (1,3) im Sommer in die 5. Klasse Gymnasium gesteckt. Es ist der absolute Horror gewesen.


    33 Kinder in einer Klasse, 12 verschiedene Fachlehrer die Woche über. Meine 10jährige Tochter musste morgens um 6.00 Uhr aufstehen, 6.40 Uhr das Haus verlassen, kam 16.00 Uhr nach Hause und saß dann bis 20.00 Uhr an den Hausaufgaben. Um 20.30 Uhr ging sie ins Bett mit dem Gefühl nicht alles geschafft zu haben, gerade Latein- und Englischvokabeln kamen bei den normalen Hausaufgaben zu kurz. Aber so was banales wie Vokabeltests gabs ja im Gymnasium gar nicht, damit könnten die Kinder zu leicht gute Noten schreiben. Am Wochenende saß sie jeweils einen kompletten Tag an den Sachen, die sie in der Woche nicht geschafft hat. Es gab dann kurz vor den Herbstferien in jedem Fach eine große Klassenarbeit, 4 Klassenarbeiten in einer Woche. Ich sag euch WIR haben so gelitten. Die ganze Familie war in Mitleidenschaft gezogen.


    Ihre Noten in den Klassenarbeiten waren gut, aber nicht zu dem Preis mit dem Pensum.


    Ihr Grundschulfreund und meine Tochter haben direkt nach den Herbstferien das Gymnasium verlassen und können gerade wieder Kind sein und durchatmen. Es gibt soviele Wege zur Hochschulreife, aber G8 ist sicher nicht der unsere.


    LG Karla

  • Karla, in welchem Bundesland wohnt ihr denn? Ich glaube, das sind Extreme, die man schon vorher ausschließen kann, indem man nach Klassengröße, Beginn der zweiten Fremdsprache und Wegzeiten fragt.
    Hier dürften zum Beispiel nur maximal 30 Kinder in der Klasse sein, bei unserem Sohn waren es 26. Die zweite Fremdsprache beginnt erst in der sechsten Klasse, Vokabeltests werden regelmäßig (angekündigt) geschrieben. Die Schule fängt um acht Uhr an und man müsste schon sehr, sehr ungünstig in unserer relativ kleinen Großstadt leben, um einen Schulweg über eine Stunde zu haben. Sie dauert auch nicht verpflichtend gantags.
    Ich denke, solche Dinge, wie Du sie schilderst, könnte Tortellini bei der in Frage kommenden Schule von vorneherein klären.

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • das hausaufgabenproblem ist aber wirklich schlimm. ich wünschte mir sehr eine gebundene ganztagsschule, weil wochenenden und abende komplett von den scheiß bekackten hausaufgaben zerstört werden. meine ebenso, übrigens. sowas vergiftet das heim. dienst ist dienst, aber schnaps sollte schnaps bleiben.


    was man auch noch bedenken sollte: beim gymnasium wird ein unverschämtes maß an elternarbeit vorausgesetzt. ich weiß nicht, ob das nur bei uns so läuft oder ob das methode hat, aber der brenner ist immer, wenn irgendwas in der schule angerissen wird und die schüler das zu hause fertigmachen sollen. ganz oft kommt es vor, dass ihnen elementare grundkompetenzen dazu fehlen und dass diese auch nicht mal so eben von allein zu erschließen sind - sorry, nein, das liegt sicher nicht dran, dass mein sohn jetzt keine besonders helle kerze auf dem leuchter wäre, denn dies trifft nicht zu. wenn ich dann malocht habe wie karl arsch und anschließend noch zu hause putzen, einkaufen, waschen etc. muss, was ja zwar nicht so schlimm ist, aber auch zeit frisst, kriege ich hörner, wenn ich danach noch unbezahlt unterrichten darf. vor allem, weil dabei der umgang mit meinem (prinzipiell wirklich lieben und unkomplizierten) sohn sehr schwierig ist und regelmäßig die fetzen fliegen.


    in der nächstgelegenen gesamtschule ist täglich unterricht bis 16:30 oder so, davon immer eine stunde mittag mit sehr guter mensa, nachmittags wird "freiarbeit" gemacht (analog hausaufgaben, von lehr- und unterstützungskräften geleitet). dabei sind auch lerneinheiten für klassenarbeiten berücksichtigt. nur zusätzlicher lernbedarf wird noch nach hause mitgenommen, selten mal gibt es gruppen- und projektarbeiten, die zu hause auch noch eine rolle spielen. ansonsten bleibt der schulkrams da, wo er hingehört. ähnlich ist das auch am ganztagsgymnasium, welches ein freund meines sohnes im rheinland besucht. wir haben hier leider sowas nicht in erreichbarer nähe an einem gymnasium. hätte ich aber geschwankt zwischen den schulformen, dann hätte das den ausschlag gegeben. ich zähle echt die tage, bis zumindest die mittelstufe rum ist und ich hoffen darf, nicht mehr regelmäßig nachbauen zu müssen.


    lg patrick

  • Ja, das ist bei uns schon auch so, dass wir Eltern häufiger Hilfslehrer sind! "Normale" Hausaufgaben schauen wir jetzt nicht nach, aber es tauchen durchaus in manchen Fächern Fragen auf (Mathe zum Beispiel), die m.E. daher kommen, dass da wirklich schnell durch den Stoff galoppiert wird und nicht jedes Kind immer alles mitbekommt. Ich würde auch unterschreiben, dass das Gymnasium nur bedingt chancengerecht ist. Man muss der Schule allerdings zu Gute halten, dass es im "offenen Ganztag" für jedes Fach jeden Nachmittag das Angebot gibt, den entsprechenden Fachraum aufzusuchen und dort mit Arbeitsmaterialien und einem Fachlehrer noch einmal offene Fragen durchzuarbeiten. So selbständig ist unser Sohn aber noch nicht oder aber auch zu "faul", das aufzusuchen, weil er es (noch?!) auch hier zu Hause erklärt bekommen kann.
    Abends gibt es allerdings keine Hausaufgaben mehr, er geht auch relativ früh ins Bett.

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

    Einmal editiert, zuletzt von Kris ()

  • Wir haben uns für eines der kleinsten Gymnasien hier entschieden, an dem es im Vergleich zu den übrigen relativ unaufgeregt zugeht.


    Gibt es bei Euch solche kleineren Schulen, die ihr Euch mal ansehen könntet?


    Die Schwester von mini2´s Freund hat gerade von unserer GS auf diese Schule gewechselt und es hört sich alles sehr gut an. Sie fangen die Kinder gut auf, machen keinen Wind, wenn die Noten erstmal absinken, es gibt einige Fördereinheiten. Das Methodik-Konzept hört sich auch super an und man kann zwar (wie schon seit eh und je) nur mit Englisch oder Latein anfangen und es werden als weitere Sprachen nur Französisch oder Griechisch angeboten, aber sie haben auch einen naturwissenschaftlichen Zweig (entscheidet sich mit der 7ten) und das Wahlfachangebot ist breit gefächert.

    Viele Grüße
    Elena mit Mini1 (*2004) und Mini2 (*2006)

  • Mir ist in den letzten Tagen (J. schreibt in dieser Woche drei Klassenarbeiten und einen Vokabeltest und hat dabei noch Glück, einige Kinder müssen auch noch ein Referat in Religion halten, das wie eine Klassenarbeit gewertet wird...) aufgefallen, dass sich - im Vergleich zu meiner (Jg. 75, NRW, Gym) Schulzeit vor allem verändert hat, dass die Kinder sehr viel Wissen auswendig zu lernen scheinen, da ist das Pensum echt deutlich höher als bei mir. Das eigentliche Niveau allerdings ist nicht besonders hoch. Äh, ist das verständlich?


    Also Beispiel Biologie: Thema Wolf/Hund. Eines von ca. acht Teilgebieten des Themas: Das Hundegebiss. Der Hund ist ja ein Fleischfresser und hat ein Fleischfresser-Gebiss. Da werden alle Zähne einzeln mit ihrer Funktion auswendig gelernt, zusätzlich noch die Gebisse von Mensch und Kuh, als Gegenbeispiel für Pflanzen- und Mischzeug-(? heißt sicher anders :D?)-Fresser. Wenn man gut auswendig lernt, ist das okay, dann lernt man halt drei Gebisse auswendig. In meinen Augen geht es um die Quintessenz aus der ganzen Geschichte (wie kommt das, dass Mensch und Kuh unterschiedliche Gebisse haben, wie hat sich das entwickelt usw.), das muss man verstanden haben. Meine Tochter ist so eine Kandidatin, die versteht das und kann sich gute Gedanken dazu machen, ist aber zeitlich extrem in diese Auswendiglernerei eingebunden, das kann sie nämlich nicht so gut. Blöderweise kann sie es gar nicht ertragen, in eine Klassenarbeit zu gehen und sich unsicher zu sein, ob der Hund oben 4 oder 6 Schneidezähne hat. Da kann man ihr tausendmal sagen, dass es darauf im Leben echt nicht ankommt, das hilft alles nix.Großes Drama. Und die anderen sieben Themengebiete kommen ja auch noch dazu.


    Für meine Tochter passte das Gymnasium gut, als Schulform und auch diese konkrete Schule, aber es ist eine harte Lektion, dass man nicht immer alles 100% abliefern kann, das war sie ja aus der Grundschule anders gewohnt ;) Sie könnte sich eine 3 kaum verzeihen, allein den Gedanken daran muss sie gerade mühsam üben und das kostet sehr viel Energie.


    Das würde ich in die Entscheidung miteinbeziehen und ggf. das Kind auch darauf vorbereiten. Spaßeshalber hat mein Mann ihr angeboten, sie für die erste schlechte Note zum Eis einzuladen, aber wir könnten mühelos auf ein Hochbett plus ein Tablet-PC plus ein Kaninchen erhöhen, sie bleibt zu ehrgeizig und steht sich dadurch manchmal selbst im Weg.

    Das B in Pegida steht für Bildung.