Gefühlchaos

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  • Hallo,
    ich hoffe irgendjemand hat hier einen brauchbaren Tip für mich...
    Ich habe immer weniger positive Gefühle für meine Kinder, nach kinderfreien Wochenenden freue ich mich nicht sie wiederzusehen und fühle mich nicht erholt... Überzogen gesagt streiten sie sich nur und wenn sie sich vertragen, dann nur um üblen Blödsinn anzustellen.
    Es geht inzwischen so weit, dass ich überlege sie wegzugeben.
    Nach aussen scheinen wir als relativ normale Familie, aber innen stimmt es nicht mehr. Besonders meine Gefühle gegenüber den Kindern werden immer negativer und ich hab oft keine Kraft mehr, noch etwas schönes mit ihnen anzufangen.
    #hilfe
    Danke fürs Zulesen auf jeden Fall...
    Grüße

  • Wie geht es Dir denn sonst?
    Bist Du gesund, gibt es körperlich, psychische oder andere Probleme?
    Hast Du schon mal an eine Kur gedacht?


    Und was würde "weg geben" denn heißen, zu einer Pflegefamilie, zu Verwandten?



    Viele Fragen, erzähl doch bitte noch ein wenig.

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

  • "weg geben" hieße wohl erstmal zu meinen Eltern... kommt aber eigentlich für mich nicht wirklich in Frage, ich habe in den letzten Jahren sehr viel für und mit meinen Kindern gekämpft und durchgestanden (Schreibaby, Wohnung verloren durch höhere Gewalt, Stress mit einer Nachbarin, wohnen auf kleinstem Raum, Todesfälle im ganz engen Kreis)
    Jetzt wird seit Juni alles ruhiger und ich scheine damit nicht klar zu kommen.
    Eine Kur kommt für mich nicht in Frage, ich denke wir müssen erstmal vernünftig im Alltag ankommen.
    Körperlich bin ich gesund (bis auf Erschöpfung), psychisch kam ich in letzter Zeit manchmal an meine Grenzen.
    Grüße

  • Mir ging es so als ich depressiv und ko war.Freuen das mein Sohn wieder kommt?Ich hatte Angst davor. Mir hat die Kur tatsächlich geholfen,eben weil raus kommen aus dem Alltag und viele schöne Aktionen mit Kind,aber auch viel Zeit für mich. Würde ich also evtl. mal drüber nach denken.
    Die Kur hat keine Wunder bewirkt,aber die Bindung gestärkt und uns viele tolle neue Ideen gebracht :)

    Liebe Grüße,Lakritze mit Sohn 10.09, Bonussohn 1.05 und Käfermäuschen 2.17

    Einmal editiert, zuletzt von Lakritze ()

  • Liebe icke,


    es ist ein bisschen schwierig für mich, mir aufgrund Deiner Zeilen ein Bild vorzustellen – wenn ich Dich richtig verstehe, dann hast Du mindestens zwei Kinder, lebst getrennt von deren Vater und hast in den letzten Monaten so einiges an schwierigen emotionalen und körperlichen Aufgaben zu bewältigen gehabt.


    Ich gehe jetzt einmal von diesem Szenario aus, wenn ich Dir meine Gedanken zu Deinem Beitrag darlege.


    Zunächst einmal: Es gibt wohl keine Mutter und keinen Vater, die oder der tatsächlich von sich behaupten kann, dass sie oder er die Liebe zu seinem Kind immer fühlbar in sich trägt. Es gibt punktuell oder auch langfristig immer wieder Momente und Phasen, in denen man verzweifelt, sich hilflos und abgestumpft fühlt, in denen es einem nicht gelingt, die Herausforderungen und die durchaus anstrengenden Aufgaben, die sich durch das Zusammenleben mit Kindern zwangsläufig ergeben, zu bewältigen.
    Es ist allerdings leider nicht selbstverständlich, über diese Tatsache zu reden. Schuldgefühle und der Glaube, dass mit einem selbst wohl etwas nicht stimmen könne, verhindern zuverlässig, dass ein Austausch mit anderen darüber stattfinden kann, wie man aus solchen Situationen wieder herausfindet.
    Mitunter würde es tatsächlich schon reichen, mit anderen über die eigenen Gefühle sprechen zu können, um Druck abzubauen.


    Dazu kommt, dass man sich als Mutter quasi automatisch für alles verantwortlich fühlt, was beim Kind gerade nicht rund läuft – und diese Sicht der Dinge wird nicht gerade selten von Außenstehenden bekräftigt.
    Letztlich führt diese Annahme aber leider dazu, dass man sich für eigene Reaktionen und Verhaltensweisen seinem Kind gegenüber, die nicht so geduldig und liebevoll ausfallen, wie die eigene (und die externe) Erwartungshaltung dies vorgibt, schnell verurteilt und Gefühle von Unzulänglichkeit und „Woanders hätten sie es sicher besser“ auftauchen.
    Natürlich verdient jedes Kind die hingebungsvollsten Eltern die es gibt – aber nicht jede unbesonnene oder ungerechte Reaktion führt bei einem Kind gleich zu einem seelischen Schaden.
    Selbst, wenn wir hier nicht von „ist einmal passiert“ sondern von „läuft jetzt schon seit ewig so“ sprechen.


    Gemeinerweise führt die Anstrengung immer eine „gute Mutter“ zu sein, gerade dazu, dass unterdrückte Emotionen einigermaßen unbeherrscht nach vorne treten. Irgendwo müssen Erschöpfung, Ablehnung, Wut und Feindseligkeit hin, und solche Gefühle sind nicht rational.
    Es hilft wenig, wenn Du Dir sagst, dass Dein Kind ja letztlich nichts dafür kann, dass der Fehler also einmal mehr bei Dir zu suchen ist: Wenn beispielsweise das Streiten Deiner Kinder bei Dir zu inneren Verzweiflungsausbrüchen führt, dann kommen die irgendwann raus. So oder so.
    Wenn es nicht plötzliche Wutausbrüche sind, dann können solche unterdrückten Gefühle auch in eine fortwährend gereizte, angespannte Haltung gegenüber Deinen Kindern fließen.


    Umgekehrt ist es schwer, negative Gefühle beim eigenen Kind auszuhalten, wenn man sie bei sich selbst nicht akzeptieren kann. Entsprechend reagiert man schneller sehr kritisch und unwirsch beispielsweise auf den Streit unter den Geschwistern, wenn man sich selbst nicht zugesteht, Wut und Ärger herauszulassen.


    Es wäre gut, wenn Du Dir überlegen würdest, wo Deine derzeitigen negativen Gefühle gerade hinfließen: Immer nur weiter in Dein Inneres hinein? In eine Wand, die sich zwischen Dir und Deinen Kindern aufbaut?


    Helfen kann es, wenn Du zunächst einmal für Dich sortierst und versucht Dir klarzumachen, welche Verhaltensweisen Deiner Kinder Du nicht magst. Der nächste Schritt wäre vielleicht, Deinen Ärger in Sätze zu bringen, die Du – je nach Alter Deiner Kinder – nach außen tragen kannst.
    Sehr wichtig wäre es, dass Du Menschen in Deinem Umfeld findest, mit denen Du über Deine Gefühle sprechen kannst.
    Wenn Du weder in Deinem Familien- noch in Deinem Freundeskreis Gelegenheit dazu hast, dann wäre es sicher auch eine Idee, Dich an eine Beratungsstelle zu wenden.
    Deine Zeilen lesen sich, als würdest Du Deine Ohnmachtsgefühle und Deine Trauer im Moment mit Dir ganz allein ausmachen – das ist eine Riesen-Aufgabe, und ich glaube nicht, dass es viele Menschen gibt, die eine solche tatsächlich allein bewältigen können.


    Zum Schluss noch einmal zu Deinem Satz: „Es geht inzwischen so weit, dass ich überlege sie wegzugeben.”


    Neulich fragte mich mein Sohn, beim abendlichen Gute-Nacht-Ritual, ob ich ihn wirklich immer lieb haben würde. Als ich dies bejahte, meinte er: „Nein, wenn wir uns streiten, hast Du mich nicht lieb.“
    Ich antwortete ihm, dass ich ihn auch dann lieb haben würde, meine Wut in einer solchen Situation aber eben so groß sein könne, dass diese eben klar im Vordergrund stünde. Er erwiderte, dass er mich nicht lieb hätte, wenn wir uns streiten und sah dabei nicht gerade glücklich aus.
    Ich hab’ ihn dann gefragt, was wohl passieren würde, wenn plötzlich jemand in unseren Streit hereinplatzen und rufen würde, er nehme jetzt die Mama mit, wenn hier immer nur gestritten werden würde – mein Sohn unterbrach mich noch mitten im Satz und meinte, nein, auch wenn wir uns streiten, dass wolle er nicht.


    Vielleicht hilft dieses Bild auch Dir, Deinen Gefühlen gegenüber Deinen Kindern etwas mehr auf den Grund zu gehen. Stell Dir vor, sie würden wirklich aus Deinem Leben verschwinden, jetzt gleich, sofort. Sie leben tatsächlich bei Deinen Eltern, der Alltag mit ihnen ist vorbei – was fühlst Du in diesem Moment?
    Erleichterung, Unbehagen, Ablehnung, Trauer, Aufbegehren?


    Da es für ein Kind immer schwierig ist, von seinen Eltern getrennt zu werden, werde ich jetzt erst einmal versuchen, Dir neben dem, was ich weiter oben geschrieben habe, noch einige „handfestere“ Gedanken zu vermitteln, was mögliche Schritte für Dich sein könnten, wenn Du spürst: Eigentlich will ich meine Kinder doch behalten.


    Du schreibst, dass Du vor allem psychisch an Deine Grenzen kommst und körperlich erschöpft bist.
    Hast Du die Möglichkeit, Aufgaben aus Deinem Alltag an andere zu übertragen?
    Gibt es Verwandte oder Freunde, die Dich in bestimmten Bereichen unterstützen könnten?...

  • ... Besteht die Möglichkeit, dass Deine Kinder stundenweise bei Deiner Mutter oder bei ihrem Vater sind, können sie vielleicht von diesen Bezugspersonen direkt von Schule und/oder Kindergarten abgeholt werden?
    Vielleicht gibt es auch Abläufe, die sich komplett in die Verantwortung anderer übergeben lassen (z.B. Hausaufgabenbetreuung), damit Du den Kopf frei bekommst für die Dinge, die nicht delegierbar sind?


    Welche Situationen fallen Dir im Zusammenleben mit Deinen Kindern besonders schwer? Oft hilft es, sich im Vorfeld ein ungefähres Muster zu überlegen, wie Du einen bestimmten Ablauf über die Bühne bekommen möchtest. Du benötigst zwar anfangs etwas mehr Energie, um ein festes Ritual zu initiieren, hat es aber erst einmal Fuß gefasst, hat es den Vorteil, dass Du in der Situation selbst nicht lange überlegen musst, wie Du jetzt weiter vorgehen möchtest.
    Das lässt natürlich trotzdem Platz für Ausnahmen und „Heute mal anders“ – bist Du aber gerade physisch oder psychisch am Limit, kann Dir ein Gerüst helfen, keine Energien mehr für’s „so oder so“ zu verschwenden, sondern es führt Dich einigermaßen überschaubar zum angestrebten Ergebnis.


    Behalte im Hinterkopf, dass Du alles, was Du jetzt abgibst, irgendwann auch wieder an Dich nehmen kannst.
    Nur weil sich ab sofort die Oma darum kümmert, dass Dein Kind aus dem Kindergarten abgeholt wird, heißt das nicht, dass Du diese Aufgabe nicht irgendwann wieder übernehmen kannst, wenn Du Dich dazu bereit fühlst.


    Es geht jetzt zunächst nur darum, euren Alltag so zu entzerren, dass Du nicht mehr das Gefühl hast, Du funktionierst gerade nur noch so unter einer erdrückenden Last von Verantwortung und Erwartung, aber Deine Liebe für Deine Kinder (und vielleicht auch für Dich selbst) bleibt dabei auf der Strecke.


    Und natürlich soll hier auch noch Raum sein für die Gegenfrage:
    Was macht Dir Spass mit Deinen Kindern? Was kannst Du genießen, in welchen Situationen spürst Du Deine Zuneigung zu ihnen?
    Und ist es möglich, solche Situationen – auch ein bisschen rücksichtslos, wenn’s sein muss – in euren Alltag verstärkt aufzubauen?


    Wenn Du auf meine Frage weiter oben für Dich zu dem Schluss kommst, dass Du hier und jetzt und an dieser Stelle nicht mehr in der Lage bist, die Verantwortung für Deine Kinder übernehmen zu wollen oder zu können, dann würde ich Dir empfehlen, zweigleisig zu fahren:


    Such Dir möglichst schnell fachkompetente Beratung, z.B. bei einer Erziehungsberatungsstelle. Schildere dort Deine derzeitige Situation mit der Bitte um möglichst tatkräftige Unterstützung. Es gibt durchaus Möglichkeiten, Dir Hilfe von außen direkt und unmittelbar für Deine Familie zu holen.


    Sprich zeitgleich mit Deinen Eltern, wenn es sie sein sollen, denen Du Deine Kinder anvertrauen möchtest. Vielleicht gibt es zunächst die Möglichkeit, dass Deine Kinder tageweise bei ihnen sind?


    Ich hoffe sehr, dass meine Gedanken für Dich einigermaßen nachvollziehbar und umsetzbar sind, und nicht völlig über Deine tatsächliche Situation hinausschießen. Wenn Du zu dem ein oder anderen Aspekt etwas genauere Informationen benötigst, dann kannst Du Dich gerne hier oder über eine PN bei mir melden.


    Alles Gute wünsch’ ich Dir.