Die Geburt verarbeiten, nicht schlimm und trotzdem blitzt es manchmal auf

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  • Hallo,


    vielleicht erinnert sich noch jemand.


    Ich war letztes Jahr im Oktober mit dem Lämmchen über zwei Wochen über dem Termin.
    Ich fühlte mich gut, hatte zu meinem Kind eine gute Verbindung, Vertrauen.
    Natürlich war da der Druck das die Eileitung im Raum stand, ich wollte aber nicht einleiten lassen solange es der Kleinen gutging und habe mich lange durchgesetzt.


    Dann gingen endlich, sehr sanft und harmonisch, die Wehen los. Es zeichnete.


    Waren überhaupt nicht schlimm, aber ich merkte wie sich alles öffnete.


    Nachts gingen sie los, am nächsten Tag gegen Mittag hatte ich einen Termin zum CTG im KH, da meine Ärztin leider im Urlaub war.
    Im Nachhinein, hätte ich mal auf mein Gefühl gehört und wäre nicht gegangen.


    Beim CTG war alles soweit in Ordnung, die Wehen allerdings noch mit großen Abständen, sodass ich ohne weiteres nach Hause gedurft hätte. Die Hebamme war sehr zufrieden und meinte noch, raus kommen sie alle, nur alle unterschiedlich schnell.




    Tja, und dann kam die Ärztin.
    Diese meinte, da ich so lange über Termin bin, muss sie Ultraschall machen.
    Sie bequatschte mich, irgendwann mit Verstärkung einer zweiten Ärztin, so lange bis ich zustimmte.


    Die Hebamme schüttelte hinter den Ärztinnen nur mit dem Kopf, ich denke sie wusste was jetzt passiert, dabei hatte sie zur Ruhe geraten und das Kind kommt doch schon und jetzt abwarten.





    Beim Ultraschall wurde zuwenig Fruchtwasser festgestellt(im Nachhinein stellte man fest, die Fruchtblase hatte schon einen Riss) , Geburt war aber im Gange.


    Die Ärztin erzählte mir tausend Horroszenarien, das Kind könnte sterben, ist zu groß, alles mögliche, und verlangte dann eine Untersuchung, sonst übernehme sie keine Verantwortung.


    In der Zwischenzeit waren die Wehen weg, ich habe es mit der Angst bekommen, war aus dem inneren Gleichgewicht.



    So ließ ich mich also untersuchen, wobei die Ärztin ohne zu fragen, mir den Muttermund dehnte und reizte(sie nannte das hinterher "ärgern damit es schneller geht"). Ich bekomme diesen Moment immer noch nicht aus dem Kopf, es war schmerzhaft und ich wollte das nicht, ich wollte meine Geburt "wiederhaben", versteht ihr?


    Beim Rausgehen sagte sie mir, ich müsse mich am selben Tag noch wieder zur Einleitung melden, wenn dem Kind sonst was passiert ist das unsere Verantwortung.


    Draußen stürzte ich meinem Mann in die Arme, Tränen in den Augen, im Auto weinte ich und weinte und weinte.


    Es war so harmonisch und schön gewesen und jetzt das.
    Was wenn der Kleinen was passiert? Dieses durch die Ärztin dramatisierte Risiko konnten wir doch nicht auf uns nehmen.
    Ich war fertig.


    Wir meldeten uns dann später im KH , dort gingen die Wehen erneut weg.
    Es wurde also eingeleitet, mit Gel. Und der Muttermund wieder geärgert. (Sie nannten das aber keine Einleitung, nur den Muttermund stimulieren.)
    Und dann mit dem Tropfer noch mehr eingeleitet(0etwas unterstützt) weil das Gel zu langsam war.
    Dann wurden die Wehen zu heftig, dann wurde mit dem Tropfer am anderen Arm wieder gedrosselt.
    Das Baby bekam grünes Fruchtwasser von dem Streß. Dann musste es natürlich noch schneller gehen.


    Ich bekam ne PDA weil die Schmerzen nicht auszuhalten waren. Es war zwischenzeitlich, bevor die Wehen wieder gedrosselt wurden, ein heftiger Wehensturm ohne Pausen.


    Am Ende wollten sie noch Blut aus dem Kopf der Kleinen nehmen, das wollte ich auf keinen Fall.
    Durch die PDA konnte ich mich nicht so bewegen wie ich wollte und deshalb nicht wie ich es wollte gebären, nicht umherlaufen.


    Naja.





    Mit der Hebamme die dabei war, herrschte Harmonie, und die Geburtssituation an sich war ja nicht wirklich schlimm.
    Dem Baby ging es gut, und ich hab es auch unbeschadet überstanden. Die Ärzte waren nett, eigentlich.



    Aber ich fühle mich jetzt, nach Monaten wo man schon lange mit niemandem mehr darüber sprechen kann, beraubt.



    Ich weiß das es hätte so schön werden können.


    Es lief so gut. Baby und ich, wir haben den Anfang so gut hingekriegt.



    Und dann wurde das irgendwie alles..... kaputtgemacht.


    Versteht das jemand?




    Sollte ich jemals nochmal ein Kind bekommen, dann wohl allein zuhause oder so.


    Ich hätte das gekonnt, allein und viel sanfter für mein Kind.





    Ich versteh nicht, obwohl doch alles gutging, warum das immer wieder in mir aufblitzt.
    Das steckt wie ein Stachel im Fleisch.



    Danke fürs Lesen!

  • Leider kann ich nicht mehr editieren.




    Ich glaube was mich am meisten ärgert, bin ich selbst.


    Meine Bewegungslosigkeit in dieser Situation.


    Das ich das alles einfach habe mit mir machen lassen weil das muss so un die Ärzte wissen schon...obwohl ich es doch eigentlich besser weiß!!


    Aber in dieser Situation war ich irgendwie wie in Schockstarre.

  • Na, ja.


    Auch wenn es objektiv nicht schlimm war, war ja auf jeden Fall nicht so sehr viel selbstbestimmt.
    Alleine schon der Eingriff der Ärztin ohne vorherige Absprache ist ein Unding.


    Leider weiß ich auch nicht, wie man das besser verarbeiten kann.
    Und wahrscheinlich finde ich auch nicht unbedingt die richtigen Worte für dich.
    (Ich bin einfach nicht gut in sowas)


    Generell finde ich es aber erschreckend, dass fast keine Frau ohne solche Eingriffe entbinden darf.
    Zumindest kenne ich keine Mutter, wo nicht zumindest der Muttermund "geärgert" wurde.


    Alles Gute für dich.
    Brina

  • #knuddel


    Ich kann Dich so gut verstehen!


    Wir hatten ähnlich entwürdigende Szenen, die letztendlich mit KS und Trauma beim Kind endeten. Damit will ich Dein Erlebnis nicht kleinreden, im Gegenteil. Denn die entwürdigenden Mechanismen, die letztendlich dazu geführt haben, waren die selben.
    Druck durch Ärzte, Stochern im Muttermund ohne Vorwarnung, ich verlor das Gefühl und den Kontakt zu meinem Kind.


    Ich habe unsere Geschichte einmal veröffentlicht im Zusammenhang mit den aus dem KH-Aufenthalt entstandenen Stillschwierigkeiten. Das hat mir viel Last von den Schultern genommen und meiner Wut Raum gegeben.


    Jahre später habe ich mir meine Akte aus dem KH geholt (nur die für mich wichtigsten Dinge, es waren 40 Seiten!) und mit einer Hebamme/Heilpraktikerin in insgesamt 4 Stunden besprochen.
    Das hat geholfen, Frieden für mich zu finden.

  • Ich kann dich sehr gut verstehen.
    Ich habe meine Tochter unter der extremSituation mit Diagnose hellp Syndrom spontan entbunden.
    Ich habe immer gesagt, wie glücklich ich war, dass es spontan ging und dass die Ärzte alles ganz toll gemacht haben.
    Und neulich bin ich in tränen ausgebrochen. Es war mit einem mal alles so präsent, ich bin jetzt wieder schwanger und hab mich mental auf mein Hebammengespräch vorbereitet.
    Im nachhinein find ich die Geburt sehr... schrecklich will ich nicht sagen, aber unschön.
    Beim sprengen der blase wurde mein muttermund auf das gemeinste gedehnt, ich habe geschrien vor schmerzen, aber dass war nix gegen die schmerzen, als es hieß, mumu ist offen pressen.
    Hab ich zweimal gemacht, beim dritten mal hab ich so geschrien, dass meine Hebamme noch mal den Befund überprüft hat (vorher hatte die Ärztin geschaut).
    Es waren sechs Zentimeter!
    Als es dann später nochmal hieß, alles offen und ich überhaupt keinen Druck, nix gespürt habe, bin ich so in Panik verfallen, dass mir aus angst vor Geburtsstillstand ein Hammer Schmerzmittel verpasst wurde.
    Und was soll ich sagen, 10 Minuten später ist die kleine in den Geburtskanal gerutscht, und alles lief super.
    naja, ich war doch dass Medikament so zugedröhnt, dass ich manchmal das atmen beim pressen vergessen habe, aber was solls...
    Am meisten ärgert mich, dass man meine Kompetenz so angezweifelt hat (sie müssen doch, merken sie denn nicht...).
    Dass passiert mir nicht nochmal.
    Wegen dem hellp traue ich mir keine Hausgeburt zu, aber ich habe diesmal eine sehr erfahrene Hebamme bei mir.
    Und ich weiß, was ich will und wie sich was anfühlt.
    Du hattest eine Geburt, die dir grundlos versaut wurde.
    dass bei zu wenig fruchtwasser keiner auf die Idee gekommen ist, dasaß deine blase gesprungen ist, ist ja super.
    Ja, es hätte bestimmt anders werden können.
    Und es ist traurig, dass es nicht so ist.
    Ich kann immer noch sagen, ohne hellp wäre es anders gekommen, aber ob es so ist, weiß ich nicht.

    Die meisten Edits wegen der Autokorrektur vom Smartphone #pfeif

  • Muttermund "ärgern" ohne jegliche Info und Frage, all solche Sachen sind schlimm. Das ist so grenzverletzend und respektlos. Mensch, ich weiß nicht, bin ich noch so sensibel, ich könnte um jede einzelne von uns Frauen weinen und schreien, die so beraubt wurde. Ich werd so wütend, wenn ich so etwas lese und versteh deine Gefühle sehr gut und ich finde auch nicht, dass es mit "es geht uns ja gut" getan ist. Also, du darfst das alles absolut blöd finden, denke ich. Es ist auch völlig egal, wie lange die Geburt her ist. Hier bei uns wüsste ich eine Anlaufstelle, wo ich so etwas besprechen und bearbeiten könnte. Vielleicht gibt es das bei dir auch? AWO oder so?

    #herzen Meine Jungs J.E. 09/08 und S.E. 06/12

  • Den Muttermund "ärgern"... #sauer


    Tortellini, ich habe für mich den Geburtsverlaufsbericht angefordert und bin diesen mit einer Hebamme Stück für Stück durchgegangen, um zu begreifen, was da überhaupt mit uns geschehen ist. Das hat mir sehr geholfen.


    Im Übrigen hast du meinen größten Respekt, dass du in dieser Situation die Blutuntersuchung des Babies verweigert hast; so viel Umsicht hatte ich nämlich nicht und wusste auch vorher nicht, dass es so einen Eingriff überhaupt gibt.


    Ach Mensch, es tut mir so leid. #knuddel

  • Bei mir haben sie das auch gemacht mit dem Muttermund, es tat sauweh und danach waren die Wehen weg und kamen dann nachts zu heftig wieder (ich hatte am Anfang auch das Gefühl, wenn sie mich einfach hätten machen lassen und nicht 10 verschiedene Leute an mir rumgezerrt und gefummelt hätten, wäre es vielleicht kein KS geworden). Die Blutuntersuchung wollten sie auch machen, als ich abgelehnt habe, haben sie quasi dichtgemacht und wollten nur noch einen KS (haben mir ab dem Zeitpunkt bei den Wehen auch nicht mehr geholfen, sondern nur noch auf mich eingeredet...).


    Im Nachhinein hilft die Wut über soviel Unprofessionalität der "Fachleute", weil ich mittlerweile weiß, dass diese Methode
    1. veraltet und
    2. meistens nicht bewirkt
    3. außer, dass halt die Wehen weg sind oder weniger werden.


    Wer behauptet, dass das funktioniert, dem kann ich viele Berichte im I-Net und einige im Real Life entgegenhalten, dass das Unfug ist.


    Es tut mir sehr leid, was sie dir angetan haben. Es ist nicht deine Schuld, das musst du dir immer wieder sagen. Es war die Unprofessionalität der Mediziner, die scheinbar in D sehr verbreitet ist und immer schlimmer wird.


    Lass dich mal #knuddel .

  • Weißt du, mein Schatz ist nun über ein Jahr und ich habe die Geburt immer noch nicht ganz verarbeitet.
    Ich meine, ich könnte uns glücklich schätzen, schließlich waren Mutter und Kind wohlauf. #pinch
    Naja, vom medizinischen Standpunkt hätte es wohl nicht besser laufen können, aber menschlich hätte es nicht schlimmer sein können. Da hätte ich lieber mit einem Roboter entbunden.


    Was ich damit sagen will: Nur weil es schon so lange her ist, muss das nicht heißen, dass es nicht mehr aktuell ist. Eine Geburt ist ein Moment, an dem frau im wahrsten Sinne des Wortes die Hosen runterlässt und am empfindlichsten ist. Wenn dann etwas passiert, was nicht willkommen ist, trifft das natürlich stärker als zu jedem anderem Zeitpunkt.
    Nimm dir deine Zeit, das nun genau so, wie du es möchtest zu verarbeiten und lass dir da nichts reinreden. Wenn du erst jetzt damit anfängst, ist das auch in Ordnung. Ich habe vier Monate lang nicht über die Geburt reden können, was über die "harten Fakten" hinausging.

    Ich hänge mich erst auf, wenn alle Stricke reißen!

    Einmal editiert, zuletzt von Njnia ()

  • Da muss ich mal gerade nachfragen: das ist doch die Eipollösung, oder? Das wurde bei mir wohl bei beiden Geburten gemacht, in völlig gegensätzlicher Art und Weise und ich hätte nun gesagt, dass das zumindest bei mir etwas zu bringen scheint.

    #herzen Meine Jungs J.E. 09/08 und S.E. 06/12

  • Bei mir war das keine Eipollösung.


    Bei mir war das "Mit wievielen Fingern kann man das wohl mit Gewalt wieweit aufdehnen?"


    Sagte sie danach auch stolz, der Muttermund wäre, von vorher drei kurzzeitig auf 5 cm gewesen.


    So traurig es ist, es tut gut nicht allein mit den Empfindungen dazustehen.

  • Bei einigen Frauen scheint es was zu bringen, aber halt nicht bei allen. Bei mir hieß es auch "haben wir immer schon so gemacht" und "das hat bislang immer gewirkt", was ich jetzt, nachdem ich die ganzen Berichte gelesen hab, nicht mehr glaube. Aus medizinischer Sicht soll diese Methode schwachsinnig sein,wurde mir von einer Medizinerin hier im Forum gesagt. #weissnicht




    Man sollte wenigstens den Frauen sagen, dass es nicht einfach nur "ärgern" ist, sondern auch richtig schweineweh tun kann. Dann ist man wenigstens richtig drauf vorbereitet.


    Edit: Ja, genau, es war die Methode, "der Muttermund ist zwar schön weich, Wehen schön gleichmäßig, aber trotzdem mal sehen, wieviel cm wir hinkriegen".

    Einmal editiert, zuletzt von SimonsCat ()

  • Ich fand das Entwürdigende schlimmer als die Schmerzen.


    Man wird quasi entmündigt.
    Nicht"Darf ich untersuchen?" oder "Ich würde gerne untersuchen" sondern "Legen sie sich mal hin ich untersuche!"


    Dann auch das Aufdehnen ohne zu fragen.


    Und einfach diese ganze Stimmung.
    Man ist wie in einer Maschinerie gefangen, und es wird gesagt was als Nächstes passiert.


    In den Presswehen wollten sie, weil ich gestöhnt habe, unbedingt nochmal die PDA aufdrehen, das wollte ich nicht weil meine Beine taub waren und ich dann Angst hatte nicht mehr pressen zu können(dann wärs vielleicht ne Zangengeburt geworden oder so).
    Da musste ich mich lautstark zur Wehr setzen.
    Und ich bin überzeugt, das war alles gar nicht böse gemeint.
    Es soll eben schnelle gehen für die Frauen, und man macht das so und "will nur helfen".

  • Liebe Tortellini,


    ich kann dich sehr gut verstehen, obwohl ich solche oder ähnliche Eingriffe glücklicherweise gar nicht über mich entgehen lassen musste. Ich habe zu Hause mit einer tollen Hebamme entbunden und war vorher auch nur zweimal bei einer Ärztin (das letzte Mal in der 20. SSW).
    Aber eben weil die Geburt so schön verlaufen ist, kann ich zumindest in Ansätzen nachfühlen, wie es sein muss, wenn einem dieses Erlebnis genommen wurde! Dieses Ausgeliefertsein, dieses Technisierte... das ist furchtbar! Und ich möchte mich einer Vorschreiberin anschließen: Es ist ein Unding, dass den wenigsten Frauen die Möglichkeit gegeben wird, in ihrem eigenen Tempo und auf ihre eigene Art zu entbinden.
    Es sollte meine Meinung nach immer so sein, dass meine ein oder zwei Fachpersonen dabei hat, die dich in dem individuellen Geburtsverlauf UNTERSTÜTZEN und denen man soweit vertraut, dass sie nur eingreifen, wenn es wirklich nötig ist. Und ich denke, dass das in Krankenhäusern selten gegeben ist.Das finde ich sehr traurig.


    Ich finde aber, dass es überhaupt keinen Grund gibt, dass du dich selbst verurteilst oder sauer auf dich bist. In einer solchen Situation ist man dem Fachpersonal ziemlich ausgeliefert. Man will doch das Beste für sein Kind und hat selbst am meisten Angst, dass irgendetwas nicht stimmt. Und wenn einem dann jemand solche Horrorszenarien zeichnet ist es unglaublich schwer, sich dagegen zu wehren und den Weg weiterzugehen, den man eigentlich möchte. Ich denke auch, dass die einzige Möglichkeit ist, um dem zu entgehen, zu Hause zu entbinden. Nach meiner Erfahrung muss das aber nicht allein geschehen: Wenn du eine tolle Hebamme findest (und es gibt schon einige ganz tolle ;) ), dann kannst du auch eine wunderschöne Geburt erleben ohne das in irgendeiner Form eingegriffen wird (auch ohne "Muttermund ärgern"!)


    Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass du irgendwann Frieden schließen kannst mit dieser Geburt!

  • Eigentlich lese ich keine Geburtsberichte, weil ich das nicht so gut abkann, aber manchmal lese ich eben doch mal einen und das was ich bei dir lese, macht mich einfach nur wütend auf deine ärztin. In eine Geburt, die ganz von allein so toll losgegangen ist so rumzumanipulieren, dazu fällt mir nichts mehr ein. Aufgrund von Gestose bei allen 3 Schwangerschaften waren meine Geburten zwar "spontan", aber voller medizinischer Eingriffe und meine ersten beiden Geburten waren einfach nur schrecklich und ich habe viele Verletzungen davon getragen. Ich kenn das also, diese schrecklichen Schmerzen, die Entwürdigung, das Hadern mit der Geburt auch wenn sie schone eine Weile zurückliegt. Bei meiner zweiten Geburt stimmte aber zumindest der Umgang mit mir, der Arzt fragte immer, ob er dieses oder jenes Untersuchen oder machen kann, solche Ärzte gibts auch.


    Also ich kann nachfühlen wie es dir geht, dass dich deine Geburt beschäftig ist kein Wunder bei den Erfahrungen, die du da durchmachen mußtest.


    Ja genau, dann soll man auch noch dankbar sein, denn Mama und Kind haben ja überlebt und das wie spielt keine Rolle. Doch das tut es, das Wie ist sehr wichtig. Die Ärzte, das Krankenhaus, die müssen sich absichern, die dürfen kein Risiko eingehen, weil dann sie ja schuld.. Ja es kann sein, dass dieses oder jenes hätte passieren können. Aber das kann es leider bei jeder Geburt. Natürlich macht man mit, was die Ärzte sagen aus Angst ums Wohl ums Kind. Aber ob diese Angstmache in allen Fällen auch nötig ist, wage ich zu bezweifeln.


    Was ich mir wünsche ist, dass auch bei den Ärzten ankommt, dass jeder Eingriff in den Geburtsverlauf genau abgewogen werden muß, denn diese Eingriffe können überhaupt erst zu Komplikationen wie Wehenschwäche, Geburststillstand, Zange/Saugglocke oder gar KS führen. Diese Eingriffe in den Geburtsverlauf werden aber meiner Meinung nach oft viel zu leichtfertig unternommen. Das Wohl, das Seelenheil der Frauen, die Vermeidung von Geburtsverletzungen, all das spielt kaum eine Rolle. Hauptsache Kind ist draußen, mit der Geburt und Geburtsverletzungen soll sich die Frau mal nicht so anstellen, ist doch alles normal, da muß die Frau durch #sauer .

    Liebe Grüße, Lillian

    "Okay Hazel Grace?"


  • Oh Mann... :(

  • Ich finde das ganz normal, so ein Erlebnis nach ein paar Monaten noch nicht verarbeitet zu haben und sich damit nicht versöhnen zu können. Sie haben Dir und Deinem Kind einfach die Geburt, wie sie hätte sein können, unwiderruflich genommen, und das ohne echte Not. Damit kann man schwer seinen Frieden machen.


    Bei mir war es beim ersten Kind ähnlich, nur vielleicht noch undramatischer als bei Dir. Eine schnelle Spontangeburt, keine großen Komplikationen. Aber mein Sohn war sechs Wochen zu früh dran, statt zuhause landeten wir in der Uniklinik, und dort wurde ich von vorne bis hinten - nicht von der Hebamme, aber von den Ärztinnen und Schwestern - nicht ernst genommen und fühlte mich entmündigt. Das fing damit an, dass ich Wehenhemmer bekommen hatte, damit die Lungenreifung wirken konnte, und mir keiner glauben wollte, dass unmittelbar nach dem Absetzen des Wehenhemmers die Geburt wieder losging. Alle meinten, das seien nur Übungswehen, obwohl ich schon schrie. Dann platzte die Fruchtblase, und keiner wollte mir glauben, dass der Kopf schon längst fest im Becken saß. Ich konnte die Wehen in Rückenlage nicht ertragen, aber alle wollten mich auf den Rücken zwingen, bis die Ärztin mich untersucht hatte wegen Nabelschnurvorfall. Dann wollte man mich nicht in den Kreißsaal lassen, weil ich Erstgebärende war und alle dachten, das dauert noch hundert Jahre; ich hatte aber ein Zweibettzimmer, es war zehn Uhr abends, ich schrie mich alle fünf Minuten durch eine Wehe und fand das für mich und meine Zimmernachbarin eine Zumutung. (Das Kind kam übrigens um ein Uhr morgens.) Dann wollte man mir eine PDA aufdrängen, die ich zwar ablehnte, aber die Ärztinnen fanden mich dann auch selber schuld. Dann sollte ich pressen, obwohl noch gar kein Pressdrang da war. Dann ging es mit der Austreibung nicht so schnell und die Oberärztin quatschte auf mich ein, ich solle mir mehr Mühe geben und mal an mein Kind denken. Die Position wurde mir sowieso an jedem Punkt vorgegeben (aber wenigstens nicht Käferstellung). Und nach der Geburt war mein Kind natürlich gleich weg auf der Frühchenstation, und das Stillen hat man uns auch schwer gemacht, weil alle fanden, ich solle mich nicht so anstellen und die Flasche geben.


    Ich habe über sechs Jahre gebraucht, um mich damit auszusöhnen. Als ich zwei Jahre später meine Tochter in einer schnellen, schönen und selbstbestimmten Geburt bekam, begriff ich erst so richtig, was man uns genommen hatte. Als ich mit dem dritten Kind schwanger war, merkte ich, dass die Bitterkeit immer noch ganz stark war. Erst nach der dritten Geburt, die sehr schmerzhaft, anstrengend, aber auch sehr, sehr harmonisch war, ist es langsam verblasst und ich kann es jetzt so nehmen, wie es war.


    Ich kenne auch dieses Ausgeliefertsein. Man kann sich in dieser Situation einfach nicht so wehren, wie man es normalerweise täte; man ist ja eigentlich darauf konzentriert, sein Kind zur Welt zu bringen. Es fehlt völlig die Energie und der Freiraum, sich mit blöden Ärztinnen auseinanderzusetzen, vor allem, wenn man so überrumpelt wird.


    Es wird einfach viel Zeit brauchen, um darüber hinwegzukommen. Das ist völlig normal. #knuddel

    Johanna
    mit La (#male 02/2004), Lu (#female 03/2006) und Z (#female 29.04.2010)

  • ich kann dich verstehen..bei mir wurde auch eingeleitet,da bllasensprung,aber keine wehen..
    erst nach einem gespräch mit ne bekannten die nicht einleiten ließ ,und sich gegen die entsch.der ärzte wehrt,dachte ich mir,und du hast wieder alles mit dir machen lassen,von einlauf bis gel einleitung..naja..
    trozdem fand ich die geburt wunderbar,trotz der enormen schmerzen durch die einleitung.erst hatte ich eine hebamme die mich nicht baden ließ,dann war aber wechsel,ich hatte eine ganz liebe junge hebamme,da durfte ich dann gleich in die gebährwanne..eine wunderbare wassergeburt..aber die wehen kamen von jetzt auf gleich,und von null auf 100,nur drei stunden,er war da,aber irgentwie zu schnell..ich lief tagsüber auslaufend umher,keine eigenen wehen..;O( war beim ersten auch schon so...ich denke auch ständig an die geburt..weiß auch nicht.ich möchte abe rauf alle fälle noch ein drittes..und wieder in dei gebährwanne,hätte gern mal eigene wehen,aber anscheinend bekomme ich die nicht,gibt es das überhaupt?

  • Ich habe ja auch ein Oktoberkind, und je näher der erste Geburtstag rückt, desto öfter denke ich an unsere ca. 12 Stunden im Kreißsaal.


    Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass dir vor allem die Entmündigung und Erniedrigung durch die Ärztinnen immernoch zu schaffen machen. Das ist bei mir ganz ähnlich. Schon vorher hatte ich eigentlich keine Angst vor der Geburt an sich, aber um so mehr davor, mich in die Hände von Ärzten und Klinikpersonal zu begeben. Und genau das doofe Gefühl hat sich bestätigt: Rumstochern am Muttermund durch die erste Hebamme, die mir auch direkt die PDA aufschwatzte, ("Sie sind ganz verkrampft, jetzt nehmen Sie die mal... und dann versuchen Sie mal ein Bisschen zu schlafen"), gleich noch den Wehentropf an den bereits gelegten Zugang anhing ohne groß zu fragen und dann alle halbe Stunde mal reinkam und den Tropf und das Dauer-CTG kontrollierte.


    Am Schlimmsten waren die Ärztinnen - als der Kleine endlich da war wurde mir ohne mich eines Blickes zu würdigen und ohne weiteren Kommentar Oxytocin in den Zugang gespritzt. Ich hatte keine Ruhe mein Baby richtig willkommenzuheißen, weil ich höllisch aufpassen musste, was die da mit mir tun, mein Scheidenriss wurde ohne große Ankündigung genäht (ich hatte richtig Panik, zum Glück hab ich durch die PDA nichts davon gespürt. Die Narbe schmerzt heut noch beim GV - eben alles so schnell wie möglich abgefertigt), dass mein Kind Vitamin K bekommen hatte, konnte ich Tage später im Untersuchungsheft nachlesen - gesagt, geschweige denn gefragt hat da keiner was.
    Nach 2 Tagen bin ich dann nach Hause, da auch auf Station die Betreuung eher dürftig war - einmal wollte eine Nachtschwester uns das Stillen beibringen (vorher kamen sie schon mit Fläschchen und machten mir Angst, das Kind hungere, weil mein Milcheinschuss noch nicht da war) und presste den kleinen Mann so brutal an die Brust, dass ich dachte, der will da nie wieder dran.


    Deshalb hab ich mir geschworen: wenns irgendwie möglich ist, dann findet die nächste Geburt im Geburtshaus oder im trauten Heim statt - mit meiner vertrauten Hebamme, zu der ich vorher ein Vertrauensverhältnis aufbauen will.




    Sorry, das hier sollte eigentlich kein eigener Geburtsbericht werden... ich hab wohl auch noch viel aufzuarbeiten. (Noch gestern dachte ich mir, uns sagte es auch zu meinem Sohn: "Am liebsten würde ich dich nochmal gebähren." Es wieder gut machen, das erste Kennenlernen...)




    Wollte nur sagen: Du bist nicht allein, ich versteh das gut. #knuddel Gut, dass wir uns hier austauschen können.


    Hast du denn bei deinen älteren Kindern bessere Geburtserfahrungen machen können?

    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)

    Einmal editiert, zuletzt von bärin ()